22.05.2011, 15 Uhr
Deister-Leine-Zeitung, 12.05.2011
Deister-Leine-Zeitung, 19.05.2011
„Ich werde eure blöden Sprüche vermissen“
Sechs Weggefährten verabschieden Marcel Dunsing zur Arminia: Ein nicht ganz ernst gemeintes Interview
Aufgezeichnet von Mirko Haendel
Barsinghausen. Mit Marcel Dunsing verlässt ein altgedienter Spieler des Fußball-Bezirksligisten TSV Barsinghausen seinen Heimatverein, um sein Glück in der „großen, weiten Fußballwelt“ zu versuchen. Obwohl erst 22 Jahren alt, kickte er seit über 15 Jahren beim TSV. Nach vier Spielzeiten in der I. Herrenmannschaft wechselt der Verteidiger zur kommenden Saison zum (Noch-)Oberligisten SV Arminia Hannover. Der „Barsinghäuser Jung’“ wird zukünftig also nicht mehr wöchentlich mit Namen (und manchmal auch Bild) in der DLZ auftauchen. Das TSV-Urgestein war daher auch ganz erpicht darauf, noch einmal vor seinem Wechsel, als Hauptfigur in seiner Heimatzeitung zu erscheinen. Sportredakteur Mirko Haendel dachte sich, der Abschied ins „Ausland“ muss bestraft werden und lud kurzerhand einige seiner Freunde und TSV-Weggefährten zum Gespräch. Bereitwillig piesackten sie ihren Kumpel und Mitspieler, bevor er demnächst das Trikot der „Blauen“ überstreift. Ein nicht ganz ernst gemeintes Interview:
(Eines liegt Marcel Dunsings Freunden besonders am Herzen: Wird ihr Kumpel glücklich bei der Arminia?)
Dennis Mehrkens: Marcel, was wirst du tun, wenn du von 30 Punktspielen 25 Mal auf der Bank Platz nehmen musst?
Christoph Oberheide: Ja, wie schätzt du deine Chancen ein?
Marcel Dunsing: Na ja, meine Erwartungen sind ja erstmal nicht so hoch, denn die Konkurrenz ist schon ordentlich. Aber ich denke, ich muss mich nicht verstecken und werde alles tun, um mir einen Stammplatz zu erkämpfen. Aber natürlich bin ich nicht ärgerlich, wenn ich mal auf der Bank sitze.
Marcus Grajewski: Was hat dich denn eigentlich bewogen, zu diesem Pleiteverein und sicheren Absteiger zu wechseln?
Marcel Dunsing: (muss lachen) Ich wollte einfach nicht die Gelegenheit verpassen, einmal höher zu spielen als du. Nee, mal ernsthaft: Das Interesse des Vereins an meiner Person hat mich echt geehrt. Bernd Krajewski (Trainer; d. Red.) und Frank Willig (Manager; d. Red.) haben mich im Januar alle zwei Tage angerufen und gefragt, ob ich nicht schon in der Winterpause kommen will. Selbst nach meiner Absage haben sie nicht locker gelassen. Das hat mir gezeigt, dass sie wohl echtes Interesse an mir haben.
Marcus Grajewski: (mit hämischem Unterton) Und warum Arminia und nicht der 1. FC Germania?
Marcel Dunsing: Arminia ist eben ein echter Traditionsverein mit einem super Umfeld und einem geilen Stadion. Germania hat zwar auch eine richtig gute Riege beisammen, aber ich bezweifele, dass sie in nächster Zeit um den Aufstieg spielen werden.
André Brockmann: Was erhoffst du dir denn von einem Wechsel zu Arminia?
Marcel Dunsing: In erster Linie, dass ich mich sportlich verbessere, einige Defizite habe ich ja noch. Außerdem würde ich später meinen Kindern gerne erzählen, dass ich mal in der Oberliga gespielt habe.
(Seine Jungs scheinen verstanden zu haben, dass es Marcel ernst ist mit dem Wechsel. Sie fahren nun härtere Geschütze auf.)
