19.10.2008, 16 Uhr - Stadio Communale “Vanni-Sanni”
Madeira, Mallorca, Azoren, Teneriffa und Mauritius hatte ich bereits in den letzten Jahren bereist. In diesem Jahr setzte ich meine Inselfußball – Hoppertour auf die zweitgrößte Insel des Mittelmeers fort. Bekannt geworden ist Sardinien durch den Serie A Club US Cagliari, der bereits 1970 einmal die italienische Meisterschaft in den Süden dieses für Individualtouristen wirklich wundervollen Eilandes holen konnte.
Meine Fußballreise sollte mich allerdings ca. 350 km weiter nördlich nach Sassari führen, dessen Fußballclub Torres 1904 bereits kurz nach der Gründung meist gegen Cagliari die sardischen Meistertitel ausspielte. Die 110000 Einwohner umfassende Hochburg der sardischen Separatisten hat mittlerweile leider nicht mehr den Stellenwert im sardischen Fußball, was au die chronischen finanziellen Probleme zurückzuführen ist. In der abgelaufenen Serie erlitt „Torres Calcio“ ein ähnliches Schicksal, wie es die Arminen bereits in der vorletzten Saison erleben mussten. Der 1904 gegründete Traditionsclub wurde aufgrund von finanziellen Unregelmäßigkeiten vom italienischen Fußballverband aus der vierten Liga in die „Sardegna Promozione“ (sechste Liga) zwangsversetzt. Aufgrund monetärer Probleme hatten die Rot-Blauen bereits 1996 einen Zwangsabstieg erfahren. Damals ging es sogar aus der zweiten italienischen Liga in die Niederungen des sardischen Amateurfußballs. In der letzten Saison
spielten die „Rossi-Blu“ nicht einmal eine schlechte Rolle in Liga Vier. Gegner war unter anderem die deutschsprachige Mannschaft vom FC Südtirol. In dieser Spielzeit werden zumindest die Reisekosten für die neue Clubführung keine allzu große Herausforderung darstellen, da Sassari-Torres in die zweithöchste sardische Liga zurückversetzt wurde. Anscheinend hat der neue Vereinsvorstand eine schlagfähige Mannschaft zusammengestellt. So erhoffen sich die verbliebenen Fans den schnellstmöglichen Aufstieg. Die Hoffnungen haben in den letzten Partien neue Nahrung erhalten, denn lediglich am ersten Spieltag mussten die Meisterschaftspunkte der Konkurrenz überlassen werden.
So ging Torres gegen den Tabellenfünfzehnten von Bosa Calcio im fünften Meisterschaftsspiel bereits als klarer Favorit in das Westküstenduell. Die ca. 1100 Zuschauer konnten sich bereits nach wenigen Spielminuten sicher sein, dass der Gegner aus Bosa keine ernsthafte Gefahr darstellen würde. In Deutschland würde man diesen Gegner landläufig als Kanonenfutter bezeichnen. Italiener bezeichnen solch geartete Teams eher als „Matratzenmannschaft“. Zu deutlich wurde die spielerische und körperliche Überlegenheit der Rot-Blauen. Die Mannschaft aus der pittoresken Kleinstadt Bosa schien offensichtlich überfordert und wirkte zudem untrainiert. Bereits in der fünfzehnten Spielminute wusste sich der linke Innenverteidiger von Bosa gegen seinen direkten Gegenspieler aus Sassari nur noch durch eine Notbremse zu wehren. Das konsequent pfeifende Schiedsrichtertrio hielt der Nr. 7 von Bosa den roten Karton vor die Nase und schickte ihn somit frühzeitig zum Duschen. Trotz der numerischen
Überzahl benötigten die ganz in Weiß spielenden Kicker von Torres noch weitere 23 Minuten um die verdiente Führung für ihre Farben zu erzielen. Ausgangspunkt dieses Treffers war eine zu kurz geratene Faustabwehr des Torwartes von Bosa, sodass seine Abwehrspieler genötigt waren, den Ball planlos aus dem eigenen Strafraum zu bolzen. Der rechte offensive Mittelfeldspieler von Torres bedankte sich für diesen Querschläger und zog kurzentschlossen aus 25 Metern ab. Das runde Leder schlug flach neben dem linken Torpfosten ein. Der Jubel der Torres-Ultras kannte natürlich keine Grenzen.
