22.02.2004, 15 Uhr
Wochenblatt, 18.02.2004
Die Amateure von Hannover 96 starteten mit einem 2:0-Sieg über den SV Wilhelmshaven in das neue Jahr. Arminia Hannover hatte wegen der Unbespielbarkeit des Platzes bei Kickers Emden spielfrei. Im Blickpunkt des nächsten Spieltages steht am Sonntag, 15 Uhr, das ewig junge Lokalderby bei Arminia gegen 96. Gut vorbereitet geht Arminia ins Derby. Den spielfreien Sonntag nutzten Trainer Hilger Wirtz und seine Spieler, um bei 96 zu spionieren. "Fußballerisch können wir den Roten kaum etwas vormachen. Dieses Derby wird mit dem Kopf entschieden", ist sich Wirtz sicher. Und da ist bei seinen Spielern sicher hängen geblieben, dass man das Hinspiel auf Grund einer falschen Schiedsrichterentscheidung unglücklich 1:2 verlor. Personell sieht es gut wie lange nicht mehr aus, da Garip Capin, Zeki Ari, Philippe Harms und Fabian Orthmann die Zeit nutzten, um Trainingsrückstände aufzuholen. Viel Selbstvertrauen haben die Amateure von Hannover 96 mit dem Sieg gegen Wilhelmshaven getankt. Immerhin 14 Mal waren die Gäste zuvor ungeschlagen geblieben. Auch bei den Roten entspannt sich die Personalfrage, werden Stürmer Denis Wolf und Mittelfeldakteur Maik Kruse zumindest wieder im Kader dabei sein. Und vielleicht tritt Wladimir But wie gegen Wilhelmshaven ja auch am Bischofsholer Damm an, sollte er tags zuvor nicht bei den Profis in Rostock zum Einsatz kommen. "Die jungen Roten wollen bei Arminia die Sau rauslassen", kündigt Trainer Jörg Goslar an - eine scherzhafte Anspielung auf Arminias Glücksschwein "Wühlfried". dk
Neue Presse, 21.02.2004
Das Derby Arminia gegen 96 hat eine große Tradition. So sahen 1976, als beide Teams in der zweiten Liga kickten, 60 000 Fans dieses Prestige-Duell (96 gewann 1:0). Und auch wenn Sonntag (15 Uhr) „nur“ die Oberliga-Vertretung der 96er in Bischofshol antritt, ist es laut Arminen-Trainer Hilger Wirtz „das Topereignis der Saison in Hannovers Amateursport“. Blau gegen Rot, da hofft Wirtz auf „mindestens 1000 Zuschauer. Eher mehr.“ NP-Sportredakteur Reinhold Steinkühler sprach mit dem 38-Jährigen und mit 96-Coach Jörg Goslar (auch 38). Der hofft auf ein ähnliches Resultat wie im Hinspiel. Da gewann 96 vor 1200 Fans mit 2:1.
Blau gegen Rot. Wirtz gegen Goslar. Schwein Wühlfried gegen Hund Jil. Sonntag wird abgerechnet.
Wie brisant ist für Sie das Derby?
Hilger Wirtz: Das ist schon ein brisantes Spiel, schließlich haben wir das Hinspiel 1:2 verloren. Auf 96 sind meine Jungs natürlich heiß.
Jörg Goslar: Für mich hat das Spiel keine besondere Brisanz, schließlich ist es 15 Jahre her, dass ich bei Arminia gespielt habe. Aber allein durch die Historie ist so ein Derby immer interessant.
Wird im Spielerkreis schon auf den Ausgang gewettet?
Wirtz: Möglich, denn die Spieler kennen sich ja untereinander. Ich persönlich würde aber nicht wetten, im Fußball ist alles möglich.
Goslar: Nee, wir schüren keine Emotionen. Aber natürlich kenne ich viele Arminen, und da wird schon mal geflachst.
Im Hinspiel fehlte Arminias Schwein Wühlfried als Glücksbringer, 96 hatte Trainer-Hündin Jil als Maskottchen dabei ...
Wirtz: Uns fehlte nicht nur Wühlfried, uns fehlten damals auch einige verletzte Spieler. Wühlfried hat uns in den letzten Spielen Glück gebracht, und wir werden nicht auf ihn verzichten.
Goslar: Wühlfried? Wir wollen mal selber die Sau rauslassen. Man kann dran glauben, dass denen das Schwein hilft, aber das wird uns nicht ablenken. Meine Jil ist auf jeden Fall wieder dabei.
Im Hinspiel gabs zwei Eigentore Arminias ...
Wirtz: Unglücklich. Aber 96 muss ja den Anspruch haben, auch mal selber ein Tor zu schießen. Wir sind schon seit fünf Spielen ohne Gegentor, so solls bleiben.
Goslar: Wenn die Arminen-Spieler nicht im Wege gestanden hätten, wäre der Ball auch so reingegangen. Wir haben ja 75 Minuten klar dominiert.
