26.11.2000, 14.00
HAZ, 21.11.2000
Arminia Hannover fahndet nach einem neuen Trainer. Die "Blauen" suchen zugleich nach einem Ausweg aus der ungeliebten Oberliga
Hannover(oto). Die Freude über das Erfolgserlebnis bei Tabellenführer Göttingen währte nur kurz. "Auf Dauer ist die Oberliga für uns tödlich", lautete am Tag danach das überraschende Bekenntnis von Rüdiger Uphoff. Auf dem Schreibtisch des Arminen-Managers türmen sich die Probleme, daran ändert auch das 2:2 im Topspiel nichts. Man steht vor einer ungewissen Zukunft. Mit der Suche des Nachfolgers für den zum Saisonende ausscheidenden Trainer Rainer Behrends will man sich gerade deshalb Zeit lassen. "Wir müssen erst wissen, wohin die Reise geht", sagt auch Klubchef Klaus Reuper, "in der Winterpause kann man schon eher sehen, ob es sportlich noch einmal für die Regionalliga reichen könnte und wie teuer der neue Trainer sein darf." Die Spieler gehen mit der Trainerfrage etwas ungeduldiger um. "Zu lange sollten sie mit dem neuen Mann nicht warten", findet Libero Tobias Fiedler, "hier laufen einige Verträge aus, und viele der Spieler wollen wissen, wie es in Bischofshol weitergeht." Man wünsche sich eine Mischung aus Kumpeltyp und Schleifer, ein klein wenig strenger als Behrends vielleicht. Aus Sicht der Vereinsführung muss es ein ehrgeiziger Fachmann sein, mit dem es gelingt, Stammspieler wie Torjäger Markus Erdmann zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen. Aber auch die möglichen Nachfolger von Trainer Behrends möchten wissen, ob Arminia als Hannovers Nummer 2 des hannoverschen Fußballs auf Dauer in Liga 4 aufhalten möchte oder die Flucht nach vorne antritt. "Bei Arminia kann es doch nur das Ziel sein nach oben zu kommen", sagt Jürgen Rynio, derzeit bei Oberligist Rotenburger SV, "da muss dann aber Geld her und der entsprechende Rahmen." Der ehemalige Profi steht auf der Liste der Trainerkandidaten, besitzt aber nicht die besten Chancen. Dieter Schatzschneider, ebenfalls schon Im VIP-Raum der Arminen gesichtet und seit seinem Abgang in Ricklingen auf Jobsuche, hat noch schlechtere Karten. "So lange Klaus Reuper und ich hier im Amt sind, wird es keinen Arminen-Trainer Schatzschneider geben", sagt Uphoff, und wie er das sagt, klingt es sehr entschlossen. Harry Pleß (Lüneburger SK) wird gehandelt, natürlich der ehemalige 96-Jugendtrainer Mirko Slomka (bei TeBe Berlin gescheitert), Uwe Cording (ohne Verein) ebenfalls - große Namen für große Taten können das zumindest werden. Es bleibt das alte Problem am Bischofsholer Damm: Arminia steht im Schatten von Hannover 96 und müsste eigentlich etwas Besonderes bieten, um wieder mehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. "Auf 96 dürfen wir eigentlich gar nicht achten. Das ist eine Welt für sich. Für die Region wäre es wichtig, wenn die wirklich den Sprung in die 1. Liga schaffen. Für uns wäre das nicht von Vorteil", gesteht Uphoff. Derzeit locken die Arminen noch nicht einmal durchschnittlich 500 Besucher an. "Das Fernsehen kommt nicht mehr zu uns, und das kommt bei den Sponsoren nicht gut an. Und für Hannovers Zuschauer", so die Befürchtung des Managers, "ist die Oberliga einfach nicht gut genug."