Die Unterstützung der 150 eingefleischtesten Fußballfanatiker aus Sassari war über die gesamte Spielzeit sehr beeindruckend. Die Heimmannschaft konnte sich in den 90 Spielminuten über Dauersupport freuen. Die Stadionarchitektur sorgte zudem bei den auswärtigen Zuschauern und Spielern für eine beeindruckend bedrohliche Kathedralen-Akkustik und die örtliche Umbauung verstärkte noch diesen Halleffekt. Obskure rechtsgesinnte Politiker versuchen anscheinend die Fankultur der Rossi-Blu zu unterminieren. Eine Parole in der Nähe des Stadions ließ den „Duce“ Mussolini hochleben und an der Eingangspforte der Torres-Fankurve waren zudem einige verblasste faschistische Wahlplakate zu erspähen. Diese „Prachtexemplare“ waren von anderer Hand allerdings mit dickem schwarzen Pinsel durchstrichen worden, was die Vermutung nahe legt, dass sich die Fans aus Sassari von dem faschistischen Lager nicht instrumentalisieren lassen möchten. Wie bereits erwähnt, Sassari ist die Hochburg der sardischen
Separatisten, dieser Umstand lässt keine Zusammenarbeit mit italienischen Nationalisten zu.
In der 48. Spielminute konnten die sechs neben mir sitzenden Fans aus Bosa die Hoffnung auf einen Punktgewinn ihres Teams endgültig begraben. Ihre gute Laune wurde durch den zweiten Treffer allerdings nicht getrübt. So intonierte ein Bosa-Fan die Vereinshymne von Torres in einer abgewandelten Version, die offensichtlich nicht ganz den Geschmack der Heimfans zu treffen schien. Ich habe zwar kein Wort des Sängers verstanden, aber singen konnte er nun wirklich, was für die Fans aus Sassari trotzdem nicht tröstlich war. In dieser Phase des Spiels hatten die Schwarz-Roten auch ihre besten Szenen des Spiels. Allerdings beschränkte sich die Elf aus Bosa lediglich auf die Perfektionierung ihrer Abseitsfalle, die das Angriffsspiel von Torres fast zum Erliegen brachte und weit über dem Niveau ihres Tabellenstandes angesiedelt war. Die Konditionsprobleme ließen allerdings so gut wie keine eigenen Angriffsaktivitäten zu. Aller guten Dinge sind drei, dachte sich das Team aus Sassari! Eine
perfekt vorgetragene Kombination der Offensivabteilung von Torres sorgte in der 88. Spielminute für den auch in dieser Höhe verdienten 3:0 Endstand für die Rossi-Blu. Torres Calcio 1904 ist nun Tabellenführer der „Sardegna Promozione“! Meisterlich waren die gezeigten Leistungen der Nordsarden allerdings noch lange nicht. Ulf
Nachdem noch bis Mittag der fehlende Schlaf der Nacht nachgeholt wurde, ging es gegen 13h so langsam Richtung Palermo. Ein Pizzeria fanden wir leider nicht, dafür aber den MCD in Messina. Hier wurde angetischt, wobei die Feststellung von uns 3en recht klar war: Italien und MCD: Das funktioniert nicht. Jörg hätte beinahe gekotzt, so schlecht war sein Burger. Also ging es nur "halb gesättigt" nach Palermo. Die Fahrt dauerte länger als geplant und man war erst so gegen 18h in der Stadt. Das Wetter war deutlich besser als die letzten Tage. Knappe 10 Grad und kein Regen. Dafür war hier "Verkehrschaos pur". Jörg kurvte was das Zeug her gab, aber in dieser Stadt gelten einfach keine bzw. ganz besondere Verkehrsregeln. Uns wurden diese Regeln jedoch nicht transparent. Nach einigem Hin und Her-Gegurke parkten wir in einer Straße unweit eines kleinen Parks. Und siehe da - nur ca. 15min Fussweg. Auch die Straße weiter Richtung Stadion war massig frei. Nur - wie soll man da hin kommen? Wir schlappten also zum Ground und hier war ein ähnliches Chaos wie in der Stadt.Die bestellten Karten lagen natürlich auch nicht vor, also blieb nur "Trick 17". Das gelang allerdings bestens. So war man gegen 19h im Ground. Zu diesem Zeitpunkt war der Ground bereits zu 2/3 gefüllt. Ich kann mich nicht erinnern, je einmal einen Ground praktisch 2h vor Kick off so voll gesehen zu haben. Die Platzbesichtigungen, das Warmmachen. Alles wurde bereits kräftig mit Beifall und Pfiffen