24.04.2005, 15 Uhr
Wochenblatt, 20.04.2005
(dk). Am letzten Spieltag gab es für Hannovers Oberligisten nicht viel zu holen. Arminia Hannover unterlag bei Altona 93 mit 2:4. Arminia steht vor einem Sechs-Punkte-Spiel. Am Sonntag kommt um 15 Uhr Victoria Hamburg ins Rudolf-Kalweit-Stadion am Bischofsholer Damm. "Für uns geht es um eine Menge", weiß Trainer Hilger Wirtz. Mit einem Sieg könnten die Blauen ihr Sicherheitspolster in Richtung sechster Abstiegsplatz ausbauen. Und wenn nicht gegen das Schlusslicht, gegen wen dann? Eine wichtige Voraussetzung wird allerdings sein, dass sich die personelle Situation endlich entspannt. Wirtz rechnet damit, dass Roy Nischkowski und Philippe Harms wieder zur Verfügung stehen werden.
Kicker, 21.04.2005
Ein Einsatz von Abwehrspieler Roy Nischkowski (Achillessehne) oder Stürmer Philippe Harms (Knie) ist unwahrscheinlich.
HAZ, 22.04.2005
Es herrscht Spannung in der 4. Liga. An der Spitze liefern sich Kickers Emden, der SV Wilhelmshaven und SV Meppen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel. Weil sechs Absteiger drohen, beginnt das Zittern um den Klassenerhalt bereits beim Neunten Bergedorf 85. In Abstiegsgefahr sind deshalb auch Arminia Hannover und die Amateure von Hannover 96. Gleich sechs Absteiger? Die Spielordnung sieht für die Oberliga eine Staffelgröße von 18 Teams vor. Der Meister steigt direkt in die 3. Liga auf. Vier Regelabsteiger sind vorgesehen. Dafür steigen aus den Verbandsligen fünf Klubs auf – je einer aus Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein sowie die Meister der beiden Niedersachsenligen. Die Zahl der Absteiger erhöht sich, sollten Vereine aus der Regionalliga Nord in die Oberliga Nord absteigen. Und da sieht es derzeit nicht gut aus: Die Amateure des VfL Wolfsburg sind so gut wie abgestiegen; gefährdet sind noch die Amateure von Werder Bremen. Sollte Werder auch absteigen, müssten sechs Klubs die Oberliga Nord verlassen. „Man braucht wohl 45 Punkte, um ganz sicher zu sein“, meint Arminias Trainer Hilger Wirtz. Da müsste sein Team in den abschließenden acht Partien noch drei Siege holen. Am Sonntag um 15 Uhr empfangen die „Blauen“ mit Victoria Hamburg den Letzten. „Wir orientieren uns nicht an Bremen, sondern müssen unsere Spiele selbst gewinnen“, sagt 96-Trainer Jörg Goslar. Morgen, 15 Uhr, treten die „Roten“ bei FT Eider Büdelsdorf an. kös
Neue Presse, 23.04.2005
VON FRANK WINTERNHEIMER
HANNOVER. Kein Grundgehalt, keine Punktprämie – Arminia setzt Zeichen und bricht mit dem gängigen System der Bezahlung von Fußballern im oberen Amateurbereich. „Da werden einige Spieler nicht begeistert in die Hände klatschen“, weiß Klubchef Jürgen Scholz um das Risiko seines „Zukunftskonzeptes“. Eine Alternative gäbe es aber nicht. Arminias Oberligaspieler bekommen ab der nächsten Saison also nur noch eine geringe Aufwandsentschädigung (zwischen 150 und 200 Euro, je nach Entfernung zum Verein). Mit den Einnahmen des Klubs würden dann erstmal laufende Kosten (Platzpflege, Versicherungen, Schulden) bezahlt. Arminias Etat beträgt rund 300 000 Euro. Bleibt am Ende „was vom Kuchen übrig, verteilen wir das“, so Scholz. Das passiere dann nach einem Schlüssel, der Vereinszugehörigkeit, Trainingsbeteiligung sowie Einsätze berücksichtige. Kein Spieler weiß also, was er am Ende bekommt (oder ob er überhaupt was bekommt). Sind die „Blauen“ blauäugig? „Ein wenig Naivität gehört vielleicht dazu.
