23.11.2002, 14 Uhr
Ein gutes Spiel des SV Arminia fand ein skandalöses Ende. In der ersten Hälfte spielten die, zunächst ohne den grippekranken Markus Erdmann angetretenen, Götter im blauen Dress zum Teil Traumfußball. In den ersten zehn Minuten gab es drei Großchancen, einmal landete der Ball gar am Gebälk des Braunschweiger Tores. In der 11. Minute machten die Gäste dann aus ihrer ersten Möglichkeit den Führungstreffer. Aber Arminia war nur sekundenlang geschockt und spielte im Anschluss genau so weiter wie vor dem 0:1. Die schnellen Außen Lars Jordan und Volker Teßmar ließen ihre Gegenspieler ein ums andere Mal stehen wie unsereins die Wachturmverkäufer in der Fußgängerzone. Die Folge dieses Wirbelsturms waren das 1:1 durch Tobias Fiedler und das 2:1 durch den, nach seiner Sperre aus dem Oldenburgspiel wiedergekehrten, Florian Toussaint. Teile der mitgereisten Braunschweiger Fans gaben zu dieser Zeit hirntotes Gebrabbel wie "Zigeuner" und "Wir sind Nationale, ihr seid Asoziale" von sich. Einer dieser Paradenationalisten wähnte sich mit seinem freien Oberkörper offensichtlich im Badeurlaub, die passende Hängebauchschweinfigur rundete das Bild ab. Nächstes Mal, vielleicht schneit es ja, weiße Socken und Sandalen nicht vergessen! Das Geschrei der braunen Nichtschweiger wurde von uns auf bewährte Weise gekontert. Zurück zum Geschehen auf dem grünen Rasen. Arminia hätte das Ergebnis bis zur Pause noch ausbauen können, doch das 2:1 bildete das Halbzeitergebnis. Nach Wiederanpfiff drückten die Gäste auf den Ausgleich, ohne zunächst gefährlich zu werden. Arminia verlegte sich auf´s Kontern in einer härter werdenden Partie. Der BTSV kam mit einer Reihe rüdester Attacken ungeschoren davon. Selbst eine Schumacher-Battiston ähnliche Aktion wurde nur mit dem gelben Karton geahndet. In den letzten zehn Minuten hatten die Gäste dann auch dreimal die Möglichkeit den Ball über die Linie zu bugsieren, aber immer wieder schmissen sich die aufopferungsvoll kämpfenden Arminen in die Schüsse der Löwenstädter. In der 92. Minute landete der Ball im Seitenaus, der Schiedsrichter, der bereits minutenlang die Pfeife im Mund hatte, ließ ohne Grund weiterspielen. Auf Umwegen landete das Leder eine weitere Minute später im Strafraum der Götter, ein Braunschweiger ließ sich mit einer schauspielerischen Grazie fallen, die wir sonst nur von Kalibern wie Michael Dudikoff gewohnt sind, und der Referee pfiff und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Ungläubiges Staunen bei allen Anwesenden. Die Gäste nahmen diese Geschenk dankend an und nach 93 Minuten hieß es dann 2:2. Die von Nelle geschickte Kreatur in der schwarzen (Un)-Parteiischenuniform beendete das Spiel gleich nach dem Treffer. Das nach Spielschluss manchmal beschauliche Stadion am Bischofsholer Damm erlebte nun eine selten gesehene Eruption der Gefühle. Die vorherrschenden davon waren Ohnmacht und Hass. Zum Glück beruhigten sich alle recht schnell wieder, doch das Spießrutenlaufen in die Kabine hatten sich Gäste- und Schiedsrichterteam (die Unterschiede zwischen beiden waren sowieso kaum zu bemerken) redlich verdient. Dirk
Hallo, 24.11.2002
