05.09.2003, 18 Uhr
Nachdem wir unseren Blutzoll für die Forschung beim Bäcker entrichtet hatten, machten wir uns auf den Weg in die neu bestuhlte Walter-Bettges-Sportanlage. Nach kurzer Orientierung, der Veränderungen wegen, nahmen wir in Höhe der Mittellinie unsere Stehplätze ein. Arminia spielte von Beginn an gefällig und der SCL versuchte Druck zu machen. Nach einem Fehler in der Abwehr gelang den Langenhagenern nach Vorarbeit, des in ungewohnter Spielkleidung aufgelaufenen, Halil Büyüktopuk das 1:0. Büyüktopuk entledigte sich des hässlichen Trikots nach dem Tor und sah sofort den gelben Karton. Man mag darüber streiten, ob eine Verwarnung bei solchem Verhalten angemessen ist. Aber warum verspüren Fußballer überhaupt den Drang sich nach Toren auszuziehen? Nach einer Viertelstunde gelang Marko Schwabe der Ausgleich. Einen Kopfball von Tobias Fiedler musste er aus kürzester Distanz nur noch über die Linie bugsiereren. Es ging munter weiter. Die einzige Person, die nichts vom Spiel mitbekam war wohl die hoffnungslos überforderte Dame am Bierstand unter der so genannten Tribüne. Die Gastgeber legten nach und nach einem Freistoß durfte auch der meistgehasste Akteur der Vorstädter seinen Treffer feiern und das auf die von Werner gewohnte Art, das heißt der janckeresk wirkende Stürmer lief vor seine Fans, drehte ihnen den Rücken zu und zeigte auf seine Nummer. Wirklich toll! Leider habe ich diese Zelebrierung eines SCL-Tores nur allzu oft gesehen. Der SV Arminia ließ sich durch den erneuten Rückstand nicht beirren und schlug wenige Minuten später zurück. Zeki Ari schoss den viel umjubelten Ausgleichstreffer und danach zeigte sich, dass an diesem Abend nur eine Mannschaft Fußball spielte. Das waren natürlich die Götter im diesmal apricot(lachs?, möhren?)farbenen Dress. Ab der 30. Minute konnte deutlich gesehen werden, welches Team die bessere Spielanlage hatte. Nun rollten die Kombinationen, immer über den sehr agilen Damian (666) Brezina, und Langenhagen durfte froh sein, dass der Pausenpfiff den aufkommenden Sturmwirbel Arminias unterbrach. Nach Wiederanpfiff versuchten die Einflugschneisenkicker weiter Druck zu machen. Ihre Bemühungen fanden nun zumeist bereits im Mittelfeld ein verdientes Ende und diese Ballverluste nutzten die Blauen für Konter. Wieder war es Zeki Ari, der brillant in Szene gesetzt zur hoch verdienten Führung traf. Und Arminia hatte noch nicht genug. Man ließ die nun wütend, aber hilflos angreifenden Gastgeber kommen und konterte dann eiskalt. Chancen für die Platzherren, die dieser Bezeichnung in der zweiten Halbzeit nicht mehr würdig waren, denn es regierte nur noch der SVA, waren Mangelware. Auf der gegenüber liegengenden Seite des Spielfeldes sah das anders aus. Florian Toussaint und Philipe Harms (zwei Tore) machten den Sack zu und schnürten damit ein äußerst wichtiges Drei-Punkte-Paket für das Team vom Bischofsholer Damm. Ein offensichtlich verzweifelter Ultra des SCL rief, nachdem er einen Arminenfan weggeschubst hatte und durch einen katzenhaften Reflex leicht im Gesicht touchiert wurde, die Polizei und verstieß damit gegen das Maifest der vorgenannten Gruppierung. Ich beantrage den Ausschluss. Die Klamotten (Ultras Langenhagen-Sweater usw.) sollten in der nächstgelegenen Ultras-Kleiderkammer abgegeben werden. Am Ausgang schmetterte eine Kappelle dann auch noch den Juliane Werding-Kracher "Wenn Du denkst". Ob das Lied als Warnung an die Mannschaft Langenhagens gedacht war, werden wir wohl nie erfahren. Glücklich dürften aber jene sein, die dank der neuen Sitze nun bequem auf den Bus warten können. Dirk
