14.10.2001, 15 Uhr
Neue Presse, 09.10.2001
Aufstieg hieß das Ziel, doch bereits nach neun Spielen liegt Arminia hoffnungslos hinten. Was ist los beim Oberligisten?
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
Die Krise kommt früh und gewaltig. "Es ist erst Oktober, und wir sind schon chancenlos", klagt Rüdiger Uphoff. Arminias Manager sieht den Verein "in der schwierigsten Lage seit zehn Jahren". Wie konnte der Aufstiegsfavorit so abstürzen? Die NP nennt Gründe.
Das Verletzungspech: Zuletzt fehlten sechs Stammkräfte. Das ist die Regel in dieser Saison. Bereits vorm Start fielen drei wichtige Akteure die komplette Hinrunde aus.
Der Trainer: Rainer Behrends sind die Hände gebunden. Er muss seine Elf ständig umbauen. Kritik äußert nur der Manager: "Einige Spieler dürfen Fehler ohne Ende machen, und Behrends tut nichts. Hat er Angst?"
Die Personalentscheidungen: Frank Meißner (27) erweist sich "immer mehr als Fehlgriff" (Klubchef Klaus Reuper). Bei der letzten Pleite gegen Wolfsburg (2:3) verschuldete der Ex-Braunschweiger den 2:2-Ausgleich. "Dennoch mosert er ständig über seine Kollegen", ärgert sich Uphoff. Kritisch beurteilt der Manager auch den Abgang von Spielmacher Benedetto Muzzicato (fühlte sich "weggeekelt"): "Er wurde vorschnell fallen gelassen."
Die Klubführung: Arminias Führung hat sich dramatisch verschätzt. Die drastische Personalkrise war allerdings nicht vorherzusehen.
Die Finanzen: "Neue Sponsoren können wir vergessen", weiß Reuper. Man werde Mühe haben, den Etat von rund 600000 Mark zusammenzubekommen, deshalb werde man einen Sparkurs einschlagen müssen. Auch die Spieler sollten Vorschläge dazu machen, so Reuper: "Vielleicht bekommen wir die eine oder andere Vertragsauflösung hin." Allerdings: Zurzeit gibt der kleine Kader (20 Spieler) nur zwölf gesunde Kicker her.
Und was bringt die Zukunft? Präsident Reuper, Nachfolgekandidat Jürgen Scholz, Vereinsvize Berndt Blumenthal und Manager Uphoff wollen weiter an einem Strang ziehen. Reuper: "Arminia wird geordnet weitermachen." Mit am Tisch: der Mannschaftsrat. Uphoff: "Zunächst müssen wir ein neues Saisonziel definieren. Geht dann weiter alles schief, müssen Köpfe rollen." Welche? "Alles könnte möglich werden", so der Manager.
Lars Reuther sieht die Situation mit Bauchschmerzen
Neue Presse, 09.10.2001
Arminias Skerdi Bejzade stieg gestern früh ins Flugzeug nach Zürich mit Anschluss nach Tirana. Für den 26-jährigen Albaner endete sein achtjähriger Aufenthalt in Deutschland - zwangsweise. Bejzade war vor einem Jahr wegen Kokainhandels zu einer 15-monatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden, was ihm die Ausweisung einbrachte. Der zweimalige Nationalspieler lässt Ehefrau Fabiola sowie die Töchter Alesia (drei Wochen) und Elisa (2) in Hannover zurück. Möglicherweise findet die Familie in der Schweiz wieder zusammen, wo Bejzade künftig spielen möchte. sch
Neue Presse, 10.08.2001
