17.04.2005, 14 Uhr
Spiegel, 11.04.2005
Von Detlef Hacke
Darf eine Mannschaft auf dem Hintern Werbung tragen? Arminia Hannover klagt nun gegen das Nein des DFB vor einem Zivilgericht. Wie so manch skurrile Idee nahm auch diese ihren Anfang bei zapffrischem Bier. Jürgen Scholz, 38, Vorsitzender des heruntergewirtschafteten Traditionsclubs Arminia Hannover, saß mit einem Freund in der Altstadtkneipe "Teestübchen" zusammen. Der Chef des Amateur-Oberligisten klagte über die chronisch leere Vereinskasse und den Zwang, "neue Einnahmequellen zu finden". Der Kumpel, ein Boutiquenbesitzer, der gerade erst eine lokalpatriotisch angehauchte Wäschekollektion herausgebracht hatte, auf der groß "Kanzlerstadt" aufgebügelt steht, war zur Hilfe bereit. Die beiden kamen überein, das Label auf den Hintern der Arminen-Kicker zu platzieren. Po-Werbung zu tragen, so etwas hatte in Deutschland noch nie eine lizenzierte Fußballmannschaft gewagt. Eine ungeheuerliche Provokation für die Tugendwächter des Sports. Seit Arminia Hannover im Herbst 2003 in der vierten Liga erstmals mit dem Reklameslogan über dem Gesäß antrat, ist deshalb ein juristisches Muskelspiel im Gange. Zweimal haben Sportgerichte des Niedersächsischen Fußball-Verbands den Club zu Geldbußen von insgesamt 300 Euro verdonnert, weil Werbung in Deutschland lediglich auf den Trikots erlaubt sei und dort auch nur vorn. Scholz ignorierte die Urteile, sieht er sich doch weiterhin im Recht, so zu werben, wie er möchte. Jetzt strengt der Vereinsboss einen Zivilprozess an und hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) beim Landgericht Frankfurt am Main verklagt (Aktenzeichen 2-06 O 101/05). Er will damit jene "Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung" kippen, die der DFB erst im vergangenen Oktober verschärft hat und die im schlichten Herrenausstatterdeutsch münden: "Als Werbefläche dienen ausschließlich die Vorderseite und ein Ärmel im Oberarmbereich des Trikots." Was zunächst nach einer lokalen Petitesse um einen vielleicht schon totgerittenen PR-Gag klingt, birgt in Wahrheit die Antwort auf die spannende Frage, ob in Deutschland bald Proficlubs wie Bayern München ihre Kicker fast nach Belieben mit Stickern bepflastern und einen Po-Sponsor als Co-Sponsor akquirieren dürfen. In Ländern wie Belgien, Spanien oder Frankreich lassen es die Verbandsoberen zu, dass Hosen und Stutzen vermarktet werden. In Österreich laufen die Spieler gar bunt gescheckt wie Litfaßsäulen auf - ein Horrorbild für den DFB, dessen Nationalspieler zwar für Bier Reklame machen, der aber in Fragen des Outfits auf eine ordentliche Erscheinung seiner kurzbehosten Repräsentanten bedacht ist. Die juristische Argumentation der Frankfurter Regelhüter ist jedoch eher dünn. Denn im Juli 2003 strich der Fußball-Weltverband Fifa aus seinen Bestimmungen jene zwei Sätze, die es den Clubs verbaten, woanders als auf den Trikots zu werben. Damit erlaubt die Fifa offiziell eine Praxis, die sie zuvor schon klammheimlich toleriert hatte. Dass der DFB von dieser Linie abweicht, hält Scholz für reine Willkür: "Er könnte morgen ja auch auf die Idee kommen, dass niemand mehr mit weißen Schuhen oder langen Haaren auflaufen darf, nur weil ihm das geschmacklich nicht in den Kram passt. Und: Warum provoziert Po-Werbung den deutschen Verband, aber warum nicht den österreichischen oder spanischen?" Fast wörtlich steht der Vergleich mit den Schuhen und den Haaren auch in der 24-seitigen Klageschrift, die Rechtsanwalt Scholz selbst formulierte. Der DFB hat es also nicht mit einem übellaunigen Provinzfürsten zu tun, sondern mit einem Volljuristen und Insider: Einige Zeit saß der Master of European Law Niedersachsens Fußball-Verbandsgericht vor, zudem berät er Profis in Rechts- und Vertragsfragen. Scholz wusste, wie obszön es auf die konservativen Anzugträger in der Spitze des DFB wirkt, wenn Spieler mit beschriftetem Hintern herumlaufen - und dass sie deshalb nie freiwillig nachgeben würden. "Eine Genehmigung einzuholen konnte ich mir schenken. Es war ein Test", sagt Scholz, "mir geht es ums Prinzip." Darum, dass einem klammen Verein wie dem SV Arminia die Geldquellen in Sichtweite versiegen, weil die Geschmacksnerven des Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder irritiert sind. "Diese arrogante Haltung", sagt Scholz, "ärgert mich am meisten."
