01.05.2005, 15 Uhr
Der Platz auf dem die zweite Mannschaft des VfB Lübeck ihre Heimspiele auszutragen pflegt, ist ein deutliches Argument gegen Zweitvertretungen in der Oberliga. Der geneigte Zuschauer befindet sich auf Augenhöhe mit den Spielern, weil es keine Stufen gibt. Ebensowenig gibt es Getränke oder Bratwürste. Kein Wunder, dass sich die Zuschauerzahlen im mittleren zweistelligen Bereich bewegen. Bei soviel Mangelerscheinungen wollte der SV Arminia nicht zurückstehen und hat deshalb die Trikots vergessen, was dazu führte, dass sich die Götter die ungewohnten schwarz-weißen Lübeck-Leibchen überstreifen mussten. Trotzdem war Arminia von Beginn an die bessere Mannschaft, die Gastgeber versuchten erst gar nicht in die Nähe des von Daniel "Krake" Lüders gehüteten Gehäuses der Blauen zu gelangen. Schon bald konnte das erste Mal gejubelt werden, als Tugay Tasdelen den Ball in die Maschen beförderte. Leider verweigerte der Mann mit der Pfeife dem Treffer wegen vermeintlicher Abseitsstellung die Anerkennung. Kurz vor der Pause durften sich die Hanseaten dann doch zum Anstoß im Mittelkreis versammeln, denn André Beise hatte Tasdelen mustergültig bedient und dieser ließ dem VfB-Schlussmann keine Chance. Nach dem Wechsel spielte nur noch das Team der Giganten und traf erneut, aber wieder wollte der Referee eine Abseitsstellung gesehen haben. Völlig absurd, denn das Spielgerät war nach hinten gepasst worden. Hilger Wirtz teilte dies dem Unparteeiischen mit und wurde hinter den Zaun verbannt. Auf die Tribüne ging in Ermangelung einer solchen ja nicht und das Dach der Trainerbank kam wohl auch nicht in Frage. Zuvor hatte der Spielleiter schon mit dem wunderbaren Satz "Nicht so offensichtlich, meine Herren" ein Foulspiel an Rouven Brandt geahndet. Scheint ein Liebhaber versteckter Gemeinheiten zu sein. Arminia ließ weitere Möglichkeiten zum Ausbau der Führung aus und so durfte "Krake" Lüders in der letzten Mnute den Sieg festhalten, als er die einzige Torchance der Platzherren zunichte machte. Nach dem Spiel ging es zum sehr empfehlenswerten 1.Mai-Fest in der "Walli", wo man sich zu später Stunde unter anderem mit verrückten Finnen in Billigoveralls mit Alienaufnähern, verspiegelten Sonnenbrillen und grünen Motorradhelmen, die elektronische Musik machten, konfrontiert sah. Klingt seltsam, war es auch. Aber eben auch sehr gut. Dirk
Neue Presse, 02.05.2005
HAZ, 02.05.2005