13.10.2002, 15 Uhr
HAZ, 09.10.2002
(oto). Den Punktabzug, den Arminia Hannover in der Oberliga hinnehmen musste, versteht Jürgen Scholz als Steilvorlage. "Wir wehren uns - wenn nötig bis vor das höchste Sportgericht. Ich möchte, dass sich mit dieser Sache grundlegend auseinander gesetzt wird", sagt der Klubchef. Über diese Sache, wie es der 36-Jährige formuliert, waren die Arminen Anfang September im Spiel bei Kickers Emden gestolpert. Der Klub hatte gegen die Regel vertoßen, nach der mindestens vier Fußballer unter 24 Jahren auf dem Spielberichtsbogen aufgeführt werden müssen (siehe Stichwort). Scholz hat nichts dagegen, dass dem Nachwuchs mehr Raum zur Entfaltung gegeben werden soll. "Aber diese ganze Regelung, die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für uns beschlossen wurde, ist mit heißer Nadel gestrickt", findet der Klubchef. Zwar könne sein Verein die vom Bundestag des DFB beschlossenen Auflagen problemlos erfüllen. Aber wenn im Kader des SV Arminia von der kommenden Saison an von 18 Spielern sogar sechs jünger als 24 Jahre sein müssen, stoße man an Grenzen. "Am Ende schreiben die uns da oben vor, wie unser Kader auszusehen hat", sagt Scholz. Die da oben sehen den Ärger da unten gelassen. "Der DFB-Bundestag ist nun einmal das höchste Gremium im deutschen Fußball", sagt Willi Hink, Direktor für Amateursport im DFB, "und wenn der eine Entscheidung trifft, wird es immer Unzufriedene geben." Beim SC Langenhagen etwa, der über eine sehr junge Mannschaft verfügt, ist man voll des Lobes. "Der deutsche Nachwuchs muss spielen", sagt SCL-Coach Ulrich Pigulla. "Bei uns sind Leute wie Timo Marner und Kevin Winter sogar Stammspieler. Das Ganze passt zur Philosophie unseres Vereins." Die jüngsten Statistiken des DFB belegen, dass die Regelung Sinn macht. Seitdem die Regional- und Oberligisten dazu verpflichtet sind, mehr deutsche Nachwuchsspieler in ihrem Kader zu haben, sind deutlich mehr Talente zum Einsatz gekommen. Wenn ein Verein wie Arminia auf lange Sicht Probleme habe, die Auflagen zu erfüllen, macht er nach Ansicht von DFB-Funktionär Hink etwas falsch. Arminia kann die Auflagen erfüllen, Klubchef Scholz bezeichnet das Regelwerk aber als halbherzig. "Bisher ist es zulässig, alle Talente in den Spielberichtsbogen einzutragen, sie aber nicht eine Sekunde spielen zu lassen. das ist doch keine Nachwuchsförderung." Er möchte sich deshalb mit anderen Vereinen, denen auch Punkte abgezogen worden sind, solidarisieren und für Verbesserungen kämpfen. "Leider haben wir, die in der Grauzone zwischen Profi- und Amateursport spielen, keine Lobby und keine echte Interessenvertretung", sagt der Jurist. Der für die 4. Liga zuständige Norddeutsche Fußball-Verband setzt nur die DFB-Regelungen an der Basis um. Rückendeckung bekommt Arminia zumindest vom Lokalrivalen SCL. "Bei Vereinen wie dem SV Wilhelmshaven setzen die nur Karteileichen auf die Bank, um die Auflagen zu erfüllen", sagt SCL-Coach Pigulla. "Eines Tages ziehen die auch noch dem Busfahrer ein Trikot an, wenn er jung genug ist."
