11.09.2011, 16 Uhr Estadio Komunale Tijarafe
UD Tijarafe und UD „Los Sauces“ sind zwei von acht palmerischen Vertretern in der Staffel 12 der spanischen Tercera Division. Die Übersetzung für die Tercera Division könnte bei deutschen Lesern die Vermutung aufkommen lassen, es handele sich hierbei um ein Spiel der dritten Liga. Allerdings ist in Spanien der zweiten und der Tercera Division noch eine Zweite Liga B zwischengeschaltet, sodas dieses Inselderby mit einem deutschen Viertligaspiel vergleichbar wäre. Allerdings muss ich bereits zu Beginn meiner Ausführungen festhalten, dass die von Arminia am letzten Wochenende gezeigten Leistungen gegen den 1. FC Germania Egestorf bereits ausgereicht hätten, um gegen diese Gegner erfolgreich bestehen zu können. In den letzten Saisons war der UD Tijarafe nach Saisonschluss meist im ersten Drittel der Tabelle wiederzufinden. Doch nach drei Spieltagen finden sich die „Diabolos“ mit nur einem Punkt auf dem zweitletzten Platz der Tabelle wieder. Die Bezeichnung Diabolos=Teufel steht im
direkten Zusammenhang mit einem Volksfest in dem westlich auf dem Kanaren-Eiland gelegenen Tijarafe, welches jährlich am 07. September gefeiert wird und in dem ein Teufel mit viel Tamtam und Feuerwerk durch die Gassen des 2000 Einwohner umfassenden Ortes getrieben wird.
Viel besser als die Westpalmerer stehen die auf der Nordseite von La Palma beheimateten Aufsteiger des UD San Andres y Sauces auch nicht da und so trennten beide Teams vorm Anpfiff lediglich zwei Punkte und Tabellenplätze. Kurz vor Beginn dieser Partie streikten die Akkus meiner Kamera. Aufgrund eines Zufalls hatte ich am Stadioneingang mit Georg Barth einen deutschen Auswanderer kennengelernt, der dankenswerter Weise noch vor dem Anpfiff zu seiner Finca fuhr und mir neue Batterien besorgte, um so meinen Fauxpas auszubügeln. Der deutsche Dissident lebt seit 2005 auf der von deutschen und schweizer Aussteigern geschätzten Insel. Er bewohnt einen liebevoll ausgebauten Ziegenstall mit eigenem Quellwasseranschluss und Schilfkläranlage. Zwei Jahre arbeitete er als Verwalter auf der vom Greenpeace Mitbegründer Helmut Westolek gegründeten Finca oberhalb des Ortsteils Los Jesus. Westolek veräußerte das bei den Urlaubern beliebte Domizil, um ein Bauherrenprojekt in Berlin zu finanzieren. Nur
Georgs Ziegenstall ist weiterhin im Besitz dieses Umweltaktivisten der ersten Stunde.
Aufgrund seines freundlichen und hilfsbereiten Wesens ist der gebürtige Saarländer Barth auch bei den Einheimischen sehr beliebt und so wurde ihm bereits nach fünf Jahren die Ehrennadel des UD Tijarafe verliehen. Georg, der von den Spaniern nur Jorge gerufen wird, bezeichnet sich mittlerweile als Palmero. Nach fünf Jahren fühlt er sich laut eigener Angaben bereits mehr auf La Palma zuhause als in seiner alten Heimat. Im Saarland spielte er in den sechziger Jahren mehrere Saisons als Torwart in der höchsten Landesklasse und war, trotz seiner geringen Körpergröße, bei Saar 05 auch als Ersatz für den nach Braunschweig gewechselten - späteren Nationaltorwart - Bernd Franke im Gespräch.
Das Spiel der Tercera Division verfolgten geschätzte 250 Besucher, die die Gäste aus dem Norden der Insel mit herzlichem Applaus empfingen. Eine schöne Geste! Nur bei Lokalderbys gegen die ebenfalls in der Tercera Division spielenden Mannschaft von Victoria Tazacorte muss gewöhnlich die Guardia Civil in Tijarafe Präsenz zeigen, da sonst handgreifliche Ausschreitungen möglich seien, berichtete Barth. Aus Los Sauces waren - zumindest stimmlich – keine Unterstützer mitgereist, obwohl die beiden Ortschaften nur ca. 50 km oder eineinhalb Autostunden trennen. Der Beginn dieses Spiels war von einer auf beiden Seiten lähmenden Taktik geprägt und so konnte ich erst in der 27. Spielminute die erste zwingende Aktion dieses Spiels auf meinem Notizblock festhalten. Tijarafes Nr. 4 hatte einen Appraller des Keepers aus Los Sauces auf Höhe des rechten 16 Meterraumes gekonnt aufgenommen, der platzierte und stramm geschossene Linksschuss konnte vom Keeper allerdings durch eine Glanzparade
entschärft werden. Nur vier Minuten später stand Los Sauces Torwart erneut im Brennpunkt. Nach einem Steilpass aus Tijarafes Mittelfeld riskierte er einen Platzverweis, als er bei dem Versuch einen Ball in Höhe des Elfmeterpunktes aus dem Gefahrenbereich zu fausten, nur den Kopf von Tijarafes Mittelstürmer traf. Der fällige Strafstoßpfiff und die Rote Karte blieben dem beherzt zupackenden Torhüter unerklärlicherweise erspart. Mit zunehmendem Spielverlauf wurde die Partie von beiden Teams zunehmend rustikal geführt, wobei die Hauptinitiative vom Aufsteiger aus Los Sauces ausging. Folgerichtig bekam Los Sauces rechter Innenverteidiger nach einem rüden Foul an seinem Spielpartner aus Tijarafe in der 42. Minute die Gelbe Karte gezeigt. In der zweiten Halbzeit verflachte die Begegnung zusehens und Höhepunkte waren keine zu benennen. In der 69. Spielminute fiel dann praktisch aus dem Nichts das völlig unerwartete 1:0 für den Heimverein. Tijarafes Nr. 7 hatte sich halblinks durch das
Mittelfeld gekämpft. Beherzt versenkte er das Spielgerät aus ca. 14 Metern flach im linken unteren Eck des UD San Andres y Sauces. Nun musste das Team aus Los Sauces seine destruktive Spielweise aufgeben und drängte auf den Ausgleich. Zwangsläufig erboten sich Kontersituationen für UD Tijarafe. Eine dieser Situationen führte zehn Minuten vor dem Ende zur endgültigen Spielentscheidung. Tijarafes Mittelstürmer hatte sich gegen seinen Gegenspieler im Mittelfeld durchgesetzt und schloss seinen Alleingang mit einem überlegt angesetzten Heber ab. Dieses schön herausgespielte Tor bedeutete den Höhepunkt der Begegnung, der selbst den im blauen Polohemd gekleideten Ortsbürgermeister Tijarafes von seinem Sitz riss (siehe Foto).