Haben Sie alle an Bord?
Wirtz: Sven Holzmann wird vom 96-Arzt Dr. Kregehr am Kreuzband operiert. Auch Jordan und Leipold fallen weiter aus. Und hinten muss ich umstellen, weil mir Marcel Hagmann fehlt - Muskelfaserriss.
Goslar: Joe Yankson ist wieder einsatzfähig, Matze Balke trainiert auch wieder. Ob ich Verstärkung von den Profis bekomme, weiß ich noch nicht.
Mit welchem Spruch machen Sie Ihre Mannschaft heiß?
Wirtz: Ich muss nur die Niederlage vom Hinspiel erwähnen.
Goslar: Ich mache keine Sprüche. Aber wenn man ein Derby verliert, muss man natürlich damit rechnen, belächelt zu werden.
Welche Fehler vom Hinspiel darf ihre Mannschaft auf keinen Fall wiederholen?
Wirtz: Wir waren im Hinspiel zu passiv. Es geht was, wenn wir die fantastischen 96-Spieler im Zweikampf packen.
Goslar: Schönspielerei ist nicht angesagt.
Vor welchem Spieler beim Gegner warnen Sie Ihre Elf am meisten?
Wirtz: Die haben lauter Klasse-Einzelkönner. Djefaflia ist ein brillanter Techniker. Und Agac wird immer besser.
Goslar: Arminia ist in der Offensive stark besetzt. Wenn die ins Spielen kommen, kann man schon mal alt aussehen. Doch wenn einer besonders gefährlich wäre, würde er ja längst bei uns spielen.
VON CHRISTOPH DANNOWSKI
Diebe bei Arminia: Zum zweiten Mal binnen zwei Monaten haben Unbekannte die Geschäftsstelle geplündert. „Alle Räume und Schränke sind aufgebrochen“, so der schockierte Ligaobmann Wolfgang Lange. Beute: Vier Computer (acht Jahre und älter) und 3,70 Euro aus der Kaffeekasse. Offenbar enttäuscht von der mageren Ausbeute, sackten die Einbrecher in der Kabine auch noch die Fußballballschuhe der Oberligamannschaft ein. Arminia will handeln und plant sogar den Einsatz eines Wachdienstes. Trainer Hilger Wirtz erfuhr erst gestern Abend, dass seine Arminen-Kicker morgen ein neues Stadion einweihen. Der Vorstand beschloss Donnerstagabend, dass die Spielstätte am Bischofsholer Damm Rudolf-Kalweit-Stadion heißt. Hotelier Kalweit, 2002 mit 96 Jahren gestorben, vererbte Arminia einen Teil seines Vermögens.
HAZ, 21.02.2004
Von Christian Otto und Dieter Kösel
Hannover. Auf ihre Außenseiterrolle sind sie stolz. „Wir sind Arminen. Wir sind anders“, sagt Jürgen Scholz, der 1. Vorsitzende des SV Arminia Hannover, vor dem Fußball-Oberligaderby gegen die Amateure von Hannover 96. Und als ob er beweisen wollte, dass bei den „Blauen“ wirklich vieles anders ist, haben er und seine Vorstandskollegen kurzerhand das Stadion am Bischofsholer Damm umbenannt. 96 wird die erste Mannschaft sein, die als Gast im Rudolf-Kalweit-Stadion antreten darf. Die Umbenennung erfolgt in Gedenken an das langjährige Vereinsmitglied, das im Dezember 2002 verstorben ist. Nicht Puma-Dome, nicht Toto-Lotto-Arena, sondern Rudolf-Kalweit-Stadion. „Wir haben keine Millionen-Sponsoren. Aber wir haben hier ein Stück Identität“, sagt Arminen-Boss Scholz. Von Arminia aus gesehen, wo „im Stadion der Putz bröckelt“ (Trainer Hilger Wirtz), steht erneut das Duell mit einer Mannschaft an, die für die Gastgeber eigentlich in einer anderen Liga spielt. „Ich ziehe wirklich den Hut vor dieser starken 96-Mannschaft. Aber eigentlich müsste die Reserve eines Erstligisten in der Regionalliga spielen“, sagt Wirtz. „Das Derby bei Arminia ist der Leistungskurs, die Qualifikation für die einteilige Oberliga das Abitur“, sagt 96-Trainer Jörg Goslar. Seine Vorgaben sind klar: Nach dem Aufstieg in die 4. Liga soll er möglichst viele Talente an den Profifußball heranführen, die Liga halten und möglichst irgendwann noch einmal aufsteigen, um die Kluft zwischen Amateuren und Profis zu verkleinern. Weil bei Arminia mit Marcel Hagmann (Muskelfaserriss) einer der besten Spieler ausfällt, sind die Verantwortlichen in Aufregung. Trainer Wirtz jammert zwar, aber die Rolle des Außenseiters macht ihm auch Spaß. Er holt bei Arminia aus den bescheidenen finanziellen Möglichkeiten