Neue Presse, 06.09.2003
Arminia bleibt die Nummer eins im Amateurfußball der Region - 6:2 im Oberliga-Derby beim SC Langenhagen. Mit Live-Musik einer Country-Gruppe gings für die 750 Zuschauer gestern Abend fröhlich los beim Derby gegen den Lokalrivalen Arminia. Nach dem Abpfiff war für die Anhänger der Gastgeber aber Schluss mit lustig - bittere Heimpleite. Für die Gäste hatte es noch im Abschlusstraining einen Rückschlag gegeben: Jörg Brüning zog sich einen Bänderriss zu. Arminen-Trainer Hilger Wirtz bot diesmal nur zwei statt wie gewohnt drei Stürmer auf. Trotz der defensiven Aufstellung begann Arminia nervös. Das gipfelte in einem Fehlpass von Schwabe, den der Ex-Armine Halil Büyüktopuk dankbar annahm und Ugur Sahin bediente, der zur Führung für die Gastgeber einschoss. In der Folge entwickelte sich ein munteres Offensivspiel mit reichlich Toren. Erst pennte die SCL-Abwehr bei einem Fiedler-Kopfball, Schwabe staubte zum Ausgleich ab. Dann schlief die Arminen-Hintermannschaft bei einem Kopfball von Patrick Werner - die erneute SCL-Führung. In Minute 25 wackelte Langenhagens Abwehr erneut, Zeki Ari war mit dem 2:2 zur Stelle. Nach der Pause machten die Gastgeber Druck, Arminia konterte kühl. Und erfolgreich: Nach einem tollen Alleingang markierte erneut Ari das 2:3. Nun riskierte Langenhagen alles, lockerte die Abwehr und wurde bestraft. Erst traf der eingewechselte Philipe Harms aus 14 Metern, dann Florian Toussaint per Flachschuss. Und schließich langte Harms gegen die mittlerweile demoralisierten Gastgeber nochmal hin. "Ein bitterer Tag", meinte SCL-Trainer Ulrich Pigulla traurig. "Wir haben in der Abwehr Wildwest gespielt." sch
HAZ, 06.09.2003
Langenhagen. Kurz vor der Halbzeitpause mussten sie neue Bierfässer herbeirollen. Denn es war einer jener spätsommerlicher Fußballabende, an denen man sich gemütlich zurücklehnen und so richtig genießen kann. Fast alle der 120 neuen Sitzplätze im Stadion des SC Langenhagen waren vergeben. Und es wurde so offensiv gespielt, dass so gut wie jeder sitzende Gast seine eigene Torchance serviert bekam. Den Löwenanteil davon sicherte sich der SV Arminia Hannover, der das gestrige Derby der Fußball-Oberliga mit 6:2 (2:2) gewann. Nach dem 3:2 durch den starken Zeki Ari war der Bann gebrochen. Arminias Trainer Hilger Wirtz, seine Reservisten und sein Betreuerteam waren auf den Torschützen zugestürmt, als habe man soeben den Europapokal nach Bischofshol geholt. Und jeder der rund 800 Zuschauer hatte in diesem Moment wohl begriffen, wie wichtig den Spielern der Ausgang dieser Partie war, vor der schon so mancher geunkt hatte, der SCL könne Arminia als Hannovers bestes Amateurteam bald ablösen. "Bis zum 2:2 war es eng, aber nach meinem 3:2 war die Sache entschieden", sagt Ari, "danach haben wir unser spielerisches Können gezeigt." Was sich ein wenig hochnäsig anhört, entspricht den Tatsachen. Arminia war nach Unaufmerksamkeiten in der Abwehr zweimal schnell in Rückstand geraten, blieb danach aber die spielbestimmende