15.09.2002, 15 Uhr
Niemand hatte gedacht, dass nach der skandalösen Schiedsrichterleistung im Pokalspiel am selben Ort noch eine Verschlimmerung eintreten konnte. Doch wir alle hatten uns bitter getäuscht. Das Spiel begann großartig. Arminia in den ersten zwei Minuten mit großen Möglichkeiten, leider blieb Markus Erdmann der Torerfolg nach schönen Spielzügen versagt. In der dritten Minute machte die Schiedsrichterin das erste Mal negativ auf sich aufmerksam. Bei einem Einwurf für den SCL in Höhe des Strafraums sprang Marcel Ibanez hoch wie jeder andere Spieler in jedem anderen Spiel auch. Doch nicht nur der Einwurf wurde wiederholt, Ibanez sah auch noch die gelbe Karte. Der Einwurf landete dann auch noch so unglücklich auf irgendeinem Fuß im Fünfmeterraum und ging ins Tor. Das 1:0 für Langenhagen. Arminia griff weiter an, die Gastgeber konnten nun kontern. Chancen gab es auf beiden Seiten und die Torhüter konnten sich ein ums andere Mal auszeichnen. Nach einem harmlosen Foul im Mittelfeld bedachte die Offizielle Ibanez mit der Ampelkarte. Jetzt war die Stimmung endgültig am Kochen, denn schon im Vorfeld war Arminia klar benachteiligt worden. Aber auch mit zehn Mann spielte Arminia unverdrossen nach vorn und weiterhin gab es Möglichkeiten für beide Teams. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel immer hektischer. Arminia kriegte für Kleinigkeiten gelbe Karten, die Kicker der Heimmannschaft wurden für brutalste Attacken mit einem energischen "Du, es wäre schön, wenn du das nicht nochmal machen würdest" ermahnt. Mit einem Freistoß aus zwanzig Metern gelang Erdmann dann der viel umjubelte und verdiente Ausgleich, aber die Ungerechtigkeiten gegen den SV Arminia wollten nicht aufhören. Nach einer harmlosen Szene im Langenhagener Strafraum rannte SCL-Torwart Kreft wie von der Tarantel gestochen auf den eingewechselten Nima Habibian zu und zerrte an dessen Kleidung. Habibian gelang dann das unglaubliche Kunststück, den zirka 15 Zentimeter größeren und sicherlich zwanzig Kilo schwereren Tormann mit einem leichten Schubser zu Boden zu befördern. Die inzwischen von uns ins Herz geschlossene Schiedsrichterin zeigte Habibian Rot. Der Torhüter wälzte sich noch eine Anstandsminute auf dem Rasen, dann durfte ihn die offenbar hervorragende medizinische Abteilung der Langenhagener wieder auf die Füße stellen und sämtliche Gebrechen verließen den Hünen auf mirakulöse Weise. Die Spielleiterin bedachte ihn nur mit der gelben Karte und anwesende Talentscouts von Bauerntheatern hatten einen neuen Spitzenmann in ihren Notizbüchern. Es war klar, dass Langenhagen jetzt mit Macht das Siegtor wollte, doch Arminia verteidigte mit Glück und Geschick und hatte selber noch Chancen. Lars Jordan setzte sich auf der rechten Außenbahn durch, ließ seine Gegenspieler stehen wie Kilometersteine auf der Autobahn und wurde vom Ellbogen von SCL-Kapitän Werner gestoppt. Sollte eigentlich eine klare rote Karte sein, aber Werner durfte sich über einen bedeutungslosen gelben Karton freuen. Nach dramatischen letzten Minuten, in denen die Gastgeber das Arminentor berannten, aber der Ball immer irgendwo hängenblieb, pfiff die Schiedsrichterin in der 95. Minute endlich ab. Die Mannschaft wurde mit großem Applaus verabschiedet, Langenhagens Keeper mit passenden und der Situation entsprechenden Worten in die Katakomben geschickt. Im Anschluss wollten die Bierstandbetreiber die Polizei holen, weil sie solche Worte noch nie gehört hatten. Das führte unter uns zu einer kleinen Diskussion, ob jemand Worte, die er noch nie gehört hat, überhaupt beurteilen kann. Und so klang dieser aufregende Nachmittag aus. Dirk
Neue Presse, 16.09.2002
Favorit Arminia rettete im Derby beim SC Langenhagen einen Punkt. Die Gäste spielten nach zwei Platzverweisen fast 50 Minuten in Unterzahl.
