6.5.2000, 14.00h
Arminia hat den VFL Osnabrück zum Meister gemacht und selbst ein sehr gutes Spiel abgeliefert. Aber der Reihe nach. Im Stadion angekommen trafen wir auf zwei VFL-Fans, die den SV Arminia in seinen Bemühungen unterstützen wollten. So weit nicht die schlechteste Idee, nur trug einer der Beiden ein Shirt der ehemaligen (?) Naziband Böhse Onkelz und so gewandet hat er natürlich in unserer Ecke des weiten Runds nichts zu suchen. Also gesellten er und sein Kumpan sich zu den etwas weniger strikten Wilhelmshavenern. Das Spiel begann nicht gut und schon nach sieben Minuten gingen die Kicker von der Jade in Führung und es sah so aus als wären sie gewillt, diese auch auszubauen. Glücklicherweise überstand der SV Arminia diese Drangperiode ohne weiteres Gegentor und kam nun selbst zu Chancen. Eine davon führte zum verdienten Ausgleich durch Lars Reuther (38.). In der zweiten Hälfte rannten die Wilhelmshavener an, um ihre theoretische Meisterschaftschance zu wahren, und das Götterteam konterte brandgefährlich. In der 86. Minute war es dann endlich soweit. Markus Erdmann flankte auf den in der Mitte völlig freistehenden Joe Yankson und dessen wuchtiger Kopfstoß, der wie eine Granate im Netz einschlug, ließ dem verzweifelten Mach (wie immer war Mach 1 in Bischofshol nicht schnell genug) im Küstenkicker-Gehäuse keine Möglichkeit zum Eingreifen. Doch kaum war der Jubel der begeisterten Massen verklungen meldete sich der Titelaspirant mit dem Ausgleich zurück (89.), doch noch war nicht Schluss und wieder war es Joe Yankson, der einen weiten Pass (alias Befreiungsschlag) aufnahm und wie der Roadrunner auf das gegnerische Tor zustürmte. Eine fürchterliche Sense, die dem Kojoten alle Ehre gemacht hätte, stoppte ihn kurz vor dem Erreichen der Schallgeschwindigkeit. Wer jetzt gedacht hatte es gäbe die Rote Karte für den Sensenmann, der immerhin auch noch der letzte Feldspieler vor dem Tor der Mannen vom Jadebusen war, sah sich getäuscht. Der Mann im schwarzen Dress hatte eine temporäre Amnesie, in deren Verlauf er sämtliche Regeln der Pfeifenkunst vergaß. So gab es nur die Gelbe Karte und einen letzten Freistoß für das Team der Giganten. Erdmann trat an un jagte das Leder Nanometer am Gebälk vorbei. Schade, ein Tor mit dem letzten Schuss hätte eine sehr gute Arminenleistung gekrönt. Glückwunsch zum erneuten Titelgewinn nach Osnabrück und diesmal sollte es mit dem Aufstieg auch klappen (ist nicht ganz uneigennützig, wir kriegen dann noch mal Geld für den Wechsel von Dennis Weiland).
Dirk
Hallo Sonntag, 07.05.2000
HANNOVER (hh). Regionalligist Arminia Hannover zerstörte durch das 2:2 gegen den Tabellenzweiten SV Wilhelmshaven die Titelträume der Gäste. Für Wilhelmshaven musste ein Sieg her. Nur so konnte das Team von Trainer Moors den Kontakt zu Spitzenreiter Osnabrück verringern, der tags zuvor gegen Lübeck gepatzt und so das Aufstiegsrennen offen gehalten hatte. Stephan Prause unterstrich die Ambitionen der Nordlichter durch sein frühes Tor. Gemeinsam mit Golovan wirbelte er durch die Reihen der "Blauen", umspielte Torwart Eggers und schob locker ein (7.Minute). Arminias Coach Rainer Behrends musste auf Knörenschild verzichten (Oberschenkelzerrung) und stellte dafür Joe Yankson neben Erdmann in die Spitze. Doch genau wie seine Teamkollegen bot der wendige Stürmer nur müden Sommerfußball - nach einer halben Stunde hatten die rund 400 Zuschauer noch keinen Torschuss der Bischofsholer bejubeln können. Erst Lars Reuther brachte Stimmung auf die Ränge. Wie aus heiterem Himmel gelangte er an der Strafraumgrenze an den Ball und traf. Sein geschickter Drehschuss wurde noch von Bünger abgefälscht, so dass Keeper Eike Mach keine Abwehrmöglichkeit hatte (35.). Ein Torschuss, ein Treffer - eine gute Quote. Den Fans aber war´s