20.11.2005, 14 Uhr
Die beschwerliche Reise nach Kiel nahm nur eine kleine Schar auserwählter Arminen auf sich. Trotzdem hatte man in den Gefährten der verschiedenen Bahnunternehmen doch eine recht gute Zeit. Die Freunde des Nikotins wussten es durchaus zu schätzen, dass in Schleswig-Holstein in den Zügen noch dem Rauchen gefrönt werden darf. Offensichtlich dürfen die Angestellten auch mehr als in anderen Bundesländern, denn ein lallender Schaffner antwortete auf die Frage "Seit wann ist denn bei euch das Trinken erlaubt?" mit der überraschenden Replik: "Anders lässt es sich doch hier nicht aushalten!" Er muss es ja wissen, fährt ja öfter durch die Gegend. Die Verspätung in Kiel führte zu einem schnellen Entern einer Taxe, deren Fahrer ruhig, besonnen und sehr schnell durch die mit Ampeln verseuchte Stadt steuerte und so befand sich ein Teil von uns bereits acht Minuten nach Spielbeginn an der Bande der Bezirkssportanlage im Ortsteil Projensdorf. Sofort wurde der SVA angefeuert und die Götter im grünen reagierten umgehend. Tugay Tasdelen eroberte im Mittelfeld das Leder, spielte auf Patrick Pfeng "Shui", der stürmte in den Strafraum, legte das Spielgerät am Keeper der Kieler vorbei und Bruno Akrapovic hat keine Mühe das leere Tor zu treffen. Das 1:0 und durchaus verdient, wie alle gerade Gekommenen fanden. Im Anschluss konzentrierten sich die Aktionen beider Mannschaften auf das Mittelfeld, aber hin und wieder gab es Möglichkeiten für beide Teams. Die des SV Arminia waren dabei zwingengender als die der Gastgeber. Leider wollte den Blauen kein weiterer Treffer gelingen. Mitte der ersten Hälfte traf dann auch der Rest der Mitgereisten ein und berichtete dem staunenden Publikum von einem Taxifahrer, der weder Verkehrsregeln (nicht in den Gegenverkehr fahren) noch den Stadtplan von Kiel (zwei Mal Holstein-Stadion) kannte und offenbar gerade eine Ausbildung zum Selbstmordattentäter machte. Am Spielverlauf änderte sich allerdings nichts und so ging es mit der knappen Führung in die Kabinen. Nach der Pause machten die Akteure mit Bewährtem weiter, nur der Referee hatte seine Freude an der Farbe Gelb entdeckt und zeigte sein Kärtchen bei jeder Kleinigkeit. Allerdings nur den Arminen. Die Kieler, die sich teilweise körperbetonter Spielweise bedienten, die sie sich beim Eishockey abgeguckt hatten, blieben seltsamerweise von Karten nahezu verschont. Nach ungefähr einer Stunde begann Kiel zu drücken, Arminia blieb aber bei Kontern stets gefährlich. Das Tor zum sicherlich vorentscheidenden 2:0 wollte aber trotz guter Chancen nicht fallen. Zehn Minuten vor dem Ende gelang den Platzherren mit einem tückischen Aufsetzer der Ausgleich und der KSV setzte nach, blieb aber weiter nicht wirklich gefährlich. Nach 90 Minuten zeigte der Unparteiische ohne Not eine Nachspielzeit von drei Minuten an. Große Verletzungspausen hatte es bis dahin nicht gegeben. Sei´s drum, die die 180 Sekunden vergingen und es wurde immer noch gespielt. Ein weiter Pass auf die halbrechte Seite fand einen der drei (!) im Abseits befindlichen Holstein-Spieler und der machte das Tor. Aufgebracht wie jeder andere anwesende Fußballsachverständige erkundigte sich Akrapovic beim Linienrichter, warum er zuerst sein Fähnchen heben wollte, sich dann aber eines Schlechteren besann. Der Assistent petzte sofort bei seinem Chef und Akrapovic bekam die rote Karte zu sehen. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen, wir befanden uns bei der strittigen (eigentlich unstrittigen, wenn der Mann an der Seitenlinie seinen Job gemacht hätte) Entscheidung auf Ballhöhe und hatten die gleiche Sicht wie der Mann einen Meter vor uns. Völlig verdattert nach diesem Betrug verließen wir den Ort des Geschehens und suchten eine Bushaltestelle. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn selbst die Einheimischen wussten nicht viel mehr zu sagen, als das Weg ziemlich weit wäre. Nach einem satten Fußmarsch erreichten wir die Haltestelle, wo auch kurz zuvor ein Vorauskommando in Richtung Bahnhof gefahren worden war. Statt eines Busses kam aber erst einmal ein Reiter auf einem Schimmel vorbei. Da hätten wir natürlich nicht alle Platz gefunden, deshalb wurde doch ein Taxi geordert und ein ebenfalls an der Haltestelle befindlicher Typ kurzerhand mitgenommen. Dieser erzählte erst ausgiebig von seiner Karriere als Handballer, wurde aber recht wortkarg, als er auf seinen das Taxi durchdringenden THC-Geruch angesprochen wurde. Er murmelte dann noch etwas von "gerade geerntet" und verschwand an einem angesteuerten Versorgungspunkt im Dunkel der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt. Die Rückfahrt verlief relativ ruhig, außer dem Umstand, dass die Bundesbahn wieder mit Toiletten aufwarten konnte, die man Fug und Recht als braune Tonnen bezeichnen kann. Dirk
Das erste Taxi verließ gerade den Bahnhofsvorplatz, als man sich noch guter Dinge zu fünft ins Nächste schob. Der Extrasitz im Fond des Wagens blieb der kleinsten mitfahrenden Person vorbehalten, was sich später als äußerst glücklich erweisen sollte (wäre ich doch sonst dem Fahrer an die Kehle gesprungen, hätte ihn rausgezerrt und wäre selber gefahren). Nach der kurzen, aber eindeutigen Anweisung an den Fahrer „BEZIRKSSPORTANLAGE PROJENSDORF, schnell bitte!“ und mit einem nachgeschobenen „Das wird auch honoriert!“ wähnte man sich auf der sicheren Seite und sah sich eigentlich kurz vor dem Anpfiff aufs Areal eilen. Bereits der erste Kilometer machte aber alle Hoffnungen jäh zunichte. Die ROTE Phase von fünf oder sechs Ampeln kostete bereits gefühlte 10 Minuten und auf die Frage, ob die Busfahrer in Kiel auch die Ampelschaltung auf Grün schalten können, konterte unser Fahrer Abdullah geschickt mit „bei uns haben nur Fußgängerampeln manchmal einen Knopf zum drücken“. Wir wechselten dann lieber das Thema. Nachdem wir erfahren hatten, dass Kiel so ca. 260.000-270.000 Einwohner hat und Abdullah auch schon in Hannover war, näherte man sich erschreckend LANGSAM dem HOLSTEINSTADION. Auf eine leise zweifelnde Stimme Richtung Fahrer „du weißt aber, dass wir nicht zu diesem Stadion wollen“ konnte meine Wenigkeit noch - nach den mit Adleraugen erspähten Hinweisschildern „Projensdorf“ - abwiegeln „die Richtung stimmt aber“, um nur Sekunden später festzustellen „allerdings hätten wir dann eben links abbiegen müssen“. Nun, nach zweimaligem abbiegen an Stellen, die kein Verkehrsministerium der Welt dafür vorsieht, kam der Wagen vor dem Holstenstadion zum stehen und Abdullah wollte uns entlassen. Inzwischen brach die erste Panik aus „doch nicht hier“ „wir sagten doch extra BEZIRKSSPORTANLAGE PROJENSDORF“ „nein, das ist falsch“ ... Nach mehrmaligem wiederholen unseres Fahrzieles kam ein „ach PROJENSDORF“ und wir atmeten erleichtert auf, wähnte man sich nun endlich verstanden. Allerdings für nur etwa 1 Minute. Solange brauchte Abdullah nämlich um loszufahren. Was dann kam, ließ uns den Glauben an so etwas wie die Fahrprüfung oder den Taxischein komplett verlieren. Abdullah wendete auf der zweispurigen Fahrbahn und nur der roten Ampel weiter hinten war es zu verdanken, dass