Bezirksoberliga Hannover 2009/2010
26.09.2009, 17.30 Uhr
Neue Presse, 23.09.2009
Krise immer schlimmer
Insolvente Sportfreunde sagen Pokalspiel gegen Kleefeld ab
VON TORSTEN GRÖNEMEYER
HANNOVER. War das der Anfang vom Ende? Gestern stellte Präsident Dieter Maetz beim Amtsgericht Hannover den Insolvenzantrag für die Sportfreunde Ricklingen. Jetzt soll irgendwie der Spielbetrieb aufrechterhalten werden. „Ich weiß absolut nicht, in welche Richtung es geht“, sagte Maetz. Zum Bezirkspokal-Achtelfinale in Kleefeld traten die Ricklinger gestern jedenfalls nicht an. Doch das soll nichts mit der finanziellen Situation zu tun haben, behaupten die Verantwortlichen. Etliche verletzte und beruflich verhinderte Spieler seien der Grund für die Absage. Verstärkungen aus der Reserve, die in der 3. Kreisklasse noch ohne Sieg dasteht, seien wegen mangelnder sportlichen Qualität ausgeschlossen. Doch die Motivation dürfte nach dem Rücktritt beliebten Trainer Rainer Behrends am Montag ohnehin nicht toll sein. Teile der Mannschaft sollen versucht haben, Behrends zum Bleiben zu überreden. Doch für den 57-Jährigen steht der Entschluss fest. „In der kommenden Woche lade ich die Jungs noch
einmal ein, um mich von ihnen ordentlich zu verabschieden“, sagt Behrends, der sich bald eine neue Aufgabe suchenwill. „Alles zwischen Bezirksund Oberliga ist interessant.“ Spartenleiter und Geschäftsführer Dieter Wisseroth versucht derweil alles, damit die Sportfreunde weiter kicken können. „Ich bin eine Kämpfernatur. Wir geben nicht auf und wollen Sponsoren ansprechen.“ Helfen will auch der nicht gerade finanzstarke Ligakonkurrent Arminia Hannover: Der Traditionsklub verlegte das Derby im Rudolf-Kalweit-Stadion von Freitag auf Sonnabend 17.30 Uhr, die Gäste von der Beeke werden an den Zuschauereinnahmen beteiligt. Morgen Abend gibts zunächst eine Aussprache zwischen SF-Vorstand und Spielern. „Dann soll klar werden, wer aus der Mannschaft überhaupt noch bereit ist weiterzumachen“, so Maetz.
HAZ, 23.09.2009
Ricklingen tritt nicht an
Fußball: Der Ankündigung folgten bei den Sportfreunden Ricklingen gestern die negativen Fakten. Und zwar gleich in doppelter Hinsicht. Nicht genug damit, dass Klubchef Dieter Maetz wie erwartet einen Insolvenzantrag stellte. Zudem trat auch noch die Mannschaft nicht im Bezirkspokal- Viertelfinale beim TuS Kleefeld an. Interimstrainer Alexander Repschläger, der für den zurückgetretenen Rainer Behrends auf der Bank sitzen sollte, bekam laut Maetz aus Verletzungsgründen nicht genug Spieler zusammen. bj/kd
Neue Presse, 24.09.2009
„Keiner weiß, wie es weitergeht“
Sportfreunde kämpfen. Heute entscheidet die Mannschaft, ob sie am Wochenende spielt.
VON TORSTEN GRÖNEMEYER
HANNOVER. „Was man nicht aufgibt, hat man nicht verloren. die Bedeutung dieses Spruchs vor. Seit 1956 ist er Mitglied bei den Sportfreunden, erlebte den Höhenflug in den 90ern hautnah mit. Der Aufstieg in die Regionalliga war 1996 das Größte, die vier Pflichtspiele gegen 96 waren die Krönung. Doch danach gings nur noch bergab. Schon 1999 stand Ricklingen vor der Pleite, ein Pool von privaten Investoren verhinderte mit einem Millionendarlehen die Insolvenz. „Wenn wir damals schon die Insolvenz beantragt hätten, wären wir nur eine Klasse tiefer gestuft worden“, erinnert sich Wisseroth. Jetzt geht es nur noch darum, das Schlimmste zu verhindern. Wisseroth und Präsident Dieter Maetz wollen den Spielbetrieb aufrechterhalten und mit Sponsoren verhandeln. Heute Abend vor dem Training werden sie sich mit der Mannschaft beraten, wie es weitergeht. „Ich hoffe, dass wir erstmal die beiden Spiele bei Arminia und gegen Grasdorf bestreiten. Dann sehen wir weiter“, sagt Wisseroth. „Das
Kilometergeld zahlen wir auf jeden Fall aus den Stadioneinnahmen weiter.“ Für Rückkehrer Florian Toussaint ist die Entwicklung eine einzige Enttäuschung. Er war schon 1999 im Verein, als dieser in der Krise steckte. „Ich wollte eigentlich nur noch ohne Nebengeräusche Spaß am Fußball haben“, sagt der 33-Jährige. „Es hatte sich überhaupt nichts angedeutet. Vor elf Jahren war das anders. Damals wars ein schleichender Prozess.“ Die Mannschaft wurde kalt erwischt und ist total überrascht. „Keiner weiß, wie es weitergeht“, sagt Stürmer Ali Ucar. Möglicherweise muss das Team auf Prämien verzichten, damit es nicht abgemeldet wird. „Ich weiß nicht genau, wie die anderen es sehen. Aber für mich ist das Wichtigste, dass wir spielen können“, sagt Toussaint. In Ricklingen haben sie also noch nicht aufgegeben.
