2.10.1999, 14.00
Hat das Warten auf den zweiten Heimsieg heute ein Ende? Klar ist, unsere Mannschaft braucht drei Punkte aus der Partie gegen Holstein Kiel. Ansonsten würde der Abstand zur interessanten Tabellenregion allzu groß werden. Sicher ist leider auch, daß man Siege nicht versprechen kann. "Gegen Kiel haben wir auf jeden Fall eine Chance. Wir werden alles versuchen, um zu gewinnen", ist unser Trainer Rainer Behrends aber optimistisch.
An der Moral hat es zuletzt am wenigsten gelegen. Dafür sprechen die vielen herausgearbeiteten Torchancen, insbesondere beim 2:2 in Hamburg. Durch Tore von Dennis Weiland und Markus Erdmann wurde ein 0:2-Rückstand aufgeholt. Am Ende war sogar ein Erfolg möglich. Allerdings: Auf der HSV-Anlage mit dem Funzel-Flutlicht, hatte unsere Mannschaft die Anfangsphase verschlafen. Solche Ruhepausen sollten in Zukunft ausbleiben.
"Bisher haben wir alle nur 90 Prozent unse- rer Leistung gebracht", sagt Jörg Brüning (er gehörte in Hamburg zu den besten), "Wenn wir jetzt zulegen, ist es noch nicht zu spät." Am Potential der Mannschaft hat unser Mittelfeldmann "überhaupt keinen Zweifel". Deshalb rechnet er auch "fest mit einem Sieg gegen die Kieler".
Der Trainer wird das gerne hören. Er grübelt noch "über die vielen individuellen Fehler, die zu Gegentoren führten". Das ist in der Tat ein Rätsel. Nach dem Motto "Jeder darf mal patzen" waren viele Spieler daran beteiligt, "daß wir uns oft selber die Punkte weg- nehmen", so Behrends. Bisher gabs schon 17 Gegentreffer. Arminias Defensive ist nicht mehr das Prunkstück wie in der Vergangenheit. "Das muß sich wieder ändern", fordert der Coach. Möglich, daß es im Abwehrbereich einige Umstellungen geben wird. Marko Schwabe, er spielt gewöhnlich im linken Mittelfeld, könnte als Manndecker zum Einsatz kommen. Auch Abwehrmann Marcel Ibanez ist nach abgelaufener Sperre wieder einsatzfähig. Bitter ist der Ausfall von Jürgen Scholz. Unser Kapitän hat Probleme mit dem Ischiasnerv. Wann der wichtige Routinier zurückkehrt, ist noch offen. Dagegen hat Mirko Knörenschild seinen Trainingsrückstand (nach Leistenproblemen) aufgeholt. Die Erfahrung des 29jährigen Allrounders ist heute sehr wichtig.
In der Offensive gab's zuletzt eine neue Variante zu bestaunen: Torjäger Markus Erdmann spielte hervorragend hinter den Spitzen. Eine Maßnahme des Trainers, die beim HSV wohl den Punkt rettete. Behrends überlegt noch, ob diese Variante Zukunft hat. Dafür spricht, daß es im Angriff endlich Alternativen gibt. Skerdi Bejzade spielt seit Wochen groß auf (und ist zudem vielseitig einsetzbar), und der laufstarke Christian Falk ist stark im Kommen. Unser Neuzugang (vom Landesligisten Drispenstedt) gab zuletzt sein Debüt in der Startelf. Ihm fehlt noch ein Torerfolg. Und Publikumsliebling Joe Yankson ist nach überstandener Bänderverletzung wieder völlig fit. (Er hat inzwischen auch schon ohne seine roten Schuhe getroffen!).
Mit Benedetto Muzzicato hat ein weiterer Youngster den Sprung in die Liga drei gut gemeistert. Unser Mann mit dem "linken Hammer" wurde am vergangenen Montag 21 Jahre alt. Er steht an der Schwelle zu einem Stammplatz. "Ich habe noch Schwächen in der Defensive", ist Muzzicato (kam von 96) selbstkritisch, "doch ich arbeite hart an mir".
Heute wird es darauf ankommen, vom Start weg konzentriert zur Sache zu gehen. "Dabei kann auch das Publikum helfen", hofft Jürgen Scholz. In Hamburg haben es die treuen Arminen-Fans vorgemacht. Sie machten aus einer bedrückenden Atmosphäre das Beste. Dazu ein Auszug aus dem kicker:
"Da quält man sich als Hannover-Fan durch den Elbtunnel, erreicht abgehetzt den Sportplatz, freut sich auf eine schöne Bratwurst oder ein Bierchen - doch an der Hagenbeckstraße herrscht tote Hose. Jeder Bezirksligist hat einen Verkaufsstand."
Doch selbst nach dem Rückstand wurde unsere Mannschaft lautstark nach vorn getrieben. Es half.
Inhalt:
Spielervorstellung: Mirko Knörenschild