27.8.2000, 16.00
Ein Arbeitssieg der Giganten. In der ersten Halbzeit spielte Arminia wirklich schönen Fußball und hätte durchaus mehr Tore schießen können als das 1:0 durch Markus Erdmann (24. Minute). 96 war in den ersten 45 Minuten nur im Rückwärtsgang und ohne Torchance. Ein ganz anderes Bild dann im zweiten Spielabschnitt. Die Götter im blauen Dress überließen den Roten das Mittelfeld und verlegten sich auf Konter, die auch brandgefährlich waren. Die Roten waren nur mit Freistößen von der Strafraumkante gefährlich, die ihnen der Pfeifenmann mysteriöserweise gleich in Serie bewilligte. Der SV Arminia brachte das Ergebnis, frenetisch von den Fans angefeuert, über die Zeit und kann sich nun in der Tabelle nach oben orientieren. Einige hatten diese packende Partie offenbar mit großen Mengen Alkohol zu verarbeiten versucht und ein Schwerstangeschlagener versuchte sich im Headbangen an einer Drehorgel. Die Drehorgel erwies sich als stabiler als der Schädel des etwa 50-jährigen und so beschloss er den Abend im Bett eines nahegelegenen Krankenhauses.
DIRK
Neue Presse, 28.08.2000
Markus Erdmann war wieder dabei und schoss Arminia zum Sieg im Oberliga-Derby gegen 96 - 1:0.
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
HANNOVER. Glücklich war hinterher keiner. Arminias Trainer Rainer Behrends ärgerte sich üner seine Einwechselspieler ("Da kommt nichts"), Torschütze Erdmann hatte sich erneut eine Zerrung zugezogen, und die geschlagenen 96er durften lange nicht duschen - Coach Rolf Müller erklärte seinem Team erst ausführlich alle Fehler. Die standen auf Müllers Notizblock, der schon zur Halbzeit voll geschrieben war. 96 kombinierte zunächst gefällig, doch Chancen gab es nicht zu notieren. Arminia spielte gradliniger. Und wenn Spielmacher Muzzicato und Torjäger Erdmann (sein erster Saison-Einsatz von Beginn an) am Ball waren, wurde es gefährlich. Wie beim Tor des Tages: Erdmann schob einen abprallenden Ball aus kurzer Entfernung ins Tor (24.). Zuvor hatte der ehemalige 96er ("Der Sieg ist eine Genugtuung") geschossen. Gegen die unsichere 96-Deckung hätte Arminia noch höher führen können, doch Torwart Ochs passte gegen Schwabe (31.) und Erdmann (35.) gut auf. Beim Schuss von Kroll half der Pfosten. Nach dem Wechsel brauchte Rolf Müller nichts mehr aufzuschreiben. Seine Mannschaft übernahm immer mehr die Initiative und hatte genügend Chancen zum Ausgleich. Erst als der Druck größer wurde kam Arminia bei Kontern wieder zu Gelegenheiten. Für die 900 Fans wars nun ein toller Schlagabtausch - ohne weitere Treffer. "Hauptsache drei Punkte, jetzt haben wir schon sechs", sprach SVA-Manager Rüdiger Uphoff nach nun drei Begegnungen "von einem halbwegs gelungenen Start". 96 hat erst einen Punkt, und Trainer Müller braucht wieder einen neuen Notizblock.