bedacht. Der Hit war eigentlich das "Warmlaufen" der Gäste. Zur Gegengerade alle rüber - eine gellendes Pfeifkonzert, das selbe Spiel dann zur Haupttribüne. Unsere Erwartung für die Stimmung beim Kick stiegen minütlich. Der Ground war ausverkauft (zumindest habe ich kein offenes Kartenhäuschen gesehen). Das bedeutet 36.000 Zuschauer. Wobei ich glaube, das es mehr waren. Wie ja in Italien nicht unüblich wirkten die beiden Kurven doch sehr voll. Da wird sicher der ein oder andere ohne Ticket den Weg gefunden haben. Palermo spielt als Aufsteiger eine top Rolle und hält Kontakt zu den UEFA Cup Plätzen. Dazu ist die Fussballbegeisterung in Sizilien riesengroß. Nachdem man Ende der 90er gar in der Serie C kickte, ging es in den letzten 3 Jahren stetig bergauf. Vor allem ein gewisser Luca Toni mit seinen Toren sorgt für den guten Saisonverlauf der "Rosa-Schwarzen". Zuletzt gelang dem schlaksigen Stürmer auch der Sprung in das Nationalteam. Zu Juve braucht man nix mehr zu sagen. Im Prinzip das Fusssballteam Italiens mit mehr als 30 Meisterschaften. Juve hat eine ähnliche Situation wie die Bayern in Deutschland. Entweder Hass oder Liebe. Aktuell auf Meisterkurs und 5 Punkte vor dem Rivalen Milan klarer Tabellenführer. Der Ground konnte ebenfalls voll überzeugen. Eine Schüssel zur WM 90 gebaut bzw. modernisiert. Aber ein reines Fussballstadion. Nicht zu steile Ränge, einfach insgesamt ein sehr geiler Ground - vor allem für Italien. Zwar ist er komplett mit Sitzschalen ausgesattet, die aber in den Kurven nicht zum Sitzen genutzt wurden.Kurz vor dem Einmarsch der Teams drehte dann die Bude auch richtig auf. Die beiden Kurven von Palermo sind eine echte Macht. Als es die Teams dann kamen brannte der Baum. Fahnenchoreo in "nossa rosa" auf der rechten Seite zzgl. Feuerwerk etc., linke Seite eine top Show, mit Bengalen, Doppelhaltern Blockfahne etc. Dazu wurde eine Lautstärke erreicht, die ich bisher kaum erleben durfte. Palermo - einfach geil. Das schöne war, daß hier Gegengerade und Haupttribüne ebenfalls "munter mitbrüllten". Von der Atmosphäre her sehr schwer zu beschreiben. Das schöne war, daß ich mitten drin saß und munter Palermo mit anfeuerte. Juve merda! Von der 1. Minute des Spiels "Dauersupport" der "rosa nossa". Von den rd. 400 Gästen zwar was zu sehen (da ich genau gegenüber saß), aber nix zu hören. Dann die 14. Minute. Faustabwehr von Buffon zu kurz,. Biezera mit Heber zum 1:0. Was nun hier abging war einfach nur geil. Der Ground wackelte. Ich tanzte munter mit - Forza Palermo, Juve di merda - Juve allerdings auch wirklich schwach. Ohne Nedved und damit ohne Ideen im Mittelfeld gelang es eigentlich nie die "rosa nossa" unter Druck zu setzten. Im Gegenteil. Ein Konter 10min vor Schluß wurde kläglich vergeben. Anstatt 2:0 wurde so nochmals 10 min gezittert. Dann war es aber soweit: Seit 56 Jahren der 1. Sieg über Juve. Ein Triumph für den ganzen Süden. Nicht nur für Palermo oder Sizilien. Hier hat der arme Süden den reichen und verhassten Norden die Zähne gezeigt und gewonnen. Ein Triumph, der sicher bis Neapel gefeiert wurde. Im Stadion wurde natürlich auch gefeiert. Die Truppe verneigte sich vor allen 4 Seiten für den geilen Support. Wir machten uns dann auch so langsam aus dem Ground, irgendwo gefangen von den Eindrücken. Ich habe hier sicher heute eine der Sternstunden erleben dürfen, die man als Hopper ab und wann einmal hat. Vor allem wenn man ein Team so wenig leiden kann wie ich bei Juve - dann ist das doppelt geil. Da wir noch etwas am Ground blieben und erst langsam zum Auto zurück schlappten, leerten sich die Straßen. Die Rückfahrt übernahm Grünebaum und gegen 2h war man wieder in Reggio. Platt aber zufrieden ging es in die Betten. Jürgen
Stadio Comunale, 10.04.2004
