16.10.2004, 15 Uhr
Bei idealen äußeren Bedingungen waren leider nur allzu wenige zur Wallfahrtstätte des Fußballs gepilgert. Die Anwesenden bekamen ein durchaus verteiltes Spiel zu sehen. Die Götter im blauen Dress waren am Anfang die bessere Mannschaft, allerdings ohne große Gefahr für den offenbar von einem Druiden, der mit merkwürdigen Substanzen ausgestattet zu sein scheint, auf mirakulöse Weise geheilten Haas im Tor der Amateurroten darzustellen. In manchen Situationen wäre ein bisschen weniger Lässigkeit seitens des SVA angebracht gewesen. Nach etwa zehn Minuten kamen auch die 96er ins Spiel, doch auch sie konnten den Kasten von Daniel "Krake" Lüders zunächst nicht gefährden. So spielte sich das Geschehen meist im Mittelfeld ab, wo Marko Schwabe, trotz sichtbehindernder Nasenschutzmaske, einen Ball nach dem anderen eroberte. Erst nach 25 Minuten bekamen die Zuschauer in einer unterhaltsamen Partie die ersten Torchancen zu sehen. Den Anfang machten die Clausewitzsträßler, aber sie scheiterten entweder an der vielbeinigen Abwehr des SV Arminia oder an der "Krake". Dann nahm Arminia das Heft fest in die Hand und kam zu guten Gelegenheiten und einer Serie von Eckbällen, leider blieb der Erfolg den Giganten versagt. Erneut hatte der SVA mit sehr späten beziehungsweise schlicht falschen Abseitsentscheidungen des Fahnenschwenkers an der Linie zu kämpfen. Nach der üblichen Dreiviertelstunde war Halbzeit und die beiden von der Mannschaft gesponserten Kisten Bier leer. Mit Wiederanpfiff drückten zunächst die Roten und es gelang ihnen tatsächlich in der 50. Minute, nach einem Fehler in der Abwehr, das 0:1. Nun ist das in dieser Saison eine keineswegs ungewohnte Situation für das Team der Götter und so reagierte man auch nicht besonders geschockt auf den Rückstand. Das Nachsetzen der Gäste wurde ausgestanden und ab der 60. Minute wurde angegriffen. Mit Erfolg! Ein Foul eines 96ers ließ Schiedsrichterin Christine F. keine andere Wahl als auf einen allseits bekannten Punkt auf dem Feld zu zeigen. Schwabe versenkte die Kugel sicher zum Ausgleich. Der im Spiel gegen Büdelsdorf stark lädierte Haas fand sich im falschen Eck wieder und wirkte bei seinem Abwehrversuch so unnütz wie eine Waschmaschine mit Schleudertrauma. In der Folge erspielten sich die Blauen noch ein paar Möglichkeiten, während die roten Reservekicker zu kontern versuchten. Es blieb aber beim 1:1 und Arminia ging zum achten Mal in Serie ungeschlagen vom Platz. Dirk
Hallo, 17.10.2004
(dk). Enttäuschung bei Arminia Hannover. Nur 850 Zuschauer wollten das Derby gegen die Amateure von Hannover 96 sehen. Arminias Trainer Hilger Wirtz klagte nach Spielschluss: "Wenn man so viele Chancen vergibt, darf man sich nicht wundern, wenn es nur zu einem Remis reicht." 96-Kollege Jörg Goslar bestätigte: "Wir können mit dem Punkt sicher besser leben." Die Zuschauerzahl sollte nicht die einzige Enttäuschung bleiben. Die erste Halbzeit war nicht geeignet, die Fans aus beiden Lagern zu begeistern. Beide Mannschaften neutralisierten sich im Mittelfeld, konnten sich am gegnerischen Strafraum nicht durchsetzen und produzierten zudem noch einiges an Fehlpässen. Torchancen blieben Mangelware. Etwas besser wurde es in der zweiten Halbzeit. 96 begann dynamisch. Abit Jusufi (49.) prüfte Arminias Torhüter Daniel Lüders. Nur eine Minute später bereitete Mateusz Duraj mit tollem Solo die 96-Führung vor, Matthias Balke brauchte nur einzuschieben. Arminia war nicht lange geschockt. In der 61. Minute zeigte sich Jusufi gegen Jörg Brüning zu ungestüm. Arminias Marko Schwabe, der wegen eines Nasenbruchs mit Maske spielte, verwandelte den Strafstoß sicher zum Ausgleich. Danach hätten Zeki Ari (67., 79.) und Tugay Tasdelen (80.), Arminias Torjäger vergab frei aus fünf Metern, die Partie für die Blauen entscheiden können. Arminia bleibt damit seit acht Spielen ungeschlagen.