Neue Presse, 22.11.2000
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
Hannover. Die Oberligisten Arminia Hannover und der Tsv Havelse stehen vor wichtigen Personalentscheidungen. Gibt es einen Trainertausch? Am Sonntag kommt es zum "Derby der Erzrivalen", so Rüdiger Uphoff. Arminias Manager kann deshalb schlecht schlafen: "Allein beim Gedanken an eine Niederlage dreht sich bei mir alles." Uphoff will nach mehr als zehn Jahren ehrenamtlicher Arbeit "vielleicht schon im nächsten Jahr Schluss machen - und zwar als Manager von Hannovers Nummer zwei". Nachfolgekandidat: Jürgen Scholz (34). Der Spieler und Rechtsanwalt soll "nach und nach eingearbeitet werden". Scholz kann sich den neuen Posten "vorstellen, allerdings nur auf professioneller Basis". Das ist derzeit nicht finanzierbar. Scholz: "Mittelfristig müssen wir in Liga drei. Es gilt zu klären, ob wir das schaffen können." Hilfe könnte vom ehemaligen 96-Manager Franz Gerber kommen. Scholz: "Es ist kein Geheimnis, dass wir Freunde sind. Vielleicht kann er mich beraten." Vordringlicher ist jedoch die Trainernachfolge für Rainer Behrends. Arminias Coach will am Saisonende aufhören, Konkurrent Havelse hat schon Interesse angemeldet. Seitdem Sportmanager Andreas Grajewski bei den Garbsenern mitmischt, ist der Anspruch hoch. Im Kampf um die Nummer zwei hat Havelse zuletzt mächtig aufgeholt. Doch eine Vertragsverlängerung mit Trainer Bernd Krajewski scheint ausgeschlossen. "Dabei leistet der gute Arbeit", findet Uphoff. "Krajewski gehört zu unserem erweiterten Kandidatenkreis." Da könnten die Klubs beim Derby eigentlich gleich die Trainer tauschen. Doch womöglich kommt es bei Arminia zu einer Rolle rückwärts: Seit Behrends Rücktrittsankündigung läuft es sportlich wie geschmiert. Dass man sich nun mit Behrends erneut an einen Tisch setzen könnte, mag Vereinsvize Berndt Blumenthal "nicht mehr ausschließen". Für Gesprächsstoff beim Derby ist gesorgt.
Kicker, 23.11.2000
Am Sonntag, 14 Uhr, wird es am Bischofsholer Damm zur Sache gehen - Arminia Hannover und der TSV Havelse treffen aufeinander. Die Geschichte dieser Derbys zeigt, dass sie immer etwas Besonderes waren. Dass es dabei schon im Vorfeld nicht zimperlich zugeht, beweist ein aktuelles Beispiel: Die Gerüchteküche vermeldete, dass Trainer Rainer Behrends, der Arminia zum Saisonende verlässt, Nachfolger von Havelses Coach Bernd Krajewski werden soll. "Havelse hat einen guten Trainer. An einer Verpflichtung ist nichts dran", stellt Behrends klar. Doch dieses Gerücht hat Spuren hinterlassen. "Das hat mich ganz schön umgehauen", bekennt Krajewski. Nach zuletzt drei Siegen und einem Remis mischt Arminia im Kampf um die Tabellenspitze weiter kräftig mit. Angesichts des Restprogramms vor der Winterpause - nach Havelse geht´s zu Oberneuland und nach Emden ist ein Sieg gegen Havelse notwendig, um im Rennen zu bleiben. Mindestens sechs Punkte erhofft sich Manager Uphoff aus den drei Spielen. Benedetto Muzzicato leidet an einer Muskelverhärtung, Torjäger Erdmann an Rückenproblemen. Behrends: "Wir sind motiviert, aber nicht übermotiviert und wollen gewinnen." Nur eine Niederlage in den letzten sieben Spielen, damit stehen die Havelser auf Platz sieben. Drei Punkte trennen sie von Arminia. Mit einem Sieg könnte der TSV noch vor der Winterpause ins Meisterschaftsrennen eingreifen. Defensivspieler Tuncay Özler ist nach einer Roten Karte wieder spielberechtigt, während, Thomas Krüger, der dem Schiedsrichter nach dem Spiel bei Blau-Weiß Lohne einiges zu erzählen hatte, noch auf die Festlegung seiner Sperre wartet. Dieter Kösel
