18.05.2007, 19.30 Uhr
Neue Presse, 15.05.2007
VON TIM BURCHARDT
HANNOVER. Gestern hat Arminia die Begründung für den Lizenzentzug vom Norddeutschen Fußballverband in der Post gehabt. Bis zum nächsten Montag hat der Verein Zeit, Widerspruch einzulegen. Unter anderem wird dem SV Arminia vorgeworfen, dass der wirtschaftliche Jahresabschlussplan 2006 des Vereins nicht der Vorschrift entspricht. „Außerdem liegen die Unbedenklichkeitserklärungen der Finanzämter nicht vor“, erklärt Rüdiger Lorenz, Geschäftsführer des Norddeutschen Fußball-Verbands. Der dritte Grund: kein glaubwürdiger Nachweis der wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit. „Darin aufgeführte Inhalte können nicht mehr verbessert werden. Dafür hatten sie bis zum 31. März genug Zeit“, so Lorenz. „Sie müssen neue Tatsachen schaffen.“ Sprich: einen Geldgeber finden. Bis zum Dezember 2006 hatte jeder Verein, der wirtschaftliche Probleme hatte, folgende Möglichkeit: Gläubiger konnten eine Summe bis zu 50 000 Euro absichern. Lorenz: „Da es diese Klausel jedoch nicht mehr gibt, muss Arminia direkt
nachweisen, woher das fehlende Geld kommt.“ Soweit die rein wirtschaftlichen Gründe. Außerdem ist dem Verband auch die äußere Form der eingereichten Unterlagen übel aufgestoßen. Formell und auch inhaltlich sei sie nicht unbedingt oberligareif.
Neue Presse, 16.05.2007
Armina ist zahlungsunfähig. Um wieder schuldenfrei zu werden, hat der Vorstand gestern einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hannover gestellt.
VON TIM BURCHARDT
HANNOVER. Gehen bei Arminia bald die Lichter aus? Eine Zukunft in der Bezirksoberliga ist seit gestern immer wahrscheinlicher. Denn der Vorstand von Arminia hat mit dem Insolvenzantrag die Notbremse gezogen. „Der Vorstand hat diese Entscheidung getroffen, weil er keinen anderen Weg sieht, eine Entschuldung des Vereins zu erreichen“, erklärte Arminias Boss Jürgen Scholz. Klar ist: Wird das Verfahren, noch in der Saison eröffnet, ist Arminia abgestiegen. Egal, ob es sportlich gerreicht hätte. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass dass in den nächsten Tagen auch passiert“, sagt NFV-Chef Karl Rothmund. Die Verbindlichkeiten, die der Verein hat, sind erdrückend. Dieser Schritt sei der einzig sinnvolle gewesen, um überhaupt jemals wieder schuldenfrei werden zu können, heißt es im Umfeld. Einen Insolvenzverwalter hat Arminia dem Gericht schon vorgeschlagen. Seine Aufgabe: Er muss sich mit allen Gläubigern an einen Tisch setzen und einen Vergleich schaffen. Da jedoch nicht nur Banken unter den
Gläubigern sind, sondern der Verein auch noch etlichen aktuellen und ehemaligen Spielern Geld schuldet, dürfte es ein ziemlich zäher Prozess werden. Insgesamt dauert das Verfahren sieben Jahre – danach ist Arminia schuldenfrei. Trotz des Insolvenzantrages kann Arminia in der Niedersachsenliga spielen. Die Lizenzunterlagen wurden gestern eingereicht.
Der Insolvenzverwalter muss zwischen dem Verein und den Gläubigern schlichten. Der Vermögenswert des Vereins wird ermittelt. Die einzelnen Gläubiger bekommen davon einen prozentualen Anteil. Transfers sind möglich, müssen aber wie alle Finanzsachen vom Insolvenzverwalter genehmigt werden.