Bei aller Begeisterung für den Ausgang dieser Partie bleiben doch Bedenken, das sich das Heimteam in dieser Saison gegen stärkere Gegner der Spielstaffel gut in Szene setzen wird. Allerdings ist die Saison ja noch lang und ich werde Jorges Jungs für ein erfolgreiches Abschneiden gerne die Daumen drücken. Ulf
11.01.2009, 17 Uhr, Municipal de Castalia
Nach dem Erstligsfussball am Vortag begaben wir uns zunächst in die tiefsten Niederungen der spanischen Ligen. Es ging um die Mittagszeit in den Fluss. In Valencia hat man aufgrund von Überschwemmungen den Turia umgebettet und das ehemalige Flussbett in eine Parkanlage umgemodelt. In dieser Parkanlage befinden sich zahlreiche Sportplätze und hier werden die Spiele von Jugendmannnschaften und die der unteren Ligen ausgetragen. Die Vereine müssen die Felder mieten und finanzieren dies zum Teil durch den Verkauf von Speisen und Getränken. Diese sind so günstig, dass sich ein Frühschoppen vor Ort durchaus lohnt.
Wir hatten uns im Vorfeld für eine Partie entschieden und so kamen wir in den Genuss der Begegnung CD Serrano - Athletic Barrio del Carmen. Letztere sind ein Klub von in Valencia lebenden Argentiniern, der berüchtigt ist für seine rustikale Spielweise. Davon war bis zu unserem Aufbruch nichts zu sehen, stattdessen entwickelte sich ein munteres Spiel auf ansprechendem Niveau. Bis zur 85. Minute stand es 2:1 für Barrio del Carmen, dies war auch der Zeitpunkt zu dem wir die Spielstätte verließen. Danach soll es noch hoch her gegangen sein und insgesamt endete die Partie mit 3:2 für Athletic. Da befanden wir uns schon auf dem Weg nach Castellón, einer Stadt etwa sechzig Kilometer von Valencia entfernt. Hier sollte in der zweiten Liga (Segunda) CD Castellón auf Gimnàstic Tarragona treffen. In Valencia verlor niemand ein gutes Wort über den Ort und schon bei unserer Ankunft konnten wir sehen, warum dies so war. Das Ganze machte schon einen sehr schäbigen Eindruck. Nachdem wir uns mit Eintrittskarten versorgt hatten,
gingen wir in eine der umliegenden Bars. Hier befand sich allerlei unangenehm aussehendes Volk, sodass wir alsbald unsere Plätze im Stadion aufsuchten. Schon vor dem Eingang waren Gesänge zu hören und es schien, dass die Leute hier weniger zurückhaltend waren als noch im Mestalla.
Beim Anblick der Gestalten in unserem Block wünschte man sich allerdings, sie hätten die Klappe gehalten. Neben uns befand sich ein Haufen Faschos mit der offenbar ortsüblichen Skinheadtracht, das heißt Fred Perry, Harrington und Ähnliches obenrum, dazu Trainigshose und Turnschuhe untenrum. Seltsam, aber dies war nahezu überall im zur Häfte gefüllten 18000er Stadion so. Noch merkwürdiger wurde es, als ein Ordner uns sagte, dass wir heute nichts machen sollten, weil zu viel Polizei da wäre. Haben wir dann auch gemacht. Selbiger Ordner forderte später einen St. Pauli-Fan aus Deutschland auf, seinen Schal zu verdecken und klärte ihn über eventuelle Gesundheitsrisken bei Nichtbeachtung dieses Ratschlages auf. Kurz darauf sollte der Mann noch die deutschen Hooligans loben.
Das Spiel begann und im Gegensatz zum Vortag wurde der Zweikampf nicht gescheut. Im Gegenteil, eigentlich gab es nichts anderes. Spielerische Elemente waren überhaupt nicht vorhanden. Das Ganze hatte etwas von einem antiquierten britschen Spiel, das sich irgendwie nach Spanien verirrt hatte. Immer wieder lange Bälle, die selten jemanden erreichten oder wenn es der Zufall wollte und doch ein Pass sein Ziel fand, gleich wieder verloren wurden. So ist es kein Wunder, dass Torchancen beinahe nicht vorhanden waren. Dafür hagelte es Gelbe Karten und nach einer Rudelbildung, die zur Schlägerei hätte werden können, sah einer der schwarzen Spieler Tarragonas den gelben Karton und wurde fortan auf das Übelste beschimpft. Noch vor der Pause dezimierte sich Gimnàstic, allgemein nur Nàstic genannt, selbst, weil einer der ihren den Sensenmann im Mittelfeld spielte. Nach dem Wechsel bemerkte man zunächst nichts von der Überzahl Castellóns. Das sollte sich zehn Minuten später ändern. Nach einer
Kopfballstaffette im Sechzehner gelangte der Ball an den langen Pfosten und der dort postierte Ulloa brauchte nur noch den Kopf zum Führungstreffer hinhalten (57.). Nur acht Minuten später erzielte Ulloa ebenfalls per Kopf das 2:0.
