17.02.2002, 15 Uhr
Neue Presse, 12.02.2002
Defensivspieler Frank Meissner hat beim Oberligisten SV Arminia mit sofortiger Wirkung gekündigt. Grund: Der Ex-Braunschweiger war mit den Gehaltskürzungen nicht einverstanden.
Lotti: Wir haben uns hier getroffen, nicht nur weil wir Fragen an dich haben. Arminia ist im Umbruch und darum geht es. Wir wollen von dir wissen, wie es mit Arminia weitergeht. Im Vorfeld haben sich einige von uns zusammengesetzt, die schon lange zu Arminia kommen und haben sich so ihre Gedanken gemacht.
Jürgen Scholz:Ich finde das sehr positiv und deshalb bin ich hier und gebe gern Antwort, was in der Zukunft werden wird.
Ulf : Ja, Jürgen, wie sieht es denn überhaupt finanziell mit dem Verein aus. In den Medien wird immer eine Zahl von 45000 € an Verbindlichkeiten genannt. Wie weit belastet diese Summe den Verein in der nächsten Zukunft? Und wie sieht es in der nächsten Saison sportlich beim SVA aus?
Jürgen Scholz : Detailliert kann ich da momentan keine Auskunft geben. Man muss da mal die Oberliga insgesamt sehen. Das ist nun mal eine sehr problematische Liga. Das sieht man an den zahlreichen Beispielen der Vereine, die jetzt extreme Finanzprobleme haben. Arminia geht es da noch sehr gut, doch wir haben die gleichen Schwierigkeiten. Wie schafft man es den Etat zu erfüllen? Meistens ist das so, dass jemand vor Ort aus Liebe zum Verein Geld gibt aber keine adequate Gegenleistung erhält. Das geht in dieser Liga auch gar nicht, weil die Werbeträchtigkeit ausgesprochen gering ist. Es gibt keine Fernsehwerbung und es gibt nur Werbung vor Ort. Das ist mal interessant in Oldenburg, wenn die mal vor 4000 Zuschauern spielen, aber da kann man hier bei Arminia Keinen locken. Die Liga ist unglücklich, zumal die Aufwandsentschädigungen für die Spieler auch nicht so gering sind, dass man das durch die laufenden Einnahmen decken könnte. Man ist angewiesen auf Leute aus der Wirtschaft, die einem dabei unter die Arme greifen. Es gibt Verhandlungen mit einem potentiellen Hauptsponor. Wir müssen sehen, was daraus wird und erst dann kann man sehen, wie die neue Mannschaft aussehen wird. Ich möchte, dass ein Großteil der Mannschaft bleibt. Wir werden mit den Spielern sprechen, das ist auch schon zum Teil geschehen. Mit Marco Schwabe, Jörg Brünning und Lars Reuther habe ich schon gesprochen, das waren ganz positive Gespräche.
Dirk K.: Ihr wollt doch jetzt wahrscheinlich einen anderen Fußball spielen, offensivfreudiger, technisch ein bisschen ausgeprägter?
Jürgen Scholz: Ich will das mal so sagen, dass ich da nicht vergleichen muss. Ich möchte auch keine Kritik an Annas Auffassung von Fußball und an der jetzigen Mannschaft üben. Wir müssen die Mannschaft verjüngen und wir müssen die Mannschaft billiger machen. Das ist eine Notwendigkeit. Deshalb wird man auch Spieler aus unserer Region verpflichten. Das wird vielleicht eine Frischzellenkur die gut tut. Wir wollen Spieler holen und das haben wir auch mit dem Trainer (Hilger Wirtz) getan, die hungrig sind und Lust haben sich zu zerreißen.
Ulf: Die rückläufigen Zuschauereinnahmen bei zuletzt gerade mal 350 zahlenden Zuschauern lassen da sicherlich eine Refinanzierung der Mannschaft nicht zu. Wie möchtest Du denn neue Zuschauer für Arminia gewinnen?
