12.08.2001, 15 Uhr
Neue Presse, 10.08.2001
Verkehrte Welt: Nach dem Pokal-Derby zwischen Hannovers Oberligisten SC Langenhagen und SV Arminia gab es enttäuschte Sieger und zufriedene Verlierer. Es war das erste Pflichtspiel der neuen Saison. Die Bischofsholer gewannen im NFV-Pokal zwar mit 2:1, dennoch kritisierte Arminen-Trainer Rainer Behrends: "Von einigen Akteuren habe ich nichts gesehen. In dieser Formation werden wir wohl kaum noch einmal spielen." Unzufrieden war der Coach vor allem mit der umgebauten Abwehr und einigen Mittelfeldspielern. "Für unsere hohen Ziele reichte diese Leistung nicht", kündigte Behrends "harte Worte" an. Hintergrund: Arminia erhielt in einer Trainer-Umfrage nach den Oberliga-Favoriten die meisten Stimmen (sechs) vor Oldenburg (fünf). "Ich bin im Grunde zufrieden. Wir können mithalten", meinte Langenhagens Coach Ulrich Pigulla. "Um den Klassenerhalt mache ich mir keine Sorgen." Doch auch beim SCL soll einiges besser werden. Im Spiel nach vorn lief "viel zu wenig", so Pigulla, der Torjäger Christian Gilica erst spät einwechselte. Für zwei Wochen fehlen wird Jens Jansen - Muskelfaserriss. Für Arminia gehts im NFV-Pokal am 22. August beim Fünftligisten 1. FC Wunstorf weiter. sch
Lars Reuther jubelt
HAZ, 10.08.2001
VON CHRISTIAN OTTO
Ende Juli, Anfang August - das ist immer die schönste Zeit mit dem SV Arminia Hannover. Wenn sie in Bischofshol von ihren Neuzugängen schwärmen, die einen Dorfklub nach dem anderen abschießen. Wenn die erste Euphorie aufkommt. Wenn Rainer Behrends, seit 1996 der Coach der "Blauen" aus vielen klangvollen Namen seine Lieblingself basteln darf. Acht hochkarätige Neuzugänge sind es in diesem Jahr. Der Kader fasst 22 Spieler, der Etat soll aber bei nur 600000 Mark liegen. Und am Ende bleibt jedes Mal die Frage, wie diese Rechnung aufgeht. Über Geld, da bleibt Manager Rüdiger Uphoff hart, spricht man bei Arminia nicht. Der 62-Jährige formuliert es so: "Unser Etat ist variabel." Als sich nämlich mit Jamal Bounoua und Uzeir Karaman zwei Neuverpflichtungen schwer verletzt hatten, die Grenze von 600000 Mark aber erreicht war, gab es doch noch zwei neue Balltreter. Damian Brezina und Frank Meißner werden nach Angaben der Vereinsführung wie Torjäger Garip Capin von einem Gönner bezahlt, der nicht genannt werden möchte. Bei Helmut Kohl spräche man von einer Spendenaffäre. Bei Arminia geht es nur um einen Mäzen, der schüchtern ist. Jenes Bischfsholer Phantom hat dafür gesorgt, dass Arminia von der Konkurrenz ehrfürchtig als Titelkandidat Nummer 1 bezeichnet wird. "Wir wollen, wir müssen aufsteigen.", sagt Manager Uphoff, "und unsere Spieler sehen das auch so." Obwohl es längst um sechsstellige Beträge geht, ist der SV Arminia immer noch ein normaler, beim Amtsgericht eingetragener Sportverein. Um mit Klubs wie Kickers Emden, VfB Oldenburg oder BV Cloppenburg mithalten zu können, muss jedoch mit hohen Summen jongliert werden. 1997, nach dem Aufstieg in die Regionalliga, war bekannt geworden, dass sich Arminia für den Aufstieg verschuldet hatte. Das Darlehen über 70000 Mark belastet die 15 Bürgen, wie Klubchef Klaus Reuper versichert, heute noch. Er muss es wissen. Auch Rechtsanwalt Reuper gab Geld für seine Leidenschaft. Angst davor, dass auch bei Arminia eines Tages der Insolvenzverwalter ins Spiel kommt, hat der 63-Jährige nicht. "Wer für Arminia bürgt", sagt der Mann, der nächstes Jahr abtritt, "muss damit rechnen, dass es dabei nicht bleibt." Bei der jüngsten Einkaufstour hat Arminia davon profitiert, dass mehrere hochkarätige Spieler noch nicht untergekommen waren. Die von Krisen erschütterte Konkurrenz aus Havelse und Ricklingen, in der Niedersachsenliga zum Sparkurs verdonnert, kommt als Arbeitgeber nicht mehr in Frage. "Vor ein paar Monaten wäre ein Mann wie Brezina für uns unbezahlbar gewesen", sagt Reuper. Nun habe der Dribbelkünstler aber seine Gehaltsforderungen um ein Drittel kürzen müssen. Gekauft! Arminia sieht sich wieder als gute Adresse für gute Spieler. Diese leben für den Fußball, einige leben davon. Der Konkurrenzkampf werde nach der Genesung von Bounoua und Karaman beachtlich, prophezeit Neuzugang Frank Meißner. "Und das ist auch gut so, denn nur so kommst du raus aus der Liga." Auf Meißner, Abwehrspezialist und Sportmanagement-Student sollten sie bei den Arminen bauen. Denn der 27-Jährige nähert sich seiner Diplomarbeit. Geplantes Thema: Finanzierung von Fußball-Dritt- und Viertligisten.
