26.02.2012, 14:30 Uhr – 20. Temmuz Stadi, Girne
In erster Linie war die Lage meines Hotels schuld, dass sich der 18. Spieltag der nordzyprischen „Telsim-Süperlig“ für mich als ein echtes Auswärtsspiel gestaltete. Da ich über ein außerordentlich günstiges Angebot eines Zeitungsinserates dieses Urlaubsdomizil entdeckt hatte, musste ich auch gar nicht meckern das ich die zirka 100 Km weite Anreise von Famagusta nach Girne zum dort beheimateten Dogan TBSK antreten musste. Bei näherer Betrachtung entpuppte sich der Ausflug auch noch als spannende Zeitreise in die jüngere zyprische Geschichte. Doch bevor ich meine Reiseerlebnisse erzähle, möchte ich euch erst einmal das in Famagusta beheimatete Dr. Fazil Kücük Stadi von Magusa Türk Gücü (MTG) vorstellen. Bis vor der Teilung Zyperns im Jahr 1974 spielte dort das nicht nur national erfolgreiche Team von Anorthosis Famagusta, welches als griechisches Team seit 1974 nach Larnaka in die Republik Zypern umsiedeln musste. Das Stadion liegt am südlichen Rand Famagustas in einer seit der
Besetzung durch türkische Truppen verlassenen griechischen Hotelsiedlung namens Varosha, die einstmals mehr als 30000 Gäste beheimatete. Die Fläche ist ein für Zivilpersonen ausgewiesenes Sperrgebiet und gilt den Türken als ein Faustpfand für weitere Verhandlungen mit der griechisch dominierten Republik Zypern. Die jetzige Spielstätte des MTG wurde erst vor ca. 10 Jahren aus ihrem Dornröschenschlaf befreit und aus dieser Geisterstadt ausgelöst (siehe Foto – im Hintergrund des Stadions sind die verlassenen Hotels von Varosha zu erblicken).
Zirka 70 Fans des MTG und ich reisten somit aus einem Gebiet von Vertriebenen nach Girne, um dort im „Stadion des 20. Juli“ das Spiel mit dem gastgebenden Dogan Türk Spor Kulübü Birligi anzusehen. In Girne angekommen, musste ich feststellen, dass auch die Gründungsmitglieder dieses Vereins, nach dem von der zyprischen Verfassung legitimierten Eingreifen der türkischen Truppen am 20. Juli 1974, von den Griechen aus ihrer Heimatstadt Limassol vertrieben wurden, um sich in Nordzypern im Urlaubsort Girne neu anzusiedeln. Insgesamt ca. 300000 türkischstämmige Zyprer, von denen 150000 in den Norden der Insel flüchteten und die andere Hälfte überwiegend in die Türkei oder das englischsprachige Ausland immigrierten und noch einmal 120000 griechische Zyprer aus dem Norden der Insel wurden ihrer Heimat beraubt und mussten ab 1974 ihr Leben neu organisieren. Sowohl der Clubname der Mannschaft aus Girne (einst Limassol) und des nun in Larnaka ansässigen Teams aus Famagusta thematisieren
den Verlust der einstigen Heimat. So lautet die freie Übersetzung von Dogan Türk Spor Kulübü Birligi – „Sportverein der Geburt von der türkischen Union“. Der Stadionname in Girne bezieht sich zudem auf das Datum des Beginns des militärischen Eingriffs der türkischen Truppen im griechisch/türkischen Zypernkonflikt. Auch der griechische Verein Anorthosis Famagusta, (von Ammochostou = Wiederaufrichtung) dokumentiert, dass es ohne eine Schuldzuweisung für die eine oder andere Seite vorzunehmen, eigentlich nur Verlierer in dieser Auseinandersetzung gegeben hat. Auch der Nordzyprische Fußballverband ist von dieser Problematik betroffen. So dürfen nordzyprische Fußballer an keinen internationalen Sportveranstaltungen teilnehmen. Als Exoten konnten sie in der Vergangenheit 2006 lediglich beim „FIFI Wild Cup“ gegen ebenfalls nicht bei der FIFA gelistete Mannschaften wie Grönland, Sansibar, Tibet, Gibraltar und der „Republik St. Pauli“ im Stadion des FC St.Pauli in Hamburg antreten. Die
Fußballer aus Nordzypern überzeugten gänzlich und ohne Niederlage wurde der Siegerpokal mit nach Hause genommen. Im Ligaspiel des 18. Spieltags der nordzyprischen „Süperlig“ sollte ich ebenfalls keine Verlierer zu Gesicht bekommen. Mit Magusa Türk Gücü stellte sich der Meister von 2006 beim Champion der Spielserie 2009/10 vor. Eine Viertelstunde vor dem Kickoff war ich in der Innenstadt Girnes angekommen, um noch eine weitere Stunde mit dem Auffinden des Stadions verplämpern zu müssen. So kann ich euch auch nur vom Hörensagen bzw. aufgrund des Zeitungsberichts vom Spielverlauf der ersten Halbzeit berichten.
Magusa Türk Gücü konnte durch einen sicher verwandelten Foulelfmeter von Kanu Yasin bereits in der 6. Minute in Führung gehen. Dank Hussein erhöhte der MTG in der 26. Minute dann auf 2:0. Mit diesem Zwischenergebnis ging das Gästeteam aus Famagusta auch in die Halbzeitpause. Im Pausentee des MTG muss sich allem Anschein nach dann eine Portion Valium befunden haben. So kann ich euch in den zweiten 45 Minuten nur von einer völlig einseitigen Partie des blau-gelb gestreiften Heimteams berichten. Als der Anpfiff zur zweiten Halbzeit ertönt war, berannten die Gastgeber aus Girne das MTG-Gehäuse. Bereits in der 50. Spielminute waren die Dauerangriffe von Dogan TBSC von Erfolg gekrönt. Girnes Spielgestalter Sabre hatte einen blitzsauberen Querpass auf seinen halblinken Stürmerkollegen Isuzu abgesandt, der keine Mühe hatte den Ball aus vierzehn Metern im rechten unteren Eck des Famagusta-Tors unterzubringen. Sage und schreibe bis zur 65. Minute brachten es die Spieler des MTG aus
Famagusta nicht fertig, überhaupt einen Angriff über die eigene Mittellinie vorzutragen. Die deutsche Übersetzung von Türk Gücü lautet eigentlich „Türkische Macht“, doch es müssen schon himmlische Mächte gewesen sein, die dem Team aus Famagusta zu diesem Zeitpunkt des Spiels noch die 2:1 Führung sicherten. Solch eine einseitige Partie hatte ich in meinem Fußballerleben noch nie erleben dürfen und für die Heimzuschauer muss in der 70. Minute der Ausgleichstreffer von Dogans bestem Spieler Sabre, der einen Freistoß aus zirka siebzehn Metern direkt im Tor des MTG versenkte (siehe Bild), wie eine Erlösung vorgekommen sein.
Die letzten zwanzig Spielminuten wachten dann auch die Gäste aus ihrer Lethargie auf und es entwickelte sich ein etwas ausgeglicheneres Spiel ohne weitere Tore. Der MTG hat sich durch diesen glücklichen Punktgewinn auf den dritten Tabellenplatz vorgeschoben. Mit ähnlich schwachen Leistungen wird sich das Team aus Famagusta in diesen Tabellenregionen allerdings nicht lange aufhalten. Ulf
Sonntag, 22.01.2012 - 14 Uhr Sportpark Het Diekman, Enschede
Da sich in Deutschland die Amateurfußball-Begeisterten noch drei lange Wochen gedulden müssen bis die heimische Fußball-Freiluftsaison nun hoffentlich wieder fortgesetzt wird, packten mich und Groundhopper-Kollege Markus Gnatzy die Reiselust. Wir hatten uns zu einem Tagesausflug ins holländische Enschede verabredet, um dort ein Ligaspiel des SC Enschede zu besuchen. Gleichzeitig wollten wir uns mit Vertretern dieses Traditionsvereins treffen, um eine alte Freundschaft die Arminia mit dem SC Enschede verbindet wiederzubeleben. Da die Partie der „Zondagsliga - Eerste Klasse E“ (vergleichbar der Oberliga Niedersachsen) im Enscheder Sportpark „Het Diekman“ auf Kunstrasen stattfinden sollte und deshalb mit einer Spielabsage nicht zu rechnen war, sollten uns auch die bei der Anreise nach Holland begleitenden sintflutartigen Regenschauer nicht von diesem Gegenbesuch abhalten.