Jürgen Scholz: Ich denke, dass sind mehrere Dinge, die da zusammenspielen. Das eine ist, dass man den Verein auf breitere Füße stellt. Das heißt, je mehr Mitglieder man hat und sich für den Verein interessieren, desto mehr kommen auch am Wochenende zum Spiel. Wir haben zur Zeit das große Glück, dass wir einen absolut blühenden Jugendbereich haben. Ich denke wir werden es mittelfristig schaffen, dass wir einen viel engeren Kontakt zwischen der 1. Mannschaft und dem restlichen Verein schaffen, werden. Vielleicht werden dann Kinder mit ihren Eltern ins Stadion kommen oder Freunde mitbringen, sodass wieder eine Begeisterung da ist. Auch der sportliche Erfolg spielt eine Rolle. Die Geschäftsstelle wird besetzt werden. Ich denke mal, dass wir jemanden Teilzeit oder Vollzeit beschäftigen werden. Jeder muss wissen, wann bei Arminia jemand zu erreichen ist, wir haben da halt Nachholbedarf. Auch ihr seit ein wichtiger Bestandteil des Vereins und wenn man es schaffen würde diesen Bereich hinter dem Tor mit Zuschauern zu füllen, dann hätten wir schon viel gewonnen.
Ulf: Ich habe vor ca. 2 Wochen mit dem Gitarristen von Fury in the Slaughterhouse im Musikzentrum-Hannover gesprochen und ihn gefragt, wie es denn mit dem Benefizkonzert für Arminia aussieht?
Jürgen Scholz: Die Furys sind in der Sache sehr positiv eingestellt. Die Sache ist nur nicht ganz so easy. Erst mal geht das Ganze über das Management, dann gibt es die Tatsache, dass das Capitol das Exklusivrecht besitzt, bis das Konzert ausverkauft wäre. Die Logistikkosten hier im Stadion wären so immens hoch, das wir sagen müssen, das sieht hier nicht so gut aus. Aber wir sind in der Planung, dass das jetzt auf der neuen Bühne im Sportpark stattfinden wird.
Andreas: Es gäbe ja nicht nur Fury in the Slaughterhouse, es gäbe auch noch ganz andere hannoversche Bands, die für Arminia interessant wären.
Jürgen Scholz: Ja, es ist nun mal so, ich kenne Michael Lohmann von Hannover Concerts ganz gut und der hat mir sicherlich keinen Mist erzählt. Wenn wir eine gewisse Zuschauerzahl erreichen wollen, dann müssen wir auch schon einen erheblichen Aufwand treiben. OK, wir können auch sagen, wir geben jeder hannoverschen Band nach den Heimspielen im Sommer die Möglichkeit, hinter dem Stadion, auf der Wiese was Nettes zu machen. Das können wir machen, das werden wir auch machen. Doch das hier im großen Rahmen zu machen, so mit 6-8000 Leuten, dann würde man hier unheimliche Kosten haben. Ich denke was hier ein ganz wichtiger Aspekt ist, wenn wir die jungen Bands aus der Region als Beispiel nehmen. Es ist wichtig für Arminia einen Bezug zu dieser Stadt herzustellen. Wir können uns nicht mit Hannover 96 vergleichen, auch wenn das viele alte Arminen nicht gerne hören. Wir wollen eine möglichst große Nische besetzen, wo der Bezug zur Region hergestellt wird. Das hier ist der Verein in dem sich die Stadt wiederfindet.
Michael: Wo du gerade Hannover 96 erwähnst, wenn die jetzt aufsteigen spielen die gegen Leverkusen und Bayern usw.. Ich bin froh, hier so 1992/93 bei Arminia gelandet zu sein. Denn durch den ganzen Kommerzialisierungs-Overkill wird einem die Lust auf Fußball abspenstig gemacht. Meinst Du, dass es in Zukunft einen Rückfluss zu den Vereinen in die 3. Oder 4. Liga geben wird?
Jürgen Scholz: Ganz so ist es sicherlich nicht. Fußball ist eine Sportart, die unheimlich medienpräsent ist. Steigt die Medienpräsenz, steigen die Zuschauerzahlen. Dass das nicht immer so ist, möchte ich am Beispiel Hamburgs mal deutlich machen. Der HSV spielt im letzten Drittel der Tabelle und trotzdem haben die 40000 Zuschauer in dieser Saison. Das liegt an der Kommerzialisierung des Fußballs. Das liegt an der AOL-Arena. Das liegt an dem, was man dort geboten bekommt. Ich finde es zum Beispiel Klasse. Das andere Beispiel ist der FC.St. Pauli, die haben ein marodes Stadion, doch die haben Party. Man muss den Zuschauern was bieten. Auch wir haben ein marodes Stadion. Es wird sicherlich nicht unser Nahziel sein, hier eine Arena zu bauen. Wir müssen da Atmosphäre rein bringen. Das Stadion ist im Grunde inszeniert für Atmosphäre. Mein großer Traum ist es mal, diesen elenden Zaun da abzureißen, den man dann in der Regionalliga wieder braucht. Ist ja egal, dann setzt man halt einen Neuen. Wir müssen ganz sicher viel tun. Wenn wir hier 2000 Zuschauer hätten, dann wäre das was. Das wird sicherlich kein kurzer Weg sein. Das wird auch eine Frage der Glaubwürdigkeit sein. Das fängt bei den sanitären Anlagen an, es geht über die Behandlung durch die Ordner, das man was gastronomisch geboten bekommt und das ist mit Fanartikeln genauso. Zur Zeit ist das hier leider unter jedem Level. Es gibt da sicherlich viele Baustellen, es ist nur die Frage, wo fangen wir an? Da nenne ich das Thema Synergieeffekte mit den Musketeers. Mit denen werden wir eine gemeinsame Geschäftsstelle bilden, auch wenn ich da kritische Stimmen höre, halte ich das für die richtige Entscheidung.
Ulf: Wann wird die Mitgliederversammlung inklusive der Wahl des neuen 1. Vorsitzenden des SV Arminia stattfinden?
Jürgen Scholz: Ich gehe mal davon aus, dass die Versammlung so Anfang März stattfinden wird. Die Einladungen werden hierfür die nächsten Tage verschickt.
Ulf: Du erwähntest bereits im letzten Jahr, dass du Arminia professionalisieren möchtest. Schließt das Deine Person als 1.Vorsitzender mit ein und wirst Du dann offizieller Angestellter des Vereins?
Jürgen Scholz : Nein, das sieht schon die Satzung des Vereines nicht vor. Es bleibt beim Ehrenamt.
Neue Presse, 15.02.2002
Schafft Arminia den ersten Sieg im neuen Jahr? Am Sonntag (15 Uhr) kommt Schlusslicht Einbeck - Trainer Behrends hat deshalb "drei Punkte fest im Visier". Behrends muss Abwehrmann Tobias Fiedler (Rippenfellentzündung) durch Lars Reuther ersetzen. Halil Büyüktopuk kommt dafür im Mittelfeld zum Einsatz. Einen Tausch gibt es im Tor: Alexander Repschläger (29) löst Lars-Oliver Eggers (30) ab. Beide Torhüter sollen sich bis Saisonende im Zwei-Wochen-Rhythmus ablösen. Hintergrund: Stammtorwart Eggers wird den Verein am Saisonende wohl verlassen. Auch Markus Erdmann (32) hat seinen Abschied angekündigt. Doch vorher will der Torjäger seine stolze Bilanz weiter ausbauen: 99 Treffer hat der Torjäger seit 1997 für Arminia erzielt - gegen Einbeck könnte es Jubiläumstor 100 geben. Manager Rüdiger Uphoff: "Sagenhaft, damit ist Erdmann Arminias ewiger Rekordtorschütze." Unterdessen hat Präsidentschaftsanwärter Jürgen Scholz "erste lose Vertragsgespräche" geführt. Stammkräfte wie Marko Schwabe, Jörg Brüning und Lars Reuther sollen "möglichst gehalten werden", so Scholz. sch