17.09.2011, Stadium Kingsmeadow
Am Samstag früh ging es mit dem Mietwagen in Richtung London. Mit 3 Fahrern kein großes Problem; so starteten wir gegen 3h ab Bochum und über Holland, Belgien erreichten wir dann Calais. Ab in den Shuttle und dann die restlichen Kilometer in den Osten Londons. Meine beiden Mitfahrer hatten das Ost London Derby auf dem Zettel (Millwall vs. West Ham) welches aus Sicherheitsgründen natürlich um 12.30h startete. Zunächst wurde in Ruhe das typisch englische Frühstück genossen. Dann trennten sich die Wege. Mit der U-Bahn und Bahn ging es über Belmondsey; Waterloo nach Norbiton; welches die nächste Bahnstation für das Kingsmeadow Stadion ist. Nach kurzem Fussweg (ca. 10min) erreichte man das Stadion; welches direkt an einer Hauptstraße liegt; allerdings typisch englisch; quasi mitten in einem Wohngebiet. So gab es davor auch einen Supermarkt wo man sich mit Cider eindeckte. Vor dem Stadion sammelten sich die Anhänger beider Teams um den Pub.
So quatschte man mit dem ein oder anderen AFC Supporter. „It took only 9 years“ war ein gängiger Slogan. Warum? Ganz einfach – der eigentliche FC Wimbledon verlor sein Stadion an eine Supermarktkette; die allerdings schnell mit dem Bagger kamen und die Plough Lane zur Platt Lane machten. So spielte der FC Wimbledon im Sellhurst Park; was zwar in London war; jedoch weit entfernt von den eigenen Wurzeln des Vereins. Der Zuschauerschnitt lag meist unter 5000; so dass irgendwann der Abstieg aus der zweiten Liga erfolgte. Da sich ja für den ehemaligen Europacupteilnehmer in London niemand interessierte wurde 2002 beschlossen das Team in die Trabantenstadt Milton Keynes umzusiedeln. Dort kickt jetzt der eigentliche FC Wimbledon unter dem Namen Milton Keynes Dons. Aktuell spielt der Verein in der dritten Liga, also gerade mal eine Liga über dem AFC Wimbledon. Der AFC Wimbledon wurde 2002 (nach dem Umzugsbeschluss) komplett neu gegründet und kämpfte sich seitdem Jahr für Jahr weiter nach oben.
2002 startete man in der Combined Counties League, 2009 gelang der Aufstieg in die Conference (5.Liga) und in diesem Sommer die Rückkehr in den Club 92. In Manchester (City Stadium) wurde Luton Town FC im Play Off Finale besiegt und damit der Aufstieg in die League Two gesichert.
Man spielt mit einer Sondergenehmigung nach wie vor in Kingston upon Thames. Das Stadion dort heißt eigentlich Kingsmeadow Stadium; wird jedoch vom AFC auch unter dem Namen „The (Cherry Red Records) Fans Stadium“ genutzt. Eigentlich ist es das Stadion vom Siebtligisten Kingstonian FC. So findet man für einen Club 92 Verein ein Stadion mit ca. 1.200 Sitzplätzen und rd. 5.000 Stehplätzen. Offizielles Fassungsvermögen soll 6.500 sein. Heute waren knapp 4.000 Zuschauer im Stadion (darunter ca. 150 Gäste Anhänger); wo da noch 1.500 Leute hin sollten ist mir leider nicht klar.
Der Gast aus Cheltenham ist eigentlich Inventar in Liga 3 und 4. An der walisischen Grenze gelegen ist der Verein sozusagen eine „graue Maus“ des englischen Fussballs. 1999 gelang mit dem Meisterschaftsgewinn in der Conference der Aufstieg in die Third Division und damit in den Profifußball. In der Football League pendelt Cheltenham seither zwischen der dritten und der vierten Liga. 2006 wurde in der Football League Two, wie die vierte Klasse nunmehr heißt, der fünfte Platz und damit die Playoffs um den Aufstieg erreicht. Im Halbfinale gelang zunächst ein 2:1-Auswärtssieg bei den Wycombe Wanderers, so dass im Rückspiel vor eigener Kulisse ein 0:0 ausreichte, um das Endspiel am 28. Mai 2006 im Millennium Stadium von Cardiff gegen Grimsby Town zu erreichen. Dort konnten sich die Robins mit 1:0 durchsetzen und den Aufstieg sichern. Im Folgejahr gelang erstmals der Klassenerhalt in der dritten Liga. Die schwache Saison 2008/09 endete auf dem 23. Rang und dem Abstieg in die Football League Two. Seitdem sind die Robins in der 4ten englischen Liga zu Haue.
Der Saisonstart war für Cheltenham Town FC allerdings recht erfolgreich. Nach 5 Spieltagen steht man auf Rang 4; allerdings gerade einmal 3 Punkte vor dem AFC Wimbledon; welcher im Mittelfeld der Tabelle zu finden war. Das Spiel wurde in der Anfangsphase von den Gästen kontrolliert ohne wirklich zwingende Chancen heraus zu spielen. Die resultierten eher aus Abwehrfehlern des AFC. Mit Glück und Torwart konnte ein Gegentreffer verhindert werden. Mit dem einsetzenden Regen nutze der AFC dann seine erste wirklich große Chance zum Führungstor. Typisch britisch; Flanke von rechts hoch vor das Tor und ein schöner Kopfball von Wellard sorgten für die etwas überraschende Führung. Das 2te Tor kurz vor der Pause erzielte dann der Gast selber. Ein Konter des AFC wirbelte die Deckung der Gäste komplett durcheinander und der Rettungsversuch des Verteidigers landete im eigenen Tor. Die Abwehr der Gäste hatte weit mehr Löcher als der berühmte Käse aus den Alpen. Die 2te Halbzeit startete der Gast
natürlich offensiv. Nun hatte der AFC die Stürmer aber durchaus im Griff und nach einer Standardsituation in der 65. Minute gelang durch Midson der dritte Treffer. Damit war das Spiel natürlich entschieden. Den 4ten Treffer erzielte Youssuf in der 84. Minute, ehe der Gast in der Nachspielzeit das Ehrentor erzielte. Insgesamt ein verdienter Sieg, sicher aber etwas zu deutlich. Nach dem Spiel wurde noch das ein oder andere Kaltgetränk in der Clubkneipe genossen und nette Gespräche geführt. Auch beim AFC gibt es so etwas wie den Fluch der guten Taten, sprich dem Erfolg. Für den Fall des Klassenerhalts stellt sich die Frage „wie geht es weiter?“. Auf Dauer wird man nicht das Groundsharing mit Kingstonian durchführen können. Das Stadion wird spätestens bei einem weiterem Aufstieg und möglichen Gästen wie Sheffield Utd oder Southampton bzgl. der Gästefans mehr als problematisch (zumindest unter dem Gesichtspunkt der englischen Profiliga). Eine echte Fantrennung gibt es eigentlich nicht.
So stehen die Gäste quasi in der Ecke der Gegengerade. Dass die Sponsoren und die Vermarktung bereits Einzug beim AFC gehalten haben, sieht man an der in UK typischen Unterteilung der VIPs und des normalen Fans. So dürfte die „Selbstverwaltung“ via Dons Trust und der eingerichteten Non-Profit-Organisation für Fans wohl oder übel früher oder später dem Erfolg zum Opfer fallen. Ein Club 92 Verein ist auch kein Hobby mehr und die professionellen Strukturen findet man (wenn auch im weit geringeren Maße) auch rund um den AFC. Eigentlich kann man in Deutschland mal wieder den FC St.Pauli als Vergleichsobjekt nutzen. Der Erfolg dort führte schließlich auch zur kommerziellen Unterwanderung.