Scholz: Arminias Insolvenz sollte Ricklingen Mut machen
HANNOVER. Als Jürgen Scholz Anfang der Woche von der drohenden Insolvenz der Ricklinger erfuhr, wurden sofort Erinnerungen an den 15. Mai 2007 geweckt. Damals musste der inzwischen ehemalige Vorsitzende des SV Arminia ebenfalls einen Insolvenzantrag stellen. „Es gab keine Alternative“, erinnert sich Scholz, der sich vor einer Woche aufgrund erhöhter beruflicher Belastung aus dem fünfköpfigen SVA-Vorstand zurückzog. Knapp eine Million Euro Schulden erdrückten Arminia, Spielern konnten die Gehälter nur schleppend oder gar nicht ausgezahlt werden. Folglich blieb auch die Lizenz für die Oberliga (damals noch die vierthöchste Klasse) aus. Zwei Jahre wurde anschließend in der fünften Liga gekickt, ehe es noch eine Klasse tiefer, in die Bezirksoberliga, ging. Der Gang zum Amtsgericht 2007 ermöglichte es dem Verein, „quasi bei null anzufangen“, so Scholz. Die meisten Gläubiger verzichteten auf einen Großteil ihrer Forderungen. Arminia war im August, als das Insolvenzverfahren eingestellt
wurde, fast entschuldet. Nur noch eine geringe Summe belastet den Klub. Seitdem werden Gehälter pünktlich gezahlt. „Der positive Ausgang bei uns sollte den Sportfreunden Mut machen“,erklärt Scholz. Trotzdem weiß der Ex-Präsident, dass auch „die Zeit danach“ belastend sein kann. „Es haftet ein Makel am Verein. Das schreckt potenzielle Sponsoren zunächst ab“, stellte der Rechtsanwalt fest. Er hofft jedoch, dass der „sehr sympathische Verein“ aus Ricklingen in einigen Jahren ebenfalls positiver in die Zukunft blicken kann. bo
Neue Presse, 25.09.2009
Spieler setzen Ricklingen Frist
HANNOVER. Gestern Abend, 20.15 Uhr: Nach mehr als eineinhalb Stunden Krisensitzung bei den Sportfreunden Ricklingen haben sich Mannschaft und Vorstand auf folgenden Deal geeinigt: Das Team spielt noch 14 Tage ohne Entschädigung, die Spiele gegen Arminia und gegen Grasdorf in der Bezirksoberliga finden statt. Wenn der Verein in zwei Wochen keine Perspektive gefunden hat, die Spieler zu bezahlen, sind sie weg. Dann können die insolventen Sportfreunde den Spielbetrieb einstellen. Präsident Dieter Maetz findet das „große Entgegenkommen der Spieler lobenswert“ und hat „Verständnis“ für die einstimmige Entscheidung. Maetz muss sich ab sofort auf die Suche nach Geldgebern machen. Etwa 30 000 Euro braucht er, um die Saison zu Ende zu bringen. Ob er das schafft?„Ich werde alles Mögliche versuchen. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, so Maetz gestern zur NP.
HAZ, 25.09.2009
Sportfreunde machen weiter
Hannover (gru). Die Sportfreunde Ricklingen machen erst einmal weiter. Allerdings vorerst nur 14 Tage. Das ist das Ergebnis eines intensiven Gesprächs zwischen Vorstand und Spielern des finanziell angeschlagenen Fußball-Bezirksoberligisten. „Die Entscheidung der Spieler für diese Maßnahme ist einstimmig ausgefallen“, sagt Sportfreunde-Vorsitzender Dieter Maetz. Die Fußballer wollen dem Verein die Chance geben, in dieser Zeit vielleicht doch noch einen geeigneten Sponsor zu finden. „Das ist sehr fair von ihnen“, sagt Maetz, „wir haben schließlich etliche Studenten in der Mannschaft, die auf die Aufwandsentschädigungen angewiesen sind.“ Das Stadtderby der Ricklinger beim SV Arminia morgen Nachmittag (17.30 Uhr) und die Partie gegen Germania Grasdorf werden also definitiv noch ausgetragen.
Neue Presse, 26.09.2009
Letztes Derby für klamme Ricklinger?
HANNOVER. Arminia gegen Ricklingen – das ist für SVA-Trainer Stefan Gehrke das Treffen zweier „Kult-Klubs“. Vielleicht ist es heute (17.30 Uhr) das letzte. Die Ricklinger brauchen etwa 30 000 Euro, um den Spielbetrieb bis Saisonende zu garantieren. Deswegen schenkt Arminia den Ricklingern einen Teil der heutigen Einnahmen. „Darüber freuen wir uns und sind dankbar“, sagt SF-Spartenleiter Dieter Wisseroth. Die Ricklinger Damian Brezina und Florian Toussaint hatten sich in einer Team-Krisensitzung dafür starkgemacht, heute zu spielen. Alle sind an Bord. Bei Arminia fehlen Dennis Weiland (Knie) und Garip Capin (Rotsperre). tg/bo
Spielbericht
Spielplan
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