Die Stadt Siena ist Namensgeber der größten Provinz der Toskana, gleichzeitig auch kunsthistorisch deren wichtigste Region. Bereits im 12. Jahrhundert entwickelte sich in Siena eine freie Bürgerrepublik, die auf dem Reichtum der sienesischen Kaufleute und deren Einfluss zurückzuführen war. Politisch ruhig blieb es allerdings nicht lange in Siena, da einerseits die wohlhabenden Familien untereinander hoffnungslos zerstritten waren und anderseits Siena mehr oder weniger im Dauer-Kriegszustand mit seinen äußeren Neidern lag. Siena wurde bereits von den Etruskern besiedelt, der Gründungsmythos der Stadt lautet allerdings anders. Der Legende nach soll Senio, der Sohn von Remus, die Stadt gegründet haben. Im Vereinswappen des A.C. Siena wird diese Legende der Stadtgeschichte aufgegriffen. Im unteren Teil des Wappens ist der Wolf abgebildet, der Romulus und Remus, säugte. Heraldiker hätten sicherlich dieses Symbol eher einem Verein aus der italienischen Hauptstadt zugeordnet. Den politisch hartnäckigsten Gegner bildete übrigens die Nachbarregion Florenz ,mit der Siena von 1260 bis 1552 in diverse Kämpfe verwickelt war. Diese gegenseitige Abneigung haben anscheinend auch die Fußballfans der beiden Städte in die Jetzt-Zeit gerettet. Vor den Stadttoren Sienas war auf einer Wand einer Stromverteilerstation mit schwarzer Schrift auf weißem Grund (Vereinsfarben von A.C. Siena) die langweilige und eher dämliche Verunglimpfung „Viola Merda“ (Violette Scheiße) angebracht, die an die lokale Konkurrenz von A.C. Florenz gerichtet war. Da wir gerade bei der Farbenlehre des italienischen Fußballs angelangt sind, möchte ich an dieser Stelle nicht die Entstehungsgeschichte der Vereinsfarben des U.C. Sampdoria Genua verschweigen. Der Verein ging 1946 aus einer Vereinigung zweier genuesischer Clubs hervor. Dabei ging auf der neuen Vereinsfahne keine Farbe der beiden ehemals selbstständigen Clubs verloren. Als originelle Anspielung auf den Modehersteller Benetton bzw. auf die Vereinsgeschichte von Sampdoria, trug Genua-Fan David Burlando, mit dem ich mich im Stadion unterhielt, sein „United Colours of Sampdoria“ ( vereinigte Farben von Sampdoria ) T-Shirt. Auch sonst gab David mir bereitwillig über den Traditionsclub und zweifachen Landesmeistercup-Finalisten aus der Hauptstadt Liguriens Auskunft. Hierfür nochmals „Mille Grazie“ nach Genua. Die Stadt Siena ist übrigens auf drei Hügeln erbaut, die an den richtigen Stellen herrliche Aussichten auf die Stadtarchitektur ermöglichen. Zum Glück wurde das Stadio Comunale am Fuße einer mittelalterlichen Befestigungsanlage in eine Senke gebaut, sodass seine gesichtslose Stahl- und Betonkonstruktion nicht weiter unangenehm das Stadtbild verschandelt. 14500 Zuschauer kann das Stadion aufnehmen und war an diesem Samstagnachmittag mit ca. 13500 Fans gut gefüllt. Mit David waren noch ca. 2500 weitere Fans aus der Hafenstadt Genua angereist. Der Anhang sorgte über die gesamte Spielzeit für einen fröhlichen Lärmpegel, sodass die Heimfans aus Siena eher andächtig dem Treiben der friedlichen und zum Teil auch mächtig angetrunkenen Fans aus Genua zusahen. Außer einem kleinen harten Kern von ca. 30-40 Ultras , die mit Fahnen und Nebelkerzen ausgerüstet waren, war von den A.C. Siena-Fans nicht viel zu hören und zu sehen. Nicht nur deshalb hatte ich mir den Gästeblock als Standort ausgesucht, die Sampdoria-Fans verzichteten nämlich zusätzlich gänzlich auf den Gebrauch von Bengalos und ähnlich geartetem Feuerwerk. So konnte ich mir auch getrost nach Spielschluss die Krebsvorsorgeuntersuchung ersparen. Des weiteren war auch der Eintrittspreis im Fanblock der Gäste mit 15 € erfreulich günstig. Seit Anfang der Neunziger Jahre wird bei Sampdoria übrigens gänzlich auf das Abbrennen von Feuerwerkskörpern verzichtet. Zurückzuführen ist das auf ein Gentlemen-Agreement mit dem damaligen Clubpräsidenten von Genua. Die Anfeuerungen aus dem Gästeblock schienen die Sampdoria-Spieler in den ersten Minuten des Spiels zu beflügeln und so kam es bereits