30.11.2003, 14 Uhr
Der Bahnhof von Braunschweig ist eines der zugigsten - nicht nur verkehrstechnisch betrachtet - Gebäude, die ich jemals betreten habe. Dieser ganz offensichtlich dem Ost-Berliner Palast der Republik nachempfundene Schandfleck war unser erster Eindruck von der Welfenstadt. Mit der Straßenbahn, in Braunschweig tatsächlich unter dem Namen Tram firmierend, ging es dann zum Stadion. Zum Glück landeten wir nicht in der Oker, dieses Schicksal erlitten neulich Benutzer dieses Gefährts und mussten feststellen, dass Straßenbahnen auf Wasserstraßen absolut untaugliche Verkehrsmittel sind. Am Stadion angekommen, durften wir selbiges umrunden, um uns auf dem Nebenplatz einzufinden, denn dort sollte das Spiel stattfinden. Und zunächst sah es sehr gut aus. Arminia spielte konzentriert und brachte die Abwehr der Gastgeber in arge Bedrängnis. Doch immer wieder konnte Braunschweigs Schlussmann klären oder einer seiner Spießgesellen den Ball von der Linie kratzen. Nach zirka fünfzehn Minuten wurden auch die Gelb-Blauen aktiver und hatten ihrerseits ein paar Chancen zur Führung. Mitte der ersten Hälfte wurden die Zuschauer dann Zeugen eines sehr ansehnlichen Spiels, das beide Seiten beim offenen Schlagabtausch zeigte. Mit Appplaus wurden die Mannschaften dann auch beim Stande von 0:0 in die Kabine verabschiedet. In der Pause begab man sich zum Bierausschank, wo uns leider nur das einheimische Bierderivat der Schreckensbrauerei Wolters erwartete. Nicht unbedingt empfehlenswert. Kurz nach Wiederanpfiff gelang Garip Capin die Führung für die Götter im grünen Dress. Er schüttelte seinen Gegenspieler ab wie Staub von der Jacke und schoss überlegt ein. Nun wurde die Partie härter, die Fouls häuften sich. Florian Toussaint wurde zwei Mal klar gefoult ohne das der Referee sich die Mühe machte in sein Pfeifchen zu pusten. Das tat er aber, als Toussaint dann im Mittelfeld einem Braunschweiger eine Lektion in Sachen Härte erteilte. Dieser fiel auch sofort um wie vom Blitz getroffen und schrie dermaßen, dass man schon Angst haben musste, dass gleich die bekloppten Ratiopharm-Zwillinge auf den Platz rennen und den Versehrten in die nächste Apotheke zerren. Toussaint erhielt vom Unparteiischen die gelbe Karte. Seine wortreiche und sicherlich höchsten Ansprüchen der Rhetorik genügende Replik belohnte der weniger wortgewandte Spielleiter mit der Ampelkarte. Es war die spielentscheidende Szene der Partie. Denn innerhalb von nur drei Minuten hatte die Braunschweiger die Konfusion bei Arminia zur 2:1-Führung genutzt. Der SVA bemühte sich zwar in Unterzahl um den Ausgleich, doch zum Ende der Partie fanden die Platzherren immer mehr Räume zum Kontern und nutzten den Platz zu zwei weiteren Treffern. Schade, denn es war eigentlich bis zum Platzverweis ein gutes Spiel des SV Arminia. Nun muss am nächsten Sonntag gegen denselben Gegner (namentlich ist es dieselbe Mannschaft, aber wer bei den Gelb-Blauen aufläuft ist wohl eher von der ersten Mannschaft abhängig) am Bischofsholer Damm dreifach gepunktet werden. Ich denke, dass die Welfenstädter ein heißer Tanz erwartet. Dirk
Neue Presse, 01.12.2003
