10.08.2019, 16 Uhr
Neue Presse, 12.08.2019
Aktueller Weserbergland Anzeiger, 10.08.2019
Tündern überfällt Arminia zu Beginn – und zahlt am Ende Lehrgeld
Erste Oberliga-Niederlage für die Blau-Weißen / Zwei Fehler bringen Hannover auf die Siegerstraße
Nichts war's mit dem zweiten Oberliga-Sieg für Tündern. Gegen Arminia Hannover kassierten die Blau-Weißen ihre erste Niederlage – doch diese viel deutlicher aus, als es der Spielverlauf wiedergab. „Wir haben zu Beginn genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Wir wollten bissig in den Zweikämpfen sein und hätten mindestens mit 1:0 führen müssen“, erklärte Tünderns heutiger Coach Tim Piontek, der den verhinderten Siegfried Motzner an der Seitenlinie vertrat. Die Hausherren begannen furios – nicht wenige der rund 600 Zuschauer fühlten sich an letzte Woche erinnert, als die Windmühlenkicker den FC Hagen/Uthlede regelrecht überfielen. Der große Unterschied war heute: Tündern brachte den Ball nicht in der die Linie. In der 3. Minute legte Robin Tegtmeyer für Sören Vespermann auf, der den Ball hauchzart am langen Pfosten vorbeischob. Sieben Minuten später drehte sich Vespermann mit einem Roulette am Gegenspieler vorbei und zog aus 18 Metern ab – seinen Schuss lenkte
Arminen-Keeper Sandro Soraru allerdings in überragender Manier an den Pfosten. Zu diesem Zeitpunkt war die Führung der Tünderaner fast überfällig, zumal Lukas Kramer 60 Sekunden später ebenfalls frei zum Schuss kam, sein Abschluss jedoch nicht platziert war. Spätestens in der 15. Minute hätten Jannik Hilker & Co. dann in Führung gehen müssen, als Tegtmeyer einen traumhaften Pass zu Neuzugang Chris Niebling spielte, der anschließend im Eins-gegen-Eins in Keeper Soraru seinen Meister fand.
Gegentor schockt Tündern
Anschließend fanden die mit nur 13 Spielern angereisten und ab der 80. Minute in Unterzahl spielenden Landeshauptstädter besser ins Spiel. Stephane Dieupeugbeu setzte einen Volley in der 17. Minute noch knapp über das Tor, ehe der Ball 180 Sekunden später im Netz zappelte. Tündern ließ sich im eigenen Strafraum von Hannovers dribbelstarken Angreifern in Hektik versetzen, klärte den Ball nicht richtig – Onur Capin kam an den Ball und erzielte aus kurzer Distanz das zu diesem Zeitpunkt schmeichelhafte 1:0. „Danach haben wir den Faden verloren“, so Piontek. Tünderns Sprecher Willi Gurgel meinte: „In den letzten Spielen haben wir unsere frühen Chancen immer zur Führung genutzt. Das ist uns heute nicht gelungen, dadurch war die Sicherheit nicht mehr da. Arminia war auf der anderen Seite enorm clever.“ Die Gäste setzten nun die offensiven Akzente: In der 27. Minute scheiterte Adris Jankir mit einem Flugkopfball am stark reagierenden Schlussmann Kolja Kowalski und zehn
Zeigerumdrehungen später scheiterte Moustoifa Aphèze am überragend parierenden Tünderaner. In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs war allerdings auch er machtlos. Wieder klärte die HSC-Defensive den Ball nicht entschlossen genug, wieder kam Capin an den Ball und verwandelte im Nachschuss, nachdem Kowalski zuvor noch einen Schuss aus kürzester Distanz entschärfte. „Beide Gegentore waren sehr ärgerlich, zumal wir ansonsten eine gute Leistung gezeigt haben“, bedauerte Piontek.
„Haben heute Lehrgeld gezahlt“
Nach dem Seitenwechsel spielten die Arminen ihre Cleverness aus, nahmen das Tempo aus dem Spiel und verbauten Tündern damit die Möglichkeit, Geschwindigkeit aufzubauen. Nach einem Eckball köpfte Abdullah Jankir zu allem Überfluss zum 3:0 ein (68.) - die Vorentscheidung. Danach verpasste Tim Niclas Schumachers noch zweimal den möglichen Ehrentreffer. Es war heute kein Vorbeikommen an Hannovers Torwart Soraru. So blieb es beim 0:3. „Wir haben gesehen, dass bei uns alles passen muss, wenn wir in der Oberliga erfolgreich sein wollen. Hannover war im Endeffekt cleverer, wir haben dagegen unsere vielen Chancen nicht genutzt“, lautete das Fazit von Piontek. Sprecher Gurgel schlug ähnliche Töne an: „Wir haben heute Lehrgeld gezahlt. Hannover war in diesen entscheidenden Momenten zur Stelle und das war der Unterschied.“
„Zum Glück haben sie ihre Chancen nicht genutzt“
Skerdi Bejzade, Trainer von Arminia Hannover, atmete nach Abpfiff durch: „Wir wussten, dass Tündern mit den Zuschauern im Rücken alles geben würde. Zum Glück haben sie ihre Chancen nicht genutzt, während wir die Tore zu den richtigen Zeitpunkten gemacht haben. Die letzten zehn Minuten mussten wir aufgrund zahlreicher Ausfälle in Unterzahl spielen, wir hatten heute nur 13 Mann. Wäre der Kader besser aufgestellt gewesen, hätten wir heute weniger Probleme gehabt.“ Was die Saisonziele betrifft, gab sich Bejzade bescheiden: „Wir gehören nicht zu den Favoriten. Wir haben nicht viel Geld investiert, sondern mit kleinem Budget eine hungrige Mannschaft zusammengestellt, die immer kämpft. Mal schauen, wo die Reise hingeht.“
Schiedsrichter: Tobias Waldmann.
Assistenten: Marcel Waldmann, Julian Korte.
Zuschauer: rund 600.
Tore: 0:1 Onur Capin (21.), 0:2 Capin (45.), 0:3 Abdullah Jankir (69.).