Noch einige Worte zu den Supportern des AFC. Das Publikum ist eher gesetzt. Hinter dem Tor gibt es einen kleineren Support Bereich der fast durchgängig die Mannschaft anfeuert. Ansonsten wird es ab und wann mal laut; aber typisch englisch
(d.h. kurz stimmt alles ein, dann wird es wieder ruhig). Vom Menschenschlag unterscheidet sich der Anhänger vom AFC jedoch durchaus von Vereinen wie Leyton oder Dagenham. Der Fanshop bietet eine ganze Reihe „kreative Fanartikel“ an, welche man sonst nicht unbedingt in England findet. Diverse T-Shirts z.B. mit dem Slogan „It took only 9 years“ erinnern durchaus an Kreationen, die man in Deutschland z.B. rd. um den FC St.Pauli findet. Auch die Erfolgsorientierung scheint zumindest bei den Anhängern, die den Verein in den unteren Ligen bereits begleitet haben, eher an Altona 93 zu erinnern. Der Sprung in Liga 4 ist lt. Aussagen einiger Anhänger die „höchste Liga“ die man mit dem AFC erreichen kann. Interessant wäre ja mal ein Spiel zwischen den „Dons“ (der alte Nickname vom FC Wimbledon; wird aber auch beim AFC genutzt) vs. Der MK Dons. Wer weiß was der Pokal so mit sich bringt. Insgesamt war es ein sehr interessanter Besuch und die Feststellung, dass der AFC Wimbledon sich deutlich von
den übrigen Proficlubs in England unterscheidet. Die Frage ist nur „wie lange“? Jürgen
05.04.2009, 13.15 Uhr, Wembley, Finale der Johnstone´s Paint Trophy, 55378 Zuschauer
Nach einem Spiel des SV Arminia saßen wir in der Vereinskneipe und sprachen darüber, dass es eine ganz schöne Idee wäre, mal ein Spiel in Wembley zu sehen. Der Plan wurde auf die ferne Zukunft vertagt, nicht wissend, dass schon am selben Abend das Telefon klingeln sollte und die Nachricht von Luton Towns Einzug in das Finale der Johnstone´s Paint Trophy die Runde machte. Mit diesem Telefonat ging auch die Frage einher, wie viele Karten wir denn bräuchten. Nur wenige Tage später war klar, wir würden nach Wembley fahren und das Endspiel in einem Cup für Dritt- und Viertligisten sehen. Bereits vor dem Spiel kochten die Emotionen auf Seiten Lutons hoch, hatten doch FA und Football League dem Klub vor der Saison 30 Punkte abgezogen und damit einen Verbleib in der vierten Liga fast unmöglich gemacht. In den beiden Jahren zuvor waren dem Verein jeweils zehn Punkte abgezogen worden, so dass man von der zweiten Liga aus durchgereicht wurde. Aktuell befindet man sich mit respektablen 22
Pluspunkten am Ende des Klassements und die Hoffnung die Liga durch ein Wunder zu halten schrumpft immer mehr. Die Punktabzüge kamen übrigens für Vergehen zustande, deren sich andere Klubs auch schuldig gemacht haben. Nur wurden diese anders bestraft. So sind die Abzüge für Leeds United weit geringer und Erstligist West Ham United zahlte gar nur eine Geldstrafe von acht Millionen Pfund und war damit aus dem Schneider. So viel zu einem Recht für alle. Vor dem Finale wurde der Unmut noch vergrößert, weil Luton kein größeres Kartenkontingent zur Verfügung gestellt wurde. Dieses Spiel wollten Fans aus der ganzen Welt sehen und angebliche Sicherheitsprobleme gaben den Ausschlag dafür, dass den Hatters nur 30000 Karten gegeben wurde. 20000 sollte Scunthorpe erhalten und dieser Klub hatte nichts dagegen überzählige Tickets nach Luton zu verkaufen. Andererseits bedeutete diese absurde Entscheidung der Football League, dass viele Sitze in Wembley leer bleiben würden.
Auf dem Weg zum Stadion war davon allerdings nichts zu spüren, denn ein riesiger Menschenstrom ergoss sich aus der U-Bahn und lief über die Brücke in Richtung des berühmten Stadions. Fantrennung und Sicherheitsprobleme gab es nicht, alles war friedlich und die Leute freuten sich auf einen schönen Fußballnachmittag. Beim Betreten des weiten Runds waren wir erneut beeindruckt. 42000 Luton-Fans hatten es geschafft Karten für dieses Spiel zu ergattern und so war das Stadion zur Hälfte mit Anhängern der Hatters gefüllt.
Scunthorpe United (Spitzname "Iron", wegen der dortigen Stahlindustrie) brachte etwas mehr als 10000 Supporter mit. Der Drittligist, immer noch mit Chancen auf die Play-Offs war natürlich favorisiert und in den ersten fünfzehn Minuten der Partie konnte einem auch angst und bange werden um Luton. Scunthorpe war in diesen ersten Minuten einfach schneller und folgerichtig fiel auch das 0:1 in der
14. Minute durch Hooper. Danach aber kam Luton Town immer besser ins Spiel und kämpfte bis an die Grenzen des Erlaubten. Tackle auf Tackle zermürbte die Eisernen und in der 32. Minute erreichte ein langer Ball den linken Flügel, wurde sofort in die Mitte verlängert, wo Chris Martin den Ball mit der Brust annahm und am Torwart vorbei ins Netz beförderte. Nun stieg die Stimmung um ein Vielfaches. Negativ machte sich allerdings bemerkbar, dass angestammte Gruppen auf das ganze Stadion verteilt waren und so nur einfache Gesänge angestimmt werden konnten. Bis zur Halbzeit war das Spiel nun völlig verteilt, es blieb aber beim 1:1. Die zweite Hälfte knüpfte direkt an das Ende der ersten an und die Anwesenden bekamen Chancen auf beiden Seiten zu sehen.
Riesenjubel dann in der 70. Minute. Nachdem Scunthorpes Abwehr die Luton-Spieler einfach gewähren ließ, traf Tom Craddock von der Strafraumgrenze zur Führung für die Mannen aus der Metropole der Strohhutindustrie (daher der Spitzname "Hatters"). Im Anschluss machte Luton allerdings den Fehler zu defensiv zu spielen und Scunthorpe kam wieder auf. In der 80. Minute klatschte das Spielgerät ans Quergebälk und konnte dann nur noch mit Mühe und Not vom Gehäuse ferngehalten werden. Jetzt rollte Angriff auf Angriff in Richtung des Luton-Tores von Dean Brill, der immer wieder glänzend parierte. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit war aber auch er machtlos, als der nordirische Internationale Grant McCann den Ball vom linken Strafraumeck in den Winkel schlenzte. Das bedeutete Verlängerung.
Mit Wiederanpfiff war die Begegnung wieder verteilt. Chancen auf beiden Seiten, aber es war den Hatters
vorbehalten ins Netz zu treffen. Ein langer Ball auf, den während des Spiels vom Innenverteidiger zum Stürmer gewordenen, Claude Gnakpa sollte Luton erneut in Front bringen. Scunthorpes Keeper und ein Verteidiger waren sich uneins und Gnakpa lupfte den Ball ins Tor. Nun waren die Anhänger Lutons natürlich vollends euphorisiert und sie sollten es auch bis zum Spielende bleiben. Die Irons versuchten noch einmal alles, aber es sollte nicht mehr reichen.
Nach dem Spiel gab es natürlich Freudenszenen, aber auch jede Menge berechtigte Buhs für den Vorsitzenden der Football League. Kevin Nicholls, Lutons Kapitän, wurde völlig zurecht zum Mann des Spiels bestimmt. Was er defensiv abräumte, würde selbst den stärksten Rasenmäher verblassen lassen. Nach den Feierlichkeiten begab sich die Menschenmenge wieder in Richtung U-Bahn und wir ließen einen schönen Tag im Pub von Shane MacGowan ausklingen. Dirk
14.03.2009, 15 Uhr Gigg Lane, Bury; ca. 1500 Zuschauer
Der Kurzurlaub in einem beschaulichen Nest zwischen Manchester und Liverpool bot fußballerisch in dieser Woche einiges. Nachdem am Mittwoch ManU die Italiener in der CL recht überzeugend mit 2:0 abgefertigt hatte konnte man gespannt auf das Spitzenspiel der Premier League am Samstagmittag zwischen ManU und Liverpool sein. Aus liquiden Gründen verschwendete ich allerdings keinen Gedanken eines dieser beiden Spiele live im Stadion verfolgen zu wollen. Mein Ground sollte das Bury Football Stadium werden, wo der FC United Of Manchester seine Heimspiele austrägt. Morgens machte man sich also per Bus mit zweimaligem Umsteigen auf nach Bury. Den zehnminütigen „walk“ zum Stadion dehnten wir mangels Orientierung auf etwa eine Stunde aus. Nach ausgiebiger „Shoppingtour“ im Fanshop erreichten wir den langersehnten Pub etwa zehn Minuten nach Anpfiff des Spitzenspiels beim Stande von 0:0. Liverpool gewann souverän mit 4:1 nach 0:1 Rückstand, wobei ich zwei Liverpooler Tore beim Getränke
wegbringen natürlich wieder mal verpasste. Dies sollte heute richtungsweisend sein.
Man begab sich nach Abpfiff direkt zum zwei Minuten entfernten Stadion und kaufte sein Ticket direkt beim Einlass für schlappe 7,50 GBP. Auch 2 GBP für das Programm gingen in Ordnung. Bei freier Platzwahl begaben wir uns mittig auf der Haupttribüne auf die blauen Plastiksitze und schon ging es los. Das Heimteam im roten Dress gegen komplett blaue Athletic´s. Äußerst ungewohnt, galten doch unsere Sympathien heute den roten United Spielern. Die komplette Gegengerade und eine Hintertorseite waren geschlossen, allerdings mit Fahnen und Bannern rundherum hübsch dekoriert. Von „United Against Racism“ bis zum Che Guevara Konterfei mit „Red Rebel“ Flagge und dem obligatorischen Totenkopf hing dort alles erdenkliche in rot-weiß.
Die Gegengerade war mit einem überdimensionalen Banner in Form eines Balkenschals ausgestattet, um den Schriftzug des Stadionbesitzers, des FC Bury, auf den Schalensitzen mehr oder weniger zu verdecken. Die ersten Minuten des Spiels vergingen ohne Erwähnenswertes und so begab ich mich Richtung Toilette und Getränkestand. Selbstverständlich fiel in diesem Moment das 1:0 für United... In der 28. Minute traf wer auch immer (O-Ton Julia: „Keine Ahnung wer das war, aber es war ein Roter!“) und die Stimmung stieg. Der Support der „Roten“ war im Übrigen über 90 Minuten sehr ordentlich, es wurde viel und laut gesungen und die gebräuchlichen englischen Freundschaftsbekundungen fielen auch hier regelmäßig.