Bereits im Oktober 2009 fand sich eine Delegation dieses holländischen Traditionsvereins bei Arminia Hannover ein, um nach neunzig Jahren eine Neuauflage der Freundschaftsspiele gegen den holländischen Landesmeister von 1926 mit dem Norddeutschen Fußballmeister von 1920 zu vereinbaren. Wegen der damaligen Querelen im Vorstand von Arminia fielen die für 2010 geplanten Begegnungen leider im Gegensatz zu der Partie gegen Tubantia Hengelo ins Wasser. Trotz anhaltendem Regen begann die Spielpaarung vor nur 80 frierenden Zuschauern pünktlich um 14 Uhr. Beide Mannschaften kamen im Gegensatz zu ihrem Anhang schnell auf Betriebstemperatur. Der von Go Ahead Deventer aus der 2. holländischen Liga verpflichtete Mesut Yildirim sorgte auf Enschedes linker Sturmseite in der Anfangsphase für viel Unruhe beim Gastverein aus Hengelo und provozierte so die robuste (nicht unfaire) Gegenwehr Tubantias. Mit zunehmender Spieldauer stellte sich die Abwehr aus Hengelo immer besser auf das schnelle
Flügelspiel der gegnerischen Stürmer ein, sodass sich beide Mannschaften bis zum Halbzeitpfiff neutralisierten. Einzig SC-Torhüter Felix van Berkel schien die kurze Winterpause nicht gut getan zu haben und so sorgte er mit einigen Unsicherheiten im Stellungsspiel und Parieren von Schüssen für hörbares Stöhnen bei den Sportfreunden des SC Enschede. Entscheidend durchsetzen konnten sich die Spieler von Tubantia Hengelo allerdings nicht, so blieb es unter der sicheren Leitung des Schiedsrichters bis zum Halbzeitpfiff beim 0:0 Unentschieden. In den „Zondags- und Zaterdags-Ligen“ werden übrigens die Schiedsrichterassistenten jeweils von den teilnehmenden Vereinen gestellt und so kam es bei strittigen Abseitsentscheidungen häufig vor, dass der neutrale Hauptschiedsrichter seine Helfer einfach überstimmte. Auch die ersten fünfundzwanzig Minuten der zweiten Hälfte boten eine Kopie der abgelaufenen Halbzeit. Immer wieder wurden Mittelfeldgefechte auf beiden Seiten durch eigene Fehler
im Kombinationsspiel kaputtgemacht. Ex-Profi Yildirim verzettelte sich immer mehr in Einzelaktionen, sodass Enschedes in der Winterpause neu verpflichteter Trainer Theo Vonk zu seinem Einstand mit einem Unentschieden rechnen musste. Der den Arminia-Fans noch von Eintracht Nordhorn bekannte Sportpädagoge konnte sich in der 69. Minute bei Enschedes Eigengewächs Marco Aydin bedanken, dass die Torlosigkeit zu Gunsten des SC beendet wurde. Mit einem verdeckten Drehschuss aus 25 Metern überraschte der Mittelstürmer den zu weit vor seinem Tor positionierten Keeper Tubantias und es stand plötzlich 1:0 für die Heimmannschaft. Enschede setzte nun nach und erzwang die Vorentscheidung dank eines weiteren Treffers ihres Mittelfeldspielers Maikel Boelema in der 74. Minute. Respekt zollen muss man den Gegnern aus Hengelo die trotz dieses Rückstandes wieder ins Spiel fanden und in der 87. Spielminute noch den Anschlusstreffer zum 1:2 Endstand markieren konnten. Alles in allem war der Heimsieg
aufgrund der besseren Einzelspieler des SC Enschede verdient und uns wurde ein kurzweiliger Aufenthalt geboten. Einen besonderen Dank und Gruß möchte ich an Hans und Jan Bijvank vom SC Enschede richten, die uns mit der von Ihrem Verein schon seit 1920 bekannten Gastfreundschaft herzlich empfingen.
Wie ich vor Ort erfahren durfte, ist ein Interesse an einem internationalen Sportaustausch weiterhin gegeben. Ich werde die Einladung zu einem Freundschaftsspiel eures SC Enschede mit Arminia Hannover gerne an unseren Vorstand weiterreichen. Bis demnächst in Hannover und Enschede! Ulf
Gradski Stadion Lapad, Dubrovnik, 20.08.2008
Unseren diesjährigen Urlaub wollten wir mal wieder unabhängig vom Pauschal-Tourismus verbringen und so suchten wir im Internet nach geeigneten Privat-Unterkünften in verschiedenen Ländern. Dabei stießen wir auf die Pension Castle Savonari, ein ehemaliges Kloster aus dem 16. Jahrhundert, welches sich in Privatbesitz befindet und in welchem die Zimmer zu günstigen Preisen vermietet werden. Dieses befindet sich in Orasac, einem Dorf 15 km nördlich von Dubrovnik. Da auch die Flüge nach Dubrovnik erschwinglich waren (152,00 € hin und zurück), entschieden wir uns für das klösterliche Leben und buchten per E-Mail bei Marija, der Vermieterin, unseren zweiwöchigen Aufenthalt. Neben vielen kulturellen Highlights sollte natürlich auch der Besuch von einem oder, wenn möglich, mehreren Fußballspielen auf dem Programm stehen. Schließlich wollte man ja auch den einen oder anderen Ground vor unseren beiden Hoppern gemacht haben... Da es jedoch in Süd-Dalmatien derzeit keinen Verein in der 1. und
2. Liga gibt, gestaltete sich die Suche nach einem Spiel in unserer Nähe im Vorfeld als unmöglich. Der örtliche Verein, NK Gosk Dubrovnik, spielt derzeit in der 3. HNL Süd, was eine Art Oberliga Süd darstellt. Da jedoch weder der NK Gosk über eine Homepage verfügt noch irgendwo Spielpläne der 3. HNL gefunden werden konnten (zumindest haben wir sie nicht gefunden), wollten wir uns vor Ort auf die örtliche Presse verlassen. So ging es dann am 12.08.2008 per Flieger nach Dubrovnik. Der Transfer vom Flughafen Cilipi (25 km südlich von Dubrovnik) via Dubrovnik nach Orasac gestaltete sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entgegen unseren Befürchtungen als sehr einfach. In Orasac angekommen, gestaltete sich dagegen das Auffinden des Klosters als zunächst etwas kompliziert, da die erste Ortsansässige, die wir fragten, das Kloster überhaupt nicht kannte. Da wir jedoch wußten, daß dieses höher am Berg gelegen ist, stiefelten wir mit unseren Trolleys erst einmal bergauf. Eine ziemliche
Tortur bei dieser Hitze... Der zweite Ortsansässige, den wir fragten, konnte sogar deutsch und uns auch den richtigen Weg erklären. So kamen wir dann ziemlich verschwitzt bei Marija an und bekamen dort das Turmzimmer zugewiesen, welches einen einmaligen Blick auf die Adria bot. Aber wie das bei Turmzimmern nun mal so ist, war dieses sicherlich auch das wärmste Zimmer im ganzen Kloster. Nix mit alten Klostermauern, die Kühle versprechen... Aber zum Glück gab es einen Standventilator. Nach mehreren Tagen Aufenthalt, in welchen wir die nähere Umgebung unsicher gemacht hatten, entdeckten wir ein Plakat mit der Spielankündigung für den 20.08.2008, NK Gosk Dubrovnik - NK Dinamo Zagreb. Dieses Spiel wollten wir uns nicht entgehen lassen. Uns war nur nicht klar, um was für ein Spiel es sich handelt. Ein Punktspiel konnte es nicht sein, spielen doch beide Vereine nicht in einer Liga. Also entweder ein Freundschaftskick
oder ein Pokalspiel. So begaben wir uns am 20.08. frühzeitig nach Lapad, einer Halbinsel, die zur Stadt Dubrovnik gehört, und suchten das Stadion. Schließlich wollten wir uns nicht kurz vor Anpfiff auf Stadionsuche begeben. Dieses wurde von uns dann auch schnell gefunden und nach einer kurzen Nachfrage bei einem Einheimischen, ob das Spiel tatsächlich nachher stattfindet, begaben wir uns in die nächste Kneipe beim Hafen, um die Zeit bis zum Anpfiff mit örtlichen Getränken zu verbringen. Gegen 16.15 Uhr kehrten wir zum Stadion zurück, um dort festzustellen, daß sich mittlerweile ein großer Menschenauflauf einschließlich der örtlichen Ordnungsmacht nebst Feuerwehr beim Stadion eingefunden hatte. Kassenhäuschen gab es am Stadion nicht, der Kartenverkauf erfolgte durch zwei Frauen, die an Tischen vor dem Eingang des Stadions saßen. Der Eintrittspreis betrug 30 Kuna, was ungefähr 4,30 € sind. Im Stadion selbst gibt es
keine Tribüne, lediglich Stehtraversen auf beiden Geraden. Da sich die eine im prallen Sonnenlicht befand, begaben wir uns auf die andere, die im Schatten lag. Offensichtlich gibt es aber doch genug Kroaten, die gegen Sonnenbrand immun sind, denn auch die sonnige Seite war gut besucht. Flutlicht gibt es keins, hingegen verfügt jeder Beton-Bolzplatz über selbiges und jedes Wasserballareal noch zusätzlich über eine Tribüne. Kaum zu glauben, daß der Verein mal 1. und 2. Liga in so einem Stadion gespielt hat. Allerdings wurde aufgrund der Nähe zu Serbien-Montenegro während Krieges in anderen Stadien gespielt, u.a. auf Korcula. Das Spielfeld ist umzäunt von einem ehemals roten Metallzaun, der mittlerweile aber mehr aus Rost als aus allem anderen besteht. Alles in allem ein relativ marodes Stadion, welches aber einen schönen Ausblick auf die umliegenden Berge und auf die 2002 errichtete Brücke bietet, die Autofahrern,
die nach Dubrovnik fahren, einen Umweg von ca. 20 Minuten erspart. Das Spiel begann und es zeigte sich, daß es doch mehr oder weniger ein Grottenkick war. Der NK Gosk spielte allerdings ganz ordentlich, aber alles in allem war es doch eher langweilig. Wenigstens kam bei uns dann doch noch etwas Freude auf, als dem NK Gosk dann der Ehrentreffer gelang. Schließlich war man doch für den Underdog. Von den mitgereisten Dinamo-Anhängern war während des Spiels wenig zu hören. Ein paar unentwegte Gosk-Fans, die natürlich auf der sonnigen Seite standen, präsentierten sich mit Transparent (keine Ahnung, was da stand, mein kroatisch ist nicht so gut), nacktem Oberkörper, hochgehaltenen Schals und sangen fast die ganze Spielzeit durch. Nach Abpfiff (jede Halbzeit dauerte nur ca. 40 Minuten), begaben wir uns zur Vereinskneipe, um dort noch ein Kaltgetränk
zu konsumieren. Dabei beobachteten wir, daß die Dinamo-Anhänger zunächst von der Polizei im Stadion festgehalten wurden, bis die meisten heimischen Fans dieses verlassen hatten.Als diese dann ebenfalls das Stadion verlassen durften, flogen draußen die ersten Leuchtkörper. Von unserem Sitzplatz vor der Kneipe konnten wir durch das Stadion-Tor beachten, wie draußen auf der Straße ein großes Hin- und Hergerenne stattfand. Akustisch wurde dieses durch die einsetzenden Polizeisirenen untermalt. Der Kneipenwirt schappte sich daraufhin flugs den Stadionschlüssel und schloß den Haupteingang sowie den in der Stadionmauer befindlichen Zugang zur Kneipe ab. Angesichts dieser Höhepunkte genossen wir unser kaltes Getränk im abgesicherten Stadion, um dieses dann nach Leeren desselbigen durch den Seiteneingang zu verlassen. Im übrigen handelte es sich um einen Freundschaftskick. Kirsten und Stefan
Columbus Crew Stadium, 30.09. 2007, ca. 15.000 Zuschauer
Nach fast vier Wochen Abstinenz ging es nun endlich wieder zum Fußball! In den USA im Stadion war ich ja bereits beim College-Football, aber das runde Leder ist mir doch eindeutig lieber. Voller Hoffnung auf nicht ganz soviel zusätzliches „Entertainment“ wie dort (Funkenmariechen, Fanfarencorps...) begab man sich an dem lauschigen Spätsommertag ins Crew Stadium - übrigens in den Staaten das erste MLS-Stadion, was nur für Fußball gebaut wurde - zum einzig wahren Football, unser deutsch-englisches Quartett ging selbstredend nicht zum Soccer, wie Neil korrekt betonte. Da die Abwesenheit eines ominösen englischen Elitekickers zwar bereits seit geraumer Zeit fest stand, ärgerte man sich aber trotzdem aus Prinzip noch ein wenig über die schwer zu ergatternden und überteuerten Tickets, vor allem, weil vor dem Stadion auch noch welche feilgeboten wurden (O-Ton Julia: „Die steht da, als würde sie sich selbst anbieten, mach mal `n Foto..“).