zu wenig. "Ist das eure Werbung für die nächste Saison", schimpfte ein aufgebrachter Fan auf der Tribüne. Seine Stimmung dürfte nach dem Wechsel kaum besser geworden sein. SVW-Coach Moors muss seinen Spielern in der Pause die Bedeutung der Partie für den Saisonendspurt verdeutlicht haben, denn die Gäste kamen noch stürmischer aus der Kabine - vor allem der eingewechselte Turgut machte viel Druck. Prause (51.) und Turgut (53. und 63.) mussten die Führung herausschießen. Bei einem Aufsetzer von Vysniauskas (75.) und Schüssen von Golovan und Stonkus (80., 82.) rettete Torwart Eggers in höchster Not. Umso überraschender dann die plötzliche Führung für Arminia. Nach einem vermeintlichen Foul von Ukrow an Erdmann reagierte Pertile blitzschnell und führte den Freistoß sofort aus - Wilhelmshaven im Tiefschlaf. Das nutzte Erdmann aus. Seine Flanke landete genau auf dem Kopf von Joe Yankson, der keine Mühe hatte, sein drittes Saisontor zu erzielen (87.). Doch Arminia brachte die schmeichelhafte Führung nicht über die Zeit. Nach einer Stonkus-Ecke stieg der SVW-Kapitän Ukrow am höchsten und erzielte per Kopf den verdienten Ausgleich (89.). Kurios: In der Nachspielzeit stürmte Yankson allein auf das Gästetor zu und wurde von Vysniauskas an der Strafraumgrenze umgerissen - ein Regelverstoß, der eine rote Karte nach sich ziehen muss. Völlig unverständlich, warum Schiedsrichter Brünning nur Gelb zeigte. Durch das Remis brachte Arminia den VFL Osnabrück ein gutes Stück weiter in Richtung Meisterschaft und Relegation zur zweiten Liga. Der VFL hat nun fünf Punkte Vorsprung vor Wilhelmshaven und das weitaus bessere Torverhältnis. Mit einem Sieg beim Schlusslicht Oldenburg kann der Titelverteidiger am nächsten Samstag die Meisterschaft endgültig für sich entscheiden.
Neue Presse, 08.05.2000
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
HANNOVER. Die Fernsehleute von N3 waren noch mal mit einem Großaufgebot zum Spiel des Tages gekommen. "So schnell kommen wir nicht mehr ins TV", ahnte Klubchef Klaus Reuper. Arminia muss bald eine Klasse runter. Wohl deshalb waren nur noch 600 Zuschauer gekommen - Abschiedsstimmung in Bischofshol. Immerhin gab es vier Tore, Arminia beendete Wilhelmshavens Hoffnungen auf die Meisterschaft - 2:2. Vor laufenden Kameras zeigten die Arminen noch einmal, was sie am besten können: Kämpfen, kämpfen, kämpfen. Spielerisch waren die Küstenkicker klar besser, beim Auslassen bester Gelegenheiten aber auch. Arminia hatte lange erst gar keine Torchance. Der Tabellenzweite nutzte seine erste. Aber nach der Führung durch Stephan Prause (7.) war für die Gäste meist am Strafraum Schluss. Unverständlich, wollten sie doch Osnabrück jagen. Der Spitzenreiter hatte tags zuvor beim 0:2 gegen Lübeck gepatzt. Stattdessen gelang Lars Reuther auf Zuspiel von Maik Pertile der Ausgleich (35.). Aber nicht nur deshalb bot der VW-Arbeiter eine tolle Partie - Reuther lief und lief und lief. Für ihn war die Pause wohlverdient. Danach waren die Gäste frischer, hatten Chancen im Minutentakt. Der eingewechselte Mustafa Turgut traf den Außenpfosten, ansonsten bekam Arminen-Torwart Lars-Oliver Eggers stets ein Körperteil zwischen Ball und Torlinie. So hätte es fast eine Überraschung gegeben. Joe Yankson - er durfte nach langer Durststrecke für den angeschlagenen Mirko Knörenschild stürmen - traf nämlich kurz vor Ende zum 2:1. Pertile hatte bei einem Freistoß schnell reagiert. Dafür ärgerte sich der Libero zwei Minuten später "maßlos". Wieder einmal kassierte sein Team kurz vor Schluss einen Gegentreffer - Alexander Ukrow sprang nach einer Ecke am höchsten und traf noch zum 2:2.
Noten: Eggers 1, Fiedler 3, Pertile 2, Schwabe 3, Ibanez 4, Reuther 2, Brüning 4, Bejzade 4, Muzzicato 3, Yankson 3, Erdmann 4, Grün (46. für Ibanez) 4.
