26.08.2001, 15.00 Uhr
Eine katastrophale Leistung der Giganten im blauen Dress. Dafür gibt es überhaupt keine Entschuldigung! Göttingen 05 demontierte über fast die gesamte Spielzeit die Abwehr und das Mittelfeld der Götter, dabei hatte alles so gut begonnen. Markus Erdmann schnappte sich die Lederkugel, ließ drei Gegenspieler stehen und schoss aus spitzem Winkel ein. Aber statt nun sicherer zu spielen wurde sämtliche Ordnung im Spiel über Bord geworfen. Mit einem Sonntagsschuss egalisierten die Gäste und nach einem Einwurf (!) gingen die 05er per Kopfball in Führung. Dieses 1:2 hatte auch zur Pause noch Bestand. Wer nun gedacht hatte Arminia würde mit neuem Schwung aus der Kabine kommen, dürfte spätestens nach dem 1:3 und 1:4 eines besseren belehrt worden sein. Halbzeit zwei war nämlich noch schlechter als die vorherige. Marko Schwabe gelang noch der Treffer zum 2:4 gegen die keinesfalls sattelfeste Abwehr der Göttinger, doch postwendend fiel das Tor zum 2:5-Endstand. Dann hatte der Schiedsrichter ein Einsehen mit den, bei Temperaturen wie im Hochofen, schwitzenden Zuschauern. Viele hätten aber auch im Winter nach so einem Spiel vor Wut gekocht. Dirk
Nuri Karagülle
Neue Presse, 27.08.2001
Arminia desolat - 2:5-Heimpleite gegen Göttingen 05
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
Danach hatte Rainer Behrends einen mächtig dicken Hals. Am Spielfeld war der SVA-Trainer "von einer fiesen Wespe gestochen worden". Schmerzen verursachte dem Coach aber "nur unsere Vorstellung". Die begann viel versprechend. Torjäger Markus Erdmann traf nach tollem Alleingang zur schnellen Führung (8.). 700 Fans durften sich jedoch nur kurz freuen. Unverständlich was dann passierte. Offenbar verwechselten die Arminen die Gäste-Kicker in ihren schwarz-gelb gestreiften Trikots mit trägen Kartoffelkäfern. Dabei waren die Göttinger bienenfleißig und erarbeiteten sich Chance auf Chance. Der Ausgleich gelang Ex-96-Spieler Tobias Dietrich mit einem strammen Fernschuss (24.), dann nutzte 05-Stürmer Najeh Braham seine große Freiheit im Fünfmeterraum - 1:2 (31.). Damit war Arminia zur Halbzeit gut bedient. Nach dem Wechsel gings weiter mit den großen Unstimmigkeiten in Arminias Abwehr. In seinem ersten Spiel sah Zugang Frank Meißner Gegenspieler Braham meist von hinten. Wie beim 1:3 (65.). Beim 1:4 konnten gleich vier Arminen den Schützen Oliver Glöden nicht stoppen (76.). Marko Schwabe verkürzte noch mit einem Heber (89.), doch Göttingens Sebastian Gundelach stach in der Schlussminute noch mal zu - 2:5. Diese Pleite tat richtig weh. Rainer Behrends saß noch zehn Minuten nach Abpfiff auf seinem weißen Plastikstuhl und rätselte "übers kollektive Versagen". Nach drei Spielen mit zwei Niederlagen "wissen wir, wo wir stehen. Und das ist bitter", war Vereinsvize Berndt Blumenthal zerknirscht. Der vorgesehene Kampf um die Tabellenspitze findet in den nächsten Wochen ohne die Bischofsholer statt.
Benedetto Muzzicato
HAZ, 27.08.2001
VON CHRISTIAN OTTO
War das der berühmte Sommerfußball? Wenn die Hitze Kopf und Beine lähmt, wenn kaum Tempo im Spiel ist. In der 44. Minute, als ein verletzter Kicker am Boden lag, kam jede Menge Tempo in die Partie. An der Außenlinie wurden Getränke gereicht, alle Spieler waren schnell zur Stelle - aber auch hier hatte man den Eindruck, dass die Gäste von Göttingen 05 den berühmten Tick schneller waren. "Ich weiß auch nicht. Die waren einfach besser", gestand Markus Erdmann, Torjäger von Arminia Hannover. 2:5 verloren, die Zuschauer zum Nörgeln geradezu herausgefordert - Arminia leistete sich für ein Team, das Meister der Oberliga werden möchte , einen derben Ausrutscher. Dabei hatte alles nach Wunsch angefangen. Tor von Erdmann, bei brütender Hitze in Führung gegangen. "Normalerweise kann man den Gegner dann auskontern", meinte der Torschütze. Es reichte aber nicht, weil bei Arminia zu viel auf einmal schief ging. Die neu formierte Abwehrformation mit dem Trio Meißner, Brüning, Fiedler präsentierte sich anfällig. Keiner von ihnen bekam den überragenden Tunesier Najeh Braham, der fünf Tore hätte schießen können, in den Griff. "Verstehe ich nicht. Dem muss man mal wehtun, damit er nicht immer wieder durchdribbelt", sagte Frank Meißner, der sein erstes Pflichtspiel für Arminia absolvierte und dabei nur wenig neue Bewunderer fand. Per Kopf war er gut, mit dem Fuß eher weniger. "Wir wollten mit drei Leuten flexibel in der Abwehr spielen", meinte der Student, "aber das war wohl zu flexibel." Als die Göttinger Spieler sich an den Händen fassten und bei ihren etwa 30 mitgereisten Fans (von zwölf Polizisten bewacht) bedankten, lagen die Arminen-Spieler fassungslos am Boden. Auch Trainer Rainer Behrends, mit einem üppigen Kader ausgestattet, rührte sich kaum noch und verharrte fassungslos auf seinem Trainerstuhl. "Die Göttinger waren uns in allen Belangen überlegen. Die waren das Taem, das gewinnen wollte", meinte der Arminen-Coach. In der Tat hatten es seine Schützlinge versäumt, die Göttinger nach der verdienten Führung weiter unter Druch zu setzen. "Wir sind nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen", räumte Defensivspieler Meißner ein. Wie man auch bei größter Hitze mit breiter Brust über den Platz rennt, demonstrierte beim Vorjahresmeister Göttingen Kapitän Tobias Dietrich. Der ehemalige Profi von Hannover 96 dirigierte das Spiel, schlug die entscheidenden Pässe und war sich für nichts zu schade. Bei Arminia fehlte eine solche Persönlichkeit. Benedetto Muzzicato hat schon den Nachweis erbracht, dass er an guten Tagen ein für Oberliga-Verhältnisse guter Spielmacher sein kann. Gestern aber war leider ein schlechter Tag. "Bei mir", sagte Arminen-Trainer Behrends und schnaufte tief durch, "waren heute alle Totalausfälle. Es war ganz traurig."
Kicker, 27.08.2001
Wer hätte das gedacht? Die im NFV-Pokal gedemütigten Göttinger (1:4 in Einbeck) entzaubern den so hoch eingeschätzten Titelfavoriten Arminia Hannover auf dessen Platz. Arminen-Coach Rainer Behrends war hinterher so sauer, dass ihm fast nichts mehr einfiel. Nur das: "Göttingen war uns in allen Belangen überlegen und die Mannschaft, die hier gewinnen wollte. Bei uns gab es nur Totalausfälle - das war sehr traurig." 05-Kollege Frank Eulberg triumphierte: "Wir haben absolut verdient gewonnen trotz der großen Hitze und des 0:1-Rückstandes. Wir haben eine Duftnote gesetzt und sind jetzt in der Saison drin."Dabei sah alles nach Erdmanns schnellem 1:0 nach einem Debakel für den Meister aus. Doch die 05er, die auf den neuen Stürmer Michael Fuß wegen einer Mandelentzündung verzichten mussten, kamen mit der sengenden Hitze besser zurecht, zeigten sich läuferisch und spielerisch überlegen. Zu den Matchwinnern wurden Mittelfeldregisseur Tobias Dietrich und Doppeltorschütze Nadje Braham, der noch weitere Chancen auf dem Fuß hatte. Eulberg hatte erneut umgestellt, die zuletzt unsichere Abwehr mit Zekas verstärkt, wodurch Vranic ins defensive Mittelfeld vorrückte. Bis auf den Fehler bei Arminias Führung hatte der Litauer Erdmann gut im Griff. Ein Glückstreffer war zweifellos der Ausgleich durch Dietrich, der in den Winkel traf. Auch am 1:2 war Dietrich beteiligt, als Braham einen Einwurf volley verwandelete. Das 1:3 des Tunesiers war schon die Entscheidung. Danach hatten die 05er leichtes Spiel, um zu einem nie und nimmer erwarteten Auswärtssieg zu kommen. Von Arminia war dagegen mit zunehmender Spielzeit immer weniger zu sehen. Auch der erstmals als Defensivmann eingesetzte Frank Meißner ging gemeinsam mit seinem Team unter. Von den so zahlreich verteilten Vorschusslorbeeren ist bei den "Blauen" derzeit gar nichts zu sehen. Helmut Anschütz
Bild, 27.08.2001
So ein Debakel gabīs am Bischofsholer Damm lange nicht mehr. Arminia kam im Spitzenspiel der Oberliga gegen Meister Göttingen 2:5 unter die Räder. Bei Treibhaus-Temperaturen (33 Grad im Schatten) hält Arminia vor 600 Fans nur zu Beginn mit. Erdmann mit dem frühen 1:0 (8.). Nach dem 25-Meter-Kracher zum Ausgleich durch Dietrich (24.) dreht Göttingen richtig auf. Braham (31./65.), Glöden (76.) und Gundelach (89.) machen die Katastrophe perfekt. Das zwischenzeitliche 2:4 von Kapitän Schwabe (89.) wertlos. Trainer Behrends danach ratlos: "Es gab kein Maschseefest oder Geburtstag vorm Spiel. Warum waren trotzdem alle Totalausfälle? Jetzt darf nicht zu sehr auf uns draufgehauen werden." Ein frommer Wunsch in Anbetracht des Saisonziels Aufstieg. Vize Berndt Blumenthal: "Gehtīs so weiter, landen wir nicht unter den ersten fünf." Manager Rüdiger Uphoff: "Wir sind nicht fit. Wozu haben wir einen Konditionstrainer?" Da kann Behrends noch froh sein, dass sich die Arminen-Bosse nur auf seinen Fitmacher Michael Kohl eingeschossen haben...ae