18.02.2001, 15 Uhr
Ein Arbeitssieg des SV Arminia. Oldenburg, mit dem Trainergespann Gerber (hat das Sagen) und Steinbach (hat einen Platz auf der Bank), spielte zunächst überhart und so gab es immer wieder Szenen auf dem Platz zu sehen, die an Vieles, nur nicht an Fußball erinnerten. Vielleicht glaubten sich einige VfBler auch bei einem Probetraining der vielen hannoverschen Rugbyvereine. Arminia zwar drückend überlegen, doch bis auf zwei Großchancen von Markus Erdmann, gab es keine echten Torgelegenheiten. Bis zur 45. Minute! Ein Oldenburger blieb nach einem Zusammenprall liegen und Skerdi Bejzade nutzte mit seinem präzisen Kopfball die entstandene Deckungslücke zum 1:0. Sicher wäre bei einer anderen Gangart der Gäste das Leder ins Aus gespielt worden, doch wer austeilt muss auch einstecken können. Im Übrigen hatte der Schiedsrichter bis zu diesem Zeitpunkt noch keine einzige Karte gezeigt. Vielleicht hat er eine Phobie gegen die Farben Rot und Gelb. In der zweiten Hälfte spielte der VfB besser mit, doch Arminia hatte die Torgelegenheiten. Leider wurden diese nicht genutzt und so wurde auf den Rängen nicht nur wegen der Kälte gezittert. Die verzweifelten Gäste versuchten es mit der Reduktionstaktik, was bei einem derart zaudernden Referee gar nicht so einfach ist. Doch der eingewechselte Kay Stisi (Infos unter www.kaystisi.de) schaffte es. Zunächst rutschte er in strafrechtlich bedenklicher Weise mit den beiden Füßen voran in den am Boden liegenden "Auge" Eggers, um bei der anschließenden Diskussion des Sachverhalts noch Mirko Knörenschild per Faustschlag niederzustrecken. Da konnte selbst der Spielleiter nicht anders und zeigte die Rote Karte. Danach kämpften die Oldenburger, aber es blieb beim verdienten Sieg der Götter.
DIRK
Neue Presse, 19.02.2001
1:0 gegen VfB Oldenburg - durch den siebten Heimsieg in Folge bleibt Arminia in der Tabelle oben dran.
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
HANNOVER. Not macht erfinderisch: Mit Wolfgang Steinbach und Franz Gerber brachten die abstiegsbedrohten Oldenburger gleich zwei Trainer mit. Offiziell hat zwar nur Steinbach das Sagen, doch die Kommandos an der Seitenlinie gab diesmal der ehemalige Manager und Coach von 96. Gerber konnte jedoch Anweisungen geben, wie er wollte, die Bischofsholer ließen nicht eine klare Torchance zu. Bei seiner Rückkehr ins Trainergeschäft zogen die Arminen Gerber gewissermaßen das Fell über die Ohren. Arminias Chefcoach Rainer Behrends hatte es aber auch nicht leicht: "Wir hatten heute wieder große Probleme im Mittelfeld. Da muss was passieren." Abhilfe ist in Sicht: Die Spielberechtigung für Hakan Bicici soll heute eingehen. Ohne den neuen Regisseur liefs nur in den ersten 30 Minuten rund. Arminia war drückend überlegen, hatte jedoch nur wenige Chancen: Markus Erdmann trat einen Freistoß an den Pfosten, später schoss der Torjäger knapp daneben. Kurz vor der Halbzeit dann doch die überraschende Führung: Skerdi Bejzade traf per Kopf aus fünf Metern nach Flanke von Benedetto Muzzicato (45.). Gerber setzte sich geschockt, bis zum Pausenpfiff durfte Steinbach Trainer sein. Das änderte sich nach dem Wechsel wieder. Und die Arminen waren auch ein wenig verwirrt. Patrick Grün und Florian Toussaint vergaben nacheinander freistehend (55.). So wurde es noch mal hektisch. Negativer Höhepunkt: VfB-Stürmer Kay Stisi flog nach einem Faustschlag gegen Mirko Knörenschild vom Platz (73.). Danach passierte nicht mehr viel. "Hauptsache drei Punkte", hakte Behrends das Spiel schnell ab. Libero Lars Reuther war schon selbstbewusster: "Daheim sind wir nicht zu bezwingen, so können wir aufsteigen." Der Abstand zur Tabellenspitze beträgt nur noch fünf Punkte.
