25.3.2000, 14.00 h
Die Serie des SV Arminia hat auch gegen die Amateure von Werder Bremen gehalten, leider reichte es nur zu einem Remis. Nicht ganz unschuldig daran war der katastrophal pfeifende Herr der Karten, denn er dezimierte die Götter frühzeitig und so mussten die Blauen fast eine Stunde in Unterzahl spielen. Aber Arminia blieb weiter offensiv und der verdiente Lohn war das 1:0 durch Marko Schwabe, der einen Abpraller einköpfte. Dieses Ergebnis hatte auch noch bis zur 89. Minute Bestand, doch leider gelang es den, inzwischen auch nur noch zu zehnt spielenden, Hanseaten den Ball, bei ihrer zweiten Torchance, ins Arminengehäuse zu stolpern. Das 1:1 für die Bremer als glücklich zu bezeichnen wäre die Untertreibung des noch jungen Jahrtausends. Der SVA bot eine großartige Leistung und es wäre schön, wenn das hannoversche Publikum die Erfolge der letzten Zeit endlich durch zahlreicheres Erscheinen honorieren würde.
DIRK
Neue Presse, 27.03.2000
Regionalligist Arminia Hannover musste lange in Unterzahl spielen. Gegen die hoch eingeschätzten Bremer hätte es dennoch fast zum Sieg gereicht. Der 1:1-Ausgleich fiel erst kurz vor Ende. Immerhin: Arminia hat nun schon siebenmal in Folge nicht verloren.
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
HANNOVER. Der Weg zum Profi ist entbehrungsreich: Seit Michael Jürgen für Bremen hält - dort möchte der 26-jährige den Sprung nach oben schaffen - verspeist der ehemalige Arminen-Torwart keine Hamburger mehr. "Ich habe fünf Kilo abgenommen, mein Idealgewicht erreicht." Vor dem Auftritt an alter Wirkungsstätte war sogar das in Gefahr. "Ich war total nervös, habe morgens keinen Bissen runter bekommen." Die gesamte Bremer Mannschaft schien nicht gut gefrühstückt zu haben. Sie fanden nur selten ein Rezept, um die erneut bissig auftretenden Arminen in Gefahr zu bringen. Vom Anpfiff weg rollte der Ball flüssig durchs Mittelfeld. Die Strafräume blieben allerdings lange Sperrbezirk. Bei den Gästen hielt die Abwehr-Viererkette, nur bei einem Drehschuss von Markus Erdmann musste sich Jürgen langmachen (14.). Erst "ein Witz" (Jörg Brüning) von Schiedsrichter Werner Schenk - er gab nach vermeintlichem Foulspiel an Tim Steidten Rot (29.) - half den Bremern. Sergej Zimin und Tim Borowski hatten gute Gelegenheiten, doch mit Geschick rettete sich Arminia in die Pause. Was danach geschah, entbehrte jeder Logik. Zehn Arminen machten Dampf, die Bremer "waren immer einen Schritt zu langsam" (Coach Frank Neubarth). Nur Michael Jürgen war schnell am Ball: Erst rettete er zweimal gegen Knörenschild, dann gegen den heranstürmenden Erdmann. Die Chancen häuften sich, weil die Pässe von Spielmacher Benedetto Muzzicato ankamen, Skerdi Bejzade auf der linken Seite nie zu stoppen war und auch Libero Maik Pertile (gewann fast alle Zweikämpfe) sich häufig ins Angriffsspiel einschaltete. Die Führung war fällig: Der eingewechselte Patrick Grün prüfte Jürgens Fähigkeiten, doch Marko Schwabe setzte nach - 1:0 (69.). Danach hielt Arminias Lars-Oliver Eggers, was zu halten war. Der späte und überraschende Ausgleich (89.) gelang Thioub erst nach dem Platzverweis für Alexia Spasskov. Dann war Schluss - die Spieler durften mit Applaus nach Haus.
Noten: Eggers 2, Fiedler 3, Pertile 1, Reuther 2, Ibanez 2, Brüning 3, Schwabe 2, Bejzade 4, Muzzicato 3, Erdmann 2, Knörenschild 4.
Anmerkung zum Neue Presse-Bericht
Wieso erhält Skerdi Bejzade, der nach eigenem Bekunden "nie zu stoppen war", die Note 4?