Kaum hatte man dann die Einlasskontrolle überwunden, wurden uns kleine Handtücher eines Sponsoren überreicht, eine nette Geste, wie wir fanden, so etwas kann ja nie Schaden (ein Schlabbertuch für Freudentränen oder Angstschweiß, als Sonnenschutz oder Lätzchen…) Nun ging es weiter zu den Stadionheften. Kostenlos, hochglänzend und durchaus informativ stellte sich uns das fast A5-formatige „Freekick“ mit seinen 80 Seiten vor. Etwa die Hälfte Werbung und diverse Beilagen, die davon als erste ins Auge springende war eine klappbare Pappe in gelb mit den schwarzen Lettern „GOAL“ (Crew-Vereinsfarben). Wir probierten sie sofort aus, schließlich wollten wir dem gemeinen Soccer-Fan an sich in nichts nachstehen und für den Einsatz auf den Rängen gerüstet sein. Beilage zwei war ein ebenfalls gelber Karton mit dem Namen eines Sponsoren auf der einen und irgendwas sehr textlastigem auf der anderen Seite, Beilage drei noch mehr Werbung und Beilage vier eine Karte für ein Gewinnspiel. Diese füllte
ich sofort begeistert aus, schließlich konnte man 5000 $ in der Halbzeit gewinnen. Hätte ich das Kleingedruckte gelesen, wäre ich gar nicht gewinnberechtigt gewesen, da „open only to legal U.S. residents...“ Nun gut davon später mehr. Dann noch schnell ein paar Poserbilder gemacht, Kaltgetränke in hübsch mit dem Vereinswappen bedruckten Bechern besorgt und dann rauf auf die Tribüne. Man saß noch nicht ganz, da wurde man von zwei Düsenjets, die gefühlte drei Meter über unseren Köpfen hinwegdonnerten, quasi in die Sitzbank gedrückt. Der Ami hat manchmal einen seltsamen Sinn für Entertainment, von den Kosten für dieses Spektakel mal ganz zu schweigen. Auch wenn ich das von meinem ersten Stadionbesuch beim College-Football schon kannte, hier hatte ich es eigentlich nicht wirklich erwartet. Dann ging es endlich los. Beide Teams mussten gewinnen, um sich noch eine letzte Chance für die Playoffs zu erhalten. Dementsprechend engagiert begann „The Crew“. Es dauerte keine zwei Minuten, da
hatte Alejandro Moreno nach einer zielgenauen Flanke von rechts den Ball von der Grenze des Fünfmeterraumes per Kopf ins Netz befördert. Jubel erfüllte das Stadion, es gab sogar Leute, die die gelben Kartons „GOAL“ in die Luft reckten und der obligatorische Touchdown Kanonenschuss erklang auch hier. Ob dieses sensationellen Starts hoffte man nun auf ein aus Crew-Sicht unterhaltsames Spiel. Diese Hoffnung hielt ganze elf Minuten. Nach einem Freistoss und wildem Getümmel im Strafraum konnte Frankie Hejduk zwar noch den Fuß irgendwie dazwischenbekommen, der Abpraller aber fand wieder einen Galaxy-Fuß und so kullerte der Ball in Billardmanier irgendwie hinter die Torlinie. Die gesamte Crew-Abwehr sah dabei äußerst schlecht aus. Der schnelle Ausgleich schien die Heimelf den Führungstreffer völlig vergessen zu lassen, es dauerte gerade mal drei weitere Minuten, ehe nach einer bereits geklärten Situation Hejduks Pass von
hinten heraus direkt vor den Füßen von Kyle Martino an der Strafraumgrenze landete. Dieser stoppte den Ball kurz und beförderte ihn dann mit einem strammen Flachschuss einem Abwehrspieler direkt durch die Beine in die untere linke Ecke des Tores. Ganz schlimmer Anblick so was, nun herrschte erst einmal Ruhe auf den Rängen und die Heimmannschaft schien auch wie gelähmt. Bis zur Halbzeitpause konnten sie den Westküstlern erst mal nichts gefährliches entgegensetzen. Eine kleine unterhaltsame Geschichte aus der 14. Minute an dieser Stelle noch nachgeliefert: Bei des Gegners Verwarnung mit der gelben Karte ist der Zuschauer aufgerufen, seinen gelben Karton mit dem Sponsorennamen hochzuhalten. Bei wem die Kamera dann nach ca. zehn bis 15 Sek. hängen bleibt, sprich wer sein Grinsen zuletzt auf der Anzeigentafel wiederfindet, ist um 50 $ reicher. Ein Spiel was ich natürlich gerne mitmachte, tranken wir doch 6,50 $ Biere. Leider war mir das Glück nicht hold, auch für die 5000 $ „halftime
promotion“ hatte ich mich nicht qualifiziert und so begab ich mich vor dem großen Ansturm Richtung Getränkestand unter die Tribüne. Leider erwies sich der Kauf dreier Biere für mich als nahezu unmöglich. Erstens durfte man pro Person nur zwei kaufen (jaja, kennt man hierzulande auch...), aber zweitens und das war das schwerwiegendere Problem, wollten die drei Getränkestände, die ich nacheinander ansteuerte meine beiden ID`s nicht anerkennen! Die letzten drei Wochen waren alle mit meinem deutschen Plastikführerschein irgendwie zufrieden, auch wenn manchmal gefragt wurde, welches von den zwei Daten denn nun das Geburtsdatum sei, das Ausstellungsdatum (bei mir 29.04.04) steht ja nun direkt darunter. Auf meine Gegenfrage, ob sie mich für drei oder 103 Jahre hielten, setze dann aber doch bei allen der gesunde Menschenverstand wieder ein und man ließ mich für über 21 Jahre durch. Nicht so hier. Da die Plastikkarte komisch beäugt und sogar von einem findigen Menschen hinter dem Tresen mit
der Frage: „Ist das ein kanadischer Führerschein?“ bedacht wurde (ja natürlich, deswegen steht da auch rein gar nichts in englisch drauf, kanadische Verwirrungstaktik sozusagen!!!!) zückte ich meine zweite ID, einen oder besser gesagt meinen deutschen Reisepass. Ich dachte nun klärt sich alles und ich kann endlich mit den Bieren zurück zu meinen durstigen Freunden, aber nein, auch der Reisepass reichte dem Schankpersonal als ALTERSNACHWEIS nicht aus! Da ich in den letzten Wochen bereits gelernt hatte, dass jegliche Diskussion darüber äußerst sinnlos ist, begnügte ich mich mit der simplen Frage, warum diese Ausweise hier im Stadion nicht gültig waren, wo doch zumindest der Reisepass weltweite Anerkennung findet und ich damit auch in dieses Land einreisen durfte. Man sagte mir sehr freundlich, dass der Reisepass leider nicht als gültige ID im Stadion anerkannt wird. Auf den letzten verzweifelten Versuch bei einem der
drei Stände „Hallo, ich bin 32 und will nur Bier kaufen“, wurde mir freundlich versichert, man wüsste das, könnte da aber nichts machen... Unverrichteter Dinge begab ich mich frustriert auf die Tribüne zurück, um mir englische Verstärkung zu holen. Neil war unterdessen schon irgendwo auf der Suche nach mir, weil der Rest ahnte, das es Probleme mit dem Getränkekauf gegeben hatte. Nach kurzem Bericht kam Julia dann auch noch mit, schließlich wollten wir ja drei Bier und brauchten daher sowieso zwei unterschiedliche ID`s! Wir fanden Neil dann auch gleich und entschieden uns für den Getränkestand mit dem „kanadischen Führerschein“. Die beiden zückten ihre amerikanischen Führerscheine und während die Dame zapfte, fragte man nach weiteren Details dieses hochausgeklügelten Sicherheitssystems, welches Personen ohne amerikanische ID den Kauf von Alkohol im Stadion untersagte. Wir erfuhren, dass sie alle nur Freiwillige sind und so was nicht wüssten, dass selbst amerikanische Militärausweise
nicht anerkannt werden dürften und so weiter, einen plausiblen Grund konnte uns aber niemand nennen. Auch wer einem das sagen könnte wurde mit „das weiß ich auch nicht“ beantwortet.. Ich zahlte die Biere dann (gehörten sie dadurch nicht auch nach amerikanischem Recht mir und ich hatte mir damit soeben unrechtmäßig Alkohol verschafft???) und ziemlich ratlos, entsetzt, irgendwie ungläubig und leicht verärgert gingen wir wieder zu unseren Plätzen zurück. Zumindest schmeckte das Getränk, wir konnten glücklicherweise vor lauter Palaver gerade noch verhindern, mit Bud light abgespeist zu werden. Auf dem Rasen gewann gerade irgendwer 5000 $ beim Halbzeitgewinnspiel und dann konnte endlich wieder über Fußball gefachsimpelt werden. Die ersten zwanzig Minuten der zweiten Hälfte gehörten eindeutig den Gästen, aber sie konnten ihre Überlegenheit nicht in weitere Tore ummünzen. Columbus Crew zeigte zu diesem Zeitpunkt eine ziemlich schlechte Leistung, Galaxy ließ sich was die Torausbeute betraf
davon anstecken und so entwickelte sich das Spiel zu einem äußerst müden Kick ohne größere Torraumszenen. In der 67. Minute wurde der Zuschauer dann aus seiner Lethargie gerissen, er durfte wieder selbst aktiv werden, es gab eine weitere gelbe Karte für einen Galaxy-Spieler! Verzweifelt suchte man also die gelbe Pappe irgendwo bei seinen Füßen, um sie dann freudig in den Himmel zu recken. Aber auch diesmal keine 50 $... Mein Blick fiel nun auf die Rückseite der Sponsoren-Pappe und was fanden meine ungläubigen Augen: „The basic rules of MLS“. Da waren doch tatsächlich Erklärungen, was Freistoß, Ecke, Abstoß oder Abseits sind und wofür man sich die gelbe oder rote Karte verdient. Dieses und Fragen wie: “Wie wechseln die eigentlich die Lampen beim Flutlicht aus?“ (O-Ton Anita) sorgte für weiteren interessanten Gesprächsstoff. In der 72. Minute sollte es dann wieder spannend werden. Nach einer Crew-Ecke konnte der Kopfball
von Hendrickson nur mit größter Mühe von der Torlinie befördert werden, der folgende Nachschuss wurde vom Galaxy-Keeper Cannon pariert. Dies war der Startschuss zur schwarz-gelben Schlussoffensive in einer bis dato ziemlich langweiligen Partie. Die Crew drängte nun auf den Ausgleich, Höhepunkt dieser zehnminütigen Angriffsbemühungen war ein Lattenkopfball in der 86. Minute von Kei Kamara. Auch die letzte Ecke in der 90. Minute brachte nur, dass sich Cannon erneut auszeichnen durfte, dann war das Spiel vorbei. Etwas enttäuscht ob dieser mageren Fußballkost zogen wir ab, allerdings nicht, ohne noch ein paar oder besser ein paar viele der hübsch bedruckten Getränkegefäße mitzunehmen, Pfand ist im Crew-Stadium zum Glück gänzlich unbekannt.
