24.10.2004, 15 Uhr
Eine nahezu ewig währende Anreise fand ihr plötzliches Ende in der Metropole Schleswig-Holsteins. Nur noch eine kurze Busfahrt und man befand sich am Stadion von Holstein Kiel. Hier wurde zunächst die Designer-Gaststätte der Hausherren aufgesucht und deren Speisekarte hielt allerlei Absonderlichkeiten für den hungrigen Gourmet bereit. Die Speisen sahen aus, als ob sie von einem Dekorateur auf dem Teller drapiert worden wären. Dafür schien hier weniger wirklich weniger zu sein. Die traditionelle Fußballküche wurde stark vernachlässigt, dafür zählte offenbar ein eigens zu diesem Behufe angestellter Mensch die Salatblätter auf die Teller. Durch eine Tür dieser Wellnessoase (Kneipe kann man das Teil nicht nennen) gelangten wir ins weite Rund, nur um Sekunden später von einer verzweifelten Kellnerin darauf hingewiesen zu werden, dass doch bitte der reguläre Eingang zu benutzen und dort auch eine kompetente, extra ausgebildete Person in der Lage sei, unsere Karten in der Mitte durchzureißen. Also einmal um den ganzen Laden rum und dann konnten wir das, seit unserem letzten Besuch durchaus verbesserte, Stadion von innen sehen. Holstein machte zunächst Druck, konnte aber keine Gefahr für das Gehäuse von Daniel "Krake" Lüders generieren. Nach etwa zehn Minuten befreiten sich die Götter im grünen Dress und griffen ihrerseits an. Kurze Zeit später wurden diese Bemühungen dann auch belohnt. Eine schöne Hereingabe von Florian Toussaint verwertete Boris Besoviv zum 1:0 für den SVA. Schade, dass Arminia es verpasste die Verwirrung der Kieler in den folgenden Spielminuten auszunutzen und den zweiten Treffer nachzulegen. So kamen die Störche Ende des ersten Durchgangs wieder ins Spiel, auch weil ihnen das Kombinieren großzügig gestattet wurde, und so kamen sie nach einer ungestörten Serie von kurzen Pässen wenige Minutern vor dem Pausentee zum Ausgleich. In der Halbzeit ging es zum Würstchenstand, wo wir mit einem fast die gesamte Butze ausfüllenden Grill konfrontiert wurden. Weit gefehlt, wenn man die einfache Gleichung "großer Grill - schnelle Wurst" aufstellte. Der Würstchenzangenbewehrte versagte einer solch einfachen Arithmetik mit stoischer Miene die Gültigkeit und so brauchte er länger als Leute mit einem Feuerzeug, um das Grillgut in einen eßbaren Zustand zu bringen. Mit Wiederanpfiff sahen die Zuschauer ein verteiltes Spiel mit Chancen für beide Teams. Leider nutzte der SV Arminia die sich bietenden Gelegenheiten nicht und agierte in der Abwehr etwas zu sorglos. So durften die Störche sich erneut am Strafraum den Ball zuschieben, ohne das sie dabei allzu stark bedrängt worden wären. Dass der zweikampfstarke Marcel "Larry" Hagmann zu diesem Zeitpunkt verletzt ausgeschieden war, machte sich dabei äußerst negativ bemerkbar. Ein Storchenfuss nahm dann genau Maß und beförderte das runde Leder in das grobmaschige Netz, das nach dem Spiel wieder auf einem Kutter seinen üblichen Verrichtungen nachgehen wird. Die Giganten antworteten mit wütenden Angriffen, konnten aber trotz einiger aussichtsreicher Gelegenheiten den verdienten Ausgleich nicht mehr erzielen. So blieb es bei der ersten Auswärtsniederlage gegen in den letzten fünf Minuten dezimierte Gastgeber. Die Rückfahrt brachte ein Wiedersehen mit den Anhängern eines Dorf-Eishockeyclubs, die sich weiterhin an schon auf der Hinfahrt als seltsam eingestufte Getränke klammerten oder wollten sie durch das Trinken von Erdbeerbowle die sensible Seite ihres abstrusen Sports zeigen? Wir hingegen gaben durch die kreative Auslegung des Rauchverbots im Metronom den drei Sicherheitsbeamten Gelegenheit sich zu uns zu gesellen. Angedachte Diskussionen über die Epochen der Weltliteratur wurden allerdings von diesen mit beeindruckenden Oberlippenbärten ausgestatten Gestalten im Keim erstickt. Stattdessen lenkten sie unsere Aufmerksamkeit auf die Schule der Chinesin Wing Chun, die sich allerdings fragen lassen muss, ob es richtig war einen solchen Kampfstil einzuführen, wenn die nach ihr benannten Stätten derartige Eleven hervorbringen. In Uelzen stieg man dann in das Gefährt der Bahn um und schnell verbreitete sich auch hier der Geruch von Freiheit, Abenteuer und Raucherbeinen. Dirk
Neue Presse, 25.10.2004
KIEL. Arminia hat es nach acht Spielen ohne Niederlage erwischt: 1:2 bei Holstein Kiels Reserve, die erste Auswärtspleite.