Taktisch klug vor der Halbzeitpause ging Julia dann schon mal los, um Schlangen an wichtigen Orten zu vermeiden und auch sie hatte inzwischen von mir gelernt. Kaum war sie in den Katakomben verschwunden klingelte es in der 42. Minute wieder. Simon Carden hatte zum 2:0 eingeschossen und ich hatte es gesehen! Dann war Pause und man drückte sich ob der Kälte tief in die Sitzschalen und trank sehr sehr heißen und etwas überteuerten Tee. Hälfte zwei bot einige schöne Spielzüge, jedoch keine weiteren Tore oder Szenen über die zu berichten es Wert gewesen wäre. Verfroren verließen wir nach dem Abpfiff das Stadion Richtung Busstation, „zehn“ Minuten zu Fuß war uns jetzt einfach zu lang.
Praktischerweise fuhren alle Busse quasi nur für uns und wir brauchten trotz dreimaligem Umsteigen nur zwei Stunden heim. Fazit: Mal wieder eine schöne Auswärtsfahrt in England und das für relativ schmales Geld! Katrin
22.03.2008 – Luton Town – Cheltenham Town 1:1, Kenilworth Road, 6.087 Zuschauer
24.03.2008 – Millwall – Luton Town 0:0, The Den, 8.375 Zuschauer
Es war schon eine meteorologische Sensation in England – Schnee zu Ostern. Der Luton Town Football Club hatte an diesem besagtem Wochenende zwei Spiele auszutragen. Zu Hause musste man gegen Cheltenham Town und auswärts in Millwall antreten. Beide Begegnungen waren für die Hatters von höchster Wichtigkeit im Abstiegskampf, denn beide Gegner dümpeln ebenso unten in der Tabelle rum.
Versagen des Managements
Luton hat sich durch krasses Missmanagement selbst in diese Lage gebracht. Zu Saisonbeginn kam heraus, dass die Macher des LTFC es mit der Zahlungsmoral gegenüber anderen Vereinen und der Steuer nicht ganz so genau nahmen. Darüber hinaus ist noch illegal Geld an Spielervermittler geflossen. Die FA hat daraufhin mehr als 40 Verfahren gegen den Club eingeleitet. Da Luton gleichzeitig Insolvenzantrag gestellt hat, bekamen sie zehn Punkte in der laufenden Spielzeit abgezogen. So rutschte man nach dem Abstieg in der vorherigen Saison gleich wieder in die Abstiegszone. Durch diesen Umstand haben den Club, trotz eines großartigen 1:1 gegen Liverpool im FA-Cup, kurz vor dem Rückspiel (0:5) an der Anfield Road, wo mehr als 5.000 Fans mitgefahren waren, wichtige Akteure und Coach Kevin Blackwell den Verein verlassen. So taumelt der LTFC am Tabellenende der 3. Liga rum. Die Fans haben so ziemlich die Schnauze voll, weil mittlerweile bekannt geworden ist, wie viel die Profis verdienen. Die
Rede ist von bis zu 5.000 Euro pro Woche!!! Da wundert es nicht, dass eine durchschnittliche Eintrittskarte für ein Match in der dritten Liga 30,- Euro kostet. Mittlerweile ist wieder Licht am Horizont für die Hatters sichtbar. Eine Investorengruppe um den bekannten TV-Kommentator Nick Owen hat den Club übernommen und will ihn aus der Insolvenz führen. Nun schwebt über den Drittligisten noch ein weiterer Punktabzug von 15 Punkten. Man hofft, dass diese Punkte noch im Lauf dieser Spielzeit abgezogen werden, da der Abstieg in die so genannte League Two wohl nicht vermeiden ist.
Keine Power für die Schlussviertelstunde
Das hat auch das Spiel gegen Cheltenham gezeigt, obwohl man durch einen schönen Kopfball durch Sam Parkin in der 24. Minute in Führung gegangen ist , konnte das Team das Tempo in der zweiten Hälfte nicht mehr halten. Cheltenham nutzte die nachlassende Kondition und Konzentration der Schwarz-Weißen durch Steven Gillespie zum Ausgleich (81.).
„You‘re Not Scary Anymore!!!“
Das Auswärtsspiel am Ostermontag in Millwall wollten 466 Luton Fans sehen. Angesichts der miesen Leistungen zuvor durchaus eine ganz gute Menge. Vor der Partie war für die anreisenden Supporter die Parole ausgegeben worden, ohne „Colours“ anzureisen. Schließlich gilt Millwall nach wie vor als gefährliches Pflaster. Außerdem hat man in Luton nicht vergessen, dass Millwall 1985 doch zu arg in ihrer Heimatstadt gewütet hat.Man hinterließ eine Spur der Verwüstung rund um das Stadion. Der Wirt von Millwalls Pub „Whelan’s“ wird sich eine halbe Stunde vor Spielbeginn sicherlich auch gedacht haben: „So war das also damals…“ Denn eine Gruppe von Hatters hatte sich bei ihm breit gemacht und den anwesenden Lions-Fans eine hübsche Osterüberraschung gebracht. Kurz danach war das Rauchen in der fensterlosen Kneipe kein Problem mehr. Die Straße zum Ground war voller Glassplitter, die gegnerischen Gruppen spielten ein wenig Hide and Seek, die Polizei rückte an und konnte einige Beteiligte unter
Mithilfe von Gaffern festsetzen. Während des Spiels kam es zu weiteren Festnahmen im Luton-Block. Offenbar hatte das allgegenwärtige CCTV in Londons Straßen gute Arbeit geleistet.
Keine Treffer im stillen Den
Das Spiel war erbärmlich – Kick & Rush auf unterstem Niveau. Luton hatte in der ersten Hälfte ein, zwei gute Möglichkeiten, die kläglich versiebt wurden. Da war lediglich der Support der angereisten Luton-Fans ordentlich. Millwall verstieg sich in nahezu 90 Schweigeminuten, um seinem Team die nötige Rückendeckung zu geben. Dass die Gästefans dies mit „Your Support is Shit“ und „You’re not Scary Anymore“ quittierten, war nahezu logisch. Im zweiten Durchgang, gerade zum Ende, bewies Millwall, warum auch sie am Ende der Liga sind. Das Auslassen von Großchancen war geradezu unglaublich. Der frühere Luton-Profi Ahmet Brkovic schaffte es aus sechs Metern den Ball unter die Latte zu hämmern. Bas Savage machte es noch schlechter und bolzte aus zwei Metern Entfernung über das leere (!) Luton-Tor.
Am Ende des Wochenendes hatte der LTFC zwei Punkte mehr auf dem Haben-Konto. Letztendlich zu wenig, um den Abstieg noch zu vermeiden. Die Verantwortlichen können im Prinzip jetzt schon für die vierte Liga planen, obwohl noch sieben Spiele ausstehen. Brosi
Home Park, 02.01.2006
Da mein Mitfahrer sein Ticket irgendwo verlegt hatte..., begab man sich schon am Vormittag zu einem zweistündigen Spaziergang, um ein neues Ticket zu kaufen, das meine in einen Stehplatz zu tauschen und im Fanshop nach Devotionalien zu suchen. Das Spiel sollte um 17.15 Uhr beginnen und so nutzte man die viele Zeit zwischendurch zur Aufnahme von Nahrung und Ähnlichem. Ich trank das teuerste Bex meines Lebens (umgerechnet 5,10 € für 0,33l), weitere zu diesem Preis wurden mir verboten und so probierte ich mich durch die verschiedensten nichtenglischen Sorten, da einheimische zumeist Mangelware waren. Zeitig zum Spiel nahmen wir unsere Stehplätze ein, ich konnte sehen und hatte einen Wellenbrecher, also fast wie in Bischofshol, allerdings etwa auf Höhe des Elfmeterpunktes auf der Tribünenseite. Der Auswärtsblock befand sich gleich rechts schräg gegenüber, hinter dem Tor. Diese Tatsache bescherte uns dann auch unterhaltsame
90 Minuten, denn wir mußten neidlos anerkennen, dass die über 1100 Mitgereisten einen Dauersupport über die gesamte Spielzeit boten, bei dem so manch Erstligist neidisch werden könnte. Das es sich nicht nur um Freundschaftsbekundungen handelte ist selbstredend. Nun zum Spiel. Mit knapp 18000 Zuschauern war der Home Park fast gefüllt und bot somit eine würdige Kulisse für ein weniger würdiges Spiel, zumindest aus Sicht der Heimfans. Eigentlich hatte Argyle die gesamten 90 Minuten nicht wirklich die Chance, die Punkte daheim zu behalten, zumindest aber stand es nach der ersten Halbzeit noch 0:0. Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte traf Cresswell dann in der 53. Minute zum für Leeds erlösenden 0:1 und nur sieben Minuten später erhöhte Blake in der 60. auf 0:2. Damit war das Spiel an sich gelaufen und ich relativ zufrieden (sorry), war dies doch genau mein Tip (Asche auf mein Haupt..) und damit zwei Pints wert.