(sdi). Dramatisch wars gestern am Bischofsholer Damm vor 400 Zuschauern, der SV Arminia trennte sich von Braunschweigs Amateuren 2:2 (2:1). Die "Blauen" mussten den Ausgleich in der Schlussminute per Strafstoß hinnehmen. "Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Den Elfmeter kann man geben, aber da musste längst Schluss sein", grantelte Trainer Wirtz. Die Gastgeber starteten besser. , Kapitän Marko Schwabe traf die Unterlatte (2. Minute). Eintrach aber ging in Führung, Mark Barten traf per Flachschuss aus 15 Metern (11.). "Riesenkompliment, wir sind gut zurück ins Spiel gekommen, ab der 25. Minute waren wir voll da", so Wirtz. Eine Flanke von Nima Habibian brachte Tobias Fiedler am langen Pfosten mühelos ins Tor zum 1:1 (27.), ehe Florian Toussaint die Führung gelang (32.). Ein Freistoß Schwabes war voraus gegangen. "Wir können auch ohne Erdmann Tore machen", kommentierte Wirtz, da der Arminen-Torjäger wegen einer Virusinfektion erst zur Schlussviertelstunde kam. Die zweite Hälfte war ebenso hart wie zerfahren, beide Seiten zeigten wenig produktive Aktionen. "Wir haben die entscheidenden Gegenangriffe mal wieder nicht gesetzt, obwohl Chancen da waren", ärgerte sich Wirtz. Am Ende verteidigte Arminia aufopferungsvoll. Braunschweig besaß keine zwingende Chance. Bis Marcel Ibanez im Strafraum festhielt - Rudi Istenic verwandelte den Elfer. "Was der Unparteiische gepfiffen hat war traurig. Wir haben offenbar keine Lobby."
Vor dem Spiel wurde alles festgezurrt
Neue Presse, 25.11.2002
So ein Pech: Arminia kassierte gegen Braunschweigs Amateure ein Elfmetertor in letzter Minute - es gab nur ein 2:2.
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
Arminias Betreuer nahm listig Einfluss auf die Taktik: Klaus "Backe" Adam verweigerte einfach die Ausgabe der langärmligen Trikots, gegen Braunschweig mussten die Arminen deshalb "in dünnen Sommerleibchen ran. Alle sollen kräftig rennen, um warm zu bleiben." Adams Plan ging auf, die Bischofsholer stürmten gleich drauflos und schossen sofort scharf: Marko Schwabes Knaller aus 30 Metern landete an der Latte (2.), fünf Minuten später scheiterte Arminias Kapitän mit einem strammen Volleyschuss. Tobias Fiedler setzte einen Kopfball knapp drüber (11.). Nach diesem heißen Start sorgte Jörg Brüning dann für eine kalte Dusche: Arminias Abwehrmann beförderte einen leichten Ball zum Gegner, und plötzlich stands 0:1 (11.). Dieser ärgerliche Rückstand musste auch noch ohne Markus Erdmann (16 Treffer) ausgebügelt werden. Der Torjäger saß grippegeschwächt zunächst nur auf der Bank, auch der formschwache Spielmacher Nuri Karagülle schmorte. Die Kollegen machten ihre Sache bis zur Halbzeit aber weiter gut. Nach einer Habibian-Ecke schaffte Fiedler den Ausgleich (27.), kurz darauf gelang Aushilfsstürmer Florian Toussaint die umjubelte Führung (32.) gegen die sehr defensiv eingestellten Braunschweiger. Das änderte sich nach dem Wechsel. Die Gäste erhöhten den Druck, die Arminen hatten sich offenbar verausgabt. In Durchgang zwei lief bei ihnen jedenfalls nicht mehr viel zusammen, viele Konterchancen wurden verstolpert. Nach zwei dicken Braunschweiger Torgelegenheiten (63., 81.) schien es dennoch zum Sieg zu reichen, doch in der Nachspielzeit zupfte Marcel Ibanez zu stark am Trikot seines Gegenspielers - Elfmeter, Ausgleich, Abpfiff und großes Entsetzen in Bischofshol. "Unfassbar", trauerte auch Arminias Coach Hilger Wirtz "dem bitteren Rückschlag im Titelkampf" hinterher. An der unverfrorenen Taktik von Betreuer Adam hat es aber nicht gelegen.