In der Zwischenzeit hatte die Polizei den Haufen neben uns aus ungeklärter Ursache deutlich verkleinert, was dazu führte, dass die Verbliebenen ihren Kram zusammenpackten. Mit ihren Gesängen standen sie auch deutlich hinter denen der anderen drei Fankurven zurück. Auf dem Rasen ging es weiter rüde zu und nach einem Zusammenprall musste der vom Publikum beschimpfte Cherfa vom Platz getragen werden. Während er bewegungslos auf der Trage lag, wurde er von den Einheimischen verspottet. Sein erzürnter Trainer sah wenig später Rot und geriet vor der Tribüne in ein Handgemenge mit Zuschauern, die von den Ordnern ferngehalten werden mussten. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Gastgeber ihren Vorsprung durchaus ausbauen können, sie taten es aber nicht und in der Schlussviertelstunde kam Nàstic noch einmal auf. Und wieder einmal zeigte das Publikum, dass es völlig daneben ist. Gästespieler Mingo wollte einwerfen und von der etwa einen Meter entfernten Bande bepöbelte ihn ein Mann im Beisein seines
etwa zehnjährigen Sohnes. Anschließend spuckte er dem Spieler ins Gesicht. Wer nun gedacht hatte, der Ordnungsdient würde eingreifen, sah sich getäuscht. Etwa fünf Minuten später gab es von einem älteren Herren eine nicht besonders nachdrückliche Ermahnung. Währenddessen spielten die Gäste unbeirrt weiter, aber mehr als der Ehrentreffer durch N´Gal in der Nachspielzeit gelang ihnen nicht mehr.
Zusammenfassend kann man sagen: wenn man mal ein Stadion sehen möchte, das fast zur Gänze mit unfreundlichen Gesellinnen und Gesellen gefüllt ist, sollte man nach Castellón fahren. Dirk
10.01.2009, 22 Uhr, Mestalla
Kaum in Valencia angekommen, musste unser kleiner Tross schon die Identitätsbeweise zücken, denn die Polizei vermutete hinter unserem Schlendern zur U-Bahn ganz andere Dinge. Welche verrieten sie uns nicht, aber die Sprachbarriere und unser amüsiertes Warten haben den Vorgang ziemlich in die Länge gezogen. Nachdem wir wieder gehen durften, führte unser Weg in die Altstadt und dort in die Kathedrale. Hier stellt der Einheimische ganz ungeniert den Heiligen Gral zur Schau. Ist ja ziemlich ärgerlich für Thrillerautoren, deren ganzes Handlungsgerüst darauf basiert den ollen Becher zu suchen. Wir haben ihn nicht gesucht, aber gefunden. Eigentliches Ziel der Spanienreise war es aber ein Spiel im Mestalla zu besuchen, denn dieses Stadion ist eines der steilsten in Europa und fällt in naher Zukunft der Abrissbirne zum Opfer.
Grund dafür sind die immensen Schulden des Valencia Club de Futbol, man munkelt etwas von 700 Millionen Euro. Da die Arena auf begehrtem Baugrund steht, hat man sich zur Trennung von der altehrwürdigen Wirkungsstätte entschlossen.
Schuldenfrei wird der Verein dadurch aber mit Sicherheit nicht und neue Verpflichtungen werden hinzukommen. Wir machten keine Schulden, sondern speisten und tranken sehr günstig, bevor wir uns auf den Weg zum Stadion machten. Und es sah tatsächlich beeindruckend aus und steil ist es definitiv, denn endlich konnte man mal sagen, dass man seinen Platz erklommen hat. Auf unseren Plätzen angekommen, konnten wir hinter uns die zirka 150 Gästefans erblicken. Diese sangen sehr viel während des Spiels, die 45000 Anhänger der Platzherren übten sich jedoch meist in Zurückhaltung. Und das trotz des verheißungsvollen Beginns. Denn bereits nach einer Spielminute köpfte Baraja den Ball zum 1:0 ins Netz. Villareal reagierte keineswegs geschockt und traf kurz darauf die Latte, nur um nach neun Minuten den zweiten Treffer hinnehmen zu müssen. David Villa, einer von sechs auf dem Rasen befindlichen Europameistern, hatte das Leder im Tor versenkt.
Doch Villareal, auch das gelbe U-Boot genannt, ließ sich nicht beirren und berannte weiter den Kasten der Gastgeber. Erneut landete das Spielgerät am Queraluminium und es schien, als würde den Gästen das Pech an den Stiefeln kleben. Praktisch mit dem Pausenpfiff dann aber doch der Anschlusstreffer und damit eine spannende Konstellation für den zweiten Durchgang. Beide Teams kombinierten wie schon in der ersten Halbeit gefällig, auch weil auf den Zweikampf eher verzichtet wurde und so kam es zu weiteren großen Möglichkeiten. Valencia traf den Pfosten und Villareal einmal mehr die Latte. In der 76. Minute konnten die Gästefans dann jubeln, denn Llorente hatte den Ausgleich erzielt. Ein Resultat, das genau zwei Minuten Bestand hatte.
Mit einem Kopfball nach einer Ecke brachte Edu die Hausherren wieder in Front. Dass dies nicht reichen würde, hat der Valencia CF einem Abwehrspieler zu verdanken, der seinem Kontrahenten im Strafraum ins Gesicht grabbelte. Dem Unparteiischen blieb keine Wahl und er zeigte auf den ominösen Punkt. Von dort vollstreckte Rossi sicher zum Endstand in einem guten Spiel. Für uns ging es dann kopfschüttelnd die Treppe hinunter. Ein solches Bauwerk müsste doch erhalten werden. Dirk
Und wieder hatte es uns im Rahmen eines Urlaubsaufenthaltes in den sonnigen Süden verschlagen. Frei nach dem Motto vier Millionen Deutsche im Jahr können sich nicht irren, (5% der Bundesbevölkerung !!), besuchten Kati und ich dieses Jahr das 16. Bundesland Mallorca-. Angekommen in Palma de Mallorca, ließen wir die Säulen deutscher Leitkultur (Schinkenstraße und Baleanario 6, auch als Ballermann bekannt) rechts liegen, um Richtung Paguera unseren Aktivurlaub zu starten. Seit einigen Jahren wird Paguera (Hochspanisch) übrigens wieder im Mallorquin Peguera genannt. Unter dem Diktator Franco war das Mallorquin offiziell verboten. Zum Glück sind auch Diktatoren sterblich und so leben die regionalen Eigenheiten auch in Spanien wieder auf (Viva Democracia!). Kein Urlaub ohne Fußball und so durfte schon vor dem Abflug nichts dem Zufall überlassen werden. Dank des Internets konnte ich unter der offiziellen Homepage von Real (www.rcdmallorca.es) die nächsten Heimpartien erfahren, dass der nächste Heimspielgegner Las Palmas sein sollte, stellte sich als Glücksfall heraus. Aber dazu später!