Überflüssigerweise gab es kurz vor Schluß noch einen völlig unberechtigten Elfmeter für Leeds, den der kurz zuvor eingewechselte Hulse in der 86. sicher verwandelte und damit meinen Tip zunichte machte. Danke auch. Die Tendenz war immerhin noch eins wert. Getreu den Motto nach dem Spiel ist vor dem Spiel ließen wir uns dann im Sog der Massen in den nächsten Pub spülen und machten dort weiter, wo wir irgendwann an diesem Tag begonnen hatten. Katrin
Molineux Stadium, 31.12.2005
Gegen fünf vor acht fanden wir uns am Home Park ein, um die Auswärtsfahrt nach Wolverhampton mit dem Fanbus anzutreten. Abfahrt war um acht Uhr, es gab zwei 50er Busse. Nach dem doch sehr frühzeitigen Aufstehen - ich hatte die Uhr noch nicht umgestellt und den Wecker somit präzise auf 5.30 h Ortszeit eingestellt - hatten wir alle Zeit der Welt, den Verpflegungseinkauf für die Fahrt zu erledigen. Gut mit Chips, Sandwiches, Mett- sowie Vegibällchen und ähnlich nahrhaftem Essen und ohne Alkohol versorgt (laut Ticket "no alcohol on coaches") waren wir trotzdem die Letzten am Bus, was wir den Rest des Tages auch konsequent bleiben sollten. Die total langweilige knapp sechs!!! stündige Hinfahrt verging wie in Zeitlupe, vor allem, weil es den Bussen nicht erlaubt war, vor eins (kick off war 15 Uhr) die Stadtgrenze Wolverhamptons zu passieren! Da der Busfahrer uns dann noch mehrfach um und am Stadion vorbei fuhr
(ich vermute er hegt ein verwandschaftliches Verhältnis zu einem gewissen Abdullah aus Kiel) hatten wir nach Ankunft nur noch eine Stunde bis zum Anpfiff. Nach dem Einkauf kleiner grüner Flaschen eines Bremer Getränkeherstellers sowie einer monstermäßigen Flasche mit dem Konterfei eines Bogenschützen für die Rückfahrt, stürmten wir den nächsten Pub. Da der Engländer an sich ja mit dem Verkauf und Ausschank von alkoholischen Getränken an Raststätten und im Stadion ein wenig unüblich für uns umgeht, taten wir es dem Rest nach und übten uns im Sturztrinken. Kurz vor Spielbeginn hasteten wir ins mit knapp 22.800 Besuchern gut gefüllte Molineux Stadium und nach einem kurzen Tresenstop suchten wir uns unter den etwa 800 Mitgereisten unsere Plätze.Noch ganz außer Atem begann auch schon das Spiel. Die Wolves begannen offensiv und hätten nach 2 Minuten eigentlich schon 2:0 führen müssen. Dank der wenig treffsicheren Akteure und einem
an diesem Tag überragend aufgelegten Romain Larrieu im Tor von Argyle stand es aber noch 0:0. Dieses Bild änderte sich die nächsten 20 Minuten keineswegs, so dass man im Auswärtsblock (der komplette untere Teil der Gegengerade), wahrscheinlich aber auch als Heimfan einer Herzattacke nah war. (Plymouth Argyle Homepage, Match Report: "Fainter hearts would have collapsed.") Daher kannte der Jubel dann auch keine Grenzen, als in der 22. Minute Elliott Ward nach dem ersten Vorstoß von Argyle und einer erkämpften Ecke irgendwie zum 0:1 einnickte. Zu diesem Zeitpunkt hätte es eigentlich 5:0 statt 0:1 stehen MÜSSEN ("...the goal coming against a tsunami of Wolves' pressure..."). Sichtlich geschockt zeigten sich die Wolves Anhänger, von denen bis jetzt so gut wie gar nichts zu hören war, mit totalem Stillschweigen. Ganz anders natürlich die Green Army, ständig bemüht, die eigene nach Gegentoren bettelnde
Mannschaft nach vorne zu peitschen. Am Spiel änderte dieses Tor allerdings nichts. So fiel in der 31. Minute der längst überfällige Treffer zum Ausgleich und auch Argyle`s Fans durften kurz Luft holen. Mit diesem Ergebnis und der Erkenntnis, dass der Spielstand mal wieder gar nichts über den Spielverlauf aussagt, ging es für die Spieler in die Kabine und für alle anderen zum während der Halbzeit kurz geöffneten Getränkestand. Die zweite Hälfte verlief ein bißchen weniger aufregend, Argyle ließ sich nicht mehr bis zum eigenen 16er zurück fallen und die vergebenen Chancen der Heimmannschaft beschränkten sich auf nur etwa fünf 100%ige. Angeheizt durch zwei Teletubbies und die Argyle-Twins, die mit nacktem Oberkörper ihre Trikots freudig über den Köpfen kreisen ließen, kam kurz vor Ende dann noch einmal Dramatik durch einen Pfostenknaller von Keith Lasley auf, der Plymouth Argyle fast den dann doch etwas unverdienten
Sieg beschert hätte. Dann war Schluss. Zufrieden hastete man nun schnell über Toilette und gebunkerte Getränke holend zum Bus. Die Rückfahrt gestaltete sich ähnlich lang aufgrund eines schweren Verkehrsunfalles, in den sowohl Offizielle als auch Fans von Argyle verwickelt waren, zum Glück aber keiner ernsthaft verletzt wurde. Die Stimmung allerdings in den unsereren letzten Reihen war geradezu ausgelassen, in Ermangelung von Öffnern und Feuerzeugen wurden Flaschen von inzwischen sehr redseligen Engländern heldenhaft mit den Zähnen oder dem Inventar des Busses geöffnet, die Toilette wurde von einer mit mir gereisten Person durch Kräfte die niemand erklären konnte von AUSSEN verriegelt und war damit nach einer halben Stunde Fahrt nicht mehr zu benutzen, sehr zur Freude aller Insassen natürlich. Die notwendigen Pausen wurden dann wieder genutzt, als letzte im Bus aufzuschlagen und am Ende waren wohl alle dankbar, gegen
halb zehn wohlbehalten wieder in Plymouth einzutreffen, um das Jahr 2005 gebührend auf der ein oder anderen Silvesterparty zu verabschieden und ins Neue Jahr zu feiern. Aber dieses ist eine andere Geschichte... Katrin
01.10.2005, Pride Park Z: 25044
Am Sa. wurde erst mal ausgepennt und die letzte Dusche der Tour genossen. Dann entschied ich mich für das East Midland Derby und gegen Blackburn. Also die gut 1,5h mit dem Zug nach Derby. Alles ruhig in der City – am Bahnhof hingen nur ein paar Bullen rum. Hm, erwarteten die hier heute „Größeres“. Leicester ist sicher nicht weit weg, der eigentliche Rivale ist allerdings Forest – die ja leider in die 3.Liga abgestiegen sind. So schlappte ich locker zum Ground. Tickets lagen auch hier vor – perfekt. Also rein ins Vergnügen. Derby County hatte seine größte Zeit in den 70ern. 1972 und 1975 gewann man die Meisterschaft unter Brian Clough (der später den Rivalen Nottingham Forest zum Gewinn des EC der Landesmeister führte) und mit Keeper Peter Shilton war Derby ein englische Spitzenmannschaft. Dann folgte der Absturz, der hinunter bis in Liga 3 führte. Im letzten Jahr war man in den Play Offs zur 1.Liga. Man scheiterte
jedoch und verlor u.a. seinen Top - Stürmer Rasiak an Tottenham. So backt man in dieser Spielzeit wohl kleinere Brötchen. Der Gast aus den nahen Leicester ist eigentlich eine "graue Maus" im englischen Fussball. Ein Ligacup - Gewinn in den 70ern ist wohl der größte Erfolg gewesen. Einige Male gelang der Sprung in den internationalen Wettbewerb. Just als man glaubte sich in der 1. Liga "fest gesetzt" zu haben, folgte 2003 der Abstieg. Nun probiert man den Wiederaufstieg. Allerdings ist man von der Zielsetzung weit entfernt und der Saisonstart war wenig berauschend. Derby ist ein typischer englischer Neubau. Einzig das Dach der Haupttribüne (da 2 Ränge) ist etwas eigentümlich. Sonst ein typischer Zweckbau der 90er. Das war aber vorher klar. Je näher der Anpfiff rückte, umso mehr füllte sich der Ground. Am Ende waren es 25.044, davon ca. 2.000 Gästeanhänger. So entwickelte sich eigentlich von der
1. Minute eine für englische Verhältnisse doch sehr gute Atmosphäre. Zunächst waren es „für mich überraschend“ die Gäste, die einen Chant nach dem anderen brachten. So stand man geschlossen auf, weil man Leicester mag, und man stimmte auch die Hassgesänge auf „Forest“ an. Da zog Derby bestens mit. Dann kamen und die langgezogenen Derby, Derby – Chants. Auch hier eine beachtliche Lautstärke. War doch fast das ganze Stadion am Singen. Zwar nie besonders lang, aber dafür richtig gut laut. Also wohl heute alles richtig gemacht. East Midland Derbys kann man sich also in jeder Fassung geben. Sicher nicht die Qualität von Forest vs. Derby, aber schon sehr nett hier. Das Spiel war dafür weniger begeisternd. Wenige Torchancen, viele Abspielfehler. Beide Mannschaften sind ja bisher weit hinter den Erwartungen und ihren eigenen Zielen geblieben. So agierte man doch recht nervös und war vor allem bedacht auf Torsicherung. Als
schon alle mit einem 0:0 rechneten, erzielten die Gäste die Führung. 2 Min. vor dem Ende gelang den von Tottenham ausgeliehenen El Hammadani der verdiente Ausgleich. Sicher ein korrektes Ergebnis. Es es ist davon auszugehen, dass man sich nächste Jahr wieder trifft – in der gleichen Liga. Nach dem Kick ging es zum Bahnhof. Hier stand auch ein Sonderzug bereit Richtung Leicester. Nur dumm, das ca. 10. min vorher ein regulärer Zug über Leicester nach London fuhr. So bekamen die Fahrgäste reichlich Besuch von Fussballanhängern. Es blieb aber ansonsten alles ruhig. So ging es dann für mich irgendwann in Richtung Manchester. Jürgen
25.09.2005, Riverside Stadium
Am So. ging es nach dem Frühstück wieder zum Bahnhof nach Doncaster und von dort mit dem Zug nach Middlesborough. Die Stadt wurde rd. 2,5h vor Kick off erreicht und die bestellten Tickets konnten auch abgeholt werden. Die beiden Orte liegen nur unweit voneinander entfernt direkt an der Küste. So wird der heutige Kick auch als Teessidederby beschrieben. Der eigentliche große Rivale beider Klubs ist allerdings Newcastle. Standen doch bisher beide Klubs im Nord-Osten Englands klar im Schatten der durch die Verpflichtung von Michael Owen zuletzt wieder stark in der Presse diskutierten „Elstern“ aus Newcastle. Die größten Erfolge der Gäste liegen lange zurück. Der letzte Meistertitel wurde 1936 eingefahren. Insgesamt waren es 6 Meistertitel. Sunderland ist ein Gründungsmitglied der ersten englischen Liga. Der letzte größere Erfolg war der Gewinn des FA Cups 1973. Im letzten Jahr schaffte man den Aufstieg, nachdem man
zuletzt 2 Jahre in Liga 2 zubrachte. Man ist ein wenig zur Fahrstuhlmannschaft geworden. Auf- und Abstiege prägten eigentlich die letzten 15 Jahre des Sunderland AFC. Middlesbrough ist eher ein Emporkömmling. 1997 stand man im FA Cup Finale und 2004 erreichte man den Gewinn des Ligacups gegen Aston Villa. Aktuell hat man einige namhafte Akteure in seinen Reihen (u.a. Mendieta, Hasselbaink und einen gewissen Abel Xavier - der ja in Hannover nicht in bester Erinnerung ist). Man konnte sich in den letzten Jahren sicher in der höchsten Spielklasse etablieren und erreicht fast regelmäßig den UEFA Cup. Im letzten Jahr war im Viertelfinale vs. Sporting Lissabon Ende. Der Sprung in die Königsklasse ist eigentlich jedes Jahr das Ziel. Das klappte bisher aber nicht. Rd. 1,5h vor dem Anpfiff schlängelte sich eine ca. 50 Busse anhaltende Kolonne Richtung Stadion. Die Gäste trafen ein. Einige Busse waren bereits mit Fahnen
verziert und doch durchaus nett anzuschauen. So wurde dann der Gästeblock bezogen. Der Gästebereich war gut gefüllt mit ca. 3.000 Away Supportern. Insgesamt waren es aber nur knapp 30.000 heute (offiziell 29.583). Boro ist und wird nie ein „Kassenschlager“. Der Ground an sich ist eigentlich ein typischer Vertreter der englischen Bauten „in den 90ern“. Allseater, rote Sitzschalen, alles überdacht – alles hübsch, aber ohne Flair. Der Kick startete mit einem Paukenschlag. Die bisher sieglosen Gäste erzielten in der 1. Minute die Führung. Boro schonte im Hinblick auf das Uefa Cup Match am Donnerstag einige seiner Top–Spieler (u.a. Hasselbaink). Das war dann dafür die gerechte Strafe. Dazu präsentierte sich der Keeper der Gäste in Top–Form und meisterte einige 100% von Boro. Der Support war von beiden Seiten überraschend gut. So gab es immer wieder nette Gesänge, z.B. gegen Newcastle. Allerdings waren hier die Gäste klar in Führung.
Die 1. Halbzeit hatte supporttechnisch meine Erwartungen klar übertroffen So ging es mit dem 0:1 in die Kabinen. Die 2. Halbzeit bot das gleiche Bild. Bis zur 60. Minute Spiel auf ein Tor. Danach erste Entlastung der Gäste. Ein Angriff führte zu einem Freistoß. Den setzte der "Gaucho" Arce perfekt in den Winkel von Boro. Nun ging es im Ground richtig rund. Die Gäste komplett am durchdrehen. Teilweise die Derbyatmosphäre die man sich so immer mal in England vorgestellt hat. Die 3.000 Gäste mit Dauersupport und einem Chant nach dem anderen. Die Boro Sups machten sich dann rd. 10 min vor dem Ende auf dem Heimweg. Wirklich beachtlich der Auftritt der Gäste. Meine Erwartungen in England sind ja nie hoch – aber – wenn man die richtigen Spiele hat, dann noch ein einigermaßen günstigen Spielverlauf… gibt’s sogar in der Premiership ne brauchbare
Atmosphäre. Nach dem Kick schaute ich mich noch etwas am Ground um – und siehe da – Tumulte in Englands erster Liga. Am Busparkplatz der Gäste gab es eine kurze aber heftige 3.Halbzeit. Einige Herren sahen leicht angeschlagen aus – andere wurden von der Staatsmacht gut verpackt (mit Kabelbindern) auf dem Bürgersteig gelagert. Wenn man den Gästen „freien Lauf“ gelassen hätte, hätten die sicher alles in Schutt und Asche gelegt. Auch das gibt’s in England – ich wunderte mich doch ziemlich. So ging es zum Bahnhof. Dort stand ein Zug nach Sunderland bereit. Allerdings fuhr der alleine los. Tja – entweder waren die Herren Zugfahrer in den Händen der Staatsmacht oder irgendwie anderweitig verschollen. War auf jeden Fall ein kultiger Anblick – nur ein paar Bullen stiegen in den Zug. Ich machte mich dann wieder auf den Weg nach Doncaster. Jürgen
City Ground, 26.02.2005
Am Samstag ging es nun zum East Midland Derby. Rd. 15 min von der Central Station entfernt befindet sich der City Ground in Nottingham. Eine Besonderheit am Rande. Vor der Brücke über den Fluss Trent befindet sich das Stadion vom Lokalrivalen Notts County, praktisch 500m Luftlinie entfernt. Nottingham Forest gegen Derby County. 2 Mannschaften die Fussballgeschichte in England geschrieben haben, davon auch ein großen Teil gemeinsam verbunden mit dem Namen Brian Clough. Nottingham Forest steht vor allem für die späten 70er Jahre. Hier gelang nach dem Aufstieg 76/77 in der folgenden Saison der Gewinn der englischen Meisterschaft. Das ist nach wie vor ein einmaliger Vorgang in Englands Oberhaus, das ein Aufsteiger sofort Meister wurde. Überboten wurde das eigentlich noch in der Saison 78/79. Als Meister traf man in der ersten Runde des Europapokal der Landesmeister auf den Cupverteidiger FC Liverpool. Einem 2:0 Heimsieg folgte ein 0:0 Auswärts und der Sprung in die 2. Runde. Am Ende gewann man in München mit 1:0 gegen Malmö FF den Europapokal der Landesmeister. Im Jahr drauf wurde der Triumph in Madrid vs. HSV wiederholt. Namen wie Gary Francis, Viv Anderson oder Martin O´Neill (jetzt Trainer von Celtic) waren die prägenden Spielerpersönlichkeiten dieser Zeit. Coach der Truppe war Brian Clough, nach dem mittlerweile die Gegengerade (Brian Clough Stand) benannt wurde. Mitte der 90er wurde es dann ruhig um Nottingham Forest. Nach dem Abstieg aus der 1.Liga gelang in der Saison 97/98 der Wiederaufstieg und die Quali für den UEFA Cup. Spieler wie Ian Pearce und Des Walker waren damals bei Forest unter Vertrag. Finanzielle Schwierigkeiten sorgten für einen Ausverkauf und seit 2000 kickt Forest in der 2.Liga. Seit 2 Jahren sogar konsequent gegen den Abstieg. Im letzten Jahr bekam man gerade noch so die Kurve. In dieser Saison sieht es noch schlechter aus. Erst der mehr als lebensnotwendige Erfolg vs. PNE am Mittwoch läßt den Verein noch hoffen. So konnte der Rückstand auf 6 Punkte zum rettenden Ufer verkürzt werden. Derby County gelang 1972 und 1975 der Gewinn der englischen Meisterschaft. Der Triumph 1975 unter Brian Clough, der anschließend Forest zum Aufstieg und Gewinn der Meisterschaft und Europapokal führte. Im September 2004 verstarb Brian Clough im Alter von 69 Jahren. Dazu schoss ausgerechnet Derby Forest 2000 aus der 1.Liga. Bei Derby stand in der erfolgreichen Zeit der 70er Jahre ein gewisser Peter Shilton in Tor, der zu späteren Zeit auch bei Forest zwischen den Pfosten stand. So gibt es mehr als nur lokale Rivalität zwischen den beiden Vereinen. Derby steht in dieser Saison relativ weit oben und hat gute Chancen auf die Play Offs (Platz 3 bis 6) zur 1.Liga zu erreichen. Das Stadion ist für englische Verhältnisse ein Spagat zwischen Alt und Neu. Einige Bereiche wurden renoviert und natürlich ist es ein Allsater. Aber in vielen Ecken ist die Tradition erhalten, so zum Beispiel auch in dem Supporters Club, eine Fankneipe direkt am Stadion. Mit rd. 27.500 Zuschauern war der City Ground so gut wie voll, da aus Sicherheitsgründen die Plätze neben den rd. 3000 Gästefans nicht verkauft wurden. Von der Atmosphäre war heute ein eher "untypisches" Spiel für England zu erleben. Die rd. 3000 Gästefans als auch die Anhänger von Forest legten einen sauberen Support hin. So stand teilweise das gesamte Stadion weil sie Derby nicht mögen (Stand up, if you hate Derby wurde mehrfach angestimmt). Auch ansonsten war ein weit überdurchschnittlicher bis teilweise sogar sehr guter Support zu erleben. Für England ist Nottingham Forest auf jeden Fall eine Empfehlung, wenn man noch etwas von der Tradition der 90er und 80er erleben möchte. Trotz der schwachen Saison liegt der Schnitt bei klar über 20.000 Zuschauern. Von dem normalen "Kommerzpublikum" ist man glücklicherweise noch entfernt, was sicher auch am mangelnden Erfolg liegt. Eine weitere Fanbesonderheit ist ein gewisser Ebby (Eberhard) aus Duisburg. Seit dem Europapokaltriumphen reist der gute Mann zu fast jedem Spiel von Forest aus Deutschland an. In diesem Jahr wird er rd. 60 Spiele in den verschiedenen englischen Wettbewerben sehen. Ein Banner am Brian Clough Stand zeigt seine Anwesenheit. "Nottingham Ebby from MSV Duisburg" steht da einfach drauf. Wenn das nicht ein "überzeugendes" Fandasein ist. Ich hatte die Möglichkeit mit Ebby nach dem Kick ein Bier zu trinken. Er will irgendwann nach Nottingham übersiedeln. Dazu ist er ein einfacher verrückter Fussballfan, der auch ein Ohr für andere Anhänger aus aller Welt hat. Engstirnigkeit oder Gewalt etc. ist für ihn ein absolutes Fremdwort. Offen und locker bietet er auch ein Anlaufpunkt für deutsche Besucher bei Forest. Sein Outfit ist immer gleich - alte Lederjacke und Kappe sind sein Markenzeichen. Ebby ist ja auch durch die Berichterstattung im 11 Freunde oder auch DSF mittlerweile in der Fussballszene durchaus bekannt. Das Spiel war nicht hochklassig, aber unterhaltsam. Derby von der Spielanlage klar besser und so ging nach einem Abwehrfehler der Gast durch Rasiak in Führung. Forest setzte bedingungslosen Einsatz dagegen. Ein Elfer durch Evans brachte den Ausgleich. Taylor gelang Mitte der 2. Halbzeit die umjubelte Führung. Nun war teilweise eine geniale Atmosphäre im Ground. Rasiak war es allerdings wiederum der den Ausgleich besorgte. Am Ende sicher ein korrektes Ergebnis, denn nur Kampf reicht einfach nicht. Es bleibt zu hoffen, das Forest noch die Kurve bekommt und nicht gar in die 3.Liga runter muß. Ansonsten kann man einen Besuch in der Stadt Nottingham inkl. der Wandelns auf den Spuren von Robin Hood und einem Besuch im City Ground einfach nur empfehlen. Jürgen
Der Flug nach Prestwick erfolgte ohne Probleme und mit dem Wupperhopper wurde am Vorabend noch ein Bier gezogen. Am So. ging es dann gegen 10h los. Celtic vs. Rangers, das Derby in Glasgow, the old firm, Katholiken vs. Protestanten, Iren vs. Britten - es würde sicher noch viele weitere Bezeichnungen für das Spiel geben. Es gibt wohl kaum ein Spiel in Europa welches eine derartige Tradition hat wie das Derby in Glasgow. In früheren Jahren war die Rivalität vor allem durch die Religion begründet. Celtic beschäftigte nie protestantische Kicker und bei den Rangers hatten Katholiken keine Chance. So war es dann auch auf den Rängen. Nicht selten gab es Straßenschlachten rd. um das Spiel. Das Bosmann - Urteil sorgte für Abhilfe. Heute sind Kicker aus allen möglichen Ländern auf dem Platz zu finden. Die Rivalität bei den Fans ist nach wie vor groß, aber nicht mehr so heftig wir vor 25 Jahren. Sportlich sind Celtic und Rangers die beiden Teams Schottlands. Seit 1985 stellt sich in Schottland immer nur die Frage nach dem Meister Rangers oder Celtic. Insgesamt sind die Rangers die klar erfolgreicheren der beiden Clubs. Mehr als 40 Meistertitel wurden bisher geholt. Überhaupt stand am Ende der Saison ganze 19 mal nicht Rangers oder Celtic ganz oben (die Meisterschaft wird in Schottland seit 1891 ausgespielt). International gelangen den Rangers wie auch Celtic ein Erfolg. Die Rangers holten den Pokalsiegerwettbewerb, während Celtic 1967 die Landesmeistertrophäe holen konnte. Ansonsten ist sicher der Einzug der Celts in das UEFA Cup Endspiel 2003 noch in bester Erinnerung. Hier gab es aber ein 2:3 gegen den FC Porto. In der aktuellen Tabelle sind beide Mannschaften punktgleich an der Tabellenspitze. Also man kann sagen nix neues in Glasgow. Allerdings sind die großen Namen bei beiden Klubs nicht mehr dar. Bei den Rangers sind mit Prso und Nacho vielleicht noch die beiden bekanntesten Kicker am Start. Celtic hat nach dem Verlust von Henrik Larsson eigentlich gar keinen internationalen Spitzenspieler. Rd. 1,5h vor dem Kick war ich im Ground, der sich nur langsam füllte. Erst so 20min vor Spielbeginn kam so langsam Atmosphäre auf. Der Ground ist eigentlich ein typisch britisches Stadion. Allseater, komplett Überdacht, Gegengerade mit dem Schriftzug Celtic Insgesamt waren 59.041 Zuschauer im Ground. Die fehlenden 1.000 Plätze befanden sich links und rechts neben den Rangers Anhänger, die wie in Britannien üblich, aus Sicherheitsgründen nicht verkauft wurden. Rd. 7.000 Anhänger der Gäste hatten ein Ticket für das Spiel erhalten. Zum Intro gab es dann aber echte "Old firm" Atmosphäre. Zunächst ein kleines Kassenrollenintro bei den Gästen. Dann kam das "You´ll never walk alone" der Celts. Wie kann man das beschreiben - Atmosphäre lässt sich oft nicht in Worte fassen. 52.000 Celts nahmen ihre Schals in die Hand, reckten sie in die Höhe und sangen in einer Lautstärke die ich noch nie erleben durfte. Gänsehautatmosphäre ist so ein "Schlagwort" der Fernsehreporter. Das Spiel begann eher verhalten, wobei Celtic weit mehr Spielanteile besaß. Bellamy lief Mitte der 1. Halbzeit auf das Tor der Gäste zu, scheiterte jedoch an dem neu verpflichten Keeper Waterreus (da Stefen Klos ja "Langzeitverletzter" ist). So ging es mit 0:0 in die Pause. Der Support auf den Tribünen ließ auch stark nach, wobei vor allem die Celtic Supporter doch sehr schweigsam das Spiel verfolgten. Die Rangers waren klar die aktiviere Fangruppe. Die 2.Halbzeit begann mit der nächsten 100% Chance für die Celts. Hartson scheiterte jedoch am glänzend aufgelegten Keeper der Gäste. Mitte der 2.Halbzeit der 2. Torschuß der Gäste. Vignal zog harmlos aus rd.30m auf das Tor von Celtic ab. Der Keeper Douglas schaffte es jedoch diesen Ball über den Arm springen zu lassen und den Ball sich so praktisch selber ins Tor zu befördern. Nun waren die Gästeanhänger komplett am Ausflippen und waren klar Herr im fremden Haus. Das Entsetzen konnte man den Anhängern der Celts aus dem Gesicht entnehmen. Ein Konter sorgte für die Entscheidung durch Nacho. Glücklich aber nicht unverdient gewann der Gast und ist nun klarer Favorit auf den Titel. Auch die Supporter der Rangers zeigten sich "top" im Abfeiern. Die englische Nationalhymne wurde gar angestimmt. Hier antworteten dann mal die Celts mit "We love Celtic". Insgesamt kann man nur sagen: Celtic war eine gnadenlose Enttäuschung. Beim Verlassen des Stadions vor Spielende wurde ein Kicker der Gäste mit Müll beworfen. Außer dieser "heldenhaften Aktion" gab es leider wenig positives über die Anhänger der Celts zu berichten. Vom Fussball auf dem Platz wie auch auf den Rängen war ich mehr als nur enttäuscht. Celtic zu Hause ist alles andere als ein großes Highlight (zumindest, wenn das Spiel nicht läuft). Ziemlich gefrustet ging es also wieder in die City, wo ein paar Frustbier getrunken wurden. Da gibt man sich mal das Old firm und dann "so ein Schrottspiel". Jürgen
Mit Glück haben wir noch Karten für dieses Spiel gekriegt. Allerdings waren diese mit 13 Pfund (um die 40 Mark) recht teuer, denn schließlich gab es hier ein Spiel der vierten Liga (Division 3) zu sehen. Aber vielleicht lag es daran, dass Sixfields Stadium nur Sitzplätze hat. Diese sind dann offensichtlich auch eher für Kinder gedacht, ich fand es ziemlich eng. Das Spiel plätscherte so dahin, wobei die Cobblers (Northampton ist eine Stadt mit vielen Schuhfabriken, darum heißt das Team Cobblers also Schuhmacher) das bessere Team waren. Das Niveau war eher schwach und ich bin sicher das der SV Arminia diese beiden Teams schlagen könnte. Es gab wenig gelungene Pässe, es wurde mehr der Ball auf gut Glück nach vorn gebolzt und dann gesehen ob zufällig einer der eigenen Mannschaft den Ball erlaufen kann. Aus so einer Situation fiel dann auch der Siegtreffer für die Gastgeber. Ein schöner Schuss aus 18-Metern ließ dem Torwart der Tigers (Hulls Spitzname) keine Chance. Die Atmosphäre im Stadion war angenehm, doch meiner Meinung nach hat sich hier bewahrheitet, dass Sitzplätze der Stimmung sehr abträglich sind. Die Fans von Hull City machten etwas mehr Krach als die Anhänger der Heimmannschaft, aber auch sie waren über die gesamte Spielzeit eher ruhig. Northampton ist übrigens am Ende der Saison in die Division 2 aufgestiegen.