Mannschaft. Halil Büyüktopuk, der sechs Jahre lang für die Arminen gespielt hat und sich heute als Spielgestalter der Langenhagener beweisen soll, musste neidlos anerkennen, dass ihm mit seinem neuen Team die Grenzen aufgezeigt worden waren. "Es tut irgendwie weh, gegen das alte Team zu spielen", hatte der 27-Jährige vor der Partie gesagt. Nach der Partie hatte es richtig wehgetan, mit sechs Gegentreffern vor solch einer Kulisse bedacht zu werden. Bis auf einen Lichtblick von Ugur Sahin und eine einstudierte Variante, die Patrick Werner zum 2:1 nutzte, waren die SCL-Spieler weitestgehend damit beschäftigt, den Arminen oder dem Ball hinterherzurennen. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr durften sich die Zuschauer die Augen reiben. Vor der Haupttribüne musste die Polizei wegen einer Backpfeife ermitteln, die ein Arminen-Anhänger einem jugendlichen SCL-Fan verpasst haben soll. Und auf dem Spielfeld setzte es eine Ohrfeige nach der anderen für den Gastgeber. "Mich ärgern aber nicht die letzten Tore, als wir ausgekontert wurden. Mich ärgern die ersten beiden Gegentreffer, als wir noch gut im Spiel waren", meinte der konsternierte SCL-Trainer Ulrich Pigulla. Was die Arminen in der Schlussphase auch anstellten, ihnen gelang so gut wie alles. Als krönender Abschluss durfte auch noch Florian Toussaint, der nach seiner langen Verletzungspause in der Vorwoche noch in der Kreisliga Spielpraxis gesammelt hatte, nach Herzenslust zulangen. Aus rund 25 Metern zog er einfach mal ab - und überwand mit seinem Traumschuss erneut den traurigen SCL-Schlussmann Michael Kreft. Als sich die Arminen nach Spielschluss glücklich in den Armen lagen und ihr Glanzstück feierten, klappte im Walter-Bettges-Stadion ein Plastiksessel nach dem anderen zurück. Wer Sitzplätze anbietet, muss auch damit rechnen, dass sich so mancher zahlende Gast schon vor dem Schlusspfiff demonstrativ auf die Heimreise macht.
Tore: 1:0 (8. Minute) Sahin trifft nach Vorlage von Büyüktopuk. 1:1 (15.) Schwabe schiebt aus Nahdistanz nach Kopfball von Fiedler ein. 2:1 (21.) Werner per Kopf nach Freistoß von Jansen. 2:2 (26.) Ari, dessen Schuß noch abgefälscht wird, nach Vorlage von Fiedler. 2:3 (66.) Ari vollendet nach Sololauf. 2:4 (77.) Harms nach Traumpass von Brezina. 2:5 (81.) Toussaint mit Gewaltschuss aus 25 Metern. 2:6 (85.) Harms nach einem Konter.
Spruch des Tages: "Jeder hat aufgegeben. Das war kollektives Versagen." Patrick Werner, Torjäger des SC Langenhagen, nach der 2:6-Niederlage.
SV Arminia: Lüders - Ibanez, Kroll (77. Trifunovic), Teßmar, Holzmann - Fiedler, Schwabe, Brezina, Toussaint (86. Orthmann) - Näfe (56. Harms), Ari.
Zuschauer: 800.
Schiedrichter: Assmann (Brese).
Beste Arminen: Fiedler, Ari, Brezina.
Beste Langenhagener: Abeling, Werner.
Bild, 06.09.2003
Das war deutlich. Arminia klarer Derby-Sieger: 6:2-Erfolg in Langenhagen. Die "Blauen" die neue Nummer 2 in Hannover hinter 96. Der SCL trotz zweimaliger Führung (Sahin, Werner) mit erschreckenden Abwehrschwächen. 800 Fans sahen ein 2:2 zur Pause. Nach dem Wechsel wirbelte Arminia. Tolles Kurzpass-Spiel, herrliche Tore - da bleiben die SCL-Fans auf den neuen Tribünen-Sitzen kleben. Der Arminen-Sieg auch in der Höhe verdient. Trainer Wirtz: "Hat Spaß gemacht." Tore für Arminia: Ari, Harms (je 2), Schwabe, Toussaint.