Katrin
Dalymount Park, 21.07.2007, ca. 2700 Zuschauer
Dank der beliebten Fluglinie Ryanair und einem Unwetter über dem Süden Englands landeten wir drei Stunden verspätet auf dem Dubliner Flughafen und hatten so keine Chance mehr das Spiel in Waterford zu sehen. So ging es direkt zum Ort unser Übernachtungen. Dieser hieß Dun Laoghaire und wurde zur allgemeinen Verwunderung Dann Lieri ausgesprochen. Überhaupt scheint das gälische Erbe immer noch sehr präsent im heutigen Irland zu sein. Die Leute sprechen Englisch, lernen aber in der Schule auf jeden Fall Gälisch und auch sämtliche Schilder sind zweisprachig. Ebenso wird die Rangliste der beliebtesten Sportarten auch nicht vom Fußball angeführt, sondern von den gälischen Sportarten Hurling und Gaelic Football sowie vom Rugby. Mit Ausnahme der Nationalelf interessieren sich viele der Iren auch nicht für die heimischen Teams und folgen lieber Mannschaften von der Nachbarinsel, wobei Liverpool und Celtic Glasgow eindeutig am höchsten im Kurs stehen.
Das Stadion der Bohemians erreicht man von der Innenstadt recht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Getränkepreise im nahe gelegenen Pub, in dem sich Anhänger beider Teams aufhielten, waren für Dubliner Verhältnisse moderat. Den Haupteingang des Stadions findet man hinter einer engen Gasse und wenn man nicht auf die Flutlichtmasten, die vollständig verrostet schienen, achtet, dann geht man komplett am Ground vorbei. Für dieses Spiel waren Gegengerade und die Ränge hinter den Toren gesperrt worden. Auf der geöffneten Haupttribüne verteilten sich die Anhänger der "Gypsies" (Bohemians) und der "Candystripes" (Derry) auf die linke und rechte Seite. Auswärts fuhren ungefähr 300 Leute mit und diese feuerten ihr Team auch lautstärker als die Heimfans an. Derry City spielt erst seit 1985 in der irischen Liga, denn eigentlich
liegt die Stadt im Norden der grünen Insel und dieser gehört nach wie vor zu Großbritannien. Schwere Auseinandersetzungen mit Anhängern protestantischer Klubs führten 1972 zum Ausschluss aus der nordirischen Liga. Der in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts neugegründete Verein konnte dann schon relativ schnell den Meisertitel im Süden für sich reklamieren. Das Spiel selbst begann flott. Derry setze den Gegner unter Druck, scheiterte aber am Keeper der Gastgeber und dem Quergebälk. Nach zehn Minuten kamen dann auch die Platzherren besser ins Spiel und hatten ihrerseits Möglichkeiten in Führung zu gehen. Mitte der ersten Hälfte verflachte die Partie und die Derry City-Supporter nutzten die Zeit um "Teenage Kicks" von den Undertones zu Gehör zu bringen. Schöne Sache! Im zweiten Spielabschnitt konnten kaum Höhepunkte verzeichnet
werden, auch weil Derrys Mark Farren in aussichtsreicher Position gerne den Quer(fehl)pass spielte oder den Ball vertändelte, anstatt das Spielgerät in Richtung Tor zu befördern. So blieb die Rudelbildung von zweiundzwanzig Spielern der letzte Aufreger in dieser Begegnung. Für diese an Remplern und Schubsern nicht arme Angelegenheit zückte der Referee für einen recht willkürlich ausgewählten Akteur den gelben Karton. Nach dem Abpfiff ging es in den urgemütlichen Pub unter der Tribüne, der das bei weitem billigste Bier der ganzen Stadt ausschenkte. Dirk
Sükrü Saracoglu Stadyumu, 03.12.2006, 52.000 Zuschauer
Am 16.Spieltag traf der aktuelle Tabellenführer Fenerbahçe SK aus dem asiatischen Teil auf den Tabellenzweiten auf der europäischen Seite Istanbuls. Be?iktas komplettiert das Istanbuler Trio in der Türkcell Süper Lig, der höchsten türkischen Spielklasse. Derbies sind immer eine heiße Angelegenheit und mir wurde von verschiedener Seite bestätigt, das Fener vs. Gala wirklich DAS Derby in der Metropole am Bosporus sei. Seit vergangener Saison sind bei diesen Spielen auch endlich wieder Gästefans erlaubt, wenn auch nur in beschränkter Anzahl. Ein Vorfall vor einigen Jahren, wo ein Anhänger von Be?iktas erstochen wurde, verbot lange Zeit Gästeanhänger in den Istanbuler Stadien bei Derbies. Bereits am Freitag ging es via Hamburg nach Istanbul. Kein Hopping ohne Hindernisse, so dass ich erst einige Wochen vorher den Hinflug mit German Wings buchte, da mein eigentlicher Hinflug ab Hannover noch gecancelt wurde. Morgens um 03:00 Ortszeit in Sabiha Gökçen gelandet und eine Stunde später am Busdepot (?) gestrandet. Nachdem man aus dem Bus gestiegen war, verteilten sich
sämtliche Mitreisenden an der viel befahrenen Straße in “Taksi“’s und Privatautos, so dass ich nach kurzer Zeit allein da stand. Das Orientieren auf dem Stadtplan wurde durch ständige “Taksi“ Anfragen unterbrochen. Schließlich bahnte ich mir den Weg via Be?iktas, Taksim nach Eminömü und zum europäischen Bahnhof. Das Hotel wurde dank der Hilfe der Einheimischen schnell gefunden. Das Samstagprogramm versprach morgiges Abasseln, Sightseeing und nachmittags die erste Fußballbegegnung. Abends wurde mit der 3-Mann-Reisegruppe noch der ein oder andere Snack und Gerstensaft zu sich genommen. Auch am Sonntag war das Wetter für die Jahreszeit Top. Das Vorspiel zum Derby war begleitet von ein paar Hindernissen, die man aber allesamt doch noch meistern konnte. Das 3. und letzte Spiel für mich an diesem Wochenende war nun nicht mehr fern. Mit der Personenfähre fuhren wir in asiatischen Teil und begaben uns sogleich auch ins ?ükrü Saraco?lu Stadyumu. Bereits Stunden vor Anpfiff war die Stimmung
großartig im weiten Rund. Der Gästemob wurde in einer Ecke positioniert, umgeben von Fangnetzen und allerhand Personal der örtlichen Staatsmacht. Das Spiel begann und man wurde Zeuge, wie verdammt laut ca. 50.000 Menschen sein können! Vor allem die Pfiffe sobald ein gegnerischer Spieler im Ballbesitz war. Fener bestimmte die gesamte erste Halbzeit und kam durch 2 Tore in Min. 24. und 26. zur verdienten Halbzeitführung. Gala-Trainer Eric Gerets muss zur Halbzeit die passenden Worte gefunden haben, denn sein Team wurde besser und erspielte sich nun auch mehr und mehr Chancen, was den Anschlusstreffer in Min. 54. zur Folge hatte. Danach verflachte die Partie zusehends und auch der Support wurde etwas weniger. Schlussendlich blieb es beim doch verdienten 2:1 Heimsieg für das vom Brasilianer Zico trainierte Team. Stimmung war wie beschrieben sehr gut. Fener
zeigte am Anfang einige Blockfahnen, sowie Papptafeln auf 3 Tribünen. Zur Halbzeit gab es ein Eishockey Intro mit lauter Wunderkerzen. Kaum zu vernehmen waren die Anhänger des Gastes. Jedes Mal, wenn sie anfingen zu singen, wurden Sie von 4 Tribünen überstimmt! Ein Wahnsinnsgeräuschpegel! Bereits zur Halbzeit gab es erste Ausschreitungen im Gästesektor, wodurch dieser sich in Hälfte 2 mit Hilfe einger Behelmter etwas leerte. Ab der 80.min beschäftigen sich die Gala-Fans ganz und gar mit dem Heraustreten und Werfen von Sitzschalen. Rund um das Stadion blieb es, soweit man mitbekam, aber weitesgehend ruhig. Mit der letzten Fähre (Fener-Sonderfähre?) wieder nach Europa und für mich so langsam zum Flughafen. Morgens um 9Uhr sass man bereits wieder an seinem Arbeitsplatz und hatte doch gut was zu erzählen. Fazit: Geniale Tour, viel Sightseeing, schöne Stadt
und ein Derby was die Erwartungen erfüllt hat! BTH-Jens
Stadion Utogrund, 17.11.2006, 15 Uhr, 276 Zuschauer
Nach einem sonnigen Vormittag in der Innenstadt von Zürich machten wir uns auf den Weg zum Zürcher Zweitligisten und wähnten uns sofort in der Oberliga Nord, denn das sogenannte Stadion stellte sich als eine Art Bezirkssportanlage heraus und auch der Eintrittspreis von 13 Franken hatte es in sich, da sollte es bei unserem nächsten Spiel eine Liga höher tatsächlich billiger sein. Doch schon bald wurden die Vorzüge dieser Liga entdeckt. Die Frage nach einem Pin der Gastgeber wurde zwar verneint, dafür wurde einem nach ausgiebigem Vorstellen der Produktpalette eine Kappe geschenkt. Sehr nett. Auch die Gastronomie konnte sich sehen lassen. Im Kneipencontainer und an einem Stand neben der Tribüne gab es wohlschmeckendes Bier mit dem fabulösen Namen "Turbinenbräu" und dazu diverse Sorten gebratener Wurst, wobei der Chäsgriller unbedingt empfehlenswert ist. Vorsicht beim Essen, das Fett spritzt ungemein. Auswärtsfans