in der 5. Minute zum ersten Tor für den U.C. . Diana hatte den Ball über die gegnerische Torlinie befördert. Leider wurde dieser Treffer nicht anerkannt, da der Genueser Abwehrspieler bei Ballabgabe im Abseits gestanden haben soll. In der Folgezeit entwickelte sich eine flotte Partie, die von den beiden Aufsteigern der italienischen Serie A ohne viel taktisches Geplänkel geführt wurde. Technische Finessen konnten die Zuschauer allerdings während des gesamten Spiels nicht bestaunen. So lebte das Spiel vom Kampf und hatte Spielszenen, die man eher aus englischen Stadien kennt. Kick and run war angesagt, dabei blieben Torszenen Mangelware. Erst in der 33. Spielminute gab es wieder eine zwingende Torchance für die Gäste. Eine Minute vor dem Halbzeitpfiff des Schiedsrichters durfte dann auch der A.C. Siena beweisen, dass ihre Offensivabteilung auf dem Spielfeld existent war. Nach der Halbzeitpause wurde Siena stärker, kam allerdings erst in der 60. Spielminute zu ihrer zweiten wirklichen Torchance. Auf der rechten Seite hatte sich ein Mittelfeldspieler vom A.C. durchgesetzt und flankte millimetergenau auf den Kopf vom norwegischen Nationalspieler Tore Andre Flo, dem neuen Mittelstürmer des A.C., der zu Saisonbeginn vom FC Sunderland nach Siena gewechselt ist . Genuas Torhüter Francesco Antonioli demonstrierte seine Flugkünste, die ihm bei den Fans den Spitznamen „Batman“ eingebracht haben, und holte den Ball mit einer Glanzparade aus dem linken oberen Toreck. In den verbliebenen 30 Minuten Spielzeit war außer verbissener Zweikämpfe und Mittelfeldgefechten nichts außergewöhnliches zu berichten. So blieb es letztendlich beim gerechten Remis, das komischer Weise nun die Heimfans lautstark feierten. Für die Sampdoria-Fans war ein Punkt bei bereits neun Auswärts-Unentschieden eher Alltag und so ließen sie die A.C. Siena-Fans auch mal ungestört singen. Ulf
Heute sollte also das Highlight der kleinen Süditalientour folgen. So schlappten wir am sonntäglichen Morgen durch Messina. Der erste Eindruck war eigentlich ziemlich positiv. Von einem "Dreckloch" oder "schmuddligen Süditalien" keine Spur. Zunächst wurde in einer Bar ein Capo und Frühstück zu sich genommen und ein wenig die Gazetta vom Vortage studiert. Die Gazetta de Sud titelte schon auf der Hauptseite über das "Derby Sud". Gegen 11h machte man sich auf den Weg zurück in die City und hier waren schon reichlich "Vorboten" auf den Nachmittag. Häuser in gelbrot beflaggt (die Farben von Messina), Menschen mit gelbroten Schals, selbst Bänke wurden in den entsprechenden Farben angestrichen. Schon klasse was hier so abgeht. Messina hat eigentlich noch nie eine große Fussballzeit erlebt. 2 Jahre Serie A (1963-1965) waren die Höhepunkte der Vereinsgeschichte. Dagegen steht allerdings ein jahrelanges "herumdümpeln" in der Serie C. Sogar die Serie D (5.Liga) war kurzzeitig einmal Heimat der Sizilianer. Letzte Saison gelang dann tatsächlich die lang ersehnte Rückkehr in das Fußballoberhaus. Die Gunst der Stunde mit 5 Aufsteigern nutzte man und stieg souverän als 3. auf. Es war eine Rückkehr nach 39 Jahren. Überhaupt hat der Süden sich im neuen Jahrtausend gut erholt. Waren in den 80ern und 90ern spätestens in Napoli der südlichste Standort der Serie A erreicht, änderte sich das in den 90ern. Napoli stieg in die Serie B ab. Dafür kamen US Lecce und der AC Reggina (aus Reggio de Calabria). Beide Teams waren in den letzten 10 Jahren zwar Fahrstuhlmannschaften, aber schon der Fussballstolz Süditaliens. Der heutige Gast aus Reggio erreichte 1999 erstmals die Serie A und ist einer der Emporkömmlinge. Vor ein paar Jahren kreuzte man mit Messina in der Serie C die Klingen. Die laufende Saison ist wohl die erfolgreichste für den Süden Italiens seit vielen, vielen Jahren. Reggina und Lecce schafften den Klassenerhalt. Dazu stiegen Palermo und Messina in die Serie A auf, so dass 4 