VON MICHAEL LANGE
Für Langenhagens Coach Ulrich Pigulla wars "die Schlüsselszene des Spiels": In Minute fünf baute sich Arminias Marcel Ibanez vor Langenhagens Patrick Werner auf, versuchte ihn beim Einwurf zu behindern. Schiedsrichterin Monika Fornacon zückte sofort Gelb. "Da wusste ich, dass am Ende nicht mehr 22 Spieler auf dem Feld sein würden." Pigullas Gespür war richtig: Nur zwanzig Akteure beendeten die Partie. Erst erwischte es Ibanez (Gelb-Rot nach Foul an André Breitenreiter, 41.), dann Arminias kurz zuvor eingewechselten Nima Habibian (Rot nach einer Rempelei mit SCL-Torhüter Michael Kreft, 72.). Pech für Langenhagen, diese Hinausstellungen. Denn kurioserweise brachten sie Arminia ins Spiel zurück. Als Ibanez gehen musste, lagen die sieglosen Langenhagener noch mit 1:0 vorne. Jens Jansen hatte nach Werners langem Einwurf im Strafraumgetümmel geschossen. Arminias Volker Teßmar hatte den Fuß noch irgendwie am Ball - der kullerte jedenfalls über die Linie. Fortan gab der SCL Gas, Arminia schaute zu. Werner (27.), Andreas Berg (33.) und nach dem Wechsel zweimal Elvedin Sabotic (48., 49.) hätten die Gastgeber locker zum Sieg schießen können. "Wir machen einfach die entscheidenden Tore nicht", ärgerte sich SCL-Kapitän Werner hinterher. So kam es, wie es kommen musste: Das Phänomen Markus Erdmann trat auf den Plan. Diesmal versenkte der Arminia-Torjäger einen Freistoß aus 20 Metern, nutzte dabei die SCL-Mauer zu einem geschickten Ball-Abfälschungsmanöver - Saison-Treffer Nummer neun. Da half es den Langenhagenern auch nicht mehr, dass die Unparteiische auch noch Habibian hinunterwarf. Die Arminen waren aufgewacht, und Coach Hilger Wirtz durfte seiner Mannschaft "ein Riesenkompliment machen, weil sie nie aufgegeben hat".
Kicker, 16.09.2002
Mit 1:1 trennten sich der SC Langenhagen und Arminia Hannover in einem emotionsgeladenen Derby. Während die Blauen mit dem Punkt gut leben können, war das Remis für den SCL zu wenig. "Das haben wir uns selber zuzuschreiben. Die Chancen für einen Sieg hatten wir", war SCL-Trainer Pigulla unzufrieden. Der Tabellenführer dominierte die Partie spielerisch, während das Heimteam auf Konter setzte. Ex-Profi André Breitenreiter lieferte eine ansprechende Heimpremiere, hatte seine Torchancen. Effektiver wird er für Langenhagen dann, wenn er besser ins Spiel eingebunden wird. Über 90 Minuten hatte der SCL die besseren Chancen. Nach der frühen Führung durch das Eigentor von Teßmar versäumte Sabotic zu Beginn der zweiten Halbzeit die Vorentscheidung. Arminia verteidigte nach Erdmanns neuntem Saisontreffer trotz Unterzahl das Remis, deshalb war es letztendlich verdient. "Mit zuletzt neun Spielern muss man mit einem Punkt leben können", sagte Trainer Hilger Wirtz von Elmendorff. D. Kösel
HAZ, 16.09.2002