Erste Konsequenz der Krise beim Oberligisten Arminia: Der Machtwechsel an der Klubspitze soll beschleunigt werden. Präsident Klaus Reuper (63) hat seinen Abschied für den nächsten Herbst angekündigt, Rüdiger Uphoff (62) zum Saisonende. Doch der Manager denkt um. "Wir müssen das alles vorziehen. Die kommende Spielzeit kann nur von den neuen Leuten geplant werden. Von mir wird es keine Unterschrift mehr geben", so Uphoff. Jürgen Scholz (35), Reupers Nachfolgekandidat, "begrüßt Uphoffs Vorschlag". Auf die neue Führung warte "Arbeit ohne Ende". Es müsse ein "doppelter Schnitt" vollzogen werden. "Die jetzige Mannschaft ist zu teuer", zudem müsse der Verein neu strukturiert werden. Die Schlüsselfigur dabei ist Berndt Blumenthal vom Hauptsponsor CS. Arminias mächtiger Vize hat Scholz bereits seine Unterstützung für die nächste Saison zugesichert: "Wir werden sorgfältig vorgehen, alles wird in Frage gestellt werden." Also auch der Trainer. In seiner sechsten Saison bei Arminia spürt Rainer Behrends erstmals Gegenwind. Blumenthal und Scholz enthalten sich "jeden Kommentars", dafür rückte Manager Uphoff zuletzt vom Coach ab. Arminias Führung will in dieser Woche über das weitere Vorgehen beraten. Wahrscheinliches Ergebnis: Vorstandsneuwahlen auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Februar 2002. Spieler Lars Reuther wurde vom NFV-Sportgericht wegen seiner roten Karte in Oldenburg für zwei Spiele gesperrt. Er fehlt damit auch noch am Sonntag in Weyhe. sch
Neue Presse, 12.10.2001
Fußball-Oberligist Arminia Hannover ist auf Trainersuche für die nächste Saison. Erster Kandidat: der derzeitige Coach Rainer Behrends. Darauf hat sich die Klubführung auf einer Krisensitzung verständigt. Die Verhandlungen mit Behrends - sein Vertrag läuft zum Ende dieser Spielzeit aus - wird Jürgen Scholz (35) führen. Der künftige Präsident ist ab sofort für alle sportlichen Entscheidungen zuständig. Im April 2002 soll Scholz Klubchef Klaus Reuper auf einer vorgezogenen Mitgliderversammlung ablösen. "Die Trainerfrage ist die erste und die wichtigste Entscheidung für unsere Zukunft", sagt Scholz. Er will "jetzt sehr zügig mit unserem Trainer sprechen". Es solle eine schnelle Entscheidung geben, um gegebenenfalls mit anderen Kandidaten zu verhandeln. Behrends, er feierte gestern seinen 50. Geburtstag, kann sich einen neuen Vertrag durchaus "vorstellen". Nach fünf Jahren bei Arminia bekam er zuletzt auf Grund des miesen Abschneidens seiner Kicker allerdings auch Gegenwind zu spüren. "Das ist vorbei", sagt Rüdiger Uphoff, "wir haben uns ausgesöhnt." Der Manager: "Behrends hatte auch viel Erfolg bei uns, und in Hannover gibt es keinen besseren Trainer." sch
Neue Presse, 13.10.2001
Der SV Arminia will seine Krise wegschießen - nach zwei Pleiten in Folge soll morgen (15 Uhr) beim Aufsteiger SC Weyhe gepunktet werden.
"Den Titelkampf haben wir abgehakt", sagt Manager Rüdiger Uphoff. "Trotzdem müsse es wieder aufwärts gehen." Der aktuelle Mittelfeldplatz sei "einfach viel zu imageschädigend für uns". Die neue Saisonvorgabe, notgedrungen recht bescheiden: "Wenigstens Platz fünf." Noch muss Trainer Rainer Behrends aber "um eine vollständige Elf zittern". Der Albaner Skerdi Bejzade musste Deutschland verlassen, Stürmer Garip Capin fällt nach einem Bandscheibenvorfall mindestens vier Wochen aus. Libero Lars Reuther ist letztmals gesperrt. Neu in die Startelf rückt Florian Toussaint. Mit Tim Naefe steht nur ein Ersatzakteur bereit. Behrends: "Zurzeit kann ich von meinen Spielern keinen Pflichtsieg fordern. Wir müssen irgendwie über die Runden kommen." Unterdessen lehnt Behrends eine frühzeitige Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages ab. Der SVA-Coach: "Gut möglich, dass es dazu kommt. Vorher will ich die Mannschaft aber erst in ruhiges Fahrwasser bringen." sch