Dennis Mehrkens: Nehmen wir einmal an, Arminia steigt in dieser Saison ab und verpasst im nächsten Jahr den direkten Wiederaufstieg. Gleichzeitig gelingt dem TSV der Aufstieg in die Landesliga. Dann kannst du doch gleich wieder zurückwechseln.
Marcel Dunsing: (schmunzelt mitleidig) Das mache ich nur, wenn ich kein Stammspieler, sondern nur Back- Up Spieler bin. Ansonsten würde ich trotzdem bei Arminia bleiben, da sie weiterhin den Aufstieg in die Oberliga anstreben werden.
Marvin Körber: Siehst du Arminia als Sprungbrett?
Marcel Dunsing: Mal langsam! Erstmal sollte ich wohl Stammspieler werden. Aber natürlich hat man Träume...
Dennis Mehrkens: Aber wahrscheinlich nur feuchte. Mit den Frauen läuft es bei Dir ja nicht so gut. Glaubst du, in der Großstadt Hannover könntest du mehr Erfolg haben?
Marcel Dunsing: Eh, Danny wieder! Bei guten Leistungen werde ich sicherlich die Frauen auf mich aufmerksam machen (lacht).
(Vielleicht sollten seine Jungs auf die Tränendrüse drücken und ihn an die schönen Zeiten erinnern... Gesagt, getan.)
Kevin Wegel: Was wirst du am TSV am meisten vermissen?
Marcel Dunsing: Ui, das ist ja richtig schwer. Ich muss zusehen, dass ich keinen vergesse oder in die Pfanne haue. Natürlich werde ich die gesamte Mannschaft, den Trainer, den Betreuer und das ganze Umfeld vermissen. Das ist beim TSV ja schon eine ziemlich familiäre Gemeinschaft. Ich werde auf jeden Fall eure blöden Sprüche vermissen (lacht). Und auch die Fans, die sogar mit zu den Auswärtsspielen kommen. Das ist für die Bezirksliga auf jeden Fall nicht selbstverständlich.
(Das Sextett macht sich Sorgen, dass es jetzt vielleicht vorbei ist mit der gemeinsamen Zeit und den Ausflügen in die Clubs und Diskos.)
Christoph Oberheide: Wird es denn trotzdem weitere Party-Bus-Touren geben?
Marcel Dunsing: Eh, Jungs: Immer muss ich fahren! (Verdreht die Augen, guckt dann aber versöhnlich) Selbstverständlich wird es die weiterhin geben. Ich bin ja nicht aus der Welt.
Marvin Körber: Nochmal zurück zum Wechsel: Warum hast du eigentlich das lukrative Angebot vom MTV Lemmie ausgeschlagen?
Marcel Dunsing: (Muss laut lachen, beruhigt sich aber nach einigen Sekunden wieder) Marvin, hätte ich von dem Angebot gewusst, hätte ich natürlich beim MTV unterschrieben.
André Brockmann: Du wirst dich doch jetzt bestimmt ganz von der Außenwelt abkapseln, wenn du viermal in der Woche trainierst und ständig nach Hannover fahren musst.
Marcel Dunsing: André, mein Handy ist immer eingeschaltet. Du kannst dich jederzeit melden, wenn du Sorgen und Nöte hast. Außerdem, André, trainiere ich nur dreimal in der Woche. Und falls du Tipps für die Innenverteidigerposition brauchst – einfach anrufen.
(Kevin Wegel kann Marcels Entscheidung noch nicht ganz verwinden und muss noch eine Spitze loswerden. Er weiß, dass Marvins und Marcels gemeinsamer Opa großer Marvin-Fan ist und diesen bei seinem Werdegang immer begleitet hat.)
Kevin Wegel: Marcel, was glaubst du: Wird dein Opa jetzt auch mal häufiger Oberliga bei Arminia gucken oder weiterhin nur Marvin zujubeln?
Marcel Dunsing: Haha! Ich gehe davon aus, dass der TSV diesen treuen Fan nicht verlieren wird. Nur wenn Arminia absteigt und in Egestorf spielt, dann guckt er vielleicht zu.