Der 1916 gegründete Club spielt im neu erbauten Stadion Son Moix, das mit 23.142 Sitzplätzen eine wahre High-Tech Arena darstellt. Schon beim Einlass in das Stadion wird mit Hilfe von Kartenlesegeräten die Echtheit Eintrittskarten überprüft. Auf zwei digitalen Großbildschirmen in der Süd- und Nordkurve, werden die Zuschauer ständig auf dem laufenden gehalten. Ergebnisse und Statistiken wie bewegte Bilder sind möglich. Leider wurde diese sinnvolle Einrichtung weitestgehend für Werbezecke missbraucht. Konnte man für diese Art der Kapitalbeschaffung noch Verständnis aufbringen, war der vom Verein gestellte und mit Funkmikrofon ausstaffierte Einpeitscher nur noch nervig. Zusätzlich wurde noch ein Fußballartist engagiert, der auf einem Stöckchen einen Ball jonglierte. Was das mit Fußball zu tun hat ? Keine Ahnung ! Der Mikrofonterrorist ließ in der ersten Halbzeit keine Möglichkeit aus, die eigene Kreativität der Real-Fans durch sein ständiges Gesabbel zu unterbinden. Man hatte hier den Eindruck, das der Verein auch gar keinen Wert auf eigene Initiative der Real-Supporter legt. Sie dienen lediglich als Kulisse für das zahlungskräftigere Publikum. Aber nun zum Spiel: Das Spiel wurde seitens des RCD Mallorca auf technisch hohem Niveau geführt, kein Wunder, das selbst Real Madrid zwei Wochen zuvor mit 0:1 Toren in die Hauptstadt Spaniens zurückgeschickt wurde. Las Palmas, setzte Herz und Kampfgeist, der technischen Überlegenheit von Real entgegen. Und so entwickelte sich ein packendes und bis zum Schluss spannendes Spiel der Primera Division.
Mallorca ging in der 35. Minute, dank der hervorragenden Vorbereitung Finidis, durch Etoo mit 1:0 Toren in Führung. Las Palmas hielt weiterhin jederzeit das Spiel offen und so kam es folgerichtig und psychologisch wertvoll, in der 45. Minute durch einen klassischen Konter zum 1:1 Pausenstand. Durch das späte 1:1 der ersten Halbzeit geschockt, kam Real die gesamte zweite Hälfte nicht mehr zu ihrem überlegenen Kombinationsspiel. Union Las Palmas hatte mehrfach das zweite Tor auf den Fußballstiefeln. Die ca. 30 mitgereisten Fans peitschten ihr Team immer wieder nach vorn. Es sah alles nach einem Unentschieden aus und selbst die Union-Fans schienen, trotz der ausgelassenen Chancen, mit dem Ausgang des Spiels zufrieden zu sein. Doch nun bewahrheitete sich die Weisheit der Aussage von Sepp Herberger, ein Spiel dauert 90 Minuten bzw. so lange, bis dass der Schiri abpfeift. Ausgerechnet in der 90. Minute wurde die Vierer-Abwehrkette von Las Palmas vom linken Außenstürmer Reals überlaufen, er passte nach innen und der mitgeeilte Mittelstürmer von RCD Mallorca sorgte für den 2:1 Endstand. Wer nun in die Gesichter der Union-Fans geblickt hat, weiß wie schmerzhaft und ungerecht Fußball sein kann. Respekt verlangt der anschließende Support der Unionistas, sie gaben sich auch in der Nachspielzeit nicht auf und feuerten ihre Mannschaft bis weit nach Abpfiff weiter an. Eine meiner nächsten Reisen geht auf jeden Fall nach Las Palmas inklusive eines Besuches des Estadio Insular, denn eines ist sicher , Las Palmas-Fans :EIIINS! Real Mallorca-Fans : NUUUUUUUUUUULL!!!!!
ULF
Um es gleich vorweg zu schicken: es war das bisher wichtigste Spiel in dieser Saison. Murcia stand 5 Punkte vor uns in der Tabelle und bei einer Niederlage hätte das schon fast den Abstieg bedeutet. Außerdem sind die Spiele gegen die "Pimenteros" immer von einem besonderen Ambiente umgeben, weil die "Granas Sur" (Ultras) nicht gerade unsere besten Freunde sind. Riesengross war dann auch die Freude, als EL MARIACHI in den Bus stieg. Selbst eine kurzfristig angesetzte FELDHOCKEY-Partie hätte uns nicht aus den Socken gehauen. Auch einige ELX-SUPPORTERS, die vor 2 Wochen hier unsere Gäste waren, wollten den FORÃA LLEVANT-Bus besteigen. Das Match war freundlicherweise auf 21 Uhr angesetzt worden, so dass keine Probleme mit dem Aufstehen oder dem Durchmachen bestehen, wie im vergangenen März.Die Abfahrtszeit war auf 15 Uhr 30 terminiert, so dass uns nach der planmäßigen Ankunft in dem südspanischen Marinestützpunkt noch Zeit für einen Stadtvisite blieb. An der berühmt-berüchtigten Tankstelle an der Autobahn bei Elche nahmen wir die SUPPORTERS auf und es wurden gesungen, gelacht, geraucht, getrunken und so weiter. Die Stimmung war bestens. Als uns der Busfahrer in diesem Nest (ca. 200 000 Einwohners) in der Nähe des Stadions absetzte, beschlossen wir erstmal ein Erfrischungsgetränk zu verköstigen. Der Ground liegt, soweit ich das von hier beurteilen kann ziemlich im Zentrum von Murcia und fasst ungefaehr 20 000 Leute. Das Ding ist schon relativ alt (Gegengerade), aber Tribuene usw. renoviert. Wer das Glück hat wie wir, nämlich, dass einem für 50 Fans ein eigener Block bereitgestellt wird, der darf auch anfangs saubere Klos genießen. Soviel zu den äußeren Umständen. Kaum ran das kühle Nass die Kehle herrunter, da drang von draußen schon Gezeter an mein Gehör. Im selben Moment flogen auch schon die ersten Klamotten durch die Luft. Also schnell einen Barhocker in ein Schutzschild verwandelt und auf die Strasse. An der gegenüberliegenden Ecke warfen ungefähr 20 - 25 von diesen Vögeln