19.05.2001, 16 Uhr
Seltsame Sachen ereigneten sich vor dem Spitzenspiel. Zunächst bewunderten wir unsere E-Jugend in den genialen Strafraummiliztrikots und mussten dann feststellen, dass die Herren in den grünen Uniformen das traditionelle Biertrinken mit den Göttingern unterbinden wollten. Zunächst sollten Arminen und 05er strikt getrennt werden, doch schon 45 Minuten vor dem Spiel wurde sich in geselligen Runden zugeprostet. Das Spiel selbst war Extraklasse. Arminia in der ersten Hälfte besser, mit großen Chancen. Doch mehr als das Tor durch Marko Schwabe, der sich gegen fünf Göttinger durchsetzte, wollte nicht fallen. Natürlich wurde dieses mit ausgiebigem Tanzen des "Schwabo" gewürdigt. 05 hatte in der ersten Halbzeit weniger vom Spiel, deshalb war der Ausgleich per Freistoß zur Pause auch ein bisschen unverdient. Nach der Pause kamen die Gäste stärker auf und erspielten sich Möglichkeiten zur Führung, aber die Abwehr der Götter hielt dicht. Nach vorn lief in dieser Phase, zwischen der 50. und 70. Minute nicht viel. Bis Mirko Knörenschild nach einer Schwalbe seines Kontrahenten vom Platz musste. Dieser Spieler sollte sich überlegen, ob er nicht die Sportart wechselt, denn er sprang fantastische drei Meter vor Knörenschilds Bein ab und landete etwa 2,50 Meter dahinter. Knörenschild hatte ihn nicht berührt, da jeder Körperkontakt mit diesem Akrobaten den Gästespieler zu einen gestandenen Salto gezwungen hätte. Arminia wurde nun wütend, weil auch der Assistent des Referees sehr großzügig mit der Abseitsregel umging, das heißt jedesmal wenn ein schneller Angriff in der Entstehung war hob er sein Fähnchen. Dieser Mann sollte in Zukunft in der Boxengasse irgendeines Formel 1-Kurses stehen, um seinem Gewedel Berichtigung zu verschaffen. Die Blauen erspielten sich jetzt aber in Unterzahl Chancen im Minutentakt, doch das Leder wollte einfach nicht im Gehäuse landen. In der 89. Minute jubelte schon alles, aber wie durch einen Bann (oder wie es in den Gespenstergeschichten-Comics in den Siebzigern so schön hieß: "Narrt mich ein Spuk") ging der Ball nicht ins Netz. SeiŽs drum, wir haben jedenfalls das Spiel zweier Spitzenmannschaften erlebt und Arminia sollte in der Tabelle doch noch ein wenig nach oben klettern.
DIRK
Neue Presse, 21.05.2001
Nur 1:1 gegen Göttingen - Arminia verabschiedet sich aus dem Titelkampf.
VON STEPHAN SCHMIDTCHEN
Abpfiff. Die Arminen gingen kollektiv zu Boden, als hätte sie der Blitz getroffen. Rainer Behrends kannte den Grund: "Das war unser Aus im Titelkampf." Nur mit einem Sieg gegen Spitzenreiter Göttingen wären die Bischofsholer bis zum letzten Spieltag im Rennen geblieben. Dementsprechend begann das Topspiel. Die Behrends-Elf stürmte drauf los wie Schnäppchenjäger im Schlussverkauf. Dabei war Kapitän Marko Schwabe der Energischste: In Minute zwölf tanzte er vier Göttinger aus und traf aus zehn Metern in den Winkel - 1:0. Arminia machte weiter Dampf, doch die Gäste wollten sich so kurz vor Saisonschluss den Titel nicht mehr wegschnappen lassen, wurden ebenfalls aktiv. Beim Ausgleich halfen die Bischofsholer aber mit: Der ehemalige 96er Tobias Dietrich traf per Freistoß aus 23 Metern (32.). Alles oder nichts war das Arminen-Motto in Hälfte zwei. Nachdem Schwabe wegen Migräne runter musste, fehlte im Mittelfeld jegliche Ordnung. Doch Torjäger Markus Erdmann blieb wegen einer Oberschenkelzerrung chancenlos. Zehn Minuten vor Ende sah Mirko Knörenschild Gelb-Rot. Tormöglichkeiten zum Sieg gab es dennoch. Doch die eingewechselten Zeki Ari und Patrick Grün versagten jeweils aus kurzer Entfernung. Vor 1000 Fans blieb es beim Remis, was die Göttinger wie einen Sieg feierten. Bei Arminia hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. Rüdiger Uphoff: "Die wichtigsten Punkte haben wir vorher verspielt. Im nächsten Jahr wollen wir wieder um den Titel spielen." Der neue Kader ist schon fast komplett. Gesucht wird noch "ein Offensivmann". Kandidat: 96-Amateur Babacar NŽDiaye.