des Tabellenvorletzten hatten sich übrigens auch eingefunden, von denen ein älterer, volltrunkener Mann (Trikotaufschrift "Heineckenoman 4cl") sein Team von allen Seiten des Spielfeldes unterstützte. Schließlich konnte man mit einem Sieg an Juventus vorbeiziehen, das war neunzig Minuten Singen und Bier verschütten schon wert. Das Spiel begann und beide Seiten setzten auf gesunde Härte, die vom Schiedsrichter selten geahndet wurde. Torchancen hatten allerdings nur die Gäste, denn die Platzherren wollten einfach nicht auf das Tor Delémonts schießen. Juventus konnte sich zur Pause beim Keeper für das Unentschieden bedanken. Nach dem Wechsel wurden die frankophonen Schwarz-Gelben noch überlegener, es dauerte aber bis zur 88. Minute, bis ein Zusammenprall des Zürcher Torwarts mit einem seiner Mitspieler dafür sorgte, dass einem Kicker des Auswärtsteams der Ball vor die Füße fiel und dieser zum Endstand vollstrecken konnte. Dirk
Stadion Hardturm, 17.11.2006, 17.45 Uhr, 17666 Zuschauer (ausverkauft)
Nach dem Besuch in der zweiten Liga ging es zum eigentlichen Grund unserer Reise in die Schweizer Bankenmetropole. Und die Vorzeichen für eine spannende Partie standen gut, denn der GC belegte den ersten Platz und der amtierende Meister FC fand sich direkt dahinter. Die beiden im Jahr 1886 gegründeten Vereine (der FC als Sport und Spiel Zürich) haben diverse Meisterschaften errungen und sind sich in herzlicher Abneigung verbunden, wobei die Grashoppers als Klub der Reichen gelten und der FC als der Arbeiterklub. Der FCZ tritt seit dieser Saison ebenfalls im Stadion des GCZ an, weil der heimische Letzigrund für die Euro 2008 vollständig überholt wird. Trotzdem treffen sich die Fans weiterhin vor den Spielen in Zürich vor dem heimischen Ground und ziehen dann die wenigen hundert Meter zum Hardturm. Dabei überqueren sie eine mehrspurige Brücke, legen bei dieser Gelegenheit den Verkehr lahm und hinterlassen jede Menge geleerte
Flaschen und Verpackungen auf dem Weg, wie wir selbst feststellen konnten. Um zu unseren Plätzen in der GC-Fankurve zu kommen, mussten wir dann tatsächlich durch ein Parkhaus gehen, um dann ohne irgendwelche Sicherheitskontrollen im Stadion zu landen. Hier stand man dann gleich gegenüber dem ebenfalls aus Stehplätzen bestehenden Gästeblock hinter dem Tor. Die Fans sangen sich warm und die Partie fing mit einem Konfettiregen und einem Plakat auf der Heimseite und einer eindrucksvollen Choreographie der Gäste an. Die Platzherren wirkten nicht wirklich gefährlich und so hatte der FC mit seiner reiferen Spielanlage in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel und ging in der 12. Minute durch einen shenswerten Fernschuss von Eudi in Führung. Dafür gab es dann einigen Rauch aus dem Gästeblock, den der Stadionsprecher monierte und der den Ordner vor dem Block nicht interessierte. Bis zur Pause hatten die in Blau und Gelb gewandeten
Spieler den Gegner auch halbwegs im Griff. Beide Vereine haben übrigens die Farben Blau-Weiß, ein Umstand der sich aus der Flagge der Stadt ergibt. Nach dem Wechsel änderte sich das Bild auf dem Geläuf. Der Tabellenführer drängte und der Zweite lauerte auf Konter. Derweil tauschten die Anhänger Hassgesänge aus. Nachdem der Vorsänger der Heimfans mal eine gute Idee hatte und seinen Getreuen per Megaphon das Ausziehen der Schuhe nahelegte, damit mit diesen ein rhythmisches Geräusch erzeugt werden sollte, hatte er mit dieser Aktion wohl sein kreatives Pulver verschossen. Auf der Gegenseite schien man um einiges origineller zu sein und Pulver und Bengalen schienen auch in ausreichender Zahl vorhanden zu sein. Endgültig entschieden war der Sängerwettstreit, als nach mehrmaligem Hin- und Herrufen von Anfeuerungen, wobei bei den Supportern der Grashoppers meist nur "Schlachthofschweine" (weil der FC in dessen Nähe
beheimatet ist) und ähnliches herauskam, die Gegenseite einen Moment der Stille ausnutzte und aus vielen tausend Kehlen ein "Halt die Fresse" herüberklang. So eindrucksvoll, dass sich ein Ersatzmann in der Rolle des Einpeitschers versuchen durfte. Im Gegensatz zu den Rängen hatten auf dem Feld aber inzwischen die von Krassimir Balakov trainierten Grashoppers das Zepter übernommen. Der FCZ war nur noch bei vereinzelten Kontern gefährlich, während die Platzherren eine Chance nach der anderen ausließen. Entweder Unvermögen, der Pfosten oder der glänzend aufgelegte Leoni im Kasten der Gäste verhinderten den durchaus verdienten Ausgleich und so kam der letztjährige Champion zu einem eher glücklichen Sieg und erklomm gleichzeitig die Tabellenspitze. Dies wurde in der Kurve mit weiteren bengalischen Feuern gefeiert, die auch die Spieler nur allzu gern in die Hand nahmen. Die Abreise offenbarte dann Einblicke in die
folkloristischen Gebräuche nach einem Spiel. Die Straßenbahn fährt ein wenig, bis zu fünfmal wird die Notbremse gezogen, dann hat der Fahrer keine Lust mehr. Die Leute steigen aus und laufen zur nächsten Station und die Polizei marschiert mit Gummigeschossgewehren auf. Weiter passiert nichts. Das wiederholt sich einige Male, bis man tasächlich nach etwas verlängerter Fahrzeit den Bahnhof erreicht. Dass übrigens auch der Hardturm umgebaut werden soll und GC in einer der nächsten Saisons den Letzigund mit dem Lokalrivalen teilen muss, ist schade, denn dieses Stadion sorgt für eine echte Fußballatmosphäre. Dirk
Ticha Stadion, 24.09.06, 17 Uhr, 3500 Zuschauer
Aufgrund terroristischer Bombenanschläge in der Türkei buchte man kurzerhand Bulgarien, schließlich sollte ja ein neuer Länderpunkt her. Nachdem das genaue Ziel fest stand, wurde die dortige Fußballszene via Internet gecheckt und mit Entzücken festgestellt, dass die nächstgrößere Stadt Varna zwei Erstligisten beherbergt. Cherno More und Spartak (sveni- sveni, sveni, sveni!) Da das Cherno More Stadion optisch ansprechender war und die Vereinsfarben grün-weiß! sind, fiel die Wahl nicht schwer, um den Arminia-Entzug so erträglich wie möglich zu machen. Wie sich herausstellen sollte, eine sehr gute Entscheidung. Einer der Hotel-Animateure „Big Boss Mitko“ (und ja, ich habe Cluburlaub gemacht und dann auch noch ALLLL INKLUSIIIVE) war natürlich großer Cherno More Fan und bot uns an, uns in seinem „Porsche-20-Jahre-alt!“ mit zum Stadion zu nehmen. Sehr schön, nicht mal um die Fahrt musste man sich Gedanken machen. Pünktlich eine Stunde vor dem Spiel fanden Tanja und ich uns dann am
vereinbarten Treffpunkt ein. Außer Mitko kam noch Nikola mit, der, wie wir später von anderen mitgereisten Adleraugen erfuhren, die Wassergymnastik um einige Übungen gekürzt und das Tempo erhöht hatte, um mitfahren zu können. Der babyblaue „Porsche-20-Jahre-alt!“ mit dem Tarnschriftzug „Skoda 120 L“ (Undercover Porsche „Blue Flash“) erwies sich als echter Rennwagen, obwohl er in den 20 Jahren schon ein paar PS verloren hatte. Die halbe Stunde Fahrt wurde als „Bulgarisch Lesson für Fußballfans“ genutzt, schließlich hatte man ja zwei Animateure dabei. Damit hatte Nikola dann auch das mit der Wassergymnastik sehr sinnvoll ausgeglichen, denn wir wollten im Stadion ja mit Fangesängen und wilden Flüchen glänzen können. Aber Hallo! Lesson 1: „Samo Ticha olé!” mit folgendem rhythmischem fünffachem Klatschen, die obligatorische Anfeuerung. Lesson 2: „Spartak sveni - sveni, sveni, sveni!“ wichtig dabei die kurze Pause zwischen dem ersten und zweiten „sveni” DIE Verunglimpfung für den