uns hier (noch) kein Auto entgegen kam. Wäre er über den Grünstreifen in der Mitte auf die richtige Fahrbahnseite gefahren, wäre noch alles in Ordnung gewesen. Aber er fuhr lieber in die einspurige Abbiegerspur natürlich in die nicht dafür vorgegebene Richtung. Nach etwa zehn Metern kam, was kommen musste. Wir standen Auge in Auge oder besser Scheinwerfer in Scheinwerfer mit einer völlig entgeisterten Autofahrerin. Auf unsere inzwischen angsterfüllten Zurufe hin wendete Abdullah wieder und fuhr dann auf die Schnellstraße. SCHNELLSTRAßE wohlgemerkt. Nach ein paar Metern wies unser Beifahrer ihn noch einmal auf diese Tatsache hin „das ist eine SCHNELLSTRAßE, hier darfst du Gas geben“. Von meinem Platz ließ sich die Tachonadel leider nicht einsehen, aber Augenzeugen zufolge soll sich diese während der gesamten Fahrt nicht einmal über 50 erhoben haben... Nach der nächsten Abfahrt und einigen Schlenkern hofften wir uns jetzt bald am Ziel. Überflüssig zu erwähnen, dass wir per SMS bereits die Nachricht über das 1:0 vernehmen mussten. Noch diskutierend, ob es 1:0 für uns oder Kiel steht, erstarrte ich beim Anblick auftauchender Flutlichtmasten. Mein Vordermann noch freudig „Flutlicht, da muss das Stadion sein“. Genau das war es dann auch. Das HOLSTEINSTADION!!!! Was tat dieser Wahnsinnige? Nahe eines Nervenzusammenbruchs suchte unser Beifahrer im Stadtplan (er hatte tatsächlich einen gefunden), andere schrien „halt an der Tanke, ich brauche Bier“ und der Rest ergab sich in sein Schicksal. Nachdem man sich mit frischem Getränk verstärkt hatte und der freundlich Mensch aus der Tanke unserem Taxifahrer den Weg erklärt hatte, sollte unserem Glück jetzt nichts mehr im Wege stehen. Aber was tat Abdullah? Anstatt vorwärts über die dafür vorgesehene Ausfahrt der Tankstelle zu fahren nahm er lieber die Einfahrt per Rückwärtsgang. Überflüssig zu erwähnen, dass er beides bereits beim Auffahren verwechselt hatte und so eigentlich schon wieder richtig fuhr, nur eben rückwärts... Auf mein warnendes „ da ist ein Laternenpfahl hinter uns“ setzte er freudig zurück. Ungefähr fünf Warnhinweise, Schreie, Flüche, Kreislaufkollapse und Bekreuzigungen später kam der Pfahl verdächtig nahe bis ein kollektiv geschrienes STOP Abdullah dann zum Halten veranlasste. Nun setzte er endlich im Vorwärtsgang die Fahrt fort. Für die nächsten 50 Meter allerdings auf dem Bürgersteig, warum, das wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben, ich vermute aus Angst vor Geisterfahrern. Dank Stadtplan und Anweisungen unseres Beifahrers war der Rest ein Kinderspiel. Fünf Minuten später und ohne Zwischenfälle mit Tempo 30 erreichten wir nach EINER HALBEN STUNDE die Bezirkssportanlage. Der gute Abdullah entließ uns mit den Worten „Tschuldigung, bin noch nie hier gewesen“ Das bezweifelte dann auch niemand!!! Katrin
Neue Presse, 21.11.2005
KIEL. Nach drei Spielen ohne Niederlage musste sich Arminia unglücklich mit 1:2 bei Holstein Kiel II geschlagen geben – das bittere Ende wars … Dabei begann die Mannschaft von Hilger Wirtz vor 200 Zuschauern sehr stark, konnte früh durch Bruno Akrapovic in Führung gehen (10.). Danach dominierten die Gastgeber – zur Pause stands 7:2 nach Tormöglichkeiten. Das Bild änderte sich im zweiten Abschnitt. „Wir haben gekämpft, alles gegeben“, sagte Wirtz. Pfeng, Harms und Schneider versäumten es jedoch, den Sack frühzeitig zuzumachen. In der 85. Minute glich Kiel aus, in der Nachspielzeit fiel das 2:1. Negativer Höhepunkt: rote Karte für Akrapovic nach Spielende – Schiedsrichterbeleidigung).