Steine und leere Flaschen in unsere Richtung. In diesem Abschaum wurde auch das eine oder andere Levante-Trikot gesichtet. Also auch Levante-Ultras unterwegs. Als die Ultras nach sehr kurzer Zeit ihre Munition verschossen hatten, wurde ihnen nachgesetzt und einge mussten auch Wirkungstreffer einstecken. Doch der Spass war von ebenso kurzer Dauer, da bereits die Signale einiger Einsatzfahrzeuge der POLICIA NAZIONAL zu vernehmen waren. Zurück zur Bar. Dort wurden wir erstmal vom Wirt angepöbelt ("Eh, was macht ihr mit meinen Stühlen?"), der es sich auch nicht nehmen liess, irgendsoeinen beschissenen Köter loszulassen, der glücklicherweise niemanden biss. Die Blaumeisen geleiteten uns zum Stadion und schlossen uns unseren Block erstmal auf und dann, als wir drin waren, auch wieder zu. Ich denke, die Behandlung der Gäste-Fans ist in Europa überwiegend beschämend! Ich denke derartige Massnahmen können nur als 90- minütige Ausnüchterungszelle gewertet werden. Zum Spiel ist eigentlich wenig zu sagen, außer dass es saumäßig schlecht war. Der Support war eigentlich ganz in Ordnung. 4 000 Zuschauer und alkoholfreies Bier. Nach dem Seitenwechsel dann das Tor auf der gegenüberliegenden Seite. Ob es sehenswert war, kann ich nicht sagen, weil ich es nicht gesehen habe. Aber kurios war´s schon: ein Verteidiger und der Torwart spielen sich den Ball zu, ohne dass der letztere den anderen beachtet hätte und so war Kaiko nach einer Stunde der Nutznießer. Der Jubel war unbeschreiblich. Ein Pogo tobte durch den geräumigen Block und wer schonmal auf ´nem Skinheadkonzert war, weiss was sich abspielte. Nach dem Schlusspfiff dann das übliche: Warten bis alle das Stadion verlassen habe, mehr oder weniger lustige Scherze der Bullen, Warten auf den Bus und dann nach einer guten Stunde verschenkter Lebenszeit durften wir dann unser Gefährt entern. Jedenfalls waren die Bullen wieder die Schlauesten und hörten irgendwann auf, den Bus zu eskortieren und auf der Ausfallstrasse wurden wir mit erneut mit Steinen beworfen. Ein Fenster ist kaputtgegangen. Mann, war das eine schweinekalt auf der Rückfahrt! WE´RE RED, WE´RE BLUE, WE´RE FORCA LLEVANT ON TOUR!!! Thomas
Salillas
Diese Match sollte den Spieltag am Donnerstag abschließen und wurde live übertragen. Allen Dauerkarteninhabern wurden zwei Tickets geschenkt und FORCA wurden gar 100 FREIKARTEN wegen der erlittenen Ungerechtigkeiten (siehe obenstehenden Bericht) zur Verfügung gestellt. Im Endeffekt versammelten sich ca. 17-18 000 Fans im NOU ESTADI (Ciutat de Valencia). Es verhieß ein schöner Tag zu werden: 22/23 Grädchen, keine Wolke am Himmel. Eine kleine Entschädigung für das terroristische Wetter im Dezember! Als ich in der Bar, dem JERONIMO, eintraf, in der neuerdings unser Treffpunkt ist, waren bereits erste Wettkämpfe im einarmigen Flaschenheben im Gange. Kurze Zeit später hielt vor der Kneipe ein Mannschaftswagen der PN und die Dialogbullen stellten sich zu uns. Keinen Ärger machen, aus Madrid kommt niemand, wir gehen dann nachher zusammen zum Stadion. Der kategorische Imperativ. Viele meinen sicherlich, das ein Team wie Atletico in die PRIMERA gehört und natürlich sind Zuschauerzahlen von über 40 000 im Schnitt nicht gerade II-Liga-reif. Das hat auch seine Gründe, denn z.B. war die Dauerkarte letztes Jahr nirgendwo so billig zu haben wie am Manzanares, im Süden Madrids: 78,13 Euros fuer 21 Heimspiele und 3 Auswärtsfahrten in vom Verein organisierten Bussen. Und die FRENTE ATLETICO ist auch das Heftigste was es in der SEGUNDA A gibt, da z. B. die ULTRA BOYS (Sporting) in 2 Jahren noch nicht hier in VLC gesehen wurden. Gegen 21 h setzten sich dann ungefähr 70-80 Leute unter der engen Begleitung von ca. 15-20 Behelmten in Bewegung. Als wir dann in unserer Kurve ankamen (dort werden üblicher- wie unsinnigerweise immer die Gästefans untergebracht), hagelte es auch gleich wieder minerale Substanzen. Das darf nicht zur Gewohnheit werden. Natürlich waren das die Nazi- Nutzhaustiere der FA und die Bullen, u.a. hoch zu Ross, gingen dann auf uns los, als sich die Gegenwehr formierte. Im allgemeinen Drunter und Drüber brach sich dann ein Kollege die Flosse ("Mann, hatte der ´nen harten Schädel!") und einige der Schwachköpfe versuchten uns zu infiltrieren. So ein Fettsack mit einer spanischen Fahne behauptete, er sei Levante-Fan - was im Endeffekt nicht viel half. Im Stadion angelangt hatte das Match bereits begonnen und rechts neben uns, sauber durch ein Spalier abgetrennt, waren dann ca. 1 000 Atletico-Fans, darunter mind. 300 FA. Das Spiel ging temporeich ab und einem der Schnellsten, ETTIEN, war es vorbehalten, den ersten Treffer einzuleiten. Als der pfeilschnelle Mann von der Elfenbeinküste im Strafraum zu Fall gebracht wurde, deutete der SCHWACHE MANN auf den ominösen Punkt und RICARDO LIMA liess sich nicht zweimal bitten. Doch kurz vor der Pause ein mustergültig durchgeführter Angriff der Madrilenen, der verhängnissvollweise auch ebenso abgeschlossen wurde, und der Ausgleich. Im zweiten Durchgang sollte dann Levante auf unser Tor spielen und das hieß das "Mono"(Affe) Burgos vor uns das Tor hütete. Der hippiehafte, langhaarige Argentinier, der