HAZ, 09.10.2002
Die Entscheidung fiel am 3. Mai dieses Jahres beim Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt. Um den einheimischen Fußball-Nachwuchs zu fördern, wurden die Vereine der Ober- und Regionalliga dazu verpflichtet, mit Beginn dieser Saison bei jeder Partie mindestens vier Spieler unter 24 Jahren in ihrem 18 Akteure umfassenden Aufgebot zu haben. Davon muss ein Spieler sogar unter 21 Jahre alt sein, und alle müssen für die deutschen Nachwuchs-Fußballmannschaften spielberechtigt sein. Von der Saison 2003/04 an geht der DFB sogar noch einen Schritt weiter. Dann müssen sechs "U 24"-Spieler im Kader stehen, darunter zwei "U 21"-Akteure. Dieser Kompromiss wurde gewählt, nachdem der DFB mit seiner Ursprungsidee - mindestens sechs "U 24"-Spieler, von denen vier in der Anfangsformation stehen müssen - nach Protesten der betroffenen Vereine abgerückt war. bj
Wochenblatt, 09.10.2002
Mit einem schweren Gegner hatte es der hannoversche Oberligist bei seinem Auswärtsspiel zu tun. Arminia Hannover gewann mit 2:1 beim BV Cloppenburg. Gut erholt zeigte sich Arminia Hannover von der Heimniederlage gegen die Amateure des VfL Wolfsburg. Tugay Tasdelen und Nima Habibian waren für die Blauen in Cloppenburg erfolgreich. Nun kommt am Sonntag um 15 Uhr Eintracht Nordhorn ins Stadion am Bischofsholer Damm. "Wir wollen zu Hause endlich einmal ein Spitzenspiel gewinnen", fordert Hilger Wirtz von Elmendorff. Der Trainer muss auf Kapitän Marko Schwabe, Mittelfeldakteur Damian Brezina, beide Knöchelverletzung, sowie Stürmer Tim Näfe, Aduktorenverletzung, verzichten. Fraglich ist, ob Nils Noltemeier bleibt. Der Defensivspieler studiert in Salzgitter Sportmanagement, kann nicht mehr mittrainieren. dk
Neue Presse, 12.10.2002
Arminia will in der Oberliga weiter nach oben klettern - dazu muss morgen (15 Uhr) gegen Eintracht Nordhorn gewonnen werden. Dass die Bischofsholer in der Tabelle nicht ganz vorn mitmischen (derzeit Platz acht), liege an einer "gewissen Heimschwäche", hat Arminen-Trainer Hilger Wirtz festgestellt. Bisher gabs daheim zwei Siege und zwei Niederlagen. Diese Bilanz möchte Wirtz "schnell verbessern", fordert deshalb "mehr Mut" von seinen Spielern. Gegen Nordhorn will Wirtz morgen "offensiven Spaßfußball spielen lassen". Vor seiner Vertragsauflösung steht Nils Noltemeier, der sich nicht durchsetzen konnte. sch
HAZ, 12.10.2002
Hannover (oto). Das Publikum auf der guten alten Holztribüne, irgendwie gehört das beim SV Arminia Hannover zur Tradition, ist bekannt für seinen Hang zum Nörgeln. "Ist mir auch schon aufgefallen", sagt Hilger Wirtz, der 37-jährige Trainer des Fußball-Oberligisten. Um die vielen ebenso erfahrenen wie fachkundigen Zuschauer, die seine Väter sein könnten, vom Pfeifen abzuhalten, setzt der neue Mann auf der Trainerbank auf möglichst attraktiven Offensivfußball. "Bisher ging das mit den Pfiffen", sagt Wirtz und sieht sich in seiner Arbeit bestätigt. Vor dem Heimspiel am morgigen Sonntag (15 Uhr) gegen Vizemeister Eintracht Nordhorn könnte er in Ehrfurcht erstarren und von der eingespielten Mannschaft des Gegners schwärmen. Wirtz kündigt aber lieber an, dass Arminias Sturmspitzen wieder Unterstützung von Tugay Tasdelen bekommen. Zwei Angreifer also, dazu eine sogenannte hängende Spitze. "Wir wollen offensiv spielen, die Partie bestimmen und viel Druck machen", sagt Wirtz. Dass das bei den beiden Heimpleiten in dieser Saison gegen Wilhelmshaven und Wolfsburg nicht wirklich geklappt hat, ärgert ihn heute noch. Damit es gegen Nordhorn wirklich etwas zu beklatschen gibt, bekommt Marcel Ibanez eine Sonderaufgabe: Er übernimmt die Überwachung von Eintracht-Torjäger Günter Snyders (bisher fünf Treffer).