Neue Presse, 24.11.2000
Vorm Oberliga-Derby am Sonntag: Arminia stichelt, Havelse stapelt tief
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
HANNOVER. In der Tabelle trennen die Nachbarn nur drei Punkte. "Sonst trennen uns Welten", sagt Rüdiger Uphoff. Arrminias Manager spricht "vom Kampf der Systeme". In Bischofshol spielten nur Spieler aus der Region, Havelse dagegen habe massiv aufgerüstet, viele gestandene Spieler geholt. "Deshalb ist es ein Riesenwitz, dass die nur die Klasse halten wollen. Dann könnten sie uns die Punkte ja gleich schenken", stichelt Uphoff. Der Manager (in Anspielung auf Havelses Interesse an Arminen-Trainer Rainer Behrends) hat "die ständigen Störmanöver aus Garbsen satt". Rechtzeitig vorm Derby stärkt TSV-Macher Andreas Grajewski seinem Coach den Rücken: "Bernd Krajewski hat mein volles Vertrauen. Das Spiel bei Arminia hat keine besondere Bedeutung." Für die Bischofsholer schon. "Eine Niederlage im Derby wäre die bitterste überhaupt", so Uphoff vor "unserem Spiel des Jahres". Dazu erwartet Uphoff "über 1500 Fans". Für Arminias leere Kasse wäre das ein Segen, durchschnittlich kommen 500 Besucher zu den Heimspielen. Marko Schwabe - einer von fünf Ex-Havelsern bei Arminia - konzentriert sich aufs Sportliche: "Wir brauchen die Punkte, denn wir wollen uns in dieser Liga durchsetzen." Uphoff: "Wenn wir bis zur Winterpause oben dabei sind, wird für uns der Aufstieg ein Thema." Havelses Coach Bernd Krajewski hat anderes vor: "Wir bauen eine neue Mannschaft auf. Deshalb interessiert mich die Rivalität auch nicht." Einen Seitenhieb kann sich aber auch Krajewski nicht verkneifen: "Arminia steht zurzeit oben, aber das kann sich schnell wieder ändern."
Neue Presse, 25.11.2000
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
HANNOVER. Arminia Hannover gegen den TSV Havelse - im Derby morgen (Anstoß: 14 Uhr) will sich keiner der Nachbarn eine Blöße geben. Beide Klubs wollen in der Tabelle oben dran bleiben. Die Bischofsholer sind derzeit recht gut in Schwung. Zuletzt gabs am Bischofsholer Damm vier Heimerfolge (15:2 Tore). Der Lohn: Platz drei. "Es läuft nach Plan", findet Trainer Rainer Behrends. "Gegen Havelse soll der Aufschwung weitergehen." Allerdings ist die Behrends-Elf flügellahm - im Mittelfeld fallen mit Patrick Kroll (Hüftschmerzen) und Volker Teßmar (Fußprellung) beide Außenspieler aus. Patrick Grün soll gegen seinen Ex-Klub aus Havelse spielen. Auch Florian Toussaint darf morgen auf seinen Einsatz hoffen. Angeschlagen ist Spielmacher Benedetto Muzzicato. Er hatte in dieser Woche Trainingsverbot, "muss aber trotzdem ran", so Behrends. Der einzige Lichtblick: Markus Erdmann ist wieder "voll fit". Wichtig für die Behrends-Truppe, der Torjäger ist der einzige Armine, der regelmäßig trifft (schon zwölf Tore). So kann Behrends voll auf Angriff setzen: "Havelse ist zwar sehr konterstark, aber wir werden weiter offensiv spielen, wollen unseren Fans in unserem letzten Heimspiel des Jahres noch einmal einiges bieten."