sozusagen überhaupt nicht zum Gesamtbild des Vereins (von Jesus Gil y Gil bis zu den Terrorkommandos der FA) passt, hangelte dann auch zum Aufwärmen die Latte entlang und wurde von FORCA frenetisch mit "Süchtiger-Süchtiger"- Rufen, ob seines THC-Konsums, begrüßt. Die "Colchoneros" (Matrazen-z.Erkl.: früher waren in Spanien fast alle M. rot- weiß-gestreift) begannen schwungvoller und nach gut einer Stunde hieß es 1:2. Doch wer nun gedacht hatte, dass Levante den Kopf in den Sand stecken würde, wurde 2 Minuten später von KAIKU eines Besseren belehrt. Die Schlussphase wurde hektischer, vor allem weil der Schwache Mann keinen Regelverstoss der Gäste ahndete, was den Unmut auf den Rängen heraufbeschwor. Die entscheidende Szene in der 87. Spielminute: ein Angriff ber Blau-granatroten wurde durch einen Verteiger mittels einer "PLANCHA" (dt. Buegeleisen) unterbunden und der Gegenangriff brachte das 2:3. Da daraufhin alles nach vorne geworfen wurde, um den Ausgleich zu erzielen, gab es Lücken in der Hintermannschaft und so kam es dann auch noch kurz vor dem Abpfiff durch einen sehenswerten Heber zum 2:4. Es hat nicht sollen sein! Thomas
Betätigen sich die deutschen Mineralölkonzerne zur Zeit als moderne Wegelagerer, so ist Teneriffa für passionierte Autofahrer ein Eldorado. Auch wir haben die günstigen Spritpreise schätzen gelernt und so erkundeten wir auf 2000 gefahrenen km diese Kanaren-Insel. Den preiswertesten Sprit gab es übrigens bezeichnender Weise in der Ortschaft El Tanque, wo ein Liter Superbenzin gerade mal 52 Eurocent kostete. Zurückzuführen sind diese Vorkriegspreise übrigens auf Franco, der auf den Kanaren das Benzin weitestgehend von der Steuer befreite. Der Generalissimo (der faschistische Vollidiot - Anm. der Redaktion) hat auf mehreren Kanareninseln private Häuser besessen, da die Urbevölkerung ganz seinem Idealtypus der nordischen Herrenrasse entsprach. Man vermutet, dass die kanarische Bevölkerung Nachfahren von Wikingern sind, die sich auf Teneriffa ansiedelten und als Guanchen bezeichneten wurden. Im 15. Jahrhundert eroberten die spanischen Konquistadoren die Inselgruppe und die Urbevölkerung wurde im Laufe der Jahrhunderte von den zugereisten Spaniern aufgesogen. Auffällig ist allerdings weiterhin die Vielzahl von blonden und blauäugigen Tenerifianern. Um es vorweg zu nehmen, es war das teuerste Spiel, was ich in meinem Fan-Leben je gesehen habe. 28,25 € für ein Spiel, würde ich mir ein zweites Mal nicht wieder antun. Viel Spaß und mein herzliches Beileid wünsche ich in diesem Zusammenhang den Fans unseres ewigen Lokalkonkurrenten H96, die in der kommenden Saison ebenfalls 30-50% Preiserhöhung in Kauf nehmen müssen, um allenfalls fußballerische Hausmannskost geboten zu bekommen. Der C.D. Teneriffa ist nicht gerade das Aushängeschild der Primera Division, befindet sich auf einem Abstiegsplatz und hat den schlechtesten Sturm aller Erstligisten. Auch Real Mallorca strahlt zur Zeit eher den Charme einer grauen Maus aus. Um so erstaunlicher war es für mich, dass das Stadion (Fassungsvermögen: 22500 Sitzplätze) so gut gefüllt war. Circa 21000 Zuschauer waren gekommen, um ein Spiel Not gegen Elend zu erleben. Real Mallorca fiel das gesamte Spiel durch seine destruktive Lustlosigkeit auf. Einzig der überzeugende Emanuel Eto´o mit seinen pfeilschnellen Antritten, weckte die Emotionen des mitgereisten Anhangs und er wird mit der Nationalmannschaft Kameruns im Juni auch sicherlich den deutschen Kickern mächtig einheizen. Der C.D. Teneriffa verstand es nicht, aus seiner sicheren Abwehr, die von dem Deutsch-Argentinier Lussenhoff im Stile eines Bruno Akrapovic gut organisiert wurde, erfolgreich in die Spitze zu spielen. Viel zu umständlich wurde agiert und die überharte Gangart des Gegners, tat dem Spielfluss auch nicht gut. So war es immer wieder einmal der einheimische Keeper, der unfreiwillig für Dramatik auf dem Spielfeld sorgte. Julio Iglesias hielt die Bälle im Strafraum so fest, wie sein großer Namensvetter singen kann, nämlich grottenschlecht. Strafraumbeherrschung ist für diesen Fliegenfänger augenscheinlich ebenso eine Fremdsprache, wie für den gleichnamigen Sangesbarden Englisch eine darstellt. Apropos Englisch, die einzige Fanpage vom C.D. Teneriffa wird auf Englisch angeboten und wird von dem Waliser Andy Woolley in das WorldwideWeb gestellt. Eine wirklich sehr gelungene Page, die jeder, der sich für den kanarischen Fußball interessiert, anschauen sollte. ( www.andywoolley.zen.co.uk/awoolley.htm ). Interessant und lehrreich ist sein Spanisch-Fußballlexikon. Aber nun zurück zum Spiel. Es war über die gesamte Spielzeit ein tristes Rumgebolze, bei dem die heimischen Kicker nicht konnten und die Gäste aus Mallorca nicht wollten, oder war es umgekehrt? Egal, nach 80 gespielten Minuten hatten auch viele der treuesten Zuschauer ihre Geduld verloren und gaben ihrem Unmut lautstark Ausdruck. Besonders hervor tat sich eine ca. 55 jährige Mutti, die ihr gesamtes Repertoire an südländischem Temperament versprühte. Das war wohl das Aufregendste was an diesem sonnigen Fußballabend im Stadion passierte. Es blieb schließlich bei einer leistungsgerechten