Von Christian Otto. Langenhagen. Kann ja keiner ahnen. Das eine so belanglose Szene einen ganzen Fußball-Nachmittag verderben kann. Patrick Werner, Torjäger des SC Langenhagen, setzte zu einem seiner gefürchteten weiten Einwürfe an. An der Außenlinie baute sich im Trikot des SV Arminia Marcel Ibanez auf und versuchte, seinen Rivalen durch energisches Hochspringen zu irritieren. Schiedsrichterin Monika Fornacon zeigte Ibanez dafür die gelbe Karte und war von dieser 5. Minute an die große Verliererin eines Spiels, in dem es keinen Gewinner gab, weil es 1:1 (1:0) endete. Als Frau ein Oberliga-Spiel zu pfeifen, scheint immer noch ein großes Abenteuer zu sein. Fornacon ließ den Einwurf wiederholen, die Hereingabe nutzte Jens Jansen zur Verblüffung aller zur 1:0 Führung für den SCL. Beim gestürzten Tabellenführer Arminia behauptete man später zwar, Volker Teßmar habe aus dem Gewühl heraus ein Eigentor fabriziert, aber im Grunde war das egal. Schuld hatte von diesem Moment an nur noch die zugebenermaßen schwache Schiedsrichterin. Sechs Euro Eintritt - was der SCL für ein ganzes Spiel wie das gestrige in der Oberliga verlangt, wäre diesmal alleine die Schlussphase wert gewesen. Mit jedem Pfiff, mit jeder Entscheidung von Referee Fornacon wurden die Beschimpfungen deftiger. Zuschauer, Spieler und Offizielle übertrafen sich im Pöbeln. Marko Schwabe, Arminias verletzter Kapitän, bezeichnete das Schiedsrichter-Trio vn der Tribüne aus als Osterhasen, rief voller Wut "schickt die Alte zum Basketball" und schwang seinen Regenschirm durch die Luft, als wolle er damit Unsinn anstellen. Die Männer-Welt im Walter-Bettges-Stadion hatte sich auf eine Frau in gelb-schwarz eingeschossen. In mancher Szene zu Recht, in manchen hätten sich die Herren an die eigene Nase fassen sollen. Ibanez etwa, der nach seiner frühen gelben Karte vorsichtiger hätte agieren müssen, um nicht vom Platz zu fliegen. Oder Nima Habibian, der lernen muss, dass man des Gegners Torwart besser nicht umschubst - auch wenn Kreft theatralisch fiel. "Da muss man cleverer sein", meinte Arminen-Trainer Hilger Wirtz, der sich ebenfalls mächtig augferegt hatte. In der Schlussphase, als Kreft und Habibian gerangelt hatten, glich der Bereich rund um die Auswechselbank der Arminen einem Tollhaus. Ordner waren herbeigeeilt, ein Polizeibeamter sah nach dem Rechten, und ein Zuschauer beschimpfte den zur Hilfe geeilten SCL-Manager Günter Altmann mit "Du Scheißer, du". Es sind diese Momente, in denen offensichtlich wird, wie primitiv Fußball doch sein kann. Bis in den Abend wurde eifrig debattiert und geschimpft. Thema waren nicht die vielen vergebenen Chancen des SCL von Elvedin Sabotic, Werner und André Breitenreiter, der in der vorletzten Minute mit einem Volleyschuß an Lüders gescheitert war. Das große Thema war jene Dame mit Trillerpfeife, die eine unglückliche Figur abgegeben hatte. Die Arminen, die spielerisch zwar überzeugen konnten, sich in Unterzahl aber gegen eine Niederlage stemmen mussten, waren ebenso glücklich wie ratlos in die Umkleidekabine geschlichen. Beim SCL ärgerten sie sich noch lange darüber, dass ihr prominenter Neuzugang, der ehemalige Profi Breitenreiter, immer und immer wieder gefoult worden war. Nur einer behielt den Überblick. "Du bist unglaublich. Wie du das immer machst", meinte SCL-Stürmer Werner. Er hatte ausnahmsweise nicht die Schiedrichterin gemeint - sondern voller Bewunderung Markus Erdmann, der Arminia mit seinem neunten Tor im fünften Saisonspiel wieder einmal gerettet hatte.