Andererseits glaube ich schon, dass wir realistisch sind“, meint Scholz. Nicht auszuschließen, dass einige Spieler den Verein verlassen. Das Konzept würde aber junge Fußballer aus der Region ansprechen, die ihre Entscheidung aus sportlichen und nicht aus finanziellen Gründen träfen. Darüber hinaus hätten auch Stammkräfte wie Jörg Brüning die Idee positiv aufgenommen. Arminias Zahlungsschwierigkeiten waren in der Vergangenheit immer mal Thema. „Das ermüdet auf Dauer“, so Scholz. Jetzt soll solide gearbeitet werden – auch, um wieder für Sponsoren interessanter zu werden. Mögliche Häme der Konkurrenz sieht er gelassen: „Klar, wer prall gefüllte Kassen hat, braucht diesen Weg nicht zu gehen. Aber wer hat die schon?“ Scholz will Strukturen aufbrechen, sieht hohe Grundgehälter im Amateurfußball als Übel, an dem viele Klubs kaputtgehen. Sein Konzept soll deshalb auch anderen Vereinen als Vorbild dienen. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie erfolgreich die SVA-Führung ihr Konzept dem
Team vermittelt – andere Klubs werden das sicherlich interessiert verfolgen.
HANNOVER. Der Oberligist aus Hannover braucht noch Punkte, um dem möglichen Abstiegsrang 13 zu entgehen. Der Tabellenzehnte Arminia kämpft morgen (15 Uhr) mit letztem Aufgebot gegen den Letzten Victoria Hamburg. Es fehlen wieder sieben Akteure. Philippe Harms und Roy Nischkowsky seien „höchstens Kandidaten für die Bank“, so Coach Hilger Wirtz. Seine Nummer zwei im Tor kommt sogar aus der zweiten Mannschaft: Michael Scheidtgen (40). Immerhin kehrt Marcel Hagmann in den Kader zurück. sch
HAZ, 23.04.2005
Von Jens Reinbold
Hannover. An Ideen mangelt es Jürgen Scholz selten. Der Vorsitzende des Oberligisten Arminia Hannover, selbst jahrelang ein Könner auf dem Fußballplatz, hat schon so einiges versucht, um den klammen Arminen-Geldbeutel mit Leben – sprich Geld – zu füllen. Sein unkonventionelles Vorhaben, mit Werbung auf den Hosen seiner Spieler zusätzliche Einnahmen zu verbuchen, schaffte es kürzlich sogar bis ins Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ – weil Scholz mit dem widersprechenden Deutschen Fußball-Bund vor den Kadi zieht und nun auf eine Gerichtsentscheidung wartet. Seine jüngste Idee dürfte zumindest juristisch nicht anfechtbar sein: Scholz und seine Mitstreiter im Arminen-Vorstand planen, die Spieler von der kommenden Saison an nach der Höhe der Einnahmen des Klubs zu bezahlen. „Alle Spieler erhalten künftig einen Sockelbetrag, der nur den tatsächlichen Aufwand wie etwa die Anfahrt deckt“, erklärt Scholz, der Arminias Vorhaben „als einmalig im Leistungsfußball“ beschreibt. 151 Euro ist der
Mindestbetrag, damit die Spieler ihren Status als Vertragsamateure behalten können. „Viel mehr wird es als Fixum nicht geben – das gilt ohne Ausnahme“, sagt Scholz. Was die Spieler darüber hinaus erhalten, hängt von den Einnahmen ab. Zweimal im Jahr, nach der Hin- und Rückserie, können sie mit einem größeren Betrag rechnen. „Alles, was wir nicht an notwendigen Kosten ausgeben, geht dann an die Mannschaft.“ Das Geld wird dabei nach Kriterien wie Trainingsbeteiligung, Länge der Vereinszugehörigkeit und Einsatzhäufigkeit an die Spieler ausgezahlt. Es ist ein ungewöhnlicher Weg, den die Arminia geht, die Gründe dafür sind allerdings ganz einfacher Natur. Monatliche Kosten im unteren fünfstelligen Bereich, dazu Altschulden in sechsstelliger Höhe, deren Tilgung ebenfalls Geldressourcen verschlingt, drücken die Finanzen der „Blauen“. „Wir wollen künftig auch ein wenig Geld zurücklegen, wenn etwa mal das Flutlicht oder ein Zaun repariert werden muss“, sagt Scholz, der sich in der vergangenen