Lokalrivalen, „sveni“ ist die Bezeichnung für Wühlfrieds Brüder und Schwestern. Lesson 3: „Ebahmu maika ta!“ Eine oft benutze Formel und für uns anfänglich sehr schwer zu merken, bezieht sich meist auf misslungene Aktionen, wird wie unser „S-Wort“ benutzt, die wörtliche Übersetzung lautet allerdings etwas anders. Lesson 4: „Ey pedal!“ Kann man immer sagen und bezieht sich auf Personen, gern auf den Schiedsrichter oder das gegnerische Fallobst bei oscaresken Einlagen. Mit diesem Repertoire erreichte man nun das Stadion. Da wir etwas zeitknapp waren suchten wir sofort die vier freigehaltenen Plätze auf der Tribüne auf, begrüßten die Kumpels von Mitko und brachten das eben gelernte an den Mann. Hierfür erntete man anerkennende Blicke und freudiges Grinsen und via Handy wechselten noch ein paar fiese Beleidigungen den Besitzer. Dann sollte endlich das Spiel beginnen. Cherno More in schnittigem grünen Dress, Vihren
ganz in weiß. Diese kamen besser ins Spiel und nach etwa einer Viertelstunde musste nach einer Flanke von rechts der Heimkeeper mit der Rückennummer 77! leider das erste mal hinter sich greifen. Cherno More überließ daraufhin etwas geschockt dem seinem Namen alle Ehre machenden Gast mehr oder weniger das Spiel. Die Anzahl der Fehlpässe und misslungenen Aktionen des Gastgebers verlieh einem das übliche Oberligafeeling, auch Tanja wähnte sich am Millerntor. Die häufigen „Ebahmu maika ta!“ bestärkten uns in dieser Wahrnehmung und es dauerte bis zur 42. Minute, ehe es wieder spannend werden sollte. Elfmeter für Cherno More! Da nicht so ganz klar war wofür, einigte man sich nach unserem fachfrauischen Wissen auf ganz klaren Handelfmeter. Eigentlich hätte nach allen Regeln der Fußballkunst das Spielgerät im Orbit landen müssen, aber der Schütze bewies in Erdmann-Manier seine Treffsicherheit und die Zuschauer auf der Tribüne sprangen im Freudentaumel kollektiv auf. Man gab sich fünf
und war voller Freude, dass die Prophezeiung vom Kantersieg jetzt doch zum greifen nahe war. Nur zwei Minuten später wurde sie allerdings jäh durch den äußerst „freundlichen“ 9er der Vihren zunichte gemacht. Mit einem gewaltigen Schuss aus etwa 25 Metern zirkelte er das Leder in den oberen linken Winkel. Sein Jubellauf die gesamte aufgebrachte Tribüne entlang kam dem von Nima vor dem Braunschweiger Pöbel nach seinem Treffer in der letzten Saison gleich. Das „Ey pedal!“ entfuhr Hunderten von Kehlen zeitgleich. Nach diesen aufregenden letzten Minuten war man dankbar, dass der Schiedsrichter die erhitzten Gemüter schnell in die Kabine schickte. Wir wurden in der Pause mit Cola versorgt, man fachsimpelte über die erste Halbzeit und bemühte sich um den Endstand in Nordhorn, der von allen mit Bedauern vernommen wurde. Die Banner der lautstarken
Cherno More Supporter auf der Gegengerade wurden uns übersetzt, sofern wie sie nicht schon selbst entziffert hatten (die kyrillischen Buchstaben lernt man erstaunlich schnell). „Aide Moriaci“ ist unser „Allez les bleus“, wobei „Moriaci“ Seemann bedeutet. „Cherno More Varna“ konnten wir natürlich schon selber lesen, das schöne grün-weiße Banner wurde nur durch die schwarze Schrift für mich etwas schwieriger zu betrachten, wobei man nun bei der komplizierten Vereins- und Trikotfarben-Erklärungsgeschichte in Hannover angekommen war. Da der dortige Rivale Spartak (sveni-sveni,sveni,sveni) blau-weiß als Vereinsfarben hat, Cherno More zu den grün-weißen Vereinsfarben aber auch ein blau-weißes Wappen hat, stieß man mit dem „Farbchaos“ auf erstaunlich viel Verständnis... Erwähnte ich eigentlich schon, dass es natürlich regnete und zwischenzeitlich blitzte und in Strömen goss? Wir waren dankbar für die überdachten grün-weißen Schalensitze, die Beinfreiheit bot selbst kleineren Menschen
wenig Spielraum, das Stadion und die Atmosphäre gefielen uns insgesamt aber sehr gut. Die lautstarken heimischen Fans drüben machten trotz des bis dato schlechten Spiels Stimmung und die Meckerer auf der Tribüne schienen manchmal minutenlang keine Luft zu holen. Bischofshol pur! Nun zur eindeutig besseren zweiten Hälfte. Diese gehörte auf jeden Fall Cherno More. Sichtlich um den Ausgleich bemüht erspielte sich „Schwarzes Meer“ viele gute Möglichkeiten, aber auch ein zwischenzeitliches Powerplay auf das Vihren Tor wurde nicht mit einem Treffer belohnt. Der Gegner begnügte sich damit, das Ergebnis zu halten und spielte die zweiten 45+4 Minuten eigentlich nur noch auf Zeit. Ein paar halbherzige Konter blieben ergebnislos, glänzen konnten sie nur durch großartige schauspielerische Leistungen einiger Akteure. Offenbar war die Erdanziehungskraft für die Mannen vom Fuße des Vihren im tiefen Südwesten des Landes an der
nordöstlichen Schwarzmeerküste zu groß, meist lümmelten sich gleich zwei Spieler auf dem durchweichten Boden. Da nur eine Trage vorhanden war, dauerte es entsprechend lange, bis weitergespielt werden konnte. Eine auch noch sehr erwähnenswerte Kuriosität: In Luton durfte man im März beim Spiel gegen Derby ja schon dreimal Hochball in einem Spiel erleben, heute gab es derer immerhin zwei! Damit sollte ich die interne Auslands-Hochballwertung mit fünf Stück in zwei Spielen wohl souverän anführen... Dann war Schluss und mit dieser Niederlage fand sich Cherno More auf Platz 14! wieder. Nun standen die wichtigen Aufgaben an. Fototermin auf der Tribüne, Schals und Trikot kaufen (mal eben durch die Pressekonferenz...) und das Arminia-Plakat im Stadion aufhängen und Beweisfotos machen. Dann den Porsche geholt und mit gefühlten 180 km/h durch die Dunkelheit zum Hotel, wo wir ob unserer leeren Mägen sofort zum Essen stürzten. Mit unseren Schals wurden wir dort von allen Angestellten natürlich
erst mal ziemlich entgeistert betrachtet. Bei den im Chor vorgetragenen Fangesängen erntete man dann freudigen Zuspruch, bei den Schimpfworten hocherfreutes Grinsen und Gelächter. Wieder alles richtig gemacht! Hiermit komme ich nun langsam zum Ende, ich beantrage eine Fanfreundschaft zu Cherno More Varna (wie uns gesagt wurde der älteste bulgarische Fußballverein, gegründet 1913 als Ticha), da die vielen festgestellten Gemeinsamkeiten dazu sozusagen verpflichten. Mitko sitzt beim nächsten Heimspiel mit unserem Balkenschal und ruft „Wir sind Godzilla, ihr seid Japan!“ und ich werde wohl ein neues Banner malen: „Arminia grüßt Cherno More“, schließlich will man ja nächste Saison zum Derby wieder hin. 18.11.2006 war uns dann doch zu kurzfristig!
Danke an Mitko und Nikola, greetings to Zlato, your german is excellent! Katrin
2006 sollte es endlich so weit sein. Nach bereits 5 längeren Touren durch Skandinavien in den letzten 5 Jahren sollte es dies Jahr endlich nach Island gehen. Iceland Express macht’s möglich. Ursprünglich war geplant 1 Woche Schweden und Norwegen, 4 Tage Island und anschließend wieder 1 Woche Schweden. Nach der ersten Woche flog ich Donnerstag Abend wieder nach Hannover, da ich ursprünglich den Freitag arbeiten musste. Aber es kommt ja meistens anders als man denkt und so bekam ich gnädigerweise den Freitag doch noch frei. HLX Hin-, Rück-, und wieder Hinflug waren aber bereits gebucht... Egal, das Wochenende noch mal zum Vorbereiten genutzt und Sonntag Mittag wieder nach Stockholm-Arlanda geflogen. Ursprünglich sollte mein Island Flug direkt am Sonntag Abend ab Arlanda starten. Jedoch wurden die Sonntagsflüge nach Keflavik komplett für den Sommerflugplan bei IE gestrichen, so dass ich erst Montag Mittag weiterfliegen konnte. Nach unspektakulären 3 Flugstunden über Oslo, Bergen und
den Shetland Islands landete man im wolkenbehangenen Keflavik. Der Flybus bringt einen dann netterweise bis direkt zu seiner jeweiligen Unterkunft. Also für ca. 12€ die 50km bis nach Reykjavik Youth Hostel. Schnell eingecheckt, Sachen auf’s Zimmer geschmissen und schon ging’s los. Dank der Rezeption hatte man bereits einen Stadtplan mit den eingezeichneten Spielstätten der zu besuchenden Spiele der nächsten Tage.