Tore: 0:1 Akrapovic aus kurzer Distanz (10.), 1:1 Kühne aus 15 Metern (85.), 2:1 Schwarzwald (90.+3)
Arminia: Lüders – Beise, Tayar, Lazic, Barudi (87. Ibanez) – Harms, Herold, Schneider – Akrapovic – Tasdelen (90. Asamoah), Pfeng (75. Besovic) bo
HAZ, 21.11.2005
Hannover (kös). Es war keine berauschende Serie, aber immerhin eine, auf die Arminia Hannover stolz sein konnte. Drei Spiele lang waren die „Blauen“ in der Fußball-Oberliga ungeschlagen geblieben, gestern gab es bei Holstein Kiel II jedoch wieder eine Niederlage. Vor 180 Zuschauern unterlag das Team von Trainer Hilger Wirtz mit 1:2. Mehr als über das verlorene Spiel dürfte sich der Trainer über die Rote Karte für Bruno Akrapovic geärgert haben. Die erhielt der Routinier wegen Schiedsrichterbeleidigung, als er nach dem Abpfiff zu heftig protestierte. Bei den Arminen fiel mit Nima Habibian einer der torgefährlichsten Angreifer wegen Grippe aus. Die Gastgeber setzten hingegen gleich fünf Akteure aus dem Regionalligakader ein. Dies machte sich besonders in den ersten Minuten bemerkbar, als die Hannoveraner unter Dauerdruck standen. Doch gleich mit ihrem ersten Angriff zeigte die jungen Mannschaft, dass sie im Laufe dieser Saison gereift ist. Tugay Tasdelen und der starke Patrick Pfeng bereiteten die zu diesem Zeitpunkt überraschende Führung durch Akrapovic (10.) vor. Die Arminen kamen zusehends besser in die Zweikämpfe und hatten vor allem in der 2. Halbzeit zahlreiche Konterchancen, um die Partie frühzeitig zu ihren Gunsten zu entscheiden. In der Schlussphase warf Kiel alles nach vorne und konnte die Partie durch die Tore von Stefan Kühne (85.) und Sascha Schwarzwald in der 3. Minute der Nachspielzeit aus allerdings abseitsverdächtiger Position noch drehen. „Wir sind für unsere beherzte Leistung nicht belohnt worden“, haderte Wirtz mit dem Spielausgang.
Kicker, 21.11.2005
Hauptmann, Bartels und Guermari hatten in der Anfangsphase reihenweise Chancen für die Kieler vergeben. Die Strafe folgte in Gestalt von Akrapovic, der einen Konter zum 0:1 abschloss. Nach der Pause erhöhte Kiel den Druck, ohne die Arminen-Abwehr vor ernsthafte Probleme zu stellen. Erst Kühne fand aus 18 Metern die Lücke und glich aus. In der Nachspielzeit war es Sascha Schwarzwald vorbehalten, für den Sieg zu sorgen. Ingolf Haake
Kundenfreundliche Toilette der Bahn
Bild, 21.11.2005
Mann, ist das ärgerlich! 83 Minuten führte Arminia in der 4. Liga bei Holstein Kiel II - und verdaddelte doch noch den Sieg. 1:2 und Rot für Akrapovic. Der Ex-Profi hatte die Blauen in Führung gebracht (23.). Doch dann kassierten sie erst den Ausgleich (83.) und nach drei Minuten Nachspielzeit das 1:2. Akrapovic sah danach Rot wegen Schiri-Beleidigung. Trainer Hilger Wirtz: "Das tut verdammt weh."