Zeit immer wieder von einer zur nächsten Baustelle durchhangelte. Zuletzt musste Scholz immer öfter abwägen, wessen Forderungen er zuerst begleicht: Die der Gläubiger oder die der Spieler. Damit soll nun Schluss sein. „Wir wollen unsere Rechnungen wieder pünktlich bezahlen“, sagt der 39-Jährige. Bleibt die Frage, ob auch auch die Fußballer mitziehen. „Wir haben den Spielern unser Konzept vorgestellt, die müssen das nun erst einmal sacken lassen“, sagt der Klubchef, der nicht ausschließen will, dass der eine oder andere von dannen ziehen könnte. Zumindest Trainer Hilger Wirtz zieht mit; er kann wie das gesamte Betreuerteam allerdings weiter mit festen monatlichen Zahlungen rechnen. „An unserer sportlichen Ausrichtung ändert sich nichts: Wir wollen weiter die Nummer 2 in Hannover bleiben“, sagt Scholz. Deshalb sollen vor allem junge Spieler aus der Region mit dem neuen Konzept angesprochen werden. „Die können bei uns höherklassig spielen und trotzdem Geld verdienen“, sagt Scholz, der
zudem hofft, dass sein Verein in der Öffentlichkeit wieder an Glaubwürdigkeit gewinnt. Und da hat der Klubchef den ersten Erfolg bereits verbuchen können: Toto-Lotto wird den Klub am Bischofsholer Damm weiterhin als Sponsor unterstützen.
Was wohl Michael Ballack zu diesem Vorschlag sagen würde? Sein Klub FC Bayern zahlt dem Profi nur noch das Nötigste. Ansonsten wird er am übrig gebliebenen Geld des Bundesligisten beteiligt. Vermutlich würde Ballack kurz lächeln, seine sieben Sachen packen und künftig woanders sein Geld verdienen. Bei einem Oberligaklub wie Arminia hat eine solche Idee allerdings einen gewissen Charme. In einer Zeit, in der Vereinstreue und sportlicher Reiz bei zahlreichen Amateurkickern oft weniger zählen als Bares, versucht Arminia – den finanziellen Nöten gehorchend – eben auf diese Tugenden zu setzen. Ein besseres Filtersystem, als nach Einnahmen zu entlohnen, gibt es kaum. Es ziehen nur solche Fußballer mit, die sportliche Herausforderungen sehen und dafür mögliche finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Und wer weiß, was sich daraus alles ergibt: Spieler, die sich selbst um neue Sponsoren bemühen. Kicker, die den maroden Zaun auf der Anlage auf Vordermann bringen, statt solche Arbeiten teuren Fachleuten zu überlassen – all das ist vorstellbar. Es birgt jedoch auch Gefahren: Was, wenn nicht genügend Spieler mitziehen? Die „Blauen“ haben einen mutigen Weg beschritten. Ob er auch in die richtige Richtung führt, wird allerdings erst die Zukunft zeigen. Jens Reinbold
Hallo, 24.04.2005
(dk). Arminia Hannover steht am heutigen Sonntag vor einem so genannten Sechs-Punkte-Spiel. Um 15 Uhr empfangen die Blauen Victoria Hamburg. Mit einem Sieg gegen das Schlusslicht könnte die Mannschaft von Trainer Hilger Wirtz einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt tun. "Dazu benötigen wir 45 Punkte", lautet die Hochrechnung von Wirtz, schließlich drohen sechs Absteiger. Klubchef Jürgen Scholz hat ein Zukunftsmodell vorgestellt, durch das die Arminen ihre Finanzen konsolidieren wollen. Ab kommender Saison soll auf der Basis niedriger Festgehälter und eines Prämiensystems für die Spieler nicht mehr ausgegeben werden, als da ist.