HAZ, 21.05.2001
Es war kein Tag für blaue Wunder. Von den 1000 Zuschauern im Stadion am Bischofsholer Damm litt ein Großteil mit dem FC Schalke 04 und dem SV Arminia mit. Die "Blauen" aus Gelsenkirchen verpassten den Meistertitel, die "Blauen" aus Hannover spielten gegen Tabellenführer Göttingen 05 nur 1:1 (1:1). Damit ist Arminia aus dem Titelrennen der Fußball-Oberliga ausgeschieden. "Wir haben ein großes Spiel gemacht, aber es hat nicht gereicht", sagte Trainer Rainer Behrends enttäuscht. An diesem Nachmittag wurde es wieder deutlich: Glanz und Elend liegen in dieser Saison beim SV Arminia dicht beieinander. Und das Elend ist eng mit dem Namen Markus Erdmann verbunden. Erst kurz vor dem Anpfiff entschied sich, dass der Torjäger trotz Oberschenkelproblemen spielen konnte. Diese Verletzung behinderte den mit 20 Treffern erfolgreichsten Torschützen aber so, dass er wirkungslos blieb. Bereits neunmal fehlte er in dieser Saison und konnte nie gleichwertig ersetzt werden. Das Fehlen eines zweiten torgefährlichen Angreifers dürfte den Titel gekostet haben. Die Glanzpunkte wurden bei Arminia besonders in den ersten 30 Minuten sichtbar. Arminia verfügt über eine starke Abwehr und ein spielfreudiges Mittelfeld. Reuther, Brüning und Knörenschild ließen gegen Göttingens torhungrige Stürmer keine Chance zu. Im Mittelfeld setzten Schwabe, Büyüktopuk und Muzzicato mit feinem Direktspiel spielerische Akzente. Nach Marko Schwabes Führungstreffer in der 12. Minute, er setzte sich gegen vier Göttinger im Strafraum durch, sah gegen mutlos wirkende Göttinger alles nach einem Sieg aus. Doch mit mehreren Fehlern brachte Arminia die Göttinger ins Spiel zurück. Skerdi Bejzade vertändelte den Ball im Mittelfeld, Schwabe musste 23 Meter vor dem eigenen Tor mit einem Foul klären. Den fälligen Freistoß zirkelte Tobias Dietrich um die Mauer herum ins Tor (30.). Das ließ die Gastgeber verkrampfen, das Spiel wurde mit zunehmender Spieldauer immer offener. Es war trotz nun fehlender spielerischer Momente eine attraktive Partie, da beide Team kämpferisch alles gaben und sich in der Schlussphase ein offener Schlagabtausch entwickelte. Arminias Stürmer Zeki Ari hatte es in der 84. Minute allein dreimal auf dem Fuß, die erneute Führung zu erzielen. Und Stürmer Patrick Grün, er kam für Erdmann, vergab in der 90. Minute den möglichen Siegtreffer, als er Göttingens Thomas Pfankuch aus vier Metern auf der Torlinie anschoss. Zu allem Überfluss sah Mirko Knörenschild in der 87. Minute auch noch die Gelb-Rote Karte wegen wiederholten Foulspiels. "Wir haben die wichtigen Punkte für den Titelgewinn nicht gegen Göttingen verschenkt", analysierte Schwabe nach Spielschluss. Sondern in den Spielen ohne Erdmann. Der Kapitän brachte damit Arminias Glanz und Elend auf den Punkt. DIETER KÖSEL
Kicker, 21.05.2001
"Das war ein hervorragendes Spiel von beiden Mