11.10.2003, 14.45 Uhr
Es war kein Spiel für Herzkranke, denn nur mit viel Glück besiegte der SV Arminia den BV Cloppenburg. Der SVA begann gut, kombinierte gefällig und als alle vermuteten, dass das Tor der Gäste bald belagert werden würde, schlossen die Gäste einen Konter zum 0:1 ab. Fortan waren die Cloppenburger am Drücker. Das änderte sich erst mit dem kuriosen 1:1 durch einen Freistoß von Tugay Tasdelen. Drei Arminen ließen den kullernden Ball passieren und der, durch Wasserstoffperoxyd erblondete, Torwart der Cloppenburger konnte dem ins lange Eck rollenden Ball nur hinterherschauen. Jetzt spielten die Götter im grünen Dress wieder besser und die Verunsicherung in der Mannschaft legte sich. Auf ganz andere Weise legten die Cloppenburger ein ums andere Mal die Spieler des SVA. Es ist dem Schiedsrichter anzukreiden, dass er nicht früher zum Karton gegriffen hat. So war das Spiel ständig unterbrochen, weil sich Spieler von Arminia nach einer Sense am Boden wälzten. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff traf Tim Näfe mit einem Kopfball nur das Gebälk des Gehäuses von Trainersohn Hüring. Schade, denn eine Führung zur Halbzeit hätte den BVC in Zugzwang gebracht. So trafen die Gäste zwei Minuten nach Wiederanpfiff zum 1:2. Das Tor war eine Kopie des 0:1. Arminia war nun zwar bemüht, ließ aber vor dem Tor die letzte Entschlossenheit vermissen. Der BVC hielt den Ball und konterte gefährlich. Die größte Chance der Südoldenburger Münsterländer, einen Abpraller aus acht Metern, machte Alexander "Gecko" Dlugaiczyk mit einer fantastischen Reaktion zunichte. Mit zunehmender Spieldauer rächte sich die rustikale Spielweise der Gäste. Marco Dehne, der mehr als rotgefährdet war, wurde ausgewechselt und zog sich den Unmut der Massen zu, als er vor dem Verlassen des Platzes seine Kapitänsbinde einem 80 Meter entfernt stehenden Mitspieler überreichte. Kurze Zeit später war durfte dann doch ein Cloppenburger vozeitig mit Gelb-Rot unter die Brause. Zunächst änderte sich durch die Überzahl nicht viel, dann half zwanzig Minuten vor dem Abpfiff erneut ein Freistoß. Der glänzend aufgelegte Volker Teßmar hielt aus halbrechter Position einfach mal drauf und sein abgefälschter Schuss zappelte zum 2:2 im Netz. Und es kam noch besser. Bei einem schnell vorgetragenen Angriff scheiterte Garip Capin zunächst am Keeper, bekam den Ball wieder und sah Tasdelen in der Mitte, der wenig Mühe hatte zu vollstrecken. Die Führung beflügelte Arminia, die Ballstaffetten wurden sicherer und Chancen gab es nun zuhauf. Eine wurde von Capin in der letzten Spielminute nach einem schönen Sololauf zum 4:2-Endstand genutzt und damit war ein hartes Stück Arbeit erfolgreich zu Ende gebracht und in Stadionnähe praktizierende Kardiologen dürften sich über einen unverhofften Patientenansturm gewundert haben. Dirk
Hallo, 12.10.2003
(sdi). "Ganz wichtig, dass wir einen Hochkaräter geschlagen haben", meinte Arminia-Trainer Hilger Wirtz nach dem 4:2 (1:1) über den BV Cloppenburg. Der zweite Sieg in Folge hat die "Blauen" voran gebracht. "Hilft uns in der jetzigen Situation natürlich enorm", so Wirtz. Etwa 350 Zuschauer sahen zunächst die Führung der Gäste (8. Minute), Volker Teßmar glich per Freistoß aus (19.). "Mit der ersten Halbzeit war ich zufrieden, da war viel Kampf von beiden Seiten", fand Wirtz. Nach dem Wechsel ging Cloppenburgs Ex-96er Marco Dehne raus, der übermotiviert wirkte. Die Partie verflachte dann, weil der BV den Ball ob des Führungstores (47.) flach halten konnte. "Wir haben irgendwie nicht mehr zurück gefunden, da kam echt zu wenig", kritisierte Wirtz. Bis zur Schlussviertelstunde. Der Cloppenburger Oktay Yilderim sah wegen Fouls am Strafraum Gelb-Rot. Teßmars Freistoß wurde zum 2:2 abgefälscht. Einen vom starken Marcel Hagmann eingeleiteten Konter schloss Tugay Tasdelen zum 3:2 ab (78.). Mit dem Abpfiff erzielte Rückkehrer Garip Capin das 4:2. "Zwei Treffer mehr hätten es bei unseren Chancen sein dürfen", grantelte Wirtz.
Neue Presse, 13.10.2003
Schlecht gespielt, aber der Einsatz stimmte - so besiegte Arminia Cloppenburg 4:2.
HANNOVER. Alexander Dlugaiczyk hätte sich wohl am liebsten Pfropfen ins Ohr gesteckt. Wütende Fans hatten Arminias Torwart unüberhörbar zum Sündenbock gemacht. „Fliegenfänger“ war noch die harmloseste Beschimpfung. Da stand es 1:2, und die Bischofsholer Elf kickte ohne Mumm vor sich hin. Mit dem 1:1 zur Pause waren die Arminen noch gut bedient. Ex-96-Profi Marco Dehne hatte die Gäste nach elf Minuten in Führung geschossen, wobei Dlugaiczyk wohl etwas zu spät aus seinem Kasten stürmte. Der Ausgleich fiel eher zufällig. Marcel Ibanez versperrte Cloppenburgs Schlussmann bei Tugay Tasdelens Freistoß die Sicht - 1:1 (20.).Ihre spielerische Überlegenheit nutzten die Gäste erst kurz nach der Pause. Pekrul lief auf den erneut zögerlichen Dlugaiczyk zu - 1:2 (47.), bei den Bischofsholern klappte danach nichts mehr. Ausnahme: Dlugaiczyk, der seine Ohren offenbar auf Durchzug stellte und dafür hielt, was zu halten war. Nach Yildirims Platzverweis (Gelb-Rot, 73.) kippte die Partie, die Gastgeber wachten auf. Volker Teßmar rutschte in Marko Schwabes Freistoß - Ausgleich (74.). Nach Konter-Toren in der Schlussphase stands am Ende sogar 4:2. Arminias Coach Hilger Wirtz: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Dlugaiczyk auch, er „darf weiter halten“. sch
HAZ, 13.10.2003
Von Björn Franz
Hannover. Hilger Wirtz war die Angelegenheit im Nachhinein fast schon peinlich. Der Trainer des SV Arminia Hannover versuchte zu erklären, wie man ein Spiel in der Fußball-Oberliga gegen einen starken Gegner wie den BV Cloppenburg mit 4:2 (1:1) gewinnen konnte, obwohl der Kontrahent die klar bessere Mannschaft gewesen war. Auf der Suche nach einer Erklärung stieß Wirtz letztlich auf die 73. Minute. Da sah zunächst Gästespieler Oktay Yildirim die Gelb-Rote Karte, die anschließende Freistoßflanke stocherte Volker Teßmar zum 2:2 über die Linie - und leitete damit die Wende ein. "Diese Situation hat uns noch einmal einen Schub gegeben", meinte Wirtz. Und den hatten seine Spieler auch bitter nötig. An einen Erfolg der Arminen hatten zu diesem Zeitpunkt nämlich nur noch die größten Optimisten unter den 300 Zuschauern im Stadion Bischofshol geglaubt. Wie schlecht es derzeit um das Nervenkostüm der Wirtz-Elf bestellt ist, das hatten die vorausgegangenen 72 Minuten gezeigt. Nach ordentlichem Start ließen sich die "Blauen" durch einen einzigen schönen Spielzug der Gäste nicht nur überrumpeln, sondern auch jegliches Selbstvertrauen rauben. "Die Spieler sind völlig verunsichert", hatte Klubchef Jürgen Scholz bereits im Vorfeld der Partie festgestellt. Scholz hatte vor zwei Wochen nach vier Niederlagen in Folge die Notbremse gezogen und Stürmer Nima Habibian aus dem Kader verbannt. "Es hätte auch einige andere treffen können, ich wollte einfach ein Zeichen setzen", erklärte der ehemalige Arminen-Spieler, der das Selbstvertrauen seiner Nachfolger damit auch nicht gerade gestärkt haben dürfte. Am deutlichsten konnte man die Verunsicherung der Bischofsholer an zwei Akteuren ablesen: Dem Regionalliga-erfahrenen Marko Schwabe unterliefen derart viele Abspielfehler, dass er nach einer Stunde sogar verzweifelt sein Gesicht in den Händen vergrub. Und der junge Torhüter Alexander Dlugaiczyk sah bei beiden Gegentoren alles andere als glücklich aus - und wurde nach den anschließenden "Torwart raus"-Rufen von der Tribüne vollends zum Nervenbündel. Weshalb sich Wirtz auch demonstrativ vor den Schlussmann stellte, der Daniel Lüders erst vor drei Wochen im Arminen-Tor abgelöst hat. "Alex wird von draußen doch auch unsicher gemacht", schimpfte der Trainer in Richtung der lautstarken Kritiker. "Man darf nicht vergessen, dass der Junge erst 20 Jahre alt ist und hier eine Chance bekommt, in der Oberliga zu spielen." Dass es für die Gastgeber trotzdem noch zum Sieg reichte, hatte eben mit der 73. Minute zu tun. Und mit dem Ruck, der danach durch die Mannschaft ging. Plötzlich glaubten die Arminen wieder an sich - und durften nach den späten Treffern des überragenden Tugay Tasdelen und von Heimkehrer Garip Capin tatsächlich noch jubeln. Dass dabei zwei unfreiwillige Freistoßtricks von Tasdelen den Weg ebneten, störte niemanden mehr. "Wir wollten die Freistöße eigentlich ganz anders schießen, aber Tugay hat den Ball zweimal einfach nicht richtig getroffen", verriet Wirtz - und hob dabei mit einem Lächeln fast entschuldigend die Schultern.
Tore: 0:1 (9.) Dehne entwischt seinem Bewacher Trifunovic nach Pass von Zeqo und überwindet den zu spät herauskommenden Dlugaiczyk. 1:1 (19.) Tasdelen trifft per Freistoß aus 25 Metern. 1:2 (47.) Pokral steht nach Pass von Stenzel frei vor dem zögernden Dlugaiczyk und verwandelt. 2:2 (73.) Teßmar spitzelt einen 25-Meter-Freistoß von Tasdelen über die Linie. 3:2 (78.) Tasdelen schließt einen Konter über Näfe und Capin überlegt ab. 4:2 (90.) Capin umspielt nach Pass von Tasdelen Torwart Jüring und schiebt ins leere Tor.
SV Arminia: Dlugaiczyk - Hagmann - Brüning, Ibanez (58. Jürgensen) - Teßmar, Trifunovic (68. Brezina), Tasdelen, Schwabe, Toussaint - Harms (46. Capin), Näfe.
Zuschauer: 300.
Schiedsrichter: Kohlmann (Kiel).
Besonderes Vorkommnis: Gelb-Rote Karte gegen den Cloppenburger Yildirim (73.) wegen wiederholten Foulspiels.
Beste Arminen: Tasdelen und Hagmann.
Bild, 13.10.2003
Arminia gewann 4:2 gegen Cloppenburg - eine enge Kiste. Erst nachdem Cloppenburg Yilderim (Gelb-Rot/73.) verlor, kam Arminia auf die Siegerstraße: Ausgleich zum 2:2 (Teßmar/74.) und die Siegtreffer durch Tasdelens zweites Tor (79.) und Capin (90.).