Sie haben vom Insolvenzantrag vor dem gestrigen Training erfahren und waren geschockt. „Wir hätten nie gedacht, dass es so weit kommt“, sagt Kapitän Malek Barudi. „Es kann jetzt hier alles zusammenbrechen. Keiner weiß, was er machen soll. Alle sind etwas hilflos.“
HAZ, 16.05.2007
Insolvenz als Ausweg
Hannover (kös). Die Nachricht war kurz und knapp. „Arminia Hannover hat heute einen Insolvenzantrag gestellt“, teilte Jürgen Scholz, Vorsitzender des Fußball-Oberligisten, gestern Abend mit. Scholz und seine Vorstandskollegen zogen damit die Konsequenz aus der finanziellen Situation des Traditionsklubs. Die drückenden Altlasten seien auf anderem Wege nicht mehr abzutragen, erklärte Scholz. Ungeachtet des Insolvenzantrags werden die „Blauen“ beim Norddeutschen Fußballverband Widerspruch gegen die Lizenzverweigerung für die kommende Saison einlegen. „Unser Ziel ist es, in der Oberliga zu bleiben“, erklärte der Klubchef. Vor seiner Wiederwahl auf der Mitgliederversammlung im April hatte der Jurist erklärt, den Verein in den nächsten Monaten entschulden zu wollen. Dieses Unterfangen gestaltete sich jedoch schwieriger, als dies ohnehin anzunehmen war, sagte Scholz. Arminias Vorstand hatte in den vergangenen Wochen versucht, die Entschuldung auf dem Vergleichsweg herbeizuführen. „Unsere finanziellen Probleme sind auf diesem Weg aber nicht lösbar, dies haben erste Kontakte mit unseren Großgläubigern ergeben“, erklärte Scholz, „diese Möglichkeit sehen wir nicht mehr.“ Daher entschloss sich die Klubführung zum Insolvenzantrag. „Wir versuchen, das Verfahren so schnell wie möglich voranzutreiben“, sagte Scholz. Der Insolvenzverwalter, den das Amtsgericht einsetzt, wird zunächst einen Insolvenzplan erstellen. Dem müssen die Gläubiger allerdings auch noch zustimmen. Verweigern sie die Zustimmung oder wird das Verfahren mangels Masse erst gar nicht eröffnet, droht im schlimmsten Falle sogar die Streichung aus dem Vereinsregister – dafür ist Göttingen 05 ein warnendes Beispiel. Trainer und Mannschaft wurden von Scholz gestern vor dem Training über die neue Entwicklung informiert. Sie dürften interessiert zugehört haben, denn auch ihnen steht noch Geld zu. Die Aufwandsentschädigungen wurden lediglich bis einschließlich Februar ausbezahlt. Würde das Verfahren eröffnet, stünde ihnen drei Monate lang ein Insolvenzausfallgeld zu, andernfalls blieben die ausstehenden Zahlungen als Verbindlichkeiten gegenüber dem Verein bestehen.
Wochenblatt, 16.05.2007
(dik). Arminia Hannover setzte sich gegen den SV Meppen mit 4:1 durch. Noch zwei Spieltage stehen in der Oberliga Nord an, bis die Saison beendet ist. Der SVA tritt Freitag, 19.30 Uhr, beim FC Oberneuland an. Trotz drohender Lizenzverweigerung für kommende Saison haben die Blauen mit dem Meppen-Sieg - "Das war richtig gut", so Trainer Hilger Wirtz - viel Moral bewiesen. Ein Beispiel ist Innenverteidiger Deniz Tayar, der nach einem halben Jahr Pause wegen Schambeinentzündung über 90 Minuten für Dame Diouf, Oberschenkelverhärtung, einsprang.
Neue Presse, 18.05.2007
HANNOVER. Oberligist Arminia Hannover steht heute (19.30 Uhr) nach dem Insolvenzschock beim FC Oberneuland vor einer ganz schwierigen Aufgabe – weil die Spieler verunsichert sind, nicht wissen, wie es weitergeht. „Einige waren nicht hundertprozentig konzentriert, die machen sich Gedanken über den Insolvenzantrag“, berichtet Trainer Hilger Wirtz. Aber: „Wir müssen uns jetzt zusammenreißen, auch wenn es schwer fällt.“ Er freut sich auf ein Wiedersehen mit einem alten Schützling, Oberneulands Spielgestalter Benedetto Muzzicato. psc
HAZ, 18.05.2007
Hannover (kös). „Man fühlt sich wie in einem Vakuum“, beschreibt Hilger Wirtz, Trainer von Fußball-Oberligist Arminia Hannover, die Lage nach dem Insolvenzantrag. Rainer Eckert als vorläufiger Insolvenzverwalter soll helfen, den luftleeren Raum zu füllen. Der Jurist wird nun eine Bestandsaufnahme vornehmen und den Gläubigern Vergleichsangebote unterbreiten. Akzeptieren die, bräuchte das Insolvenzverfahren nicht eröffnet zu werden. Fußball wird dennoch gespielt, heute Abend (19.30 Uhr) tritt der SV Arminia beim FC Oberneuland an.
Kicker, 18.05.2007
Insolvenzantrag gestellt