Von einem Offensivproblem der Bischofsholer war zunächst nichts zu sehen. Die Hannoveraner spielten engagiert nach vorn, was nach 17 Minuten belohnt wurde: Nach feinem Zuspiel von der Grundlinie von Florian Toussaint hatte Boris Besovic aus fünf Metern keine Mühe beim Vollstrecken – 0:1. Doch es wurde nicht energisch nachgesetzt. Im Gegenteil – noch vor der Pause gelang Spasskov per 16-Meter-Schuss der Ausgleich (43.). Haufe besorgte in der 73. Minute den Siegtreffer für die Gastgeber. Vorausgegangen waren jeweils unnötige Abspielfehler von Arminia, bei denen Marcel Hagmann zur Halbzeit mit Muskelfaserriss ausscheiden musste. Die rote Karte für Kiels Ilski (86.) half den Arminen auch nicht mehr. Das größte Problem bei den Bischofsholern war wieder einmal die Chancenverwertung. So vergab Tugay Tasdelen in Minute 60 aus fünf Metern. sch
HAZ, 25.10.2004
Achtmal in Folge war Arminia Hannover ungeschlagen gewesen. Diese Serie fand mit der 1:2-Niederlage bei Holstein Kiel II vor 164 Zuschauern ein Ende. Danach hatte es zunächst nicht ausgesehen. Boris Besovic brachte die „Blauen“ nach schöner Vorarbeit von Florian Toussaint in Führung. Dass die nicht ausgebaut werden konnte, hatte mehrere Gründe. Aus dem Mittelfeld kamen zu wenig Impulse, mit Marcel Hagmann (Muskelfaserriss) und Malek Barudi (muskuläre Probleme) verletzten sich zwei Leistungsträger, ein Tor von Jörg Brüning (60.) wurde wegen angeblicher Torhüter-Behinderung nicht anerkannt. Zu allem Überfluss schoss Alexej Spasskov zwei Minuten vor der Pause den Ausgleich. Christian Haufe erzielte in der 75. Minute mit einem 16-Meter-Schuss das Siegtor für die mit sechs Regionalliga-Akteuren angetretenen Kieler. Zwei Minuten vor dem Abpfiff sah Holsteins Zbigniew Ilski nach Foul an Arminia-Torhüter Daniel Lüders die Rote Karte. „Es hat heute einfach nicht gereicht“, sagte Arminias Trainer Hilger Wirtz enttäuscht.
SV Arminia: Lüders – Hagmann (46. Lazic), Nischkowsky, Brüning – Barudi (60. Herold), Kirsch (69. Harms), Schwabe, Tasdelen, Toussaint – Ari, Besovic.
Kicker, 25.10.2004
Arminias Höhenflug nach acht Begegnungen ohne Niederlage ist beendet. Schon vor der Pause waren die Holsteiner in einem ausgelichenen Spiel engagierter. Nach der Halbzeit drückten die Kieler aufs Tempo. Nachdem Haufe aus 14 Metern verzogen hatte (71.), machte er es zwei Minuten später aus 17 Metern besser, traf unhaltbar ins linke Eck. In Gefahr geriet Holsteins Führung erst, nachdem Ilski die Rote Karte sah. I. Haake
Bild, 25.10.2004
Die Blauen hat´s nach acht Spielen ohne Niederlage erwischt: Arminia verlor 1:2 bei Holstein Kiel II. Und das völlig verdient. Arminia mit Wischi-Waschi-Einstellung. Besovic (17.) traf zum 0:1.