HAZ, 25.11.2002
Hannover (kös). Arminia Hannover und die Schlussphase eines Spiels: Es sieht ganz so aus, als ob daraus in diesem Jahr keine Liebesbeziehung mehr wird. Bereits am vergangenen Wochenende hatte der SVA beim 4:3-Sieg in Göttingen in den letzten zwei Minuten noch zwei Tore kassiert. Am Sonnabend erwischte es die "Blauen" erneut kurz vor dem Abpfiff. Gegen die Amateure von Eintracht Braunschweig führten die Arminen bis zur 3. Minute der Nachspielzeit, doch dann verwandelte Rudi Istenic einen Strafstoß für die Eintracht zum 2:2. "Unterm Strich war das in Ordnung", sagte Arminia-Trainer Hilger Wirtz. Der SVA-Coach musste zunächst auf seinen Stürmer Markus Erdmann verzichten. Der Oberliga-Torjäger saß geschwächt durch eine Grippe erst auf der Bank. Doch auch ohne ihn zeigten die Gastgeber in der 1. Halbzeit viel Elan in der Offensive. Der starke Marko Schwabe machte bereits in der 2. Spielminute mit einem Schuss aus 25 Metern an die Latte deutlich, dass sich diesmal auch andere Akteure für das Toreschießen verantwortlich fühlten. Doch dann sorgte ein Abstimmungsfehler in der Abwehr der Hausherren dafür, dass Braunschweigs neuseeländischer Nationalspieler Marc Barton in der 11. Minute die überraschende Führung für die Gäste gelang. Davon ließen sich die Gastgeber jedoch nicht aus dem Konzept bringen. Gegen die laufstarken Braunschweiger, die den kämpferischen Einsatz zuweilen übertrieben, sorgten Tobias Fiedler in der 27. Minute und Florian Toussaint in der 32. Minute für die verdiente Halbzeitführung. "Das war die beste 1. Halbzeit, die wir in dieser Saison gespielt haben", lobte Trainer Wirtz seine Mannschaft. Dass es nicht zu einem Sieg reichte, hatten sich die Arminen selbst zuzuschreiben. Zum einen wurde bei Kontern nach der Pause der letzte Pass oft zu ungenau gespielt. Zum anderen erhöhte die Eintracht den Druck und kam in der Nachspielzeit nach einem Foul von Marcel Ibanez an Kelmend Mehmeti zum Ausgleich durch Stürmer Rudi Istenic. "Da muss man sich als Abwehrspieler geschickter verhalten", sagte Wirtz. Der Coach nahm die Punkteteilung gelassen und gab vor den beiden letzten Auswärtsspielen des Jahres beim Lüneburger SK und Schüttorf 09 die Parole aus: "Zu Hause remis spielen und auswärts gewinnen." Und in der Schlussphase besser aufpassen, damit nicht wieder wertvolle Punkte verloren gehen.
Tore: 0:1 (11.) Barton mit platziertem 16-Meter-Schuss. 1:1 (27.) Fiedler aus kurzer Distanz nach Ecke von Habibian. 2:1 (32.) Toussaint trifft aus sechs Metern, zuvor hatte Braunschweigs Torwart Kiontek einen Freistoß von Schwabe abprallen lassen. 2:2 (90.) Istenic per Strafstoß nach Foul von Ibanez an Mehmeti.
SV Arminia: Repschläger - Reuther - Brüning, Ibanez - Teßmar, Fiedler, Habibian, Jürgensen (78. Kroll), Schwabe - Jordan (64. Karagülle), Toussaint (74. Erdmann).
Zuschauer: 400.
Schiedsrichter: Norden (Bremen).
Beste Arminen: Fiedler, Schwabe.
Beste Braunschweiger: Barton, Tietze.
Bild, 25.11.2002
Arminia zu Hause mit dem dritten Unentschieden in Serie. Nur 2:2 gegen Braunschweig. Der Ausgleich fiel in der Nachspielzeit. Ohne Torjäger Markus Erdmann (Grippe) sind die "Blauen" nur die Hälfte wert. Trotzdem: Fiedler (27.) und Toussaint (32.) machen aus dem 0:1 die 2:1-Führung. Die hält bis zur 90. Minute. Da hält Ibanez Mehmeti fest - Elfer. Istenic traf für Braunschweig zum 2:2.