Teams aus dem Süden in Italiens "Eliteliga" kicken. Napoli dagegen ist nach einer weiteren Finanzkrise in der Serie C gelandet. Gegen 12h machten wir uns auf den Weg zum Stadion. Die Stadt war mittlerweile völlig verstopft. Überall Motorroller und PKW´s mit gelben und roten Schals oder Fahnen geschmückt auf der Straße. Mit der Straßenbahn ging es zunächst zur Endstation und von dort per Bustransfer zum neuen Stadion im Ortsteil "San Filippo". Das Stadion ist locker 10km außerhalb des Zentrums. Für "Fußgänger" also sehr ungeeignet. Wir waren rd. 2h vor Spielbeginn bereits am Stadion. Hier war schon reichlich Betrieb. So wurden zunächst erst einmal die Tickets abgeholt und ein wenig mit ein paar Leuten geschnackt. Dann ging es also hinein in das Vergnügen. Der Ground ist eigentlich ein "Zweckbau". Durch den Aufstieg war das alte Stadion in der Stadt mit rd. 14.000 Zuschauern einfach zu klein. So wurde praktisch auf grünen Wiese ein neues Stadion gebaut. Die Kosten beliefen sich dabei auf rd. 10 Mio. €. Wenn man bedenkt was man so in den Umbau des alten Niedersachsenstadions gesteckt hat also ein echtes "Schnäppchen". Wobei man auf ein "kostspieliges" Dach einfach verzichtet hat. Es regnet wohl nicht so oft in Messina. Auch heute hatten wir 25 Grad und trockenes Wetter, so dass ein Dach nicht von Nöten war. Ansonsten gibt es halt 4 baugleiche Tribünen, die praktisch in einen Berg hinein gebaut wurden. Ca. 30 min vor Spielbeginn kamen die rd. 1.500 Gästefans ins Stadion. Alle komplett in weiß gekleidet und mit einem Pfeiffkonzert begrüßt. So schaukelte sich die Stimmung von Minute zur Minute weiter hoch. Dann ging es los. Zum Intro seitens der Gäste eine Fahnenchoreographie mit rot weißen Fahnen in "Einheitsgröße", dazu wurde der Block in "roten Nebel" gehüllt. Die Supporter von Messina lieferten eine beeindruckende Choreographie mit Zetteln in den Vereinsfarben rot und gelb, gefolgt von gelben Rauch und roten Bengalen. Dazu lauter und durchgängiger Support. So war das drum herum schon mal als sehr gut anzusehen. Das Spiel war in der 1. Halbzeit schwach und es reihte sich Fehler an Fehler. Einen nutzen die Gäste zum nicht unverdienten 0:1. Messina hinten sehr unsicher und nach vorne ohne Durchschlagskraft. In der 2.Halbzeit dann ein komplett anderes Bild. Begrüßt von einer schön anzusehenden Bengalshow drehte Messina mächtig auf. Ein grober Torwartfehler nach einem Freistoß sorgte für das 1:1. Nun war richtig Musik in der Hütte. Immer wieder brannten die Supporter von Messina Bengalos ab. Dazu nun "Dauersupport", teilweise stimmte das gesamte Stadion mit ein. Nun wurde teilweise eine sehr beindruckende Lautstärke erreicht. Ich möchte noch einmal erinnern - ein Dach gibt es hier nicht - die Stimmung machten die Supporter. Wenn ich da so immer die klagen der Münchener Bayern höre..... Ein sehr gelungener Angriffszug wurde in der 70.min per Kopfball von Jungnationalspieler di Napoli zum 2:1 für Messina genutzt. Jetzt explodierte der Ground richtig. Auch die Haupttribüne stand und sang. Die Kurve der Messina Supporter war nun eine "Stimmungswand" und das Match so ziemlich auf dem Höhepunkt. Messina spielte nun fast souverän den Sieg nach Hause. Der Gast kam kaum mehr zu gefährlichen Aktionen und wenn sich einmal eine Möglichkeit bot, wurde diese eher kläglich vergeben. Mit dem Schlusspfiff explodierte dann die Hütte noch einmal zum Schlussakkord. Fazit: Ein sehr gelungener Ausflug und ein sicher sehenswertes Spiel vom Umfeld. Dazu ist Messina sicher eine Reise wert.Unsereiner machte sich dann auf den Rückweg in die City. Das italienische Verkehrschaos wurde durch den Lauf der rd. 4km zur Tram umgangen. Von dort ging es in die City. Hier war rd. 1h nach Spielende eine richtige Party im Gange. Man feierte ein wenig mit bevor der Hunger zu einem Besuch in einer Pizzeria rief. So überbrückte man die Zeit bis zur Zugabfahrt. Die kam dann irgendwann. Rd. 24h später nach einer Fahrt über Rom, Firenze, Milano, Chiasso und Karlsruhe war ich wieder in Nürnberg. Eine sehr gelungene Tour fand sein Ende. Jürgen
Nach einer knappen Stunde war Turin erreicht. Hier zog sich die Hotelsuche doch etwas hin, war aber am Ende sehr erfolgreich. Man fand ein Appartement, welches Preiswert zu beziehen war. So machte man noch Bekanntschaft mit dem Anfahrtsstau, der Dank Nobbis Umgebungskarte von Turin umgangen wurde. 10min Fussweg und man war am Ground. Von außen ja ganz nett. Hier trennte sich unsere Reisegruppe. Ich machte mich auf dem Weg um mein bestätigtes Ticket abzuholen. Dabei machte man Bekanntschaft mit den Rossonieris, die gerade von der Polizei und einigen Juve-Anhängern behakt wurden. Das endete allerdings darin, daß die Bullen in der "Stulle" waren, links die Juves, rechts die Rossonieri, so erwies sich der kurze Weg als wenig brauchbar, da die Situation doch sehr unüberschaubar war - also einmal um den Ground und ab ins Rund. 1. Eindruck - eine Schüssel, mit einer ganz netten Dachkonstruktion, Laufbahn, also so wie erwartet. Was soll man zu diesen beiden Teams sagen. Juventus mit über 30 Meistertiteln, Gewinner aller 3 europäischen Wettbewerbe, die "alte Dame" Italiens. Oder ganz einfach: Das Bayern München Italiens, wenn nicht sogar Europas.Dazu hat ja auch der Ground Ähnlichkeit mit dem des FCB (zumindest von der Weitläufigkeit). Milan hatte wohl mit den 3 Holländern Gulitt, Rijkaard und van Basten seine beste Zeit. Hier stehen mehr als 10 Titel auf der Liste, Europacupsiege natürlich auch mehr als genug. Im Gegensatz zu Juventus und Inter stieg der Verein nach einem Wettskandal Anfang der 80er Jahre in die Serie B ab. Dann ging es aber steil bergauf, unterstützt durch die Gelder des Medienmoguls Berlusconi. So standen auch heute wieder Namen auf dem Platz, die in ganz Europa bestens bekannt sind. Bei Juventus u.a. Nedved, Zambrotta, Ibrahimovic und Buffon. Milan mit Shevshenko, Nesta, Maldani und dem Weltmeister Dida im Tor. Dazu war es das Duell 1 gegen 2 in Italiens Serie A. Der Ground füllte sich ganz gut, am Ende waren 54.000 Zuschauer anwesend, darunter ca. 4.000 Away Supporter. Der Kick begann mit einer netten Choreo auf der rechten Seite (Fighters Kurve) von Juventus. Die linke Seite zeigte einige Bengalen, die Gäste einen guten Schwung an Feuerwerk, so ca. 20 Bengalen fackelten und wurden Stück für Stück Richtung Spielfeld und Kurve der Juventus Anhänger entsorgt. So entwickelte sich ein nettes Bengalen Wurfspiel zwischen den Juve Anhängern rechts des Milan Blocks. Insgesamt ein durchaus ansehnliches Intro für den heutigen Kick. Der Kick war dann ganz einfach zu beschreiben. Grausam. Die Aufstellungen von beiden Mannschaften ließen auch nichts anderes erwarten. Mit jeweils einer Spitze wartete man auf den entscheidenden Fehler. So waren gerade einmal 5 Tormöglichkeiten zu verzeichnen. Davon die beste eigentlich in der 90 min für Pirlo. So gab´s dann das erwartete 0:0. Zu Juventus kann man eigentlich nur sagen - grausamer Fussball - aber erfolgreich. Meine Abneigung gegen diesen Verein wurde heute noch einmal klar bestätigt. Milan machte weit mehr für das Spiel als Juve. So kann man nur sagen - Rossonieri ale. Hoffen wir mal das Juve mit diesem "grausamen Fussball" nichts reißen wird. Nach dem Kick machten die Bullen alles dicht. So wurden die Gäste eingekesselt und zur Autobahn geleitet. Wir machten uns auf den Weg zum Hotel. Der Tag langte und man haute sich zügig in die Betten. Jürgen