Kantrida Stadion
Über 2 Grenzen – dazu eine EU Außengrenze – ging es die rd. 75 km von Triest rüber nach Rijeka. Durch das Flutlicht fand man den Ground ohne Probleme und verschaffte sich Einlass. Der Ground ist schon der helle Wahnsinn. Nicht vom Bau, aber von der Lage. In einem Felsen direkt am Strand. Eine Seite ein ca. 15m hoher Felsen, auf der anderen Seite das Meer. Ansonsten blaue Schalensitze, eine Seite überdacht – nix was irgendwo außergewöhnlich ist – aber die Lage ist der absolute Hammer. Dinamo Zagreb ist so ein wenig das "Rosenborg" Kroatiens. Zwar holte man die Titel nicht in Serie, allerdings stellt sich in Kroatien immer die Frage Dinamo (oder in den 90ern auch mal Croatia) Zagreb oder Hajduk. Einen anderen Meister gab es bisher her nicht. Allerdings hat Dinamo die Nase aktuell klar vorne. Rijeka ist so ein wenig die 3te Krafft in den letzten Jahren geworden. Wenn gerade wieder einmal eine der beiden Top
Teams vor dem "Ausverkauf" stand, konnte man in den letzten Jahren mehrfach in diese Lücke springen. So war Rijeka im letzten Jahr unter den ersten 3en, während Dinamo gerade einmal den 7.Platz erreicht. Dabei wohl einen Rekord in Sachen Trainerverschleiß aufstellte. Am Ende waren es dann 5. Aktuell ist Dinamo allerdings klarer Tabellenführer und liegt mit 10 Punkten vor Rijeka. Der große Konkurrent aus Split liegt abgeschlagen im Mittelfeld der Tabelle. Beim Kick waren wohl ca. 7.000 Zuschauer – allerdings war die Hütte damit gut besucht. Ca. 800 Gäste waren auch dabei. Support vor allem Seitens der Gäste gut. Alle machten mit – nicht nur ein Teil oder der Hauptmob. Sehr nett anzusehen die ganze Aktion. Seitens der Armada (so nennen sich die Anhänger von HNK) gab es eine Choreo und ebenfalls recht guten Support. Dazu war die Pöbelfraktion auch ganz weit vorne. Vom Drumherum also sehr nett. In HZ 2 gab es
dann noch auf beiden Seiten eine Blockfahnenchoreo sowie eine nette Bengalshow zur 60.min bei den HNK Supporter. Der Kick war allerdings ziemlich mau. Die Gäste abwartend – mit 10 Punkten Vorsprung vor dem 2. in der Tabelle HNK Rijeka ausgestattet. Rijeka ohne jede Durchschlagskraft nach vorne. Nicht von ungefähr gab es zwei heftige Niederlagen auswärts mit 0:3 und 0:4. So wirkte Rijeka nicht wirklich wie ein Titelkandidat oder ein Team, welches Dinamo gefährden könnte. Der Gast nutzte kurz vor der Pause einen katastrophalen Fehler des Keepers zur Führung. Dann wirbelte der Schiri mit Karten. Zunächst flog 1 Kicker von Rijeka – das völlig zurecht nach einer Tätlichkeit – anschließend 2mal Gelb-Rot für Dinamo – wegen einer ziemlich harmlosen Attacke gegenüber dem Keeper – dann gab´s noch mal ´ne Gelb-Rote wegen Meckern. Am Spielverlauf änderte sich nix. 1 Torchance für Rijeka – mehr war einfach nicht.
So blieb als Fazit: Top Ground, Spiel na ja, drum herum ganz nett. Jürgen
"Mauritius ist landläufig zunächst erst mal eine blaue Briefmarke und erst dann eine Insel im blauen Meer", beschreibt Susanne Thurn in einem Bericht für die Zeitung "Cosmopolitan" treffend die ersten Gedanken, die einem zu diesem Eiland im indischen Ozean einfallen. Doch diese Gedanken sind bei näherer Betrachtung so platt, wie die beschriebene Briefmarke. Exotik pur erwarten uns auf Mauritius und nicht nur deshalb weil das Wasser, im Gegensatz zu Orten oberhalb des Äquators, im Ausguss des Waschbeckens gegen den Uhrzeigersinn abfließt. Nein, auch der Sternenhimmel hat uns nachts neue Einblicke in die Astronomie verschafft. Kleiner und Großer Wagen scheinen auf der Milchstraße in der nördlichen Hemisphäre stecken geblieben zu sein. Dafür gibt es das Kreuz des Südens zu bestaunen. Für deutsche Autofahrer ist sicherlich auch noch der ungewohnte Linksverkehr zu erwähnen. Auf Werbeplakaten wurde uns Mitte Juli in Port Louis, der Hauptstadt Mauritius, auf Werbeplakaten ein heißer Winterschlussverkauf versprochen. Kein Wunder, es waren durchschnittlich 25 Grad Celsius auf dem Thermometer abzulesen. Besonders imposant ist das Schnorcheln in den Riffen, verbunden mit einer Artenvielfalt an Fischen, die man sonst nur in den Aquarien des Berliner Zoos zu sehen bekommt. Auch der Regenwald von Mauritius ist schon fast als Schlaraffenland zu bezeichnen, da uns wie im Märchen, die reifen Früchte vor die Füße vielen. Ein englischer Biologe, den wir zufällig auf unserer Exkursion trafen klärte uns auf, dass es sich um sehr schmackhafte Guavefrüchte handelte, die man mit und ohne Schale verzehren könne. In einem populären Popsong wird Mauritius als "Ile de paradis" beschrieben. Auf den ersten Blick ist diese Beschreibung auch treffend, solange man als Tourist unterwegs ist und die kristallklaren Buchten vom hellen, feinen Sandstrand aus bestaunt. Fährt man allerdings in die Riffe, sieht man schnell die Problematik der globalen Erderwärmung. "El Nino" hat ganze Korallenbestände absterben lassen. Auch für die einheimischen Bewohner ist die Insel Paradies und Hölle zugleich, so berichtete mir jedenfalls unser Taxifahrer Jeeten, der uns auf einigen Ausflügen rund um die Insel begleitete. Die Kriminalität, resultierend aus zunehmendem Drogenmissbrauch bzw. Verelendung der afrikanischstämmigen Bevölkerungsschichten, ist ein wachsendes Problem. Jeeten sieht allerdings das Problem nicht bei der Regierung des Inselstaates, die durch Hilfen zur Selbsthilfe, Wirtschaftsförderung gewährt. Jeeten, genannt "The Killer", sieht eher das Problem bei den Kreolen, also der afrikanischstämmigen Bevölkerung, die diese Selbsthilfen einfach nicht annehmen und sich lediglich als Tagelöhner verdingen. Auch in internationalen Fachkreisen wird die umsichtige Politik von Mauritius eher lobend erwähnt. So kann ein angehender Existenzgründer, der sich mit einem Fuhrunternehmen selbstständig machen möchte, einen 80prozentigen Zuschuss zu seinem Fahrzeug erwarten. Allerdings bleibt natürlich die Restsumme zu finanzieren und das damit verbundene wirtschaftliche Risiko. Und so fährt der Killer sieben Tage in der Woche Taxi, um den Rest des Darlehns seiner Hausbank abzutragen. Seit 1968 ist Mauritius ein unabhängiger Staat und viele internationale Politiker hatten der Inselrepublik eine eher unsichere Zukunft in Aussicht gestellt. Aufgrund der kulturellen Unterschiede der Wohnbevölkerung hatte man Auseinandersetzungen der ethnischen Minderheiten der Christen, Moslems und Buddhisten, mit der Mehrheit der Hindubevölkerung befürchtet. Nichts davon ist eingetreten. Die Arbeitslosigkeit, für ein Schwellenland wie es Mauritius repräsentiert, liegt bei lediglich 6-8 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung und somit fehlt der soziale Sprengstoff. Allerdings liegt das durchschnittliche Einkommen eines Mauritianers bei gerade mal 3000 Rupien (ca.100 €) monatlich und die zunehmenden Touristenströme machen viele Artikel des täglichen Bedarfs teuer. Des weiteren wächst jährlich die Einwohnerzahl der Inselrepublik um ca. 2 Prozent, so dass die Zukunft weitere Herausforderungen für die Regierung bereithält. Fußball wird auf dieser Insel natürlich auch gespielt, ist von der Beliebtheit her, nach dem Pferdesport allerdings nur die Nummer 2. Menschenmassen zieht auch nur jeden Samstag der "Mauritius Turf Club", auf der zweitältesten Trabrennbahn der Welt, in Port Louis an. Nach einer Ligenreform der 1. Division in der letzten Saison, bei der willkürlich Vereine fusionieren mussten, sind Traditionsvereine von der Landkarte verschwunden. Damit verschwunden ist auch das Interesse von vielen Anhängern des Fußballs auf Mauritius. So kommen lediglich durchschnittlich 100 - 150 Zuschauer zu den Spielen der 1. Division. Auch die Fußballnationalmannschaft Mauritius zieht zur Zeit eher nicht die Massen an. "Le Club M" , so wie er liebevoll von seinen Fans genannt wird, wurde zuletzt von Ägypten in der Qualifikationsgruppe 10 der Afrikameisterschaft mit einer 0 : 7 Niederlage in den indischen Ozean zurückgeschickt. In dieser Qualifikationsgruppe stellte sich übrigens bisher der bitterarme Nachbarstaat Madagaskar besser an und wird sich für die Afrikameisterschaft qualifizieren, die im kommenden Jahr in Tunesien ausgetragen wird. Die positive Konsequenz für den Fußball auf Mauritius ist, dass viele talentierte Spieler aus Madagaskar als Fußball-Legionäre auf Mauritius ihr Geld verdienen. Ist doch ein Verdienst von 6000-7000 Rupien (200 €) ein Vielfaches von dem, was ein Spieler auf Madagaskar verdienen könnte. Aufgrund der kommenden "Spiele der Inseln des indischen Ozeans" , wurde die Saison bereits eine Woche vor unserer Ankunft auf Mauritius beendet. Zur Zeit werden nämlich die Stadien der Insel aufwändig renoviert. In Bambous z.B. wird gerade ein neues Stadion für diese Veranstaltung erbaut. Das "Ministerium für Jugend und Versorgung", das auch für den Sport auf Mauritius verantwortlich ist, hat in den letzten Jahren fast 50 Millionen Rupien in den Neubau bzw. Erhalt von Sportstätten aufgewendet. Eine beachtenswerte Summe für ein Land, das gerade mal 1,3 Millionen Einwohner hat. Ich sah mir deshalb nur ein Freundschaftsspiel des Drittliga-Aufsteigers "Young Devils F.C" gegen die Traditionsmannschaft vom Cadets-Club aus der ersten Liga an. Im Gegensatz zur 1. und 2. Division, ist die dritte Division keine landesweite Liga und wird lediglich in den Bezirken ausgespielt. Grand Baie liegt im Bezirk "Reviere du Rempart" und das Spiel fand auf dem örtlichen Sportplatz, der eher einer Weide für Heidschnucken glich, statt. Die Außenlinien waren nicht abgekreidet und das Schiedsrichtergespann musste