Neue Presse, 18.10.2004
VON MICHAEL LANGE
HANNOVER. Schlusspfiff im Rudolf-Kalweit-Stadion – Arminia-Coach Hilger Wirtz tritt wutentbrannt ein Loch in die Luft und flucht drauflos: „Ach, Sch…“ Der Ärger des Trainers ist indes nur bedingt verständlich – vor allem eine Szene aus Minute 80 dürfte ihn in Rage gebracht haben: Boris Besovic war in den 96-Strafraum gekurvt, hatte punktgenau auf Tugay Tasdelen gepasst – der verstolperte die Kugel aus fünf Metern vor dem leeren Tor. Das aber war – neben den beiden Toren – der einzige Aufreger in einer Partie, über die 96-Mittelfeldmann Denis Wolf hinterher dieses Urteil fällte: „Ich denke, das war für die Zuschauer kein schönes Spiel.“ Wohl wahr. Bei Halbzeit eins handelte es sich um ein 45-minütiges Dauerabtasten ohne Höhepunkte oder, wie es 96-Coach Jörg Goslar vornehmer formulierte, um „ein taktisch geprägtes Spiel“. Die Tore fielen im etwas lebendigeren zweiten Abschnitt – erst traf Matthias Balke für 96 nach tollem Solo und präzisem Pass von Mateucz Duraj (50.), elf Minuten später kam Arminia zum Ausgleich: Abit Jusufi sollte, so sah es zumindest Schiedsrichterin Frai, Jörg Brüning im Strafraum umgerissen haben. Arminia-Kapitän Marco Schwabe versenkte den Elfer sicher. Auch wenn Arminia anschließend Druck machte und durch Ari Zeki noch zu zwei halbgaren Gelegenheiten (67., 79.) und der ausgewachsenen Chance von Tasdelen kam – dass es beim Elfmetertor blieb, war bezeichnend für die Gastgeber. Schwabe klang fast resigniert: „Hinten stehen wir ja recht sicher, aber wir kommen einfach nicht zum Torabschluss.“ Coach Wirtz tröstete sich so: „Das Positive ist, dass wir seit acht Spielen ungeschlagen sind.“ Und sein 96-Kollege Jörg Goslar räumte ein, dass auch sein Team sich nicht mit Ruhm bekleckert hatte: „Wir sind mit diesem Kader noch nicht auf dem gleichen Niveau wie letztes Jahr.“ Aber gerade deshalb hatte er mit dem Remis kein Problem: „Wir können damit besser leben als Arminia.“
Tore: 0:1 Balke (50.), 1:1 Schwabe (61., Foulelfmeter)
Arminia: Lüders – Brüning, Nischkowsky, Hagmann, Barudi – Toussaint, Schwabe, Kirsch (69. Harms), Tasdelen – Ari, Besovic (80. Brandt)
96-Amateure: Haas – Schinner, Marheineke, Agac, Duraj – Wolf (78. Galloway), Großöhmichen, Winzer, Jusufi – Balke (59. Montabell), Kruse (59. Schulz)
Zuschauer: 850
Schiedsrichter: Christine Frai (Bremen)
Beste Spieler: Barudi, Schwabe – Winzer, Haas
HAZ, 18.10.2004
Von Björn Franz
Hannover. Tugay Tasdelen wusste nach Spielschluss selber nicht so genau, was ihm da passiert war. In der 81. Minute stand der eigentlich so torgefährliche Mittelfeldspieler von Arminia Hannover beim Stand von 1:1 plötzlich allein vor dem leeren Tor der Amateure von Hannover 96. Doch während seine Mitspieler und die Anhänger der „Blauen“ unter den 850 Zuschauern schon den Torjubel auf den Lippen hatten, verstolperte Tasdelen den Ball fünf Meter vor dem Gehäuse und rettete den „Roten“ so ungewollt einen Punkt. Das Missgeschick des 24-Jährigen war der letzte Höhepunkt eines Derbys, das nun wirklich nicht viele davon hatte. Vor allem in der 1. Halbzeit ertönte von der Tribüne des Rudolf-Kalweit-Stadions immer wieder ein vielstimmiges Stöhnen, wenn der Ball zum wiederholten Male unkontrolliert von einer Seite des Spielfeldes auf die andere geflogen war. Dass 96-Stürmer Matthias Balke auf der einen und Arminias Abwehrspieler Marcel Hagmann per Kopf auf der anderen Seite die jeweils einzigen