HAZ, 19.02.2001
VON CHRISTIAN OTTO
Hannover. Nach Siegen wie diesem geraten die Arminen stets ins Schwärmen. Den VfB Oldenburg mit 1:0 (1:0) geschlagen, eine unter Profibedingungen geführte Elf niedergerungen - mit solchen Erfolgserlebnissen rückt man dem hoch bezahlten Fußball und der Regionalliga Stück für Stück näher. Welche Unliebsamkeiten dieser aber mit sich bringen kann, wurde den 600 Zuschauern vor Augen geführt. Vom einstigen Zweitligisten Oldenburg, der sich übernommen hat, ist nur ein Bild des Jammers geblieben. Die Mannschaft zählt in der Oerliga zu den Mitläufern, daran kann auch ein gewisser Franz Gerber nichts ändern. "Gerber, nein Danke" stand auf dem großen Plakat hinter dem Tor. Der Held von einst, bei Hannover 96 erst gefeiert und später verflucht, musste sich bei seinem Auftritt Hohn und Spott gefallen lassen. Offiziell spielt er in Oldenburg den Kotrainer, tatsächlich stellt er aber die Mannschaft auf und dirigiert sie. Erst als klar wurde, dass Arminia dominierte, zog sich Gerber in den Hintergrung zurück. Lästige Fragen wehrte er ab, in die Pressekonferenz musste sein Mitstreiter. "Wir haben zwei Trainer. Wir entscheiden alles zusammen", meinte Wolfgang Steinbach. Er wurde für diese Version belächelt. Arminia hat nur einen Trainer. Rainer Behrends sprach nach dem verdienten Sieg von "einer schweren Geburt". Dem war nicht hinzuzufügen. Skerdi Bejzade war mit einem Kopfball in der 44. Minute das Tor des Tages gelungen. Die Flanke hatte Benedetto Muzzicato gegeben, obwohl ein Oldenburger verletzt im Strafraum liegen geblieben war. Man schämte sich nicht, sondern jubelte. Es war eine Partie, durch die wenig neue Freundschaften entstanden. Schiedsrichter Thorsten Holst geizte zu lange mit Karten, so dass Fouls und Ruppigkeiten kein Ende nahmen. "Schön war es nicht. Hauptsache gewonnen", gestand Arminen-Kapitän Markus Erdmann. Obwohl die Oldenburger Kay Stisi verloren, der sich zu einem Schlag in den Magen von Mirko Knörenschild hinreißen ließ und die Rote Karte sah (71.), blieb es bis zum Schluss eine Zitterpartie. Göttingen und Emden patzten, Arminia lauert wieder auf einen Spitzenplatz. Wie lange die "Blauen" dabei noch auf Dribbelkünstler Hakan Bicici verzichten müssen, dessen Spielgenehmigung vom türkischen Fußballverband weiterhin fehlt, bleibt ungewiss. "Hoffentlich klappt es bis nächste Woche", meinte Bicici "ich brauche dringend noch Spielpraxis." Um sich seine Dienste zu sichern, geht Arminia auf Betteltour. Der Etat von rund 700000 Mark gibt ein Profigehalt nicht mehr her, also müssen neue Gönner her. Manager Rüdiger Uphoff berichtete stolz, er habe von einem Fan 1000 Mark in Bar für Bicici erhalten. Klubchef Klaus Reuper ist angesichts des Transfers nicht so euphorisch. "Je länger das dauert, desto weniger Sinn macht es", sagte er. Er meint die überwiesene Leihgebühr in Höhe von 15000 Mark an den türkischen Erstligisten Denizlispor, die Arminia angesichts der eigenen Vereinskasse im Grunde gar nicht hätte ausgeben dürfen. Aber sie wollen unbedingt in die 3. Liga, sie wollen einen wie Bicici. Dass man sich auf ein gefährliches Spiel einlässt, möchte nach Siegen wie dem gegen die im Profifußball gescheiterten Oldenburger keiner hören.
