21.8.1999, 14.30
HAZ vom 23.8.1999
Hannover. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Knapp 20 Minuten nach dem Schlusspfiff war im VIP-Zelt das Bier ausgegangen - die Anhänger von Arminia Hannover hatten nach drei auf einander folgenden Niederlagen kräftigen Nachholbedarf. "Wenn wir immer 5:1 gewinnen, würde ich sogar mit Selterwasser auf den Sieg anstoßen", sagte Rainer Behrends nach dem Regionalliga-Erfolg über Göttingen 05. Und das will beim Trainer der Arminen schon etwas heißen.
Anders als beim fast ängstlichen Auftritt bei der l: 3-Niederlage zum Auftakt gegen den TuS Celle FC gingen die Bischofsholer Kicker diesmal von Beginn an beherzt zu Werke. "Wir haben uns phasenweise angestellt, als ob wir noch in der Oberliga spielen", haderte Göttingens Trainer Joachim Krug mit seiner Mannschaft. Und in der Tat wären von einer gestandenen Regionalliga-Mannschaft die Unsicherheiten in der Arminen-Abwehr sicher härter bestraft worden. So blieb es bei dem einen Gegentor zum 1:1, das die "Blauen" aber erst so richtig aufgeweckt zu haben schien.
Vor allem die Einwechslung von Svetoslav Uvaliev, der den verletzten Jens Böhm ersetzte, erwies sich als Glücksgriff. Zusammen mit Dennis Weiland, der drei Tore vorbereitete und eins selber schoss, und Skerdi Bejzade sorgte Uvaliev für Druck im Mittelfeld, brachte die Offensivabteilung mit geschickten Pässen immer wieder in gute Schusspositionen. Allerdings war nicht zu übersehen, dass es dem 21-Jährigen noch an Schnelligkeit beim Antritt und einem robusten Verhalten bei Abwehraufgaben mangelt. Trotzdem hat sich der junge Bulgare mit seinen technischen Kabinettstückchen sicherlich für weitere Einsätze im Arminen-Trikot empfohlen.
Empfehlen konnten sich auch die anderen Offensivspieler, denen in den drei Spielen zuvor nur ein einziger kümmerlicher Treffer gelungen war. Skerdi Bejzade, der sich mit der kantigen Göttinger Abwehr nicht anfreunden konnte und seinen Platz im Angriff mit Robert Scheurer tauschte, absolvierte ein großes Laufpensum, Markus Erdmann war immer ein Unruheherd, wurde bei seinen Angriffsbemühungen allerdings unzählige Male vom Abseitspfiff des Schiedsrichters gestoppt, erzielte aber das wichtige 2:1, das die Göttinger bis zum Seitenwechsel resignieren ließ.
So stellte Trainer Behrends ("Es war die Hölle, was hier drei Wochen lang los war") seiner Mannschaft vor allem auch für die l. Halbzeit ein großes Kompliment aus. Und auch Kollege Wolfgang Sidka vom VfL Osnabrück, am Freitag nächster Gastgeber der Hannoveraner, zollte den "Blauen" ein dickes Lob: "Angesichts der Spielstärke der Arminen war es für mich ohnehin nur eine Frage der Zeit, wann sie das Tabellenende verlassen würden."
Sicher wird der Coach des Meisters aber auch erkannt haben, wo die Schwächen der Arminen liegen. Gerade in der Abwehr, in der vergangenen Saison noch eine der beständigsten der Liga, gibt es noch zahlreiche Abstimmungsprobleme, Unsicherheiten und individuelle Fehler, die es abzustellen gilt.
Der total missglückte Saisonstart hat seine Spuren hinterlassen. Das deutliche 5:1, das noch viel klarer hätte ausfallen können - Weiland (traf nur den Pfosten), Erdmann (verfehlte das Tor bei einem Kopfball nur ganz knapp) und Scheurer scheiterten in aussichtsreicher Position, sollte der Mannschaft allerdings einiges Selbstbewusstsein gegeben haben, das bei den kommenden Aufgaben dringend notwendig ist.
Tore: 1:0 (10.) Brüning drückt den Ball nach Freistoß von Weiland über die Linie.
1:1 (16.) Santos köpft Freistoß von Dietrich ein.
2:1 (30.) Erdmann schießt nach Vorarbeit von Weiland und Uvaliev ins rechte Eck.
3:1 (39.) Weiland mit platziertem Schuss nach schöner Kombination mit Bejzade und Uvaliev.
4:1 (45.) Brüning trifft aus kurzer Entfernung.
5:1 (88.) Scheurer mit geschicktem Heber
SV Arminia Hannover: Eggers - Pertile - Scholz, Reuther - Böhm (25. Uvaliev), Bejzade, Brüning (81. Sabatino), Muzzicato (76. Falk), Weiland - Erdmann, Scheurer
Schiedsrichter Uwe Otten (Bremen)
Zuschauer: 850
Gelb-Rote Karte: Mehes (73.) wegen wiederholten Foulspiels
Besondere Vorkommnisse: Ein verwandelter Strafstoß von Stanko muss wiederholt werden, weil Santos in den Strafraum gelaufen war, beim 2. Versuch scheitern Stanko an Eggers (62.)
Beste Arminen: Weiland, Uvaliev
Beste Göttinger: Grzeskowiak, Santos
Foto: zur Nieden
Der erste Sieg wird bejubelt: die Arminen Kicker freuen sich ausgelassen über das 5:1 gegen Göttingen 05