10.12.2006, 14 Uhr
Schlicht und ergreifend die letzte Scheiße. Damit ist alles gesagt! Dirk
Neue Presse, 11.12.2006
Bei Arminia Hannover brennt schon vor Weihnachten der Baum. Die Leistung beim 1:4 gegen Ramlingen war ein Armutszeugnis.
VON TIM BURCHARDT
RAMLINGEN. Das wird ein harter Winter für Arminia: Nach der Pleite beim Aufsteiger brodelt es gewaltig in der Wirtz-Truppe. „Wir haben wie eine Alte-Herren-Mannschaft gespielt“, meckerte der Arminen-Coach. Und forderte: „Das geht so nicht weiter. Der Verein muss handeln. Ich brauche neue Spieler, vor allem im Sturm.“ Bestes Beispiel für die Flaute im Angriff: In der ersten Hälfte sorgte nur Phillipe Harms (27.) für Gefahr, als Ramlingen verletzungsbedingt einen Spieler weniger auf dem Platz hatte. Ansonsten boten die Gäste viel Stückwerk. Pässe kamen nicht an, Schüsse aus der zweiten Reihe flogen weit über den Kasten. Ebenso konfus agierte auch die Abwehr. Bezeichnenderweise nutzten die Gastgeber eine Nachlässigkeit zur Führung: Hiber bedient Bas. Dessen Schuss ließ Arminias Keeper vor die Füße von Jens Röhl abprallen, der dankend abstaubte (35.). Nach dem Wechsel stellte Hilger Wirtz um, löste die Vierer-Abwehrkette auf und brachte mit David Garcia-Conde einen dritten Stürmer. Das
zeigte zunächst Wirkung, denn Abit Jusufi versenkte einen haltbaren Ball nach Vorlage von Tugay Tasdelen zum Ausgleich (48.). Wirtz: „Doch dann haben wir zwei krasse Fehler gemacht und die Köpfe hängen gelassen.“ Zunächst vertändelte Markus Jescheniak den Ball 25 Meter vor dem eigenen Tor. Hiber ging auf und davon und traf zum 2:1 (57.). Kurz danach spazierte Bas an der Torauslinie der Arminen entlang und legte für Alex De-Andrade (60.) zum 3:1 auf. Wiederum De-Andrade bereitete den Endstand vor. Der Ramlinger ließ Daniel Schütten wie einen Anfänger stehen, bediente Hiber, der traf.
Ramlingen: Kunka – Buchholz, Halstenberg, Kirsch (31. Röhl), Trochymluk – Fritschmann, Bas, Hansmann, Schmedes – Hiber, De-Andrade.
Arminia: Dlugaiczyk – Tayar, Preuß, Nachtwey (46. Garcia-Conde), Beise – Jescheniak (65. Kraus), Doll, Tasdelen, Barudi – Jusufi, Harms (78. Barsisic)
Kurt Becker (Trainer SV Ramlingen): Eine beeindruckende Leistung, voller Leidenschaft und Aggressivität. Ein Sonderlob geht an Ayhan Bas.
Malik Barudi (Arminia): Das war blamabel. Wir hatten das Spiel nach dem Ausgleich im Griff. Beim Doppelschlag haben wir ganz alt ausgesehen. Nach vorne ging gar nichts.
Patrick Hiber (Ramlingen): Ein hochverdienter Sieg. Wir haben Arminia ausgekontert.
David Garcia-Conde (Arminia): An manchen Tagen sollte man nicht aufstehen. Heute war so einer. tib
HAZ, 11.12.2006
Von Björn Franz
Ramlingen. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte Jürgen Scholz genug gesehen. Der Klubchef von Arminia Hannover lehnte hinter den dicht gedrängten Zuschauerreihen an einem Pfeiler der Terrassenüberdachung und warf mit langem Hals nur noch sporadisch einen Blick auf das aus seiner Sicht trostlose Geschehen auf dem Rasen des Ramlinger Waldstadions. Mit 1:4 lagen die „Blauen“ im Derby der Fußball-Oberliga zu diesem Zeitpunkt vor 900 Zuschauern gegen den SV Ramlingen/Ehlershausen zurück. Und weil Scholz aus seiner Position nichts Zählbares mehr verpasste, hatte er wenig später die bittere Gewissheit, dass die Talfahrt des Traditionsklubs aus Bischofshol ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht hat. Arminen-Trainer Hilger Wirtz wirkte nach Spielschluss fast so, als sei ihm der vorausgegangene Auftritt seines Teams peinlich. „Es ist schon bitter, wenn man gegen die B-Mannschaft des Tabellenletzten so untergeht“, meinte er. Ausgerechnet an der Stätte, an der er als Trainer selbst an der Erfolgsgeschichte des Dorfklubs aus Ramlingen mitgeschrieben hatte, musste Wirtz einige der