Torchancen ihrer Mannschaften vor der Halbzeitpause vergaben, sagt eigentlich alles über die Qualität des Spiels aus. So musste fünf Minuten nach dem Seitenwechsel schon ein eklatanter Fehler von Arminias Marco Kirsch herhalten, um der Partie etwas Leben einzuhauchen. Der ehemalige 96er ließ sich von Mateucz Duraj im Stile eines Anfängers überlaufen – und Balke brauchte den anschließenden Querpass aus zwei Metern nur noch über die Linie zu drücken. Dass der Vorbereiter nach einem versuchten Kopfstoß gegen Florian Toussaint kurz vor der Pause eigentlich die Rote Karte hätte sehen müssen, sorgte allerdings für einigen Gesprächsstoff. Lange konnten sich die Gäste jedoch nicht über die Führung freuen. Denn schon zehn Minuten später – kurz nachdem 96-Trainer Jörg Goslar durch zwei Wechsel auf eine Kontertaktik umgestellt hatte – glich Marco Schwabe mit einem umstrittenen Foulelfmeter aus. Schiedsrichterin Christine Frai zeigte nach einer Attacke von Abit Jusufi gegen Jörg Brüning auf den Punkt und brachte Goslar damit in Rage. Dass die Gastgeber durch Tasdelen anschließend eigentlich hätten gewinnen müssen, das musste der 96-Coach allerdings auch eingestehen. Trotzdem war der Armine nicht der große Verlierer des Tages. Denn diese Rolle übernahm mit Fabian Montabell eines der vermeintlich größten Talente der „Roten“. Der Stürmer wurde kurz vor dem Ausgleichstreffer eingewechselt und blieb danach jeden Beweis seiner Klasse schuldig. Dass mit Ilja Kaenzig der 96-Manager den lustlosen Auftritt des 19-Jährigen von der Tribüne aus verfolgte, könnte durchaus Folgen für ihn und den ebenfalls enttäuschenden Denis Wolf haben. „Wir müssen uns Gedanken über einige ambitionierte Talente machen“, erklärte Kaenzig. „Eigentlich müssten sie in der Oberliga auffallen, aber das war heute sicher nicht so.“
Hilger Wirtz (Trainer des SV Arminia): „Ich kann mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Aber wenn wir so klare Chancen nicht verwerten, dürfen wir uns nicht wundern, dass wir nicht gewonnen haben.“
Jörg Goslar (Trainer der 96-Amateure): „Wir können mit dem Punkt sicher besser leben als Arminia. Wir sind durch eine Einzelaktion verdient in Führung gegangen, aber dann hat dieser unberechtigte Elfmeter unsere ganze Taktik kaputtgemacht.“
Jürgen Scholz (Klubchef des SV Arminia): „Das war heute viel Kampf und Krampf, aber in Derbys ist ein gutes Spiel auch nicht zu erwarten. Nach dem 0:1 haben wir gut ins Spiel zurückgefunden. Dass wir trotzdem nicht gewonnen haben macht den Unterschied zu den Teams aus, die oben stehen.“
Ilja Kaenzig (Manager von 96): „Das Unentschieden war sehr unglücklich für Arminia. Aber in die Geschichte der Derbys wird dieses Spiel sicher nicht eingehen.“
Marko Schwabe (Kapitän von Arminia): „Ein Punkt ist einfach zu wenig. Wir stehen hinten gut, aber vorne machen wir einfach zu wenig Tore.“ bj
Kicker, 18.10.2004
Das Lokalderby konnte die hoch gesteckten Erwartungen über weite Strecken nicht erfüllen. Nach der 96-Führung durch Matthias Balke, die Mateusz Duraj mit tollem Solo vorbereitet hatte, wachte Arminia auf. Jabit Jusufi stellte sich gegen Arminias Jörg Brüning ungeschickt an, den Strafstoß verwandelte Marko Schwabe, der wegen Nasenbruchs mit Maske spielte, sicher. Die Hausherren brachten sich um den Sieg, da Zeki Ari (67., 79.) und Tugay Tasdelen (80.) Großchancen vergaben. Mit diesem Remis bleiben die Arminen zum achten Mal in Folge ungeschlagen. D. Kösel