DIRK
Swansea ist eine etwa 200 000 Einwohner große Hafenstadt an der walisischen Küste in der Grafschaft Glamorgan. Dort mündet der Tawe in den Bristol-Kanal, deswegen nennen die Einheimischen ihren Ort in der Landessprache auch Abertawe. Die Sprache der Einheimischen ist sowieso etwas besonderes, kein Brite (außer ihnen selbst) versteht sie. So auch unsere 15 Freunde nicht, mit denen wir uns in einem Mini-Bus (der diesen Namen zurecht trägt) auf den etwa 420 Kilometer weiten Weg von Luton nach Swansea gemacht haben. Als der Radiosender irgendwann wechselte herrschte nur allgemeines Kopfschütteln. Um nicht in körperliche Auseinandersetzungen der beiden Fangruppen hineingezogen zu werden, wurden etwas außerhalb von Swansea ein paar Bierchen getrunken. Das hatte zur Folge, dass wir aufgrund eines Staus kurz vor der Stadt den Kick Off verpassten. Allerdings sahen wir nur die ersten Minuten nicht in diesem kleinen Stadion, das etwa ein Fassungsvermögen von 8 000 hat. Für die vierte Liga, in Britannien Division 3 genannt, reicht das allemal. 5 436 fanden den Weg zum Vetch Field, wobei davon etwa 1 200 Supporter aus Luton waren. Die Stimmung war hervorragend die beiden Mobs lieferten sich gute Gesangsschlachten. Doch die Heimfans verstummten schlagartig als in der 31. Minute Taylor das 0:1 für die Auswärtsmannschaft erzielte. Mit diesem Resultat ging es auch in die Halbzeit. Swansea versuchte im zweiten Spielabschnitt Druck zu machen, aber die in orange-blau spielenden Luton-Boys konterten die Gastgeber aus und Holmes (58.) und Howard (78.) mit seinem 18. Saisontreffer erhöhten den Vorsprung auf 0:3. Die Luton Fans feierten ihre Mannschaft ausgiebig und als dann noch "England, England!!!"- Sprechchöre die Runde machten, war für die Swansea-Supporter das Maß voll und sie versuchten den Platz zu stürmen, um sich ihr Mütchen an den gegnerischen Fans zu kühlen. Aber die Polizei verhinderte noch rechtzeitig eine Spielunterbrechung. Auf dem Spielfeld ließen die Weißen den Kopf nicht hängen und erzielten in der Nachspielzeit durch einen abgefälschten Schuss von Mumford noch den Ehrentreffer. Dann ging das große Warten los, wie hatte Mansfield als Tabellendritter zu Hause gegen den Siebten Rushden & Diamonds gespielt? Denn als Tabellenzweiter konnte Luton bei einer Niederlage den Aufstieg schon vier Spieltage vor Schluss klar machen. Mansfield verlor klar mit 1:4 und der Jubel auf der eingezäunten Stehplatztribüne kannte kein Halten mehr. Etwas später kam die Mannschaft noch zur Ehrenrunde und warf ihre Trikots in die tobende Menge. Unsere Crew war dabei sehr erfolgreich und schnappte sich gleich zwei der begehrten Jerseys. Die Heimfahrt gestaltete sich sehr flott, weil die Polizei (in Wales auch Heddlu genannt) uns mit einer Eskorte aus der Stadt brachte. Tatütata. Brosi
Die Stimmung im ausverkauften Stadion an der Kenilworth Road (8300 Zuschauer) war nach dem Sieg in Swansea und dem damit endgültigen Aufstieg natürlich großartig. Für den Tabellendrítten aus Mansfield ging es um alles, denn im Falle einer Niederlage drohte man den sicheren Aufstiegsrang zu verlieren, für die Hatters ging es noch darum Plymouth Argyle die Meisterschaft in der dritten Division zu entreißen. Luton spielte wesentlich besser als zwei Tage zuvor und schon bald konnte das 1:0 bejubelt werden. Aber mitten in den Jubel fiel der Ausgleich der Gäste, so dass wieder alles offen war. Aber die Gastgeber legten nach und unter Gesängen wie "Hey Baby, big fat Joe is gonna take us up" (gemeint ist Lutons Manageroriginal Joe Kinnear) und "The Town will going up, the Town will going up and now you´re going to leave us" fielen die Treffer zum 2:1 und 3:1. Später fiel gar noch das 4:1 und die Mansfield-Supporter waren tatsächlich still ("you´re not singing anymore"). Das änderte sich nach dem 4:2 für kurze Zeit, aber nach dem 5:2 kehrte wieder Ruhe im Away End ein. Lustigerweise gab es, wie bei Arminia, immer noch Nörgler auf den Plätzen neben uns. Das Lutons Torwart Emberson ein Fliegenfänger ohne fuballerisches Talent ist, darüber bestand kein Zweifel (beängstigend allerdings die Aussage eines ältern Herrn: "You should have seen the guy we had last year"), doch selbst bei einem Spielstand von 5:2 wurden die Spieler der Gastgeber hart "kritisiert" ("What a slow cunt"). Mansfield machte kurz vor Schluss noch das 5:3 und dann durfte wieder gejubelt werden als die Mannschaft sich bei den Fans bedankte. Lutons beste Spieler waren, wie auch in Swansea, Kapitän Nichols und der Franzose Jean-Louis Valois. Valois ist aus Frankreich vom Erstligisten OSC Lille (!) gekommen, weil er dort nicht aufgestellt wurde, und will sich über Luton Town in England anbieten. Das scheint zu klappen. Nach dem Match besuchten wir einen Pub ("Home Fans only") in einer von der Polizei gesperrten Straße. Zunächst nahmen wir an, dass die an die Fenster gerichteten Gesänge abreisenden Gästefans galten, doch die Mansfield-Supporter befanden sich im Pub gegenüber. Der gute Brosi musste in der Lokalität seine Kappe abnehmen, weil ihn sonst die Überwachungskamera nicht erkennen könnte. Nach einem schnellen Bier verließen wir den Laden und zogen uns in einen ruhigeren Pub zurück. Davon gibt es in Luton viele und sie sollen auch ähnlich gut und billig sein (im Vergleich zu London) wie derjenige den wir frequentierten. Dirk
Die Winterpause des SV Arminia nutzend, besuchten wir ein Spiel der englischen Legende West Ham United. West Ham spielt nach dem Abstieg in der letzten Saison inzwischen in der First Division und nimmt einen der Plätze hinter den Play-Off-Rängen (3. - 6.) ein. Ein solch großer Name hat natürlich seinen Preis und so kostete unsere Karte nur schlappe 33 Pfund 50 (zirka 50 Euro). Ein Preis bei dem einige unserer Reisegruppe gern auf Zweitligafußball verzichteten. West Ham liegt, der Name sagt es, im Osten der Millionenmetropole London. Zum Upton Park kommt man sehr leicht mit der U-Bahn, steigt an der gleichnamigen Station aus und folgt den Massen. Das der Verein im Stadtteil verwurzelt ist, konnte man daran erkennen, dass bis kurz vor der Haltestelle Upton Park kaum Fußballfans im Zug waren, beim Verlassen der Tube waren die Straßen jedoch brechend voll. Vor der Arena angekommen, hatte man den Eindruck vor einer Festung zu stehen und es fiel uns fast so schwer wie irgendwelchen Rittern in dieselbe zu gelangen. Grund sind die, in englischen Stadien üblichen, Drehkreuze, die es immer nur einer Person an jeder Kasse möglich machen ins Allerheiligste zu gelangen. Im schlimmsten Fall kommt man übrigens genauso schwer wieder hinaus. Vielleicht ein Grund dafür, dass sich Stadien in Diktaturen großer Beliebtheit erfreut haben. Unsere Plätze befanden sich schräg hinter dem Tor bei den Heimfans und die Sicht war sehr gut. Vor dem Spiel hatten wir noch ein Programm (lohnt sich nur für Sammler) und das sehr gute Fanzine OLAS (Over land and sea - alle Zitate sind diesem entnommen) erworben. So waren auch wir vor dem Spiel über die schmähliche Niederlage gegen den Drittletzten Stoke City ("A fucking stinker of a game") vier Tage zuvor informiert. Erfreulich ist die Offenheit mit der Abwehrspieler Michael Carrick die Leistung der Mannschaft kommentierte: "Then tonight we come out and play like that. Like a bag of shit." Auch seine eigene Leistung begeisterte ihn offensichtlich nicht so richtig: "I think that is the worst I have ever fucking played." Die Interviewer stimmten dieser harten Analyse zu. Am Ende des Matches muss wohl die ganze Arena gebuht haben. Offensichtlich aber nicht so laut, dass Carrick nicht noch einige persönliche Attacken herausgehört haben will ("You fucking wanker, Carrick"). Als Sportsmann gelobte er natürlich Besserung. So viel zur Vorgeschichte dieser Begegnung. Vor dem Anpfiff wurde noch stimmungsvoll die Vereinshymne "I´m forever blowing bubbles", einigen vielleicht von den Cockney Rejects bekannt, gesungen. Dies war aber fast während des gesamten Spiels auch das einzige Lied, das angestimmt wurde. Dann begann die Partie gegen den Siebten der Tabelle. Und die Hammers begannen verunsichert.
