05.11.1999, 20.00
Kicker vom 8.11.1999Wieder einmal hat der SV Wilhemshaven einen Rückstand daheim umgebogen. So feierte der neue Trainer Hans-Werner Moors vom Ergebnis her einen perfekten Einstand.
Moors weichte die Vierer-Kette auf, ordnete in der Defensive klare Gegenspieler zu und benötigt nun ein wenig Zeit, bis die Spieler dieses Verinnerlichen. Die zwei Niederlagen in Folge haben Selbstbewußtsein gekostet.
Das und der böige Gegenwind machten dem Gastgeber im ersten Spielabschnitt arg zu schaffen, führte manches Fehlabspiel herbei. Ein zu kurz geratener Befreiungsschlag von Eike Mach landete direkt in den Beinen von Marcus Erdmann und der ließ sich nicht lange bitten, seinen neunten Saisontreffer zu erzielen. Kapitän Ukrow war es, der einen Turgut-Freistoß kurz vor dem Pausenpfiff in alter Uwe-Seeler-Manier mit dem Hinterkopf ins Tor beförderte.
Nach dem Wechsel spielte nur noch eine Mannschaft: Der SVW. Viele Chancen ließ die gut gestaffelte Arminen-Abwehr aber nicht zu. Ein doppelter litauischer Doppelpaß zwischen Vysniauskas und Ivanauskas landete durch den 64fachen Nationalspieler im Tor, was den Zuschauem ein tiefes "Ivan" entlockte.
In der Schlußphase war der Gast einem Punktgewinn erheblich näher als der SVW seinem dritten Treffer. Eike Mach machte seinen Fehler beim 0:1 durch eine phantastische Rettungsaktion gegen Patrick Grün in der Schlußminute wett.
Rainer Behrends ist für gewöhnlich ein freundlicher Trainer. Was er in Wilhelmshaven aber auf der Trainerbank erlebte, ging ihm weit über die Hutschnur. "Was hier abgeht, ist nicht normal, da muss ich die Kollegen erst einmal warnen", beklagte sich der Gästecoach nach der 1:2-Niederlage. "Obwohl Ordner daneben stehen, wird man hier auf der Trainerbank mit Flaschen beschmissen, beschimpft und schließlich sogar bespuckt", berichtete Behrends in der Pressekonferenz. Dafür entschuldigte sich SVW-Chef Dr. Hans Herrberger auch umgehend.
Während der Vorstand nun darüber nachdenken muss, die Gästetrainer auf die andere Spielfeldseite vor erheblich besonnenere Zuschauer zu platzieren, arbeitet der neue Coach Hans-Werner Moors daran, den Spielern das Verschieben bei einer Abwehr mit Libero zu erklären. "Damit war ich natürlich nicht zufrieden", sagte der Coach. Doch hob der 49-Jährige auch die positiven Seiten des Spiels hervor. Und die liegen deutlich in der Moral, die durch den Erfolg nach einem erneuten Rückstand im eigenen Stadion deutlich besser geworden ist. "Dieser Sieg gibt uns weiteres Selbstvertrauen."