noch das Beste heraus und weiß, wie der Fußball manchmal funktioniert. „96 hat klar die besseren Einzelspieler. Und die sind auch noch alle super ausgebildet. Aber wenn die Einstellung bei den jungen Leuten nicht stimmt, dann können sie auch gegen jedes Team verlieren“, sagt der langjährige Spieler. Goslar weiß, dass das stimmt. Und so gut sein Team derzeit auch dasteht, immer wieder hört man den 96-Trainer mit seinen großen Talenten schimpfen, als würden sie nicht einmal einen normalen Querpass beherrschen. Seine Aufgabe ist es neben der Weiterbildung, vor allem Bruder Leichtfuß keine Chance zu geben. Im aktuellen 96-Kader haben 90 Prozent der Akteure die eigene Jugend durchlaufen, das Durchschnittsalter beträgt 21,58 Jahre. Der Kindergarten“ hat in der laufenden Serie schon alle Spitzenteams geschlagen. Und mit Per Mertesacker, Salim Djefaflia und Denis Wolf gaben drei Junge schon ihr Erstligadebüt. Wem in den großen Stadien schon zugejubelt wurde, der geht kleinere Auftritte wie den im Rudolf-Kalweit-Stadion aber gerne einmal zu lässig an. Zumal ein Außenseiter wie Arminia gerne zu Untertreibungen neigt. „Wenn wir nicht verlieren, wäre das schon okay“, sagt Klubchef Scholz. Aber der Mann ist auch Fußballer durch und durch. Er wird seinen Spieler schon erklären, dass es eine Frage der Ehre ist, die Umbenennung des eigenen Stadions mit einem Sieg zu würdigen.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Arminia: Lüders - Fiedler - Trifunovic, Brüning, Ibanez - Teßmar, Brezina, Schwabe, Toussaint - Tasdelen - Ari.
96-Amateure: Haas - Aischmann, Mertesacker, Agac, Schinner - Pfingsten, Lindemann, Winzer - Kruse, Djefaflia, Borba.
Anstoß: Sonntag um 15 Uhr im Rudolf-Kalweit-Stadion am Bischofsholer Damm.
Anfahrt: Wer zu Spitzenspielen von Arminia unbedingt mit dem Auto anreisen möchte, sollte sich rechtzeitig auf den Weg machen. Direkt vor dem Stadion gibt es so gut wie gar keine Parkmöglichkeiten. Es empfiehlt sich, den Parkplatz des Kinderkrankenhauses auf der gegenüberliegenden Seite des Bischofsholer Damms zu nutzen. Einfacher geht es mit der Stadtbahnlinie 6: Die hält an der Station Kinderkrankenhaus, nur 50 Meter von den Kassenhäuschen entfernt.
Besonderheit: Nach dem Hinspiel, das die „Blauen“ mit 1:2 verloren, wartet auf die Aktiven der zu dieser Jahreszeit stets schwer bespielbare Platz. Weil Arminias Stärken im kämpferischen Bereich liegen und die von 96 im Spieltechnischen, ist der Gastgeber ein wenig im Vorteil.
Eintrittspreise: Stehplätze 7 Euro (ermäßigt 3 Euro); Sitzplätze 11 Euro; Tages-VIP-Karte 25 Euro.
Hallo, 22.02.2004
(k). Im Mittelpunkt des Amateurfußballs steht am heutigen Sonntag das Lokalderby zwischen Blau und Rot. Arminia empfängt um 15 Uhr die Amateure von Hannover 96 im Stadion am Bischofsholer Damm, das in Rudolf-Kalweit-Stadion umbenannt wurde. Damit wird Rudolf Kalweit, der seit 1925 Vereinsmitglied war, geehrt. Er verstarb im Dezember 2002 im Alter von 96 Jahren. Kalweit hinterließ den Blauen Geld, das über eine Stiftung gemeinnützig für Arminia genutz wird. "Ich hoffe die Leistungen beider Teams werden mit einem vollen Haus belohnt", wünscht sich Trainer Hilger Wirtz von Elmendorff. Arminias Trainer ist sich sicher, dass beim Aufeinandertreffen des Tabellenvierten auf den -sechsten Tore fallen werden. Also beste Werbung für ein Fußballspiel! Defensivspieler Marcel Hagmann, von den Fans zum Spieler der Hinrunde gewählt, zog sich einen Muskelfaserriss zu. "Wir wollen die 1:2-Hinspielniederlage korrigieren", ist Wirtz zuversichtlich. Und das ist sein Kollege Jörg Goslar auch. Der 2:0-Sieg gegen den Tabellendritten SV Wilhemshaven hat für viel Selbstbewusstsein bei den Amateuren von Hannover 96 gesorgt. "Wir sind stark genug, um jeden Gegner schlagen zu können", weiß Goslar. Erstmals nach seiner Blinddarmoperation ist Torjäger Denis Wolf wieder im Kader.