Ein sehr gutes Fanzine
Das Spiel war schnell, aber technisch auf keinem guten Niveau. Während die Gastgeber immer wieder versuchten ihre Stürmer halbhoch in der Mitte anzuspielen, spielte Sunderland zügig und präzise noch vorn und zeigte große Lücken in der Abwehr der Hausherren auf. Als dann ein Ball auf den Linksaußen die gesamte Defensive ausschaltete, rannte West Hams Torhüter völlig unmotivert auf den vierzig Meter halblinks vom Tor entfernten Stürmer zu - und wurde ausgespielt. Ein Pass in die Mitte und schon beim dritten Versuch landete der Ball im leeren Tor. Die zirka 2000 Mitgereisten jubelten. 31000 andere fluchten. Und es sollte noch schlimmer für die Anhänger von United kommen. Eine vom Keeper blind unterlaufene Flanke führte zum 0:2. Jetzt war es an der Zeit beim Vormann nachzufragen, ob es sich vielleicht um den dritten Torwart handeln würde. Die etwas pikierte Antwort lautete, dass dies Nationaltorhüter David James (unlängst zu Manchester City gewechselt) sei. Das führte in der Pause dazu, dass wir uns verzweifelt an einen guten englischen Torhüter zu erinnern versuchten. Man einigte sich dann auf Peter Shilton. Vor der Halbzeit durften wir uns noch vom reichhaltigen Fluchrepertoire der Einheimischen überzeugen, das den ein oder anderen HipHopper sicherlich erbleichen lassen würde. In Hälfte zwei machten wir erst einmal Bekanntschaft mit einer Seltsamkeit des Stadions. Gekauftes Bier durfte nicht mit auf die Plätze genommen werden. Ein von uns übersehenes Schild machte auf diesen Umstand aufmerksam. Mit Wiederanpfiff machte West Ham Druck, aber die Aktionen waren immer noch planlos. Trotzdem gelang der Anschlusstreffer, als auch Sunderlands Keeper patzte. Kurz danach tanzte ein Gästestürmer vier Abwehrspieler aus und produzierte aus fünf Metern eine Rückgabe. Dann der Ausgleich nach einem schönen Pass auf die linke Seite. Vom Strafraumeck schlug das Leder unhaltbar im rechten Eck ein. Die Stimmung im weiten Viereck hatte sich nun merklich gebessert, besonders bei uns unter dem Dach, denn schon vor dem 2:2 schüttete es wie aus Eimern. Und es wurde noch besser. Ein weiterer Torwartfehler bescherte den Hammers einen völlig unverdienten Sieg und alle, bis auf die gegnerischen Supporter, gingen zufrieden nach Hause oder wie wir in den Fanshop. West Hams Fans kauften hier Devotionalien in rauen Mengen zu überteuerten Preisen. Bei einigen Sachen fragte man sich, was diese mit dem Team zu tun haben. Etwa die rosa Skimütze (8 Pfund) oder das schwarze T-Shirt mit Pailletten (Hammer´s Girl). Wir verließen den Ort schnell und sahen uns noch an den Ständen vor dem Stadion um. Dort gab es zum Teil bessere Ware. Erstaunlich war allerdings der hohe Anteil an Hooligan-Literatur, die dort veräußert wurde. Zum Abschluss dieses Fußballnachmittags durfte wir uns in eine lange Schlange vor der U-Bahn-Station einreihen und schon eine halbe Stunde später waren wir auf dem Weg zurück. DirkVor der Saison mutmaßten die britischen Buchmacher, dass Sheffield Wednesday als frischer Absteiger aus der Division One den direkten Wiederaufstieg schaffen würde. Zumindest belegten dies die Quoten. Luton würde irgendwo im Mittelmaß landen. Zumal die Vorbereitungswochen von einer gescheiterten Club-Übernahme geprägt waren, an deren Ende Luton ein halbwegs konkurrenzfähiges Team zusammen hatte, das mit einigen Jugendspielern aufgefüllt war. Letztlich spielte Luton nahezu die ganze Saison um die Play-off-Plätze mit. In den letzten zehn Begegnungen mit nur einem Sieg verspielte man jedoch alle Hoffnungen auf die spannenden Aufstiegsspiele. Sheffield versank dagegen bereits nach wenigen Spieltagen im Nirgendwo. Es war im Prinzip ein bedeutungsloses Spiel in der Division Two – es ging nur noch um die Ehre. Aber davon halten die Engländer ein ganze Menge. So strömten etwa 9000 Fans in das 9997 Zuschauer fassende Stadion an der Kenilworth Road. Die offizielle Angabe lautete 7157, allerdings konnte Manager Mike Newell nach dem Match nicht erklären, wo er die über 2 000 freien Plätze gesehen haben will... Die Owls brachten etwa 1700 Supporter mit, die den Oak Road Stand bis auf ein paar Plätze für die Ordner gut füllten. Viele der Sheffielder waren wie zu Karneval verkleidet. In England ist es Tradition, dass man sich zum letzten Auswärtsspiel der Saison etwas ungewöhnlich anzieht. So lief vor dem Match ein Yogi-Bär die Oak Road auf und ab, was viele mit einem Lächeln quittierten. Erstaunlicherweise befindet sich in eben dieser Straße, direkt unter dem gleichnamigen Stand, der sogenannte Boppers Club des Luton Town Supporters Club (LTSC). Nettes Ambiente, ganz auf den Club abgestimmt. Während sich die Altvorderen am lokalen Gebräu IPA genüsslich taten, schlürften die Nachwuchs-Fans aus der örtlichen Grundschule mit großen Augen ihre Cola. Überraschend war es auch, dass sich ein paar Sheffielder unter die Anwesenden gemischt hatten. Ärger gab es keinen. Der Stil in Englands dritthöchster Spielklasse entspricht in der Regel dem, was deutsche Reporter gerne als typisch britisch anpreisen. Viel Kampf und Kick’n’Rush. So hatte Luton die eine oder andere Chance, aber die Gäste profitierten von einem indisponierten Dean Brill, der erstmals seit November wieder das Tor der Hatters hütete. Nicht erst seit David Seamans Fauxpas bei Ronaldinhos Freistoß bei der WM 2002 weiß man, dass englische Torhüter nicht zu den Besten gehören. Nahezu regungslos schaute er zu als Jon Shaw aus etwa 15 Metern einköpfte. Die Fans der Owls waren aus dem Häuschen. Kurze Zeit später zeigte Brill ein weiteres Kabinettstückchen als er das englische Equivalent für „Leo“ über den Platz brüllte, aber den Ball nicht aufnahm, sondern an sich vorbei kullern ließ, so dass Terry Cooke keine Mühe mehr hatte, den Ball ins leere Tor zu schieben. Die blau-weißen Gäste-Fans lachten sich schlapp und sangen ausgelassen das obligatorische „Who are you?“. Die Luton-Supporters waren kreidebleich und zunächst still, machten aber schnell einen übergewichtigen Owls-Fan aus, der fortan mit „You fat bastard!“-Gesängen bedacht wurde. Gelegentlich zog er dann auch die Pauke blank. Sehr zur Freude aller Anwesenden. Die zweite Halbzeit gehörte allein der Heimmannschaft. Erst gelang dem bulligen Angreifer Steve Howard der Anschlusstreffer, dann schaffte Steven O’Leary den Ausgleich. Das war gleichbedeutend mit absoluter Funkstille auf dem Oak Road Stand. Dagegen erwachten nahezu alle Luton-Anhänger aus ihrer Lethargie, sogar der Kenilworth Stand. Als in der Nachspielzeit Howard den Ball zum entscheidenden 3:2 über die Linie drückte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr und die Verlierer wurden mit einem „Two Nil and you fucked it up!“ nach Hause geschickt. Am darauffolgenden Tag war die Players Presentation des LTFC, zu der etwa 250 Leute kamen. Diese Präsentation ähnelt eigentlich mehr einer Saisonabschluss-Féte mit gehobenen Anspruch. Sie fand im Vauxhall Recreation Centre statt und die Gäste wurden gebeten nicht unbedingt in Jeans-Hose zu erscheinen. Die meisten, die sich daran nicht gehalten haben, waren die Spieler. So wurde über den Abend hinweg die besten Spieler der Saison gekürt und einige alte Recken aus den 60ern hielten amüsante Reden. Die Fans nutzten die Chance zum Smalltalk mit den Profis und um jede Menge Autogramme zu sammeln. Gegen Ende des Abends verließen die Spieler nach und nach die Veranstaltung, wobei so manch Drittliga-Kicker mit einem Groupie verschwand. Brosi