Nullnummer. Interessanter war da schon eher das Aufeinandertreffen der beiden gegnerischen Fangruppen. Angetroffen hatte ich sie vor dem Spiel bei einem Vergleich der besonderen Art. Vor einem Pub, ca. 200 Meter vor dem Stadion, bewiesen dabei beim Biertrinken die angereisten Real Mallorca-Fans eindeutige konditionelle Vorteile. Sowohl bei den CD Teneriffa-Fans als auch bei den Mallorca-Fans handelte es sich übrigens um Briten. Komisch, schon am Vormittag vor dem Spiel, hatte ich einen Teneriffa-Fan im Trikot, nach dem Weg ins Stadion gefragt. Mir wurde im klarsten Westfälisch eine detaillierte Wegbeschreibung gegeben. Die Insel ist halt durch den Tourismus geprägt und so treffen sich alle 14 Tage die einheimischen wie zugereisten Inselbewohner bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Besuch des Stadions, um gemeinsam Fußball zu sehen. Ulf
Ein Urlaub ist in der Regel gleichbedeutend mit einer Fußball-Exkursion. Dieses Mal ging es nach Andalusien, in die Nähe von Jerez. Auf die Spiele der Primera Division vom FC Sevilla oder Betis Sevilla verzichteten wir, da sie terminlich nicht so recht in unsere Planung passten. So aber ein Sonntags-Spiel der Segunda. Cadiz CF empfing Terrassa FC. Die Euphorie in der Hafenstadt war riesig, war man doch als Aufsteiger mit zwei Siegen in die Saison gestartet. So pilgerten etwa 14.000 Zuschauer ins estadio ramón de carranza und füllten es zu etwa 90%. Die Stirnseite hinter dem südlichen Tor wird zurzeit neu gebaut. Wenn diese Tribüne in einem ähnlichen Zustand war, wie die der Heimfans, dann war es aber höchste Zeit. Während der Halbzeit konnte ich mich mit einem Tritt ins Leere davon überzeugen, dass die Stufen den Begriff marode schon gar nicht mehr verdient hatten, fehlte doch ab und an ein Stückchen. In diesem Zusammenhang ist auch die Qualität der Herren-Klos erwähnenswert. An der Wand waren drei Pissoirs angebracht, die aber kein Abflussrohr besaßen, sondern den frischen Urin, direkt in die ehemalige Pissrinne abtropfen ließen. Wie gut, dass ich festes Schuhwerk an den Füßen hatte. Angesichts der Hitze auf der Tribüne wären auch Sandalen angebracht gewesen. Also lieber Mauken mit Schweiß als mit Uringemisch. Das Stadion ist etwa fünf Minuten zu Fuß vom Strand erreichbar und man sollte sein Auto schon deutlich vor Spielbeginn in der Nähe des Grounds parken. Jedenfalls nicht in der nahe gelegenen Tiefgarage, denn nach dem Spiel dauert es ewig, bis man aus dem Loch wieder am Tageslicht ist. Reicht locker für den Verzehr mehrerer Bierdosen (gibt es Spanien immer noch reichlich...). Vor dem Platz herrscht aufgeregtes Gewusel. Wir entscheiden uns für die günstigsten Karten. Das machte pro Person 15 Oi. Die Kontrollen an den Toren sind recht lax, aber was soll man denn schon alles in seine Shorts und T-Shirt stecken??? Allerdings wird peinlich darauf geachtet, dass keine geschlossenen Flaschen oder Dosen mit ins Karree genommen werden. Als kalkbleiche Mitteleuropäer wurden wir offenbar als extrem harmlos eingestuft und so konnten wir unbefühlt mit unseren Bierdosen in den tiefen Hosentaschen passieren. Auch beim Getränkeverkauf innerhalb des Stadions wurde ich als besonders lieb eingestuft, denn ich war der einzige, der geschlossene Flaschen am Bierstand bekam. Komisch, vielleicht lag es daran, dass ich den gemeinen Andalusier um etwa eine Kopflänge überragte? Als das Gästeteam den Rasen betrat, war außer den üblichen Beschimpfungen nichts zu hören. Denn Terrassa, ein Vorort von Barcelona, brachte keine Fans mit. Den katalanischen Fans war die 1.100 Kilometer weite Anreise wohl etwas zu lang. Das Heimteam wurde mit frenetischen Jubel empfangen. Nahezu jeder im Stadion war in gelb-blau gekleidet. Der Fanartikelverkauf scheint demnach das A und O in Spanien zu sein. Das Spiel war relativ ausgeglichen, wobei Cadiz Vorteile hatte. Die Zuschauer verhielten sich ruhig und knabberten unentwegt an Sonnenblumenkernen rum. Nach dem Spiel sah die Tribüne aus als hätte eine Million Piepmätze zu Weihnachten Meisen-Knödel genascht. Auch bei strittigen Schiedsrichterentscheidungen blieb das Publikum gelassen. Na ja, bis auf ein paar Unmutsäußerungen. Verglichen mit Deutschland oder England war das ein Witz. Als der berechtigte Elfer für die Heimmannschaft nicht gegeben wurde, kam auch nicht mehr als ein laues Lüftchen. Dafür brach aber ein Orkan los als Cadiz durch Dani Naverrete nach einer halben Stunde mit einem wunderschönen Schuss in den Winkel in Führung ging. In der zweiten Halbzeit verflachte das Spiel ein wenig und so hatten die Balljungs am Spielfeldrand in der reinen Fußball-Arena viel zu tun. Sie mussten ständig die Bälle aus dem etwa fünf Meter breiten Graben am Spielfeldrand fischen. Dieser Graben war allerdings bis Hüfthöhe mit leeren Plastikflaschen gefüllt. Zum Glück hatten die Bengel geeignete Kescher. Manch Ball kam auch gar nicht wieder, weil er auf dem Weg in den Orbit die Stadiongrenzen überschritten hatte. Nach dem 2:0 durch Jonathan Sesma (70.) war das Spiel entschieden. So feierten die Fans mit dem Sprechchor „Esse Cádi Oé“ ihr Team. Ab und zu wurde auch Oli gerufen. Leicht zu verwechseln mit Olé, aber dieses Oli ist kein Anfeuerungsruf, sondern der Pichichi der Mannschaft. Also der Torjäger, der gar nicht getroffen hatte. Kurz vor dem Schlusspfiff wollte ein Ordner die verrammelten Stadiontore wieder öffnen. Nur leider fand er den Schlüssel für die in dicke Betonmauern eingelassenen Stahltüren nicht. Doch rechtzeitig bevor die Massen raus strömten war dieses Problem gelöst. So konnten auch wir uns bequem aus dem Block drängeln. Mit der Erkenntnis: „Bei einer Panik hätte es hier ordentlich Tote gegeben.“ Brosi
