27.03.2010, 15 Uhr
Die Anreise zum ambitionierten Verein aus dem Kehdinger Land gestaltete sich kurzweilig, was auch wieder an den seltsamen Hinweisschildern an der Strecke lag. Jetzt kam zu Friedhof/Sportanlagen noch ein Hallenbad hinzu, über dessen Wärmequelle man durchaus spekulieren durfte. Im Kehdinger Stadion angekommen wurde sofort die örtliche Versorgunsstelle angesteuert, in der es Kuchen und Torten in ordentlich dimensionierten Portionen zu angemessenen Preisen gab. Das favorisierte Getränk aller Fußballanhänger wurde dann allerdings in einer Art Fingerhut serviert. Vorbei ging es an der einheimischen Fangruppe "Black 41", deren Zahlencode die mitreisende Dame für uns entschlüsselte. Lag ja eigentlich auf der Hand. Das Spiel begann und der SV Arminia tat sich sofort in der Offensive hervor und man musste nicht lange warten, bis eine Flanke bei Hans-Martin Schneider landete und dieser aus kurzer Entfernung zum 1:0 für die Blauen einköpfte. Die Gastgeber reagierten geschockt, hatten aber Glück, dass sie schon nach zehn Minuten einen Elfmeter zugesprochen bekamen, den sie zum Ausgleich nutzten. Fortan wogte das Spiel hin und her, Drochtersen traf die Latte und bald darauf gingen die Platzherren in Führung. Diese Führung sollte auch noch zur Halbzeit Bestand haben. Bei Arminia kam Tugay Tasdelen ins Spiel und diese Einwechslung sollte sich bezahlt machen. Zunächst änderte sich am Spielgeschehen nichts, dann gelangte das Spielgerät im Strafraum zu Tasdelen. Mit all seiner Routine beförderte er dann das Leder aus etwa zwölf Metern in die Maschen. Der Jubel bei den Mitgereisten verwandelte sich nur wenige Minuten später in blankes Entsetzen, denn fortan sollte die Spielleitung in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Zunächst erzielten die Kehdinger die erneute Führung und diese galt auch, obwohl der Assistent an der Linie ganz klar Abseits angezeigt hatte. Nach Rücksprache mit dem Referee wollte er davon nichts mehr wissen und die Rot-Blauen durften die Arme in die Höhe reißen. Nur sechzig Sekunden später kam es zu einer Rudelbildung, die keine Folgen hatte, aber als der Gegenspieler des eingewechselten Paul Janke von einem Windhauch umgemäht wurde und die durch den unverhofften Luftzug verursachten Schmerzen in theatralischer Art und Weise zelebrierte, zückte der Unparteiische den roten Karton. Fassungslosigkeit, die sich mit Händen greifen ließ, breitete sich bei den Anhängern der Götter im grünen Dress aus. Zumal die Hausherren weitere Platzverweise durch Flugeinlagen provozieren wollten. Das gelang zum Glück nicht und die einzigen, die in dieser hektischen letzten halben Stunde die Ruhe behielten, waren die Spieler des SV Arminia. Immer weiter berannten sie in Unterzahl das Tor des Gegners und hatten zehn Minuten vor dem Ende auch Erfolg. Erneut war Tasdelen bei einer Hereingabe zur Stelle. Nun hatten die den Asseln zugeneigten Zuschauer die Schnauze voll und brachten das auch lautstark zum Ausdruck. Schnauze voll und singen geht ja eigentlich nicht, klappte aber trotzdem. Die Anhänger der Bischofsholer hatten eher mit der Fülle unterer Körperregionen zu kämpfen, waren doch die Örtlichkeiten in weiter Ferne, und auch das wurde besungen. Geht auch besser als mit vollem Mund. In den letzten Minuten waren die Arminen dem Sieg näher als ihre Kontrahenten, doch es blieb bei einem verdienten Unentschieden. Dass die Moral der Mannschaft intakt ist, war nach Gegentor und Platzverweis deutlich zu sehen und so sollte man die Hoffnung nicht aufgeben. Aufgeben musste nach einer an Mobbing grenzenden Pressekonferenz der Coach der SV D/A. Sein Nachfolger war bereits vor Ort und ist niemand anders als der als Hypno-Riedel bekannte frühere Übungsleiter des FC Bremerhaven. Dirk
Neue Presse, 28.03.2011