Hallo, 07.09.2003
(sdi). Das war im zweiten Durchgang zu viel für den SC Langenhagen, im Derby kamen sie gegen Arminias "Blaue" keineswegs mit einem blauen Auge davon. Stattliche 800 Zuschauer erlebten das 2:6 (2:2) und einen resignierten Trainer Ulrich Pigulla: "Ganz böse Geschichte, am Ende sind wir eben für unsere Risikobereitschaft bestraft worden." Langenhagens Ugur Sahin hatte das frühe 1:0 besorgt, Marko Schwabe aus kurzer Distanz ausgeglichen. Patrick Werner, auffälligster SCL-Akteur, hatte die Gastgeber erneut in Führung gebracht, da wirkte auch Arminias Abwehr nicht souverän. Zeki Ari bewies allerdings noch vor dem Wechsel mit dem Ausgleich, wie wichtig er ist. Die Arminen wurden zunehmend konterstärker, Aris tolles Solo brachte Tor Nummer drei. Zweimal Phillipe Harms und Florian Toussaint schraubten das Ergebnis in ungeahnte Höhen.
Kicker, 08.09.2003
Offen war das Derby zwischen Langenhagen und Arminia nur in den ersten 26 Minuten. Da lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch. Unter kräftiger Mithilfe der Abwehrreihen stand es da bereits 2:2. Die Gäste ließen sich durch einen zweifachen Rückstand nicht irritieren, glichen jeweils wieder aus. Während sich danach die neu formierte Innenverteidigung der Arminen mit Sven Holzmann und Marcel Ibanez stabilisierte wurde schnell deutlich, dass bei den Gastgebern kein Spieler Normalform zeigte. Das wurde in den zweiten 45 Minuten von den glänzend konternden Arminen gnadenlos ausgenutzt. Langenhagens Trainer Pigulla war nach Abpfiff geschockt: "Diese Niederlage hinterlässt Spuren. Das braucht noch ein paar Tage, um das wieder aus den köpfen zu bekommen. Arminias Trainer Hilger Wirtz freute sich natürlich: "Das war ein tolles Spiel für die Zuschauer." Das war es - wenn sie denn Fans der Arminen waren. Dieter Kösel
HAZ, 08.09.2003
(oto/kös). Sie wurden überrumpelt. Von sechs Toren. Vom schön anzusehenden Angriffsfußball des SV Arminia Hannover. Und von solch frechen Spielern wie Philippe Harms. "Da hat sich individuelle Klasse einfach durchgesetzt", meinte Ulreich Pigulla, der Trainer des SC Langenhagen. Es spricht für ihn, dass er gar nicht erst versuchte, die 2:6-Heimpleite vom Freitagabend schön zu reden. Arminia war schlichtweg besser und hatte in der zweiten Halbzeit seine Torchancen eiskalt ausgenutzt. Wie man das Runde in das Eckige beförderte, hatte mit dem 22-jährigen Harms ein Spieler demonstriert, der sich bei Arminia gerade erst etabliert. "Der Junge ist extrem schnell und hat einen guten linken Fuß. An dem werden wir noch viel Freude haben", sagte SVA-Trainer Hilger Wirtz über Neuzugang Harms, der zuletzt für Landesligist TSV Haimar/Dolgen gespielt hat. Nach seiner Einwechslung in der 56. Minute stach er seinen harmlosen Vorgänger Tim Näfe mit zwei sehenswerten Toren aus. Und er schloss dabei Angriffe ab, von denen sein Trainer schon seit geraumer Zeit träumt. "Wir waren heute bereit, den Ball wirklich laufen zu lassen. Für mich als Trainer ist das eine schöne Bestätigung, weil wir das im Training immer wieder üben", sagte Wirtz voller Genugtuung. Während die Langenhagener ein paar Tage Zeit haben, um zu grübeln, warum sie dauernd dem Ball hinterherrennen mussten, wartet auf Arminia schon die nächstgrößere Herausforderung. Mit den Amateuren des VfL Wolfsburg stellt sich am Mittwoch (Anpfiff 18 Uhr) eine der spielstärksten Mannschaften aus Liga 4 in Bischofshol vor - der es in der vergangenen Saison gelungen war, die staunenden Arminen vorzuführen.