Kicker, 08.05.2000
"Wir wollen versuchen, das Ganze noch einmal spannend zu machen", reagierte Wilhelmshavens Trainer Hans-Werner Moors auf die Niederlage Osnabrücks gegen Lübeck. Mit einem Sieg in Hannover hätte seine Mannschaft den Abstand zum Tabellenführer auf drei Punkte verkürzen können. Spannend machten es dann seine Spieler, aber nicht in der gewünschten Weise. Dabei hatte es bei hochsommerlichen Temperaturen gut begonnen. Wilhelmshaven begann druckvoll, und Prause schoss nach schönem Doppelpass mit Golovan bereits nach sieben Minuten die Führung. Wilhelmshaven dominierte zunächst weiter, versäumte es aber, das zweite Tor nachzulegen und die Partie vorzeitig zu entscheiden. Mitte der ersten Halbzeit wurde Arminia selbstbewusster und kam zu Torchancen. Der Ausgleich durch Reuther, seinen Drehschuss fälschte Bünger unhaltbar ab, wirkte wie ein kalter Guss für die Moors-Schützlinge. Allerdings nicht erfrischend, sondern eher lähmend, auch wenn Prause in der 37. Minute nach schöner Einzelaktion nur knapp das Tor verfehlte. In der zweiten Halbzeit erspielten sich die Gäste eine Vielzahl klarer Möglichkeiten, doch entweder scheiterten sie am guten Arminen-Torhüter Eggers oder an den eigenen Nerven. Zumindest Vysniauskas hatte Glück im Unglück. Der zuweilen unsichere Schiedsrichter Brünning gab ihm statt Rot nur Gelb in der Schlussminute, nachdem er Yankson als letzter Mann nur unfair hatte stoppen können. Dieter Kösel
Bild Hannover, 08.05.2000
Einfach blöd! Arminia ließ sich mal wieder den Sieg wegschnappen. Ausgleich zum 2:2 gegen Wilhelmshaven Sekunden vorm Abpfiff. Dennoch Glück für Arminia. Vor 500 Fans verhinderte allein der überragende Torwart Eggers eine deutliche Schlappe im vorletzten Heimspiel. Das schnelle 0:1 (Prause/7.) glich Reuther mit dem ersten Schuss (auch noch abgefälscht) aufs Wilhelmshavener Tor aus (35.). Nach der Pause die Eggers-Show. Arminias Keeper fischte vier Riesenchancen weg. Dann traf der rote Joe. 2:1 durch Joe Yankson mit Kopf zum 2:1 - und nur noch drei Minuten zu spielen... Wilhelmshaven nutzte die knappe Zeit. Ukrow traf zum 2:2. Trainer Behrends: "Das Ergebnis geht in Ordnung."
HAZ, 08.05.2000
Hannover (kös). Das Knallen der Sektkorken in Osnabrück war bis zum Bischofsholer Damm zu hören. Mit 2:2 trennten sich Arminia Hannover und der SV Wilhelmshaven. "Wir wollen unsere Freunde aus Osnabrück zum Meister machen", hatte Arminias Trainer Rainer Behrends vor dem Spieltag von seinen "Blauen" gefordert und sie beschworen, sich nicht hängen zu lassen. Er kann beruhigt sein: Bei nunmehr fünf Punkten Vorsprung und dem deutlich besseren Torverhältnis ist "seinem" VFL der Meistertitel der Fußball-Regionalliga kaum noch zu nehmen. Nach der Heimpleite gegen Eintracht Braunschweig hatte Wilhelmshaven den Kampf um den Titel bereits aufgegeben. Doch dann verlor Osnabrück am Freitag daheim überraschend gegen Lübeck. Mit einem Sieg bei Arminia hätten die Schützlinge von Trainer Hans-Werner Moors den Abstand auf den Tabellenführer auf drei Punkte verkürzen können. Über Nacht war das Meisterschaftsrennen urplötzlich wieder offen. Und daraus bezog diese Begegnung ihre Spannung, denn guter Fußball wurde bei hochsommerlichen Temperaturen eher selten geboten. Hochmotiviert begann Wilhelmshaven und ging durch Prause bereits nach sieben Minuten in Führung. Die Gäste versäumten es in der folge, ihre Überlegenheit in ein zweites Tor umzusetzen und die Partie vorzeitig zu entscheiden. Doch so berappelte sich der Gastgeber und kam durch ein Tor des Monats des starken Lars Reuther zum Ausgleich. Der Schock saß tief bei den Gästen, und es bedurfte wohl des Pausentees, um ihren Angriffsschwung wieder zum Leben zu erwecken. Fünf glasklare Chancen erspielten sich die Wilhelmshavener, scheiterten aber am starken Arminia-Torhüter Lars-Oliver Eggers oder den eigenen Nerven. Der SVA setzte auf Konter. Joe Yankson köpfte in der 86. Minute eine Flanke von Markus Erdmann zur Führung ein. "Wir haben einen neuen Spieler gewonnen. Dieser Versuch schreit nach einer Wiederholung in den letzten zwei Spielen", freute sich Manager Rüdiger Uphoff für Yankson. Mit Leistungen wie gegen Wilhelmshaven ist der junge ghanaische Stürmer auf dem besten Wege, eine bisher misslungene Spielzeit abzuhaken und seinen arrivierten Kollegen Konkurrenz zu machen. Der Sieg gegen den Tabellenzweiten schien ganz nah. Doch nur drei Minuten später erzielte Ukrow nach einer Ecke unbehindert den hochverdienten Ausgleich für die Gäste. "So ein Tor darf nicht fallen. Bei einer Ecke in dieser Spielphase muss sich auch ein Erdmann mal zurückbewegen und nicht an der Mittellinie stehen bleiben", war Maik Pertile nach Spielschluss stinksauer. "Wir haben nichts zu verschenken. Für uns geht es noch um Prämien und Platz 9", so Arminias Libero.