Dennis Mehrkens: Kann es eigentlich sein, dass du mit deinen Gedanken nicht mehr voll beim TSV bist. Schaffst du es, die Konzentration hochzuhalten, oder sollte unser Trainer lieber jemand anderes spielen lassen? Schließlich hast du das 0:1 im Spiel gegen Nienstädt verschuldet.
Marcel Dunsing: (Verdreht schon wieder die Augen) Meine Gedanken sind klar beim TSV, auch wenn ich natürlich Arminia beobachte und hoffe, dass sie die Klasse halten. Ich will die letzten drei Spiele mit Barsinghausen auf jeden Fall gewinnen. Ein solcher Patzer wie gegen den Syla wird nicht nochmal passieren.
(Ok, Marcel wechselt wirklich zur Arminia. Das ist seinen Kumpels jetzt klar. Jetzt können sie nur noch auf eine Wiederkehr hoffen.)
André Brockmann: Wirst du denn einmal vorbeischauen, wenn wir spielen?
Marcel Dunsing: Natürlich! Wenn Arminia samstags spielt und ihr an einem Sonntag, werde ich mir das Gegurke mal angucken.
Kevin Wegel: Traust du dem TSV den Aufstieg in den nächsten zwei Jahren zu? Ohne dich?
Marcel Dunsing: Eigentlich müsste ich jetzt nein sagen. Aber im Ernst: Das Team ist schon so lange zusammen und kennt sich in- und-auswendig. Wenn es nicht wieder die Hinrunde verschläft und von Beginn an konzentriert spielt, dann traue ich dem TSV zu, dass er mit dem Aufstieg zu tun haben. Wobei mit mir natürlich eine wichtige Säule fehlen wird (jetzt verdrehen seine Kumpels die Augen).
Christoph Oberheide: Wird es irgendwann eine Rückkehr zum sympathischsten Verein der Welt geben?
Marcel Dunsing: Spätestens wenn ich Altherren spielen kann.
André Brockmann: Was willst du der Mannschaft denn noch Gutes tun, bevor du den Verein verlässt? Immerhin haben wir dich vier Jahre mit durchgezogen.
Marcel Dunsing: (will nicht mehr) Wenn hier jemand etwas ausgeben müsste, dann Brocki. Ich hatte vier Jahre lang Schweißausbrüche, wenn Herr Brockmann neben mir gespielt hat und ich seine Fehler ausbügeln musste. Natürlich werde auf unserer Abschlussfeier einen ausgeben, Mann!
Christoph Oberheide: Hast du denn deine Autogrammkarten schon drucken lassen?
Marcel Dunsing: Ihr werdet lachen: In meinem Vertrag habe ich mich verpflichtet, an Autogrammstunden teilzunehmen. Noch habe ich allerdings keine Karten.
(Cousin Marvin hat eine Menge Aktuelles Sportstudio gesehen und stellt die letzte alles entscheidende Frage)
Marvin Körber: Willst du dem Team noch etwas mit auf den Weg geben?
Marcel Dunsing: (lacht) So einiges, aber dann würde daraus ein Roman werden. Ihr sollt weiterhin zueinanderstehen und Spaß am Fußball haben, dann werdet ihr am Saisonende ziemlich weit oben stehen.
Neue Presse, 21.05.2011
HAZ, 21.05.2011
VON DIRK HERRMANN, PATRICK HOFFMANN UND DIETER KÖSEL
Arminia Hannover bleiben dagegen noch maximal fünf Spieltage, um ein ähnliches Schicksal zu vermeiden. Morgen (15Uhr) empfangen die „Blauen“ den TuS Heeslingen. Der überraschende 3:0-Sieg beim Spitzenteam Kickers Emden spricht für die Moral des Teams und ist gleichzeitig eine Kampfansage an Hansa Lüneburg, das sechs Punkte vor Arminia auf dem rettenden 14. Rang steht. Dieser Tabellenplatz wird übrigens auch dann zum Klassenerhalt reichen, wenn aus der Regionalliga mit dem TSV Havelse und Eintracht Braunschweig II zwei niedersächsische Vereine absteigen sollten. In diesem Fall würde die Oberliga für die kommende Saison auf 19 Teams aufgestockt werden.