14.11.1999, 14.00
Es sah lange gut aus, was unsere Mannschaft bei ihrem letzten Auftritt in Wilhelmshaven bot. Markus Erdmann hatte sein neuntes Saisontor erzielt, danach kontrollierten wir das Spiel. Der geneigte Arminen-Fan konnte sich entspannt zurücklehnen. Bis das passierte, was uns in dieser Saison bereits sechs Mal zuvor widerfuhr: Ein Gegentreffer in den letzten Minuten vor der Pause. "Die freuten sich alle wohl schon auf Backes wohlschmeckenden Pausentee", gab Rainer Behrends zunächst unserem Betreuer die Schuld. Doch unser Trainer steht wie die Spieler auch "vor einem unerklärlichen Phänomen".
In der zweiten Hälfte wurde es richtig bitter. Bei einer Rettungsaktion traf Mirko Knörenschild unglücklich ins eigene Tor, die Chancen zum Ausgleich wurden nicht genutzt - 1:2, "die Tabellenlage ist für uns nun sehr unfreundlich", weiß unser Manager Rüdiger Uphoff.
"Es wird aber keinen Leistungsknick geben", sagt Mittelfeldmann Marko Schwabe. "Es hat sich gezeigt, daß wir gegen die Favoriten bestehen können. Wir müssen vorne einfach noch besser treffen."
Stichwort Angriff: 25 Treffer in 15 Spielen ist ordentlicher Ligaschnitt. Allerdings: Von unseren Stürmern haben bisher nur Markus Erdmann (neunmal) und Joker Joe Yankson (zweimal) getroffen. Die anderen Angreifer haben offensichtlich Ladehemmungen und "brauchen dringend ein Erfolgserlebnis", hofft Rainer Behrends auf Besserung.
Stichwort Mittelfeld: Hier hat sich viel gebessert. Seit Jörg Brüning (wurde am 1. November 24 Jahre alt) und Marko Schwabe die Halbpositionen besetzen, ist mehr Schwung im Offensivspiel. Zudem sind die beiden ehemaligen Havelser torgefährlich (zusammen immerhin schon sechs Treffer). Nach seiner langen Verletzungspause hat sich Jens Böhm den Platz auf der rechten Seite erkämpft, die linke Seite ist mit Allrounder Mirko Knörenschild gut besetzt.
Stichwort Abwehr: 25 Gegentreffer gab es bisher. Auf den ersten Blick ist das einstige Prunkstück unserer Mannschaft schwächer geworden. Das trifft jedoch nur auf die ersten Partien dieser Spielzeit zu. Inzwischen haben unsere Abwehrleute zu alter Stärke zurückgefunden. Maik Pertile ist ein zuverlässiger Libero, die Manndecker Lars Reuther, Jürgen Scholz und Tobias Fiedler spielten in den letzten Wochen auf einem konstant guten Niveau. So hatte Fiedler zuletzt Wilhelmshavens Star Valdas Ivanauskas (Ex-HSV-Profi) gut im Griff. Es muß festgestellt werden: Die Spielweise hat sich verändert, ist offensiver und damit attraktiver geworden. Das Problem bleibt die unzureichende Chancenverwertung.
Das soll schon heute gegen Nordhorn besser werden. Für Coach Behrends steht fest: "Wir brauchen unbedingt einen Sieg." Das weiß auch Kapitän Jürgen Scholz: "Wenn wir die nicht schlagen, sind wir für lange Zeit weg vom Fenster."
Einigkeit herrscht bei der Einschätzung des heutigen Gastes. Behrends: "Kompakt, defensivstark, mit tollen Einzelspielern wie dem schußgewaltigen Garsten Minich und dem albanischen Nationalspieler Alket Zeqo." Scholz: "Eine kompromißlose Mannschaft." Und Manager Uphoff erinnert sich an die beiden Pleiten in der vergangenen Saison: "Für uns ist das eine Alptraumriege. Das wird ein verdammt schweres Spiel für uns."
Die Fans dürfen sich jedenfalls auf ein reizvolles Torjäger-Duell freuen: Nordhorns Zeqo hat wie unser Markus Erdmann bereits neun Treffer erzielt. "Zeqo darf erst gar keine Chance bekommen, sonst ist es zu spät", bekundet Behrends seinen Respekt über den Schützen des Nordhorner Siegtreffers beim 1:0 am vergangenen Wochende gegen Braunschweig. Vermutlich soll sich "Tobi" Fiedler um den gefährlichen Stürmer kümmern.
Personell kann Behrends aus dem Vollen schöpfen. Die Verletztenmisere der vergangenen Wochen scheint vorbei zu sein. Bleibt zu hoffen, daß unsere Mannschaft an die zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen kann und endlich einmal das nötige Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite hat.
Zu diesem Thema stellt Trainer Rainer Behrends fest: "Wenn Glück und Pech sich über die Saison die Waage halten, dann müssen wir ab jetzt eigentlich nur noch Glück haben."
Schöne Aussichten also?