Neue Presse, 11.08.2001
Erwartungsdruck für Arminia: Morgen beginnt das Unternehmen Aufstieg. Zum Start der neuen Oberliga-Saison, an deren Ende der aufstieg stehen soll, kommt der FC Oberneuland. Anpfiff in Bischofshol ist um 15 Uhr. Der Optimismus ist groß bei den Arminen: "Wir haben die beste Mannschaft seit vielen Jahren", verspricht Manager Rüdiger Uphoff den Fans. Die bekommen gleich ein Topspiel zu sehen: Oberneuland - die Bremer Vorstädter haben sich mit dem ehemaligen 96-Profi Uwe Harrtgen verstärkt - zählt unter den Oberliga-Trainern zu den Favoriten, genau wie Arminia. SVA-Trainer Rainer Behrends: "Wir wollen einen guten Start hinlegen. Das ist ganz wichtig, bei dem, was wir vorhaben." Gegenüber dem Pokalspiel gegen Langenhagen erwartet Behrends deshalb "eine mächtige Steigerung". Der Coach wollte seine Elf eigentlich umbauen, aber groß sind seine Alternativen nicht. Immerhin: Die Sperre von Skerdi Bejzade ist abgelaufen. Auch Damian Brezina erhielt vom Verband die Spielgenehmigung. Abwehrmann Frank Meißner darf allerdings noch nicht ran. Der TuS Celle beharrt darauf mit Meißner einen gültigen Vertrag geschlossen zu haben. Einen solchen hat der 26-Jährige aber nun bei Arminia. SVA-Manager Uphoff: "Wir versuchen, uns mit Celle zu einigen. Klappt das nicht, wird nächste Woche das Sportgericht entscheiden." Trainer Rainer Behrends hätte Meißner heute gut gebrauchen können, denn der Einsatz von Jörg Brüning bleibt bis zuletzt fraglich. Er hat seine Achillessehnenreizung noch nicht vollständig auskuriert. Keine Sorgen gibt es vorn: Das neue Traum-Sturmduo Markus Erdmann und Garip Capin soll "aus allen Lagen schießen". sch
Benedetto Muzzicato mit modischem Kurzhaarschnitt
Neue Presse, 11.08.2001
Wehende Haarpracht, schöne Pässe. Einst bei 96 wurde Benedetto Muzzicato von Trainer Reinhold Fans vor die Wahl gestellt: die langen Haare ab - oder tschüs. "Muzzi" blieb, wie er war, zur Freude seiner weiblichen Fans. Der Preis: keine Profikarriere bei 96. Nun aber hat Arminias Frauenschwarm zum Schergerät gegriffen - Fast-Glatze. "Diese Saison ist ein grundsätzlicher Neuanfang für mich", begründet der Mittelfeld-Regisseur die Trennung von seinem lockigen Markenzeichen. Augen hat der 22-Jährige ohnehin "nur für Katharina" (ebenfalls 22). Seine Lebensgefährtin hat Benedetto mit dem Radikalschnitt überrascht. War wohl nicht so klug: "Sie hat zwei Tage geweint", gesteht der talentierte Kicker, "das tut mir Leid." Reinhold Steinkühler