24.9.1999, 19.30
Kicker vom 27.9.1999
HSV: Willig - Blättermann, Krausz,
Pahovic, Schmidt - Blaedtke, Wittfot,
Gümüs - Smith, N'Tsika, Hamurcu
(71.Tadic) - Trainer: Schehr.
Hannover: Eggers - Pertile - Brüning,
Reuther. Fiedler (70. Muzzikato) -
Knörenschild, Weiland, Schwabe (46.
Yankson), Bejzade - Falk (75. Scheu-
rer), Erdmann-Trainer: Behrends.
Tore: 1:0 Krausz (17., Foulelfmeter),
2:0 N'Tsika (47.), 2:1 Weiland (65.). 2:2
Erdmann (86.)
SR: Hielscher (Wolfsburg)
Zuschauer: 120
Gelbe Karten: Hamurcu, Pahovic, Schmidt,
Krausz, Blaedtke - Schwabe, Erdmann, Muzzikato, Weiland
Gelb-Rote Karte: Smith (77.) - Rote Karte: Wittfot (90.).
Der HSV kann einfach nicht mehr gewinnen. Selbst eine 2:0-Führung gegen das bislang schwächste Team, das sich an der Hagenbeckstraße vorgestellt hat, reichte nicht zum ersten dreifachen Punktgewinn.
Eine Stunde lang waren die Hamburger die bessere Mannschaft, setzten auch ohne sechs Stammspieler die fußballerischen Akzente. Allerdings nur bis zum Strafraum, denn vom fehlte die Durchschlagskraft.
Symptomatisch war dies bei der Entstehung des Führungstreffers, als N'Tsika, Smith und Pahovic so lange im Arminia-Torraum herumstocherten, bis Schiedsrichter Hielscner endlich ein Einsehen hatte und einen Strafstoß gab. Den verwandelte der wiedergenesene Krausz sicher.
Als N'Tsika kurz nach der Pause eine Freistoß-Flanke von Gümüs einköpfte, schien alles klar.
Doch der taktische Schachzug von Gäste-Coach Behrends, nun Erdmann ins Mittelfeld zurückzuziehen, fruchtete. Der Torjäger konnte unbehelligt die Fäden ziehen und war dennoch vor dem Tor gefährlich. In der 50. und 68. Minute landeten zwei Bälle von ihm am Pfosten, außerdem parierte HSV-Ersatzkeeper Willig in der 81. Minute glänzend gegen den langen Hannoveraner.
Der war dennoch an beiden Treffern beteiligt. Zum Anschlusstor gab er den entscheidenden Pass, beim Ausgleich drückte er eine Rechtsflanke von Weiland aus sechs Metern über die Linie.
Zumindest sieben Punkte waren aus den letzten drei Spielen eingeplant, um noch einmal in den Kampf um einen Qualifikationsplatz eingreifen zu können. Mit vier Punkten wurde das eindeutig verfehlt, der Qualifikationszug erscheint derzeit als abgefahren.
Dementsprechend fiel auch die Reaktion von Trainer Behrends nach dem 2:2 aus: "Ein Punkt ist für beide Teams zu wenig. Doch wenn man aus einem 0:2 noch ein Remis macht, ist das wenigstens für die Moral gut."
Letztlich hat Arminia sich trotz guten Spiels selber um einen Sieg gebracht. Wieso N'Tsika so ungehindert sein Kopfballtor erzielen konnte, wird wohl ein Rätsel bleiben.
Nicht nur aufgrund der zwei Hamburger Platzverweise war Hektik im Spiel. "Daran war ich auch schuld, dafür musste ich auf die Tribüne. Dafür mochte ich mich entschuldigen. Aber daran sieht man, wie wir auf der Bank mitgehen", so Behrends. Bei Arminia ist man mit seinem Engagement zufrieden. Es wird über eine Verlängerung seines Vertrages verhandelt.
Symbolträchtig für die Lage ist die Situation von Mirko Knörenschild. Seit der Vorbereitung beißt er sich mit Leisten-Schmerzen durch. Er kann nicht richtig mittrainieren, was sich bei seinem kraftintensiven Spiel besonders bemerkbar macht. Es fehlen die überraschenden Aktionen des technisch und körperlich starken Allrounders, der damit allerdings zuweilen alle an den Rand des Wahnsinns treiben kann. "Es wird besser. Ich glaube, dass ich bald wieder richtig fit bin", so der Sparkassenbetriebswirt. Das kann Arminia nur gut tun!
Hamburg hat in den letzten Jahren schon viele Absteiger hervorgebracht. Sportlich sind die Fans desolate Vorstellungen gewöhnt, aber was sich derzeit bei HSV-Heimspielen abspielt, entspricht nicht mehr dem guten Regionalliga-Ton.
Da quält man sich als Hannover-Fan durch den Elbtunnel, erreicht abgehetzt den Sportplatz, freut sich auf eine schöne Bratwurst oder ein Bierchen - doch an der Hagenbeckstraße herrscht tote Hose. Jeder Bezirksligist hat einen Verkaufsstand, nur der HSV nicht. Durch die Lautsprecher-Anlage scheppert gerade mal die Aufstellung, aber vor und nach dem Spiel kein Tönchen Musik. Geschäftsführerin Iris Haack ist wenigstens noch bemüht, sämtliche Zuschauer per Handschlag zu begrüßen. Von denen stehen die meisten, denn auf die völlig verdreckten Schalensitze mag sich niemand mehr setzen.
Dass das Spiel der jungen Mannschaft niemand von den Sitzen reisst, mag ja noch akzeptabel sein. Der Ersatz des "fünften Rads am Wagen" hielt sich wacker, kämpfte - manchmal sogar mit zu vielen unerlaubten Mitteln. Die Gelb-Rote Karte war absehbar. Es war nur die Frage, wer sie nach dem Gelb-Festival der ersten Halbzeit zuerst sehen würde. Die Rote Karte für Sven Wittfot passte auch voll ins Bild: Aus Frust über sein schlechtes Spiel grätschte Wittfot in der Nachspielzeit im Mittelfeld unmotiviert voll gegen die Beine von Reuther und durfte endlich duschen.
"Der hat das ganze Spie! keinen Zweikampf gewonnen und dann so etwas", schimpfte HSV-Coach Ralf Schehr, "einige in unserer Mannschaft stellen sich einfach zu ungeschickt an."
Der Hamburger SV konnte seine prekäre Lage am Tabellenende nicht verbessern. Obwohl der Bundesliga-Nachwuchs im "Geisterspiel" gegen Arminia Hannover 2:0 führte, reichte es am ende nur zu einem 2:2. Damit ist der HSV der einzige Verein, der noch kein Treffen gewann.
Willig (1)
Hamburger SV
Dermech (1)
Eintracht Braunschweig>
Imort (2) - Kullig (1)
BV Cloppenburg - VfB Lübeck
Schulz (1) - Borowski (1)
Göttingen 05 - Werder Bremen
Podvorica (1) - Milosevic (1)
Eintracht Braunschweig - Eintracht Nordhorn
Bester (3) - Erdmann (1) - Janiak (2)
Lüneburger SK - Arminia Hannover - VfL Osnabrück