29.8.1999, 18.00
VfL Aktuell (Stadionzeitschrift Osnabrück) vom 29.8.1999
Ein Derby mit langer Tradition. Der VfL empfängt den Uralt-Rivalen Hannover.
Die letzte Heimniederlage des VfL gegen Arminia Hannover gab es vor 33 Jahren. Die Lila-Weißen unterlagen in der Saison 1966/67 an der Bremer Brücke mit 1:4. Es war die hohe Zeit der Arminen, die 1966/67 und in der darauffolgenden Saison Meister der Regionalliga Nord wurden. Danach begann der unaufhaltsame Aufstieg des VfL, der dreimal hintereinander den Titel gewann.
1968/69 sahen 25'000 Zuschauer an der Bremer Brücke den 1:0-Sieg des VfL, im Jahr darauf verfolgten 19'000 Fans das 3:2 für Lila-Weiß. Den höchsten VfL-Sieg gegen Arminia Hannover gab es in der Spielzeit 1970/71 mit 9:3. Die Gesamtbilanz aller Begegnungen seit der Regionalligasaison 1963 spricht mit 19 Siegen eindeutig für den VfL. Neunmal gewannen die Arminen, fünf Spiele endeten Unentschieden.
In der vergangenen Saison gewann der VfL beide Spiele mit 1:0. Wolfgang Schütte mit seinem vielumjubelten Treffer (an der Bremer Brücke) und Christian Claaßen (in Hannover) waren die Matchwinner.
Drei Spiele, drei Niederlagen: Für Arminia Hannover hatte das dritte Jahr in der Regionalliga begonnen wie keines zuvor. Und den "Blauen", wie der Traditionsverein vom Bischofsholer Damm genannt wird, gingen manche Sympathien verloren, die kritischen Stimmen wurden lauter. "Das war die Hölle, was hier drei Wochen lang los war", sagte Trainer Rainer Behrends.
Vergessen war der überraschende Aufstieg vor zwei Jahren, das starke Abschneiden in der ersten Saison und der erfolgreiche Abstiegskampf der vergangenen Spielzeit. Am letzten Sonntag verscheuchten die Arminen die bösen Geister - das 5:1 gegen Göttingen 05 wurde kräftig gefeiert und löste Erleichterung aus.
20 Minuten nach Spielschluß war im schmucken VIP-Zelt das Bier ausgegangen, doch selbst das konnte dem leidenschaftlichen Pils-Genießer Behrends die Laune nicht verderben. "Wenn wir immer so auftrumpfen, würde ich sogar mit Selters auf unsere Siege anstoßen", sagte der populäre Trainer, der früher für die "Blauen" in der 2. Bundesliga gespielt hat und überall nur mit dem Spitznamen "Anna" gerufen wird - warum Behrend seit Jugendtagen so genannt wird, ist noch immer ungeklärt.
Die überragenden Akteure beim 5:1 gegen den Neuling standen im Mittelfeld: Dennis Weiland bereitete drei Treffer vor und erzielte das 3:1 selbst. Und der Bulgare Svetoslav Uvaliev machte viel Druck und glänzte mit technischen Feinheiten. Auch Torjäger Markus Erdmann, 1997/98 bester Schütze der Regionalliga und von Zweitligisten umworben, zeigte sich formverbessert.
Auf der Tribüne der traditionsreichen Kampfbahn war auch VfL-Trainer Wolfgang Sidka von der Steigerung der Arminen beeindruckt: "Angesichts der Spielstärke der Hannoveraner war es für mich ohnehin nur eine Frage der Zeit, wann sie das Tabellenende verlassen würden".
Die meisten Fans werden sich nicht erinnern. Aber zu einer Stadionzeitung gehört auch ein Rückblick in alte Zeiten. Zu den ersten Duellen zwischen dem VfL und Arminia Hannover kam es in der Saison 1935/36 in der Gauliga Niedersachen. 1939 stiegen die Arminen aus dieser Klasse ab. Die nächsten Zusammentreffen beider Klubs gab es 1947. Am 21. September vor fast 52 Jahren begann der Spielbetrieb in der Oberliga Nord. Und erster Gegner der Lila-Weißen waren die Hannoveraner. 15'000 Fans fieberten dieser Partie entgegen. Großen Fußball sahen sie allerdings nicht. Der VfL gewann mühevoll mit 2:1. Der Berichterstatter jener Tage kritisierte: "Streckenweise wurde wüst umher gekickt."
In der Oberliga Nord, zu deren Gründungsmitgliedern der VfL und die Arminen gehörten, und in der Regionalliga Nord gab es zwischen 1947 und 1974 in 44 Spielen 27 Siege des VfL, vier Remis und 13 Niederlagen. Trainer Gerd Bohnsack kam von der Arminia an die Bremer Brücke. Das Trikot der Hannoveraner trugen auch Reinhard "Fetti" Wasner, Vitomier Rogozinca, Gerhard "Amigo" Elfert und Franz Genschick.
1976 schafften die Arminen den Aufstieg in die 2. Liga Nord, hielten sich dort bis 1980. Das Standardresultat beider Vereine in dieser Klasse war 2:0 (fünfmal in 8 Spielen). Der VfL entschied 5 Partien für sich, dreimal setzten sich die Arminen durch. Ein Wiedersehen gab es dann für die Rivalen nach dem Osnabrücker Abstieg aus der 2. Bundesliga. Auf dem Weg zur Meisterschaft in der Amateur-Oberliga Nord gewann der VfL beide Spiele gegen den Uralt-Gegner mit 2:0. Nach seiner Entlassung beim VfL Osnabrück übernahm Rolf Grünther im August 1987 die Trainingsleitung der Arminen. 1991 stiegen die "Blauen" in die Verbandsliga ab, fanden dann aber den Weg zurück in die Liga der besten Nordklubs.