schon ein gutes Auge entwickeln, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, ob der Spielball sich innerhalb bzw. bereits außerhalb des Spielfeldes befand. Armon, ein Spieler der Young Devils, der z.Zt. in Durban/Südafrika studiert und nur zu Besuch auf seiner Heimatinsel verweilte, entschuldigte den schlechten Zustand des Spielfeldes damit, dass die Regierung einen Neubau einer Sportanlage in Aussicht gestellt hätte. Auf der Anlage würden deshalb einige Gerätschaften fehlen. Übrigens sei ausdrücklich erwähnt, dass beide Mannschaften jederzeit die Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns ohne Murren akzeptierten und sich auch sonst eine äußerst faire Partie entwickelte. Das lag sicherlich auch daran, dass der örtliche Verein Young Devils F.C zumeist mit dem schnellen Kombinationsspiel der Veteranen des Cadets-Clubs überfordert war und die Defensivspieler ihren Gegnern viel zu viel Platz ließen. Das Spiel war eigentlich bereits nach 28 Minuten entschieden, da der Cadets-Club zu diesem Zeitpunkt bereits 3:0 führte. Den Toren vorausgegangen war das wirklich sehenswerte und technisch überlegene Passspiel der Traditionsmannschaft, die sich aus ehemaligen Erstliga-Spielern aller Bezirke Mauritius zusammensetzt. Auch in der zweiten Halbzeit änderte sich nicht viel und so kam es folgerichtig noch zu zwei Toren für den Cadets-Club. Die Abenddämmerung setzte bereits ein und der muslimische Muezzin rief bereits zum Abendgebet, da kamen auch noch die niemals aufsteckenden Spieler des Young Devils F.C zu der einzigen nennenswerten Torchance. Diese wurde ausgerechnet von einem Abwehrspieler mit einem Pfostenschuss abgeschlossen und so blieb es letztendlich bei dem gerechten Endstand. Nach Spielschluss wanderten die wenigen Fußballfans schnell ab und auch beide Mannschaften taten es ihnen gleich, denn Umkleidekabinen bzw. Duschen gibt es auf dem Sportgelände der Young Devils nicht. Ulf
Unseren diesjährigen Urlaub verbrachten wir auf Malta, einer sehr trockenen, steinigen, aber auch historisch beeindruckenden Insel. Da auch die Malteser sehr fußballverrückt sind (es gibt zwei Ligen mit je 10 Vereinen), hatten wir gehofft, während unseres Aufenthaltes ein Spiel sehen zu können. Mal kurz bei www.Maltafootball.com nachgesehen, stellten wir fest, daß im dortigen "National Stadium" am 29. Juli das Rückspiel in der Uefa-Cup-Quali, 1. Runde, von dem heimischen Verein Birkirkara FC gegen Partizan Tirana stattfindet. Dieses war umso interessanter, als daß ein alter Bekannter mittlerweile seine Fußballschuhe für den albanischen Verein schnürt... Da das Stadion ungefähr in der Mitte der Insel liegt (sie ist allerdings nur 246 qkm groß), haben wir den Tag in der in der Nähe gelegenen alten Hauptstadt Mdina verbracht. Inmitten von historischen Bauten und Touristenscharen haben wir dort versucht, uns mental auf eine Begegnung mit besagtem Spieler vorzubereiten. Das Spiel sollte um 20.00 Uhr beginnen , also machten wir uns frühzeitig auf den Weg. Wir wollten ja nichts verpassen. Das National Stadium liegt direkt neben dem Centenary Stadium in Ta‘Qali. In diesen beiden Stadien sowie dem in der Hauptstadt Valetta finden so ziemlich alle Ligaspiele statt, also an einem Tag ab 12.45 Uhr drei hintereinander. Man zahlt wohl nur einmal und kann sich dann alle Spiele angucken. Einlaß war gegen 19.15 Uhr, wobei allerdings nur eine Tribüne geöffnet war. Man hat nicht viele Zuschauer erwartet. Zu den Eingängen der Tribüne geht man über eine Art von Brücke, auf welcher die Ordnungsmacht der Dinge harrt, die da kommen. So auch auf uns. Der Rucksack wurde durchsucht und dabei festgestellt, daß wir eine Plastikwasserflasche dabei hatten. Kein Wunder bei den hohen Temperaturen! Der Uniformierte teilte uns mit, daß wir die Flasche mitnehmen könnten, allerdings ohne Deckel, da diese früher als Wurfgeschosse mißbraucht wurden... Wir einigten uns dann aber darauf, daß wir auch den Deckel mitnehmen konnten, solange die Flasche im Rucksack blieb. Und so gingen wir mit unserer mit Deckel verschlossenen Wasserflasche auf die Tribüne, wo wir uns gleich ein Stadionheft besorgten (umsonst, die Jungs wollten lediglich eine kleine Spende, egal, in welcher Höhe). Danach ging es gleich weiter zum Versorgungsstützpunkt. Da könnte sich manch ein Verein eine Scheibe abschneiden! Nicht nur, daß es kaltes, günstiges Bier gab, auch die weitere Versorgung war super: Pommes, Baguettes, Burger ... Als wir für unser leibliches Wohl gesorgt hatten, blätterten wir das Stadionheft durch. Und stellten fest, daß der "Meister" im Hinspiel das 4 : 2 Siegtor für Tirana erzielt hatte. Umso mehr waren wir jetzt gespannt, Skerdi wiederzusehen. Die Mannschaften spielten sich währenddessen warm. Die Euphorie war groß; sämtliche albanischen Spieler sahen für Kette wie Skerdi aus. Es folgte die Mannschaftsaufstellung, dann die Ernüchterung: Kein Skerdi! Aus geheimer Informationsquelle haben wir später erfahren, daß er aus uns allen bekannten Gründen nicht mehr in ein EU-Land einreisen darf. Und Malta ist offiziell seit dem 01.07.04 in der EU... Das Spiel begann trotzdem, Birkirkara spielte in grau- weiß, Tirana in rot... "Come on, yellows!!!!!!!!" Dieser Anfeuerungsruf sollte uns während des gesamten Spiels verfolgen. Ursache hierfür waren nicht etwa die ca. 1.500 Anwesenden im Stadion, sondern ein besonders hartnäckiger Anhänger der "Stripes", wie die Mannschaft von Birkirkara genannt wird. Es war zunächst jedoch ein recht zerfahrenes Spiel, welches beide Teams boten, so daß unser gestreifter Freund erst einmal Alleinunterhalter blieb. In der 3. Minute gab es zwar die erste Chance für die Gastgeber, doch der harmlose Freistoß brachte nichts ein. Einige Minuten später hatte Partizan die erste Tormöglichkeit, doch endete diese wiederum in einem erfolglosen Gegenzug der Hausherren. Die erste wirklich aufregende Szene des Spiels dann nach knapp einer halben Stunde, als nach einem Foul eines Albaners im eigenen Strafraum der von den meisten Zuschauern erwartete Elfmeterpfiff ausblieb und der zurecht aufgebrachte maltesische Gegenspieler den gelben Karton erhielt. Nun kam wenigstens mehr Stimmung auf den Rängen auf und unser geschätzter Sitznachbar erging sich in einer eindrucksvollen Fluchorgie gegen das rumänische Schirigespann. Fast wie zu Hause...Die Chancen häuften sich nun und die "Stripes" konnten sich ein leichtes Übergewicht erspielen. Doch wie aus heiterem Himmel die Führung für Skerdis Mannen! Im Gedanken an den Pausentee konnte der heimische Keeper einen von Bylykbashi harmlos geschossenen Ball nicht festhalten und es stand 1:0 für die Partizanen. Blankes Entsetzen in Gelb-Rot, dafür Jubel bei den 50 mitgereisten Gästefans, welche sich nun das erste Mal bemerkbar machten. In Hälfte zwei das gleiche Bild wie gegen Ende des ersten Durchganges. Birkirkara versuchte, das Spiel zu machen und in der 56. Minute folgte nach einem schön vorgetragenen Angriff der viel umjubelte und durchaus verdiente Ausgleich durch Zahra. Die Malteser versäumten es nun, in der Folgezeit einen Treffer nachzulegen. Nach etwa einer Stunde plötzlicher Tumult auf Höhe der Mittellinie. Niemand auf den Rängen wußte so genau, worum es eigentlich ging. Auf jeden Fall durfte Gästekeeper Nallbani duschen gehen und es gab Freistoß für Tirana(!). Das Spiel wurde auf diese Weise lebhafter und unser agiles Streifenhörnchen vom Hirnschlag bedroht. Zehn Minuten vor dem Ende eine der größten Chancen für Birkirkara, doch der Heber über den Ersatzkeeper der Partizanen blieb aus unerfindlichen Gründen aus. In der 84. Minute schließlich die ersehnte Führung für die "Stripes" durch einen unhaltbaren Schuß von Dronca. Jetzt sangen sogar die heimischen Fans... Die Inselkicker benötigten jedoch noch einen weiteren Treffer zum Weiterkommen, welcher trotz vier Minuten Nachspielzeit und einiger guter Torchancen aber nicht mehr fallen wollte. Die Gelb-Roten wurden dennoch mit der verdienten Welle verabschiedet und auch unser beinah kollabierter Nachbar zeigte sich ob des ersten maltesischen Erfolges auf europäischer Ebene seit Langem durchaus versöhnt. Nach Schlußpfiff, diversen Burgern & Bieren rollten wir aus dem Stadion. Es war 21.45 Uhr und wir wußten vorher, daß kein Bus mehr in unseren Wohnort fahren würde. Aber wir hatten gedacht, daß bei so einem Spiel Taxen vor dem Stadion stehen müßten. Wir verließen also mit den restlichen Zuschauern das Stadion. Keine Taxe zu sehen. Ich habe dann ein Mädel angequatscht, wo denn welche stehen würden. Die vernichtende Antwort: "Es gibt keine!". Es mischten sich sogleich zwei ältere Herren ein, die der Meinung waren, wir sollten doch die Obrigkeit fragen. Zwischenzeitlich hatte sich bereits eine Traube von Maltesern um uns gebildet. Gesagt, getan, der ältere Herr fragte einen Polizisten, der allerdings auch keine Ahnung hatte. Die Traube wurde immer größer und es wurde allgemein diskutiert, wie wir denn nach Sliema (unser Wohnort) kommen könnten. Und es gibt doch noch nette Menschen! Jemand meldete sich in dem allgemeinen Gewirr zu Wort und meinte, er könne uns mitnehmen. Wir waren hellauf begeistert und stiegen in sein Auto ein. Er brachte dann noch seinen Kumpel nach Birkirkara, zeigte uns, wo der dortige Supporters Club zu finden ist (wir wollten noch Pins kaufen), holte seine Frau ab und ließ uns direkt vor unserem Hotel in Sliema aussteigen. Wir sind dann in den nächsten Pub gegangen und haben dort – fassungslos ob soviel Nettigkeit – unser Kilkenny getrunken. . Kirsten und Kette