21.8.1999, 14.30
Nach drei Spieltagen steht unsere Mannschaft noch ohne Punkt da. Das hatten sich auch die Spieler anders vorgestellt. Jetzt kann es für alle nur darum gehen, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Schließlich liegen noch 31 Spieltage vor uns und der Punkte-Abstand ist nicht allzu groß.
"Wir müssen zunächst unsere Fehlerquote mindern", sagt Trainer Rainer Behrends, "die bisherigen sieben Gegentore haben wir praktisch selbst fabriziert". So war es gegen Celle (1:3), in Braunschweig (0:2) und in Lüneburg (0:2).
Wobei wir bei einem Problem sind, das Arminia durch die lange Saison hindurch begleiten wird: Die Manschaft besteht aus, mit Verlaub gesagt, "Feierabendfußballern". Die Konzentration über 90 Minuten hochzuhalten, ist nach einer 40-Stunden-Woche im Job sicher nicht das einfachste. Gegenüber den meisten Konkurrenten ist das zweifellos ein Nachteil. Allerdings auch kein zu überbewertender; denn, daß unser Team aus guten Fußballern besteht, haben alle schon oft genug bewiesen. Es muß für alle heißen, in jedem Spiel an die persönliche Leistungsgrenze zu gehen.
Schon in den ersten drei Spielen war mehr drin. Nach der nicht eingeplanten "Auftaktpleite" gegen Celle, steigerte sich das Team gegen Topfavorit Braunschweig erheblich und in Lüneburg war man bis zum Rückstand sogar spielbestimmend, Allerdings hat Arminia nach wie vor ein großes Problem: die ungenügende Chancenverwertung. Die Manschaft konnte bisher noch nicht in Führung gehen. Und Rückstände werden zwar weggesteckt, aber nicht aufgeholt. Warum das so ist, darüber herrscht allgemeines Rätselraten. Gravierende Einstellungsprobleme sind jedenfalls nicht erkennbar.
"Wir brauchen jetzt einfach ein Erfolgserlebnis in einem Punktspiel", hat Kapitän Jürgen Scholz ein psychologisches Problem ausgemacht. (Da half auch der klare 3:0-Erfolg im Pokal gegen Oberligist TSV Havelse nicht).
"Der Fehlstart hat uns aber sicher noch nicht umgehauen", versichert Scholz. Dafür muß sich Trainer Rainer Behrends etwas einfallen lassen, die personelle Situation im Angriff ist schlechter geworden. Neuzugang Joe Yankson (19) fehlt nun schon im zweiten Spiel in Folge. Bitter, ist er doch mit seiner unbekümmerten Spielweise ein ständiger Unruheherd in des Gegners Strafraum. Leider wird es vermutlich noch zwei weitere Wochen dauern, ehe der dribbelstarke Youngster seinen Bänderriß vollständig auskuriert hat. Und Jetzt fällt auch noch Patrick Grün aus - Muskelfaserriß im Oberschenkel. Damit knüpft der verletzungsgeplagte Routinier nahtlos an die vergangene Saison an.
Aber wir haben ja noch Skerdi Bejzade, unseren albanischen Nationalspieler. Lange hatte er um den Anschluß kämpfen müssen, zuletzt in Lüneburg zeigte er sich nach seiner Einwechslung unheimlich engagiert. Er hat gute Karten, heute Sturmkollege von Markus Erdmann (erzielte den bisher einzigen Treffer) zu sein. (Falls das Abschlußtraining normal verläuft).
Auch Angreifer Christian Falk (wurde am vergangenen Montag 23 Jahre alt) darf hoffen. Behrends: "Er ist noch kein Stammspieler. Aber bei seinen Kurzeinsätzen hat er wahrlich nicht enttäuscht". Und mit Robert Scheurer und Mirko Knörenschild (er ist allerdings angeschlagen) hat der Coach auch noch zwei Allrounder für alle Fälle.
Klar ist, trotz der Probleme im Sturm wird es keine Neuverpflichtungen geben. Der Vorstand bleibt bei seiner Linie, sich nicht auf finanzielle Abenteuer einzulassen. Denn: Erstens bietet der Markt nur wenige Akteure dieser offenbar raren Art, die deshalb, zweitens, einfach viel zu teuer sind!
Zum Glück gibt es ja noch andere Wege zum Torerfolg, wie Libero Maik Pertile weiß: "Das fängt schon hinten an. Alle sind gefordert. Wir haben genug gute Leute". Wenn die das heute gegen Göttingen beherzigen, dann fallen auch die Fehler, die zu Gegentoren führen, nicht so ins Gewicht.
Also, vielleicht sehen wir heute ein 4:3. Über ein 1:0 würden sich alle aber genauso freuen.
Spielervorstellung: Maik Pertile