Neue Presse, 12.04.2005
Bei seiner Suche nach neuen Stürmern ist Arminen-Trainer Hilger Wirtz offenbar bei Eintracht Braunschweig fündig geworden: Getestet wird derzeit A-Jugend-Mittelstürmer Patrick Grabosch (18), der aus Hannover stammt. "Er zeigt gute Ansätze", so Wirtz. reis
Wochenblatt, 13.04.2005
(dk). Es war kein erfolgreicher Spieltag für Hannovers Oberligisten. Arminia Hannover kam zu Hause über ein 1:1 gegen den FC St. Pauli II nicht hinaus. Fazit: Es kann nur besser werden. Arminia tritt am Sonntag um 14 Uhr bei Altona 93 an. "Wir müssen mit aller Macht versuchen dort zu punkten", fordert Hilger Wirtz. Doch erneut haben Arminias Trainer Verletzungssorgen eingeholt. Philippe Harms verdrehte sich das Knie, Aleksandar Trifunovic zog sich eine Oberschenkelzerrung zu.
Kicker, 14.04.2005
Torhüter Alexander Dlugaiczyk hat sich im Training das Knie verdreht.
Neue Presse, 16.04.2005
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
Ebenfalls morgen, aber bereits um 14 Uhr kickt Arminia bei Altona 93. Für Arminen-Coach Hilger Wirtz ist das „eine ganz wichtige Partie“. Denn von Tabellenplatz 13, der am Ende den Abstieg bedeuten könnte, sind beide Klubs nicht weit entfernt. Die Bischofsholer wollen ihr Fünf-Punkte-Polster auf einen möglichen Abstiegsrang halten: „Wir streben ein Remis an“, so Wirtz, dem gleich sieben Akteure fehlen. Böse hat es Ersatztormann Alexander Dlugajczyk erwischt, der sich im Training einen Kreuzbandriss zuzog und lange fehlen wird. Von den Stammkräften fehlen zudem Philippe Harms (Innenband), Boris Besovic, Marcel Hagmann (beide Leiste) und Aleksandar Trifunovic (Zerrung). Auf der Bank sitzen dafür die Bezirksklassenspieler Mustafa Weis und Lewis Asamoah.
HAZ, 16.04.2005
Hannover (kös). Wenn es derzeit einen Regionalligaklub gibt, der sich großer Sympathien in der Fußball-Oberliga Nord erfreut, dann ist dies die Amateurmannschaft von Werder Bremen. Nur wenn der SV Werder den Klassenerhalt noch schaffen sollte, bleibt der Klasse der sechste Absteiger erspart. Zu den Klubs, die diese Entwicklung genau im Auge behalten müssen, gehören auch die hannoverschen. Daumen drücken alleine hilft nicht, es müssen dringend Punkte geholt werden, um sich ein Sicherheitspolster nach unten zu verschaffen. Dazu hat der SV Arminia am morgigen Sonntag (14 Uhr) bei Altona 93 Gelegenheit. „Mit einem Punkt wären wir auf Grund unserer Personalsituation zufrieden“, sagt Trainer Hilger Wirtz. Sah es vorübergehend nach Entspannung aus, hat er nun gerade noch zwölf gesunde Spieler zur Verfügung. Jetzt hat sich auch noch Alexander Dlugaiczyk im Training das Kreuzband gerissen. Für den Torhüter wird der 38-jährige Michael Burghardt aus dem Reserveteam auf der Bank sitzen. Es gibt dennoch Gründe für einen vorsichtigen Optimismus. „Die aktuelle Form ist gut, und die Mannschaft weiß, worauf es ankommt“, sagt Wirtz.
Hallo, 17.04.2005
(dk). Wenn Hannovers Oberligaklub nicht mitten in den Abstiegskampf hineingerissen werden will, dann muss er am Sonntag punkten. Auf den ersten Blick steht der Klub zwar im sicheren Mittelfeld, aber steigen die Amateure von Werder Bremen aus der Regionalliga ab, gibt es in der Oberliga Nord gleich sechs Absteiger. Das Verletzungspech bleibt Arminia Hannover treu. Ohne Ersatztorhüter Alexander Dlugaiczyk, Kreuzbandriss, reisen die Blauen zu Altona 93. Dafür wird um 14 Uhr Michael Burghardt, Torwart der 2. Herren, auf der Bank Platz nehmen, und dazu gerade mal ein gesunder Feldspieler. "Das ist eine heikle Situation", weiß Trainer Hilger Wirtz. Trotzdem herrscht vorsichtige Zuversicht, mindestens ein Punkt soll her.