HAZ, 28.08.2000
VON CHRISTIAN OTTO
Hannover. Am Ende humpelte er nur noch, Patrick Kroll plagten Krämpfe. Als der erlösende Schlusspfiff ertönte, ließ er sich wie Mitspieler Patrick Grün entkräftet zu Boden plumpsen. Arminia Hannover hatte verdient gewonnen - es war aber ein 1:0-Heimsieg der kaum Jubel entfachte. Markus Erdmann, dessen Treffer des Tages (24. Minute) die Amateure von Hannover 96 zum Verlierer des Oberliga-Derbys machte, brachte es auf den Punkt: "Das war erkämpft. Mehr war das nicht." Wer über Spiele von Arminia schreibt, der schreibt über Markus Erdmann. Der 31-jährige, noch angeschlagen und auffällig langsam, zog das Spiel in Carsten-Jancker-Manier an sich. Vorne hatte er nach einem Schuss von Benedetto Muzzicato, den 96-Torwart Timo Ochs nicht festhalten konnte, abgestaubt. Als die Kräfte merklich nachließen und er ins Mittelfeld rückte, spielte der Schlaks trotz ungenügender Fitness kluge Pässe. "Arminia hatte einen Erdmann", meinte 96-Coach Rolf Müller, "das war der Unterschied." Arminia hatte aber auch ein Konditionsproblem. Rainer Behrends, dessen Team in der 2. Halbzeit müde wirkte und nur noch bei Kontern gefährlich war, geriet in die Kritik. Das Schöne an einer Kulisse von nur rund 800 Zuschauern ist, dass man auch jeden noch so unqualifizierten Zwischenruf hören kann. Auf die Frage "Warum laufen die denn nicht?" antwortete Behrends in Richtung Haupttribüne: "Die sind doch alle krank." Erdmann schleppte sich dahin, der angeschlagene Spielmacher Muzzicato war nur widerwillig aufgelaufen und musste vorzeitig aufgeben. "Ich wollte gar nicht spielen", gestand der ehemalige 96er, "ich habe das nur für die Mannschaft gemacht." Wer gestern nachschauen wollte, ob es im Schatten der 96-Zweitligaprofis noch hoffnungsvolle hannoversche Fußballer gibt wurde enttäuscht. Bei den Arminen ackerte und rackerte Neuzugang Kroll, der mit einem Pfostenschuss Pech hatte (22.). Bei den "Roten" überzeugten Jan Steier und Ousseynou Dione. Aber diese Herren wirken in der Defensive. Den so genannten tödlichen Pass in des Gegners Strafraum, den gestern nur Erdmann und Muzzicato spielten, spielten sie nicht. Um ein Haar wäre Gastgeber Arminia noch gestolpert. Als auch die letzte Puste ausging, bekam und vergab 96 diverse Torchancen. Ihre Drangphase hatten die Gäste auch einem Einwechselspieler der Arminia zu verdanken. Ceki Ari trottete lust-und glücklos über den Platz, der Totalausfall vergab bei einem Pfostentreffer sogar das 2:0 (84.). "Der hat sich heute auf die Tribüne gespielt", meinte Trainer Behrends. Die pulsierenden Adern an seinem Hals ließen erahnen, wie sauer er trotz des zweiten Saisonsieges war.
Bild, 28.08.2000
1:0 gegen die 96-Amateure - Arminia ist der Sieger im ersten Hannover-Derby der Oberligasaison. Arminia damit nach zwei siegen oben dran. Fehlstart dagegen für 96: Nach drei Spielen erst ein Tor und ein Punkt für den Aufsteiger. Den Unterschied zwischen den "Blauen" und den "kleinen Roten" machte Arminias Markus Erdmann aus. Nach seiner Verletzung erstmals von Anfang an dabei und sofort der Matchwinner - sein Abstauber nach Muzzicato-Schuss das Tor des Tages (24.). Da wurde 96-Trainer Rolf Müller neidisch: "Erdmann bewegt sich zwar nicht viel, aber was er läuft, macht er richtig. Mit ihm hätte ich auch gewonnen". Zur Erinnerung: 94/95 gehörte der Torjäger bei 96 sogar zum Zweitliga-Kader, ehe er dann über Nordstemmen zu Arminia wechselte. In der 70. Minute musste ihn Arminia gestern mit Oberschenkelproblemen auswechseln. Der 96-Sturm gestern oft harmlos: Erst im zweiten Durchgang wachten die Amateure auf und verstärkten mit den Einwechselspielern Touré und Ighedosa den Druck. Aber ohne Erfolg. ae