26.11.2000, 14.00
Wie eine Tsunamiwelle kam der SV Arminia über den TSV Havelse und zertrümmerte vorerst die Havelser Aufstiegshoffnungen. Es war eine Demonstration der Stärke. Von den Fans in jeder Sekunde des Spiels nach vorn gepeitscht schlossen die Götter nahtlos an die sehr guten Leistungen der letzten Matches an. Die Tore zum Halbzeistand von 2:0 fielen in den ersten zehn Minuten jeweils aus Freistößen. Zunächst verwandelte Markus Erdmann aus 16-Metern und kurz danach wollte Marko Schwabe in nichts nachstehen und ließ dem Havelser Keeper ebenfalls keine Chance. Während die Götter sich jetzt Möglichkeiten ohne Ende erarbeiteten, spielten die Gäste, als ob sie von einem Paralysephaser getroffen worden wären. Es gab keine TSV-Torchance in den ersten 45 Minuten. Daran sollte sich auch mit Beginn des zweiten Spielabschnitts nichts ändern. Wieder war es Erdmann, der inzwischen wegen einer Kopfverletzung einen Verband trug, der den Ball aus kurzer Entfernung unter die Latte hämmerte. Havelses einzige Gegenwehr bestand bis zu diesem Zeitpunkt nur in, teilweise brutalen, Fouls. Die erste Gelbe Karte erhielt dann natürlich Erdmann für seinen Torjubel beim 3:0. Die nächste bekam "Auge" Eggers wegen angeblicher Spielverzögerung. Danach durfte wieder der "Schwabo" auf den Rängen getanzt werden, denn auch Schwabe erzielte seinen zweiten Treffer. Er vollendete eine Kopfballstafete nach einer Ecke (63.). Nun wollten auch die Havelser ein Tor schießen und weil die Götter einen bis vier Gänge zurückschalteten kamen sie auch vor das Tor von Eggers, der sich dann auch sofort auszeichnete. Den Gegentreffer konnte auch er nicht verhindern. Nach dem Ehrentor drehten die Giganten im blauen Dress, der wieder weiß war, noch einmal auf und Skerdi Bejzade blieb es vorbehalten den Schlusspunkt unter eine phantastische Teamleistung zu setzen.
Neue Presse, 27.11.2000
1500 Fans sahen eine tolle Fußballshow zwischen Arminia und Havelse. Und einen klaren Sieger - 5:1 für die Bischofsholer.
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
HANNOVER. Rainer Behrends war mit "üblen Magenschmerzen" gekommen. Arminias Coach sprach "vom größten Druck seit zehn Jahren". Vor der Saisonrekord-Kulisse erlösten ihn seine Spieler aber schnell: Neun Minuten waren gespielt, da war das Derby durch zwei trickreiche Freistoßtreffer schon entschieden. Mit rechts schoss Markus Erdmann aus 16 Metern in den rechten oberen Winkel (6.). Kollege Marko Schwabe machte es drei Minuten später mit links aus 24 Metern - unhaltbar. Havelse blieb harmlos, einige Spieler hatten ihre Gedanken wohl woanders: Marcin Drajer, Jan Zimmermann sowie Igor und Artur Stesko waren beim spanischen Erstligisten UD Las Palmas zum Probetraining. Die Stesko-Zwillinge sollen bereits unterschrieben haben. Noch vor der Pause ließ sich Erdmann eine klaffende Wunde am Kopf tackern - danach spielte er mit einem Turban. "Da wars mit Kopfbällen vorbei", so Erdmann, der deshalb mit dem Fuß erhöhte - Saisontor Nummer 14. Vorausgegangen war eine allgemeine Verwirrung in der TSV-Deckung. Wie auch beim 4:0 durch Schwabes Kopfball (63.). Eine Chance nutzte Paulo Lopez zum Anschluss (84.). Dann wurde es hektisch. Nach einem Tumult sah Lopez Rot, Drajer Gelb-Rot. Die Derby-Show war erst mit dem 5:1 durch Skerdi Bejzade (90.) zu Ende. Der Druck offenbar nicht. TSV-Macher Andreas Grajewski soll Horst Voigt "im Kabinengang durchgeschüttelt" haben, behauptet der Arminen-Vorstand.