bittersten Minuten seiner Trainerlaufbahn erleben. Nach einem erschreckend lust- und ideenlosen Auftritt seiner Mannschaft in der 1. Halbzeit, in der der eingewechselte Jens Röhl die ersatzgeschwächten Gastgeber in Führung gebracht hatte (34. Minute), durfte der Arminen-Coach nach der Pause nur kurz auf die Wende hoffen. Innerhalb von zwölf Minuten nach dem Ausgleich durch Abit Jusufi (47.) entschied der Aufsteiger die Partie für sich: Patrick Hiber (56. und 68.) und Alex De Andrade (60.) schlossen drei Konter mit freundlicher Unterstützung der „Blauen“ mit Toren ab. Wirtz und sein Klubchef kamen anschließend zur identischen Analyse des deprimierenden Ist-Zustands beim ehemaligen Zweitligisten. „Der Verein muss sich etwas einfallen lassen“, sagte der Trainer. „Das, was hier auf dem Platz stand, reicht offenkundig nicht aus.“ Das sah auch Scholz so – und kündigte personelle Konsequenzen an. „Es muss sich jeder Spieler hinterfragen, ob er noch bereit ist, mit dem A auf der Brust alles zu geben“, meinte er. „Vor allem das Auftreten in der 1. Halbzeit ist so nicht
hinzunehmen. Mit dieser Einstellung sehe ich nicht, dass wir in der Oberliga überhaupt noch einen Punkt holen.“ Um den Sturz in die 5. Liga zu vermeiden, will Scholz in der Winterpause handeln. „Wir müssen versuchen, durch gezielte Neuverpflichtungen Schwung in die Mannschaft zu bekommen“, kündigte er an. Nima Habibian, der gestern zuschaute und dessen Vertrag beim Niedersachsenligisten SV Bockenem aufgelöst worden ist, soll vor einer Rückkehr zu Arminia stehen. Zudem gibt es Gerüchte um einen hochkarätigen Neuzugang: Scholz soll sich um die Verpflichtung des ehemaligen 96-Profis Niclas Weiland bemühen, der zuletzt beim FSV Mainz 05 spielte und seit Saisonbeginn ohne Verein ist.
Ramlingen (bj). Kurt Becker konnte sich diese kleine Geste leisten. In der Schlussminute des Derbys gegen Arminia Hannover gönnte der Trainer des SV Ramlingen/ Ehlershausen mit Vedat Dragusha und Benjamin Grupp zwei Spielern aus dem Kreisliga-Team einige Sekunden in der Fußball-Oberliga. Doch es war nicht nur ein Dank an die Akteure aus der Reserve, die sich als Ersatzspieler zur Verfügung gestellt hatten, es war auch Beleg für die personelle Situation beim Tabellenletzten: Den 4:1-Sieg feierte der Aufsteiger mit dem allerletzten Aufgebot. Nicht weniger als neun Ramlinger fehlten gestern wegen Verletzungen oder Sperren. Und als nach 30 Minuten mit Marco Kirsch auch noch der bis dahin beste Akteur der Gastgeber verletzt das Feld verlassen musste, war Becker mit seinem Personal fast am Ende. Aber eben nur fast. Er brachte mit Jens Röhl einen Akteur, der „wegen einer Knieverletzung eigentlich gar nicht spielen durfte“ – und der traf drei Minuten nach seiner Einwechslung zum wichtigen 1:0. Angesichts des Erfolgs unter diesen Bedingungen fassen die Ramlinger, die sich auf den vorletzten Tabellenplatz vorschoben, neuen Mut. „Totgesagte leben länger“, meinte Becker. Zwar beträgt der Abstand zum rettenden 13. Platz noch immer sieben Punkte. Aber zumindest Arminia liegt nur noch einen Zähler vor dem RSE.
Kicker, 11.12.2006
Kampf und Leidenschaft der Hausherren waren die Ursache, dass der bisherige Tabellenletzte SV Ramlingen/Ehlershausen in der 2. Halbzeit noch zu einem klaren Sieg gegen Arminia Hannover kam. Ramlingens Trainer Kurt Becker lobte dann auch die Einstellung seiner jungen Mannschaft, die mit acht Spielern unter 22 Jahren antrat. Arminen-Coach Hilger Wirtz konnte es nicht fassen, dass seine Elf jegliche Einstellung vermissen ließ, obwohl sie unmittelbar nach dem Seitenwechsel zum 1:1 kam. Klaus Depenau
Bild, 11.12.2006
Da hat das Schlusslicht aber mal ordentlich geglänzt. Mit 4:1 (1:0) fegte der bisherige Tabellenletzte Ramlingen den SV Arminia Hannover vom Platz. Ramlingen hat Arminia tief in den Abstiegs-Sumpf gerissen. Beide Klubs schon weit (sechs und sieben Punkte) von einem Nichtabstiegsplatz entfernt. Sieht also nach weiteren Derbys nächste Saison in der 5. Liga aus. Für die Blauen war das eine ganz bittere Niederlage. Denn Ramlingen musste ohne zehn verletzte Stammspieler ran. Arminias Vorstellung einfach beängstigend vor knapp 900 Fans. Ramlingens Not-Elf kam sich vor wie beim Wunschkonzert - alles klappte fast ohne Gegenwehr. Tore: Hiber (2), Roehl, De Andrade; Jusufi für Arminia.