12.09.2004, Stadion Luis Sitjar
Nun hatte es mich auch einmal auf des Deutschen liebste Ferieninsel verschlagen und ich muss sagen, dass ich positiv überrascht war. Etwas abseits der großen Touristenzentren hat das Eiland doch eine Menge zu bieten. Fußballtechnisch stand während unseres Aufenthalts nur eine Partie an. Mallorcas Zweitvertretung traf auf die, aus der ertsen Liga durchgereichten, Madrilenen von Rayo Vallecano. Es handelte sich um ein Spiel der Gruppe 1 - es gibt vier Gruppen - der Segunda B und viele werden sich fragen, warum Mallorca B nicht gegen wesentlich näher liegende Mannschaften aus Valencia oder Barcelona spielt. Das rührt aus der Tatsache, das die Inselteams jedes Jahr in einer anderen Gruppe mitkicken müssen, damit alle mal das Vergnügen haben zu einem Auswärtsspiel in der dritten Liga mit dem Flugzeug anzureisen. Da das Spiel um 12 Uhr in der Mittagshitze beginnen sollte, haben wir uns rechtzeitig vom anderen Ende der Insel auf den Weg gemacht, nur um nach etwa einer Stunde Fahrzeit vom kartographisch Zuständigen zu erfahren, dass er die Beschreibung des Anfahrtsweges schlicht in seinem Zimmerchen vergessen hatte und so begann die Suche nach dem Stadion mit dem Ausschauhalten nach Flutlichtmasten. Kein leichtes Unterfangen, denn zuerst fanden wir auf diese Weise eine Hunderennbahn, dann eine Pferderennbahn und schließlich das Stadion Son Moix, wo die Erstligamannschaft der Insulaner ihre Heimspiele auszutragen pflegt (siehe Ulfs Bericht auf dieser Seite). Das Luis Sitjar ist die alte Arena und da mussten wir hin. Zum Glück gaben uns Anwesende am Son Moix dann eine Wegbeschreibung. Es ging vorbei an einem riesigen Friedhof und wir hätten sicher auch hier das Spiel vermutet, denn auch die Nekropole hatte tatsächlich Flutlicht. Das Luis Sitjar liegt mitten in einem Wohngebiet und ist dem hässlichen Son Moix unbedingt vorzuziehen. Ein einsamer Kartenabreißer schickte uns zu einem ebenso allein seienden Ticketverkäufer und nur kurze Zeit später betraten wir mit fünfundzwanzig Minuten Verspätung das weite Rund. Um der brennenden Sonne zu entgehen nahmen wir auf der Haupttribüne Platz und hatten von dort auch einen guten Blick auf das Geschehen. Das Stadion bietet 19000 Zuschauern Platz und hätte nur Sitzplätze, wenn diese nicht im Auswärtsblock völlig entfernt gewesen wären. Ein durchaus eindrucksvoller Protest. In eben diesem Block hielten sich 30 - 40 Rayo-Fans auf und feuerten, den Temperaturen trotzend, ihre Mannschaft an, die zu diesem Zeitpunkt bereits mit 1:0 führte. Von den übrigen der zirka 1000 Zuschauer kam überhaupt nichts. Im Vorfeld war uns schon die sympathische antifaschistische Einstellung, in Spanien nicht unbedingt üblich beim Fußball, der Bukaneros, so nennen sich die Anhänger Rayos, bekannt. Ein Umstand, der später noch wichtig werden würde. Im Spiel brachten die Mallorquiner nichts zustande und Rayo versiebte eine Großchance nach der anderen. Dann war Halbzeit und alle verließen das Stadion, um in der Kneipe gegenüber einzukehren. Dort trafen wir auf Einheimische, die mit den Auswärtsfans tags zuvor gefeiert hatten und die uns darüber informierten, dass am Abend noch The Damned und Frontkick bei einer Plattenbörse spielen würden. Damit hatte nun wirklich niemand gerechnet. Punkrock auf Malle! Nach einigen Erfrischungen ging es wieder zurück auf die Tribüne und das Spiel änderte sich nicht, außer das jetzt mehr getreten wurde. Rayo, hübsche Trikots übrigens mit einem Quersteifen, der eine Biene beinhaltet, gelang das Unmögliche. Aus zwei Metern wurde der Ball an die Latte gehämmert und aus noch kürzerer Entfernung gar danebengeschossen. Da Mallorca aber keine Anstalten machte das Tor der Madrilenen zu gefährden, blieb es beim verdienten Sieg für Rayo. Nach dem Spiel ging es wieder in die Bar und dort sahen wir uns in Sekundenschnelle von den Bukaneros umzingelt. Die Leute aus der Halbzeitpause hatten inzwischen den Ort verlassen und es sah nicht so aus, als ob mit den Jungs zu spaßen wäre. Darum wurde die Frage "Where you from? St. Pauli?", von unserem mitgebrachten Wickie, dem die Antwort nicht schwer fiel, mit einem einfachen "Yes!" beantwortet. Und was soll man sagen: Friede, Freude, Eierkuchen! Ein paar Bier später klärten wir die Bukaneros dann über unsere wirklichen Vereine auf, was mir durchaus ein Bedürfnis war. Die Rayo-Fans entdeckten kurze Zeit später ihre Vereinspräsidentin und machten mit der etwas gequält lächelnden älteren Dame Fotos mit einer Fahne der Sowjetunion. Pünktlich zum Konzert trafen sich alle wieder und es sollte noch ein langer Abend werden, besonders für unseren Fahrer. Dirk