Dass es die Bischofsholer nach ihrer Erfolgsserie mit 21 Punkten aus acht Spielen mal wieder erwischte, haben sie sich selbst zuzuschreiben. Nach Gelb-Rot für Florian Toussaint (55., zu heftig beim Schiedsrichter reklamiert) gabs einen Knacks. Danach war die Führung schnell verspielt, und die Pleite wurde deftig. Dabei hatte es lange gut ausgesehen. Die Arminen legten in einem ansehnlichen Spiel eine ordentliche erste Hälfte hin. Gute Chancen durch Garip Capin oder Stephen Kroll blieben jedoch ungenutzt. Zwei gute Braunschweiger Gelegenheiten machte Torwart Alexander Dlugaiczyk zunichte. Nach dem Wechsel sah es zunächst noch besser aus. Capin schnappte sich den Ball, umkurvte zwei Gegenspieler - 0:1 (48.). Doch nach kurzer Freude darüber folgte Toussaints Meckerauftritt, was Braunschweigs Dilek mit zwei schnellen Toren gleich doppelt bestrafte (60., 62.). Sein zweiter Treffer war ein Traumtor aus 25 Metern. In der hektischen Schlussphase ging den Gästen die Ordnung völlig verloren. Hauk (73.) und Schmidt (86.) legten so für die Eintracht noch nach - 1:4 aus Sicht der Blauen, die in der Tabelle von Rang vier auf fünf abrutschen. Arminias Ligaobmann Wolfgang Lange: „Das haut uns aber nicht um.“ sch
HAZ, 01.12.2003
Braunschweig/Hannover (oto). Bis zur 55. Minute war die Fußball-Welt für Hilger Wirtz noch in Ordnung. „Es war ein klasse Spiel. Und zwar von beiden Seiten“, meinte der Coach von Oberligist Arminia Hannover über die Partie bei den Amateuren von Eintracht Braunschweig. Torjäger Garip Capin hatte nach einem Alleingang das 1:0 für die „Blauen“ erzielt - alles lief nach Plan, bis Florian Toussaint kurze Zeit später mit dem Schiedsrichter aneinander geriet. Einem Foul des Arminen, das mit einer Gelben Karten bedacht wurde, folgte eine Diskussion mit dem Referee, der sich dabei bedrängt fühlte. Arminia verlor erst Toussaint wegen einer Gelb-Roten Karte - und dann auch noch das Spiel mit 1:4 (0:0). „Das war eine dumme Aktion von Florian“, meinte Wirtz, der von seinem Angreifer die für einen Platzverweis wegen Meckerns vereinbarte Geldstrafe einfordert. „Denn nach dieser Aktion war es mit der Ordnung in unserem Spiel dahin“, fand der Trainer, der mitansehen musste, wie die Braunschweiger durch zwei Tore von Dilek in der 60. und 61. Minute die Partie noch kippten. Während die Arminen ihren anfänglichen Chancen durch Stephen Kroll, Marcel Ibanez und Tugay Tasdelen nachtrauerten, erhöhten die Gastgeber in der Schlussphase noch durch Treffer von Hauk und Schmidt auf 4:1. Dass die Arminen nach ihrem vereinseigenen „Ball der Bälle“ am Freitag einen Tag vor der Partie noch ein Sondertraining eingelegt hatten, wurde nicht belohnt. „Man muss ganz ehrlich sagen, dass wir gegen ein wirklich starkes Team verloren haben“, meinte SVA-Coach Wirtz. Am kommenden Sonntag (14 Uhr), der kuriose Spielplan macht es möglich, kann Arminia im nächsten Duell mit den Braunschweigern beweisen, wer nun wirklich stärker ist.
SV Arminia: Dlugaiczyk - Fiedler - Ibanez, Hagmann - Teßmar (73. Holzmann), Schwabe, Toussaint, Kroll (62. Brüning), Tasdelen - Capin (73. Näfe), Ari.
Bild, 01.12.2003
Arminia ging die schöne Serie (21 Punkte) flöten: 1:4-Niederlage in Braunschweig. Zwar 1:0 geführt (Capin). Aber dann drehte Toussaint durch, brüllte den Schiri nach einer gelben Karte an - flog (gelb-rot) vom Platz. Danach der Bruch im Spiel. Für Toussaint dürfte der Ausraster noch Folgen haben.
Das 3:1 für die Braunschweiger bedeutete die Entscheidung