Hilger Wirtz (Trainer SV Arminia): "Es kann sich wohl jeder vorstellen, dass ich mit dem Ergebnis nach diesem Spielverlauf mit zwei Platzverweisen gegen uns zufrieden bin. Das Fußballerische kam in diesem Spiel zu kurz, aber dafür hatte es einen hohen Unterhaltungswert. Zu den Platzverweisen sage ich nichts. Nur soviel: Das Schiedrichtergespann hatte sicher nicht seinen besten Tag."
Ulrich Pigulla (Trainer SC Langenhagen): "Wir sind natürlich enttäuscht. Unsere Führung war glücklich, aber wir hätte in der 1. Halbzeit und später, mit zwei Spielern mehr auf dem Feld, dominanter auftreten müssen. Wenn man alles zusammenrechnet, hatten wir Chancen für drei Spiele. Was die Schiedrichterin betrifft: Mir war von Anfang an klar, dass das hier nicht mit 22 Spielern auf dem Feld zu Ende geht. Ein solches Spiel muss ein gestandener Mann pfeifen.
Patrick Werner (Torjäger des SCL): "Ein Punkt gegen den Tabellenführer ist eigentlich gut. Aber wenn man gegen neun Leute spielt, ist ein solches 1:1 ärgerlich. Erst so ein blödes Gegentor, und dann nutzen wir unsere Chancen nicht. Die Schiedsrichterin hat so durchgegriffen, wie man das gegen Arminia tun muss. Die sind doch nur am Erzählen und Meckern."
Rüdiger Uphoff (ehemaliger Manager von Arminia): "Mit einer solchen gelben Karte gleich zu Beginn bringt man alle gegen sich auf. Zu solch einem Spiel setze ich doch keine Frau an. Die nimmt doch keiner ernst."
André Breitenreiter (prominenter Neuzugang des SCL): "Über 60 Minuten haben wir ein Klasse-Spiel gemacht. Aber wer so viele Chancen auslässt, wird meistens bestraft. Das 1:1 ist unglücklich, aber wir haben nicht gegen TuS Seelze II sonder gegen Arminia gespielt."
Tore: 1:0 (5. Minute) Jens Jansen spitzelt den Ball nach einem Einwurf von Patrick Werner aus fünf Metern ins Tor. 1:1 (62.) Markus Erdmann mit einem abgefälschten Freistoß aus 18 Metern.
SV Arminia: Lüders - Reuther . Trifunovic, Ibanez - Brüning, Teßmar, Karagülle, Brezina (46. Jordan), Toussaint - Erdmann (88. Stavropoulos), Tasdelen (62. Habibian).
Zuschauer: 700
Besondere Vorkommnisse: Gelb-rote Karte in der 41. Minute für den Arminen Marcel Ibanez wegen wiederholten Foulspiels. Rote Karte für Nima Habibian (Arminia) nach einem Gerangel mit Torwart Kreft (72.)
Beste Arminen: Ilhamie Karagülle und Volker Teßmar.
Bild, 16.09.2002
Der SC Langenhagen rennt dem ersten Saison-Sieg weiter hinterher. Im Derby gegen neun Arminen gab es nur ein 1:1. Arminias Ibanez (gelb-rot, 41.) und Habibian (rot, 76.) flogen vom Platz. Langenhagen konnte mit den "Geschenken" allerdings nicht viel anfangen. Ging vor rund 800 Fans dennoch gut los für die Platzherren. Schon nach 5 Minuten traf Jens Jansen nach einem Einwurf von Patrick Werner zum 1:0. Und Chancen gegen den Tabellenführer folgten. Aber die Stürmer André Breitenreiter (25.) und zweimal Elvedin Sabotic (47./49.) vergaben. Macht Arminias "Turbo-Ente" einfach besser. Markus Erdmann haute einen Freistoß zum 1:1 ins Tor (63.). Der Ball wurde zwar noch abgefälscht. Was sollīs - es war schon Erdmanns 9. Saison-Treffer.