HAZ, 27.11.2000
VON CHRISTIAN OTTO
Hannover. Spätestens beim Flachabstoß in der 71. Minute war der Schwindel aufgeflogen. Igor Stesko wollte das runde Leder zu einem Mitspieler des TSV Havelse befördern, aber es ging nicht. Keiner wollte, keiner lief. Weil es bereits 4:0 für Gastgeber Arminia Hannover stand und die Havelser hilflos waren, riefen die Zuschauer "Zeitspiel, Zeitspiel", und man lachte sogar über den TSV. Klaus Reuper, Klubchef des SV Arminia, konnte sich später die Frage nicht verkneifen, mit welcher Taktik die Havelser in das Spiel gegangen seien. Eine echte Antwort konnte darauf niemand geben. Der Endstand von 5:1 (2:0), mit dem die Gäste noch gut bedient waren, sagte fast alles. Die Hackordnung in der Fußball-Oberliga bleibt unverändert, Arminia ist Hannovers Nummer 1. "Wir waren nicht beim Boxkampf", spottete Arminen-Trainer Rainer Behrends, "das können wir uns finanziell nicht leisten." Vielleicht waren die Havelser wirklich noch in Gedanken beim nächtlichen Spektakel in der Preussag Arena, denn nach neun Minuten standen sie schon als Verlierer da. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Zwei sehenswerte Freistoßtreffer, die über eine fade ertse Halbzeit hinwegtrösteten, machten die Havelser schnell zu Verlierern. Nach dem Seitenwechsel konnte Arminia überzeugen. Den einfallslosen Havelsern dagegen gelang fast gar nichts. "Das war heute eine besondere Genugtuung", meinte Arminen-Kapitän Marko Schwabe, einer von fünf ehemaligen Havelsern in Bischofshol. "Bei denen wussten sechs Leute doch gar nicht, dass das hier ein Derby war." Freunde werden die Hauptdarsteller der beiden Vereine vorerst nicht mehr. Schwabe monierte, die Havelser hätten sich ständig "versteckte Dinger mit dem Ellenbogen" geleistet. Skerdi Bejzade beklagte, einer der beiden Polen im TSV-Dress habe ihn ins Gesicht geschlagen. Markus Erdmann dagegen, der von der 32. Minute an wegen einer Platzwunde mit einem Kopfverband gespielt hatte, schlich grinsend vom Platz - der Arminen-Torjäger hatte sich aus den Gemeinheiten herausgehalten und schlichtweg durch Leistung überzeugt. Am Ende fassten sich die Arminen an den Händen, schmissen sich für die Zuschauer in den Dreck und feierten. Am Rande stand Svetoslav Uvaliev, ihr ehemaliger Mitspieler, der heute das Havelser Trikot trägt. "Einigen bei uns fehlt die Leidenschaft, die Arminia hat", meinte der frustrierte Bulgare und blickte neidisch zu den feiernden und jubelnden "Blauen" hinüber.
Kicker, 27.11.2000
1500 Zuschauer wollten sich das Derby zwischen Arminia und dem TSV Havelse nicht entgehen lassen. Sie wurden nicht enttäuscht, zumindest was die Tore angeht, die der Partie die Glanzpunkte aufsetzten. Bereits nach neun Minuten war das Spiel entschieden: Erdmann traf mit einem 16-Meter-Freistoß (6.) und Schwabe mit einem 24-Meter-Freistoß(9.). Damit war jegliches taktische Konzept der Gäste durchkreuzt - und es sollte lange dauern, bis sie sich von diesem Doppelschlag erholten. Arminia ließ nichts anbrennen und erzielte durch Erdmann kurz nach der Pause (49.) das 3:0. Schwabe (63.) köpfte nach einer Erdmann-Ecke das vierte Tor. Erst danach ließen es die Arminen ruhiger angehen, wurden unkonzentrierter. Die Havelser erarbeiteten sich erste klare Torchancen. Doch entweder scheiterten sie an Arminias Torwart Eggers oder trafen wie Uvaliev (79.) den Pfosten. In der 84. Minute war es Lopes, der den Ehrentreffer besorgte, bevor Bejzade zum 5:1 traf. Für die Litauer Igor und Artur Stesko könnte mit die Partie ihre Abschiedstournee für den TSV begonnen haben. Vor drei Wochen verpflichtet, sollen sie dem Vernehmen nach bereits im Dezember zu spanischen Erstligisten U. D. Palmas wechseln. Dieter Kösel
Bild, 27.11.2000
Von Alexander Elsner
Das war eine Abreibung erster Klasse. Arminia schlägt Havelse 5:1! Am Vorabend war die komplette Mannschaft von Trainer Bernd Krajewski noch beim Boxkampf, im Derby bekam Havelse selbst reichlich Prügel. Arminias Helden (1100 Zuschauer am Bischofsholer Damm) die beiden Doppel-Torschützen: Kapitän Marko Schwabe und (mal wieder) "Ente" Erdmann. Der Torjäger knallt einen Freistoß aus 17 Metern schon nach sechs Minuten ins Eck. Danach der nächste Freistoß aus 25 Metern. Wieder wartet alles auf Erdmann, doch zur Überraschung trifft diesmal Schwabe. Das Spiel nach neun Minuten schon gelaufen. Dann verletzt sich Erdmann am Kopf, spielt mit einem Kopfverband weiter - und trifft trotzdem weiter! Diesmal flankt Kroll, "Ente" staubt zum 3:0 ab (49.) - sein 14. Saisontor. Dann wirdīs lächerlich! Arminen-Torwart Eggers sieht Gelb wegen "Zeitspiel". Kann der Schiri nicht ganz ernst gemeint haben. Denn Havelse im Angriff ultraschlecht. Da macht Schwabe sein zweites Tor zum 4:0. Nach 75 Minuten (!) die erste Chance für die Gäste. Doch Eggers hält die Schüsse von Lopez und Drajer. Die beiden dann ganz gefrustet: Lopez staubte noch einem Broccoli-Freistoß zum 1:4 ab, sieht nach Tätlichkeit gegen Bejzade Rot. Drajer fliegt mit Gelb-Rot gleich hinterher. In der letzten Minute trifft Bejzade zum 5:1-Endstand.
Havelses Trainer Bernd Krajewski nach Spielschluss mächtig angefressen: "Wir sind untergegangen." Eine Woche lang machte sich der Coach Gedanken über die Derby-Taktik - umsonst! Krajewski: "Zwei grandiose Tore machen nach neun Minuten alles zunichte." Havelse half auch das Mini-Trainingslager im Hotel "Garbsener Schweiz" nicht. Über die Aktion kann Arminias Trainer Rainer Behrends nur lachen. Der Trainer nach dem Spiel: "Fürs Boxen war kein Geld in der Mannschaftskasse. Und bei Arminia schläft jeder bei sich zu Hause.." ae