Kicker, 27.03.2000
Arminia Hannover - Werder Bremen 1:1 (0:0)
Von Beginn an traten beide Mannschaften sehr offensiv und kämpferisch auf. Wojcik (6.) und Borowski (14.) für Werder sowie Erdmann (14.) und und Muzzicato (23.) prüften die sicheren Torhüter. Einen Bruch im Spiel der Gastgeber gab es vorübergehend nach der Roten Karte für Brüning. Die Arminen zogen sich zurück, Werder erspielte sich eine optische Überlegenheit. Doch viele Torchancen hatten die Hanseaten nicht, dafür stand die Arminen-Abwehr um Pertile zu sicher, zudem fehlten genaue und intelligente Anspiele an den Strafraum. Einen Borowski-Schuss aus 18 Metern lenkte Eggers (37.) zur Ecke. Nach der Halbzeit erspielte sich Arminia trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit gute Torchancen. An alter Wirkungsstätte wurde Werders Torhüter Michael Jürgen zum besten Spieler seines Teams und vereitelte Chancen von Knörenschild und mehrmals Erdmann. Die verdiente Führung konnte aber auch er nicht verhindern. Den Kopfball von Grün lenkte er mit einer tollen Reaktion an die Latte, aber den Abpraller verwandelte Schwabe (69.) per Kopf. Werder kam in der 80. Minute durch Schultz zur ersten Möglichkeit der zweiten Hälfte, die der sichere Eggers vereitelte. In der 89. Minute dann der kaum noch für möglich gehaltene Ausgleich durch Thioub aus kurzer Distanz nach einem schönen Anspiel von Schmedes.
Dieter Kösel
HAZ, 27.03.2000
Hannover (oto). Es war ein ebenso harmloser wie unbedachter Tritt, der Arminia Hannover diesen Fußball-Nachmittag verdarb. Ein Tritt, gefolgt von einem Pfiff des umstrittenen Schiedsrichters. Jörg Brüning hatte den Bremer Tim Steidten von hinten leicht bedrängt und dafür voller Verblüffung eine Rote Karte gesehen, über die sich selbst die Gäste gewundert haben dürften. Die Arminen sahen sich durch die frühzeitige Dezimierung um einen Sieg gebracht, den sie beim 1:1 (0:0) gegen die Amateure von Werder Bremen verdient gehabt hätten. Die Gäste traten selbst in Überzahl so harmlos auf, wie es sich für einen Regionaligisten verbietet. "Dafür hat bei uns jeder diesen einen entscheidenden Schritt mehr gemacht", sagte Arminen-Trainer Rainer Behrends, dessen Team zum siebten Mal in Serie ungeschlagen blieb. Man kann es aber auch anders sehen. "Vielleicht hätten wir in Unterzahl weiterspielen sollen", sagte Manndecker Tobias Fiedler, "dann hätte der eine oder andere noch einen Schritt mehr gemacht." Denn ausgerechnt nachdem auch Werder wegen wiederholten Foulspiels einen Kicker verloren hatte, fiel der Ausgleich. Es war ein glücklicher Punktgewinn den sich Werder mit Trainer Frank Neubarth, aber ohne den verletzten Spielmacher Uwe Harttgen erkämpfte. Bei Arminia werden sie heute noch rätseln, warum ausgerechnet einem Einwechselspieler, der bis dahin nur durch Ballverluste oder Gleichgewichtsstörungen aufgefallen war, der Ausgleich gelang. Die Lethargie der Bischofsholer in den letzen Minuten, "als wir uns zu sehr haben reindrängen lassen" (Behrends), wurde bestraft. Die verheerende Chancenauswerung auch. Markus Erdmann, vom starken Skerdi Bejzade mehrfach freigespielt, scheiterte bei zahlreichen hochkarätigen Möglichkeiten. Und Werder-Keeper Michael Jürgen, im Vorjahr noch im Tor von Arminia, reagierte immer wieder glänzend. Die Arminen waren spielerisch überlegen, gewannen fast jedes Kopfballduell, agierten vor des Gegners Tor aber zu umständlich. So konnte man sich nach Spielschluss nur über sich selbst und den schwachen Schiedsrichter ärgern. Der arme Mann wurde 60 Minuten lang mit Pfui- und Buh-Rufen bedacht. Für Stimmung auf der Tribüne war damit - trotz des Remis - bis zur alletzten Sekunde gesorgt.
Bild Hannover, 27.03.2000
Arminias Serie hält. Die Elf von Trainer Rainer Behrends auch im 7. Spiel in Folge unbesiegt: 1:1 gegen Werder Bremen - mit zehn Mann! Vereins-Boss Klaus Reuper: "Das war das Beste, was wir seit Monaten in einem Heimspiel geboten haben." Arminia mit Herz, Chancen und Leidenschaft. Und das erst recht nach Jörg Brünings roter Karte (29.). Da wurde um jeden Ball gekämpft. Mit Erfolg: Marko Schwabe staubte per Kopf zum umjubelten 1:0 ab (70.). Aber in Bischofshol wird es mit einem Sieg gegen Werder auch im dritten Anlauf nichts. Der eingewechselte Thioub "klaut" Arminia mit einem Truller-Ball den eigentlich hochverdienten Sieg - in der 90. Minute. Trauer am Rande: Gerd Hinz, Ex-Vorstand und Ehrenmitglied Arminias starb in der Nacht zum Samstag im Alter von 86 Jahren.