Am Sonntag ging es also zum letzten Kick des Jahres 2004. Nach einer Fahrt von gut 2h war man in Verona. Der Ground liegt ja fast an der Autobahn. So hatte man noch gut 2h bis Kick off und nahm erst einmal eine Pizza in dem Restorante "Gialloblu" zu sich. Der Kreis zum Buch "Eine Saison mit Verona" schloß sich also. Hier waren bereits einige Anhänger von Hellas anwesend. Es ist ja bekannt, das die Anhänger von Hellas sicher eher am rechten Flügel orientieren. Nur - vieles ist sicher übertrieben - eigentlich versuchen wohl viele der Anhänger das "Klischee rechts" zu erfüllen, ansonsten aber eigentlich ganz normale Fussballanhänger und auch sehr viele "ganz normale Leute". Man traf hier keineswegs auf eine Meute "Nazis" .Auch im Stadion hingen dort keine Nazi Symbole sondern normale Vereinsflaggen. Einzig die Affengeräusche bei dem ein oder anderen Spieler der Gäste waren etwas sinnlos, wobei sowohl weiße als auch schwarze Spieler mit den Rufen bedacht wurden. Hellas hatte seine große Zeit sicher in den 80ern. So gelang 1985 der Gewinn der Meisterschaft, u.a. mit Spielern wie Hans Peter Briegel und Elkjaer Larsen. Der Ausflug in den Europacup der Landesmeister endete allerdings in Runde 2. Hier traf man auf Juventus, die Cupverteidiger waren (Heysel 1985) und verlor. 1987 traf man im UEFA Cup auf Werder Bremen, welches allerdings verloren wurde. Am Ende siegte übrigens Bayer Leverkusen. Danach wurde es ruhig um Hellas in den 90ern von der Pleite bedroht, pendelte man zwischen unterem Drittel der Serie A und der Serie B. Seit 3 Jahren ist man nun in der B und hat in diesem Jahr erstmals wieder Kontakt zur Spitze. So gibt es durchaus Hoffnung auf eine Rückkehr in die Serie A. Der Gast aus Vicenza fristet ein ähnliches "Dasein" wie Hellas. Eine Saison früher ging es herunter in die B. Dort steht man im Mittelfeld, wobei der Kontakt Richtung Platz 3 nach wie vor vorhanden ist. Die größte Zeit hatte Vicenza in der Saison 96/97 und 97/98. Es gelang der Pokalsieg gegen Napoli und der Einzug in den Europacup der Pokalsieger. Dort spielte man sich bis in das Halbfinale vor, wo erst Chelsea London Endstation war. Ansonsten ist Vicenza Calcio evtl. noch unter dem Namen Lenerossi Vicenza ein begriff. Mit dem Stürmer Paolo Rossi (genau der Rossi, der 1982 bei der WM Torschützenkönig war) erreichte man die Vizemeisterschaft. Hellas vs. Vicenza ist eines der Derby´s in Italien, die auch diesen Namen verdienen. Auch in der Serie B. So waren heute 21.500 Zuschauer im Stadion. Ansonsten ist der Schnitt bei ca. 10.000 Zuschauern. Darunter waren rd. 2.000 Gäste anwesend. Der Ground ist eigentlich eine ähnliche Schüssel wie in Turin. Laufbahn, weitläufig, halt ein Stadion aus den 80ern. Komplett mit Sitzschalen ausgestattet, wovon ein großer Teil in einem nicht beschreibbaren Grün daherkommt. Dazu gibt es auch ein Dach, welches aber sicher nur für den Oberrang geeignet ist. Zum Intro gab es auf beiden Seiten ein Fahnenintro in den Vereinsfarben. Vicenza unterstützte dies mit rot weißen Rauch, Hellas mit ein paar Bengalen. Der Hauptmob "Brigade Giallo Blu" stand auf der Haupttribüne und zeigten u.a. ein paar Schwenkfahnen und ein Spruchband. So war die Bühne bereits gut. Hellas lief in einen Konter und fing sich Mitte der 1.Halbzeit das 0:1. Nun hatten die Gästefans klar Oberwasser, Erst recht als kurz nach Beginn von Halbzeit 2 das 0:2 erzielte wurde. Im Gegenzug das 1:2, dann im 5 Minuten - Takt die Treffer auf 4:2 - was nun im Ground los war, kann man sich sicher vorstellen. Die Bude kochte. Das 4:3 machte es noch mal richtig spannend. Ein Konter in der Schlußminute bildete ein würdiges Ende. Dazu noch 3 Platzverweise (2 für Vicenza). Das Publikum war nach den Treffern voll am durchdrehen und man erlebte eine richtig geile Atmosphäre. Es wurde supportet, Hass geschürt und alles was man sich so wünscht für solch ein Spiel. Also ein richtig würdiger Abschluß für das Jahr 2004. Nach dem Kick ging es bei guten Wetter bis zur auf die andere Seite der Alpen. Dann wurde es weniger lustig. Durch Schneetreiben ging es heim nach Nürnberg. Ab München aber bei vernünftiger Straßenlage. Um 23h löste sich unsere Reisegruppe auf. Ein gelungener Jahresabschluss. Jürgen