Verliererduo Gerber/Steinbach
Bild, 19.02.2001
Puuuh, war das schwer! Arminia zitterte sich beim 1:0 gegen Oldenburg über die Zeit. Richtig rund läuft es in Bischofshol noch lange nicht. Trotz Freigabe für Hakan Bicici. Allerdings: Der kleine Türke durfte noch nicht ran. Die Papiere seines letzten Klubs Denizlispor liegen beim Verband noch nicht vor. Arminia überlegen, aber nicht überzeugend. Erdmann trifft nur den Pfosten (6.), dann "rettet" Bejzade unfreiwillig Oldenburg das 0:0, stolpert in einen Erdmann-Schuss. Dann steht Bejzade aber doch noch richtig, köpft eine Muzzicato-Flanke zum 1:0 ins Netz (45.). Oldenburgs Trainer-Doppel Franz Gerber/Wolfgang Steinbach hofft vergebens auf den Ausgleich: Stisi sieht nach einem Schlag gegen Knörenschild Rot (72.).
Hier lacht Übeltäter Stisi noch
Nordwest-Zeitung, 19.02.2001
Das Engagement war diesmal untadelig. Aber die Verkrampfung entwickelt sich zum härtesten Gegner
Von Wolfgang Wittg und Horst Hollmann
Hannover. Es gibt trotz der 0:1-Niederlage bei Arminia Hannover Positives vom VfB Oldenburg zu berichten: Die Mannschaft kämpfte und ackerte am Bischofsholer Damm mit riesigem Kampfeswillen. Selbst mit zehn Spielern nach dem Feldverweis gegen Kay Stisi ließ sie sich in der letzten Viertelstunde nicht umwerfen. Leider reichte das nicht, um das Tor aus der 45. Minute durch Bejzade wett zu machen. Die Oldenburger schwankten nach dem dritten sieglosen Spiel in diesem Jahr zwischen Enttäuschung und neuem Mut. "Viele Spieler sind wegen mir zu dieser Mannschaft gekommen", sagte Trainer Wolfgang Steinbach, "und ich sehe die Verpflichtung, die Saison zu einem guten Ende zu bringen." Über die Methode, wie die Kräfte zu bündeln sid, will in dieser Woche der Vorstand mit Spielern und sportlicher Leitung ohne umständliche Höflichkeitsfloskeln sprechen. Das Bedauern darüber, warum die Mannschaft sich vor allem in der zweiten Hälfte der Hinrunde in die missliche Lage auf dem viertletzten Platz manövriert hat, hilft nicht weiter. Waren es die personellen Probleme, war es eine gewisse Arroganz der vielen einst höherklassigen Spieler gegenüber der Oberliga, oder war es beides? In Hannover zahlte der VfB einen überhöhten Preis für alte Nachlässigkeiten. "Die eigene Angst, Fehler zu machen", hat Steinbach jetzt als einen Feind ausgemacht, der die VfBler heftiger attackiert als jeder Gegner. Und Ebenfalls-Trainer Franz Gerber weiß, "dass in der Rückrunde jeder Punkt doppelt aufwändig geholt werden muss." Zumindest einen Zähler entgegen strebte der VfB in Hannover. Das Wort vom "Oldenburger Catenaccio" durch die 600 Zuschauer durfte die Mannschaft als Anerkennung verbuchen. Hannover arbeitete kaum eine Chance heraus. Die Oldenburger Konter wirkten oft gefährlicher. Durch lang geschlagene und hoch herein segelnde Bälle war der VfB nicht zu bedrohen. Trotzdem ereilte den VfB in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit das Schicksal einer Mannschaft die zehn Plätze tiefer steht als der Gegner. Muzzicato flankte auf den Kopf von Bejzade; Torwart Eilenberger bekam eine Faust an den Ball, aber der sprang vom Innenpfosten ins Tor. Inmitten der Aufholjagd traf den VfB ein weiterer Hib. Stisi setzte mit gestrecktem Bein gegen Torwart Eggers nach, Knörenschild schubste den Oldenburger weg, der rempelte etwas heftiger zurück und sah die Rote Karte. Ob er sie für das Foulspiel oder die Unsportlichkeit zückte, darüber wollte Schiedsrichter Holst aus Kiel dann aber "nichts sagen." Fakt ist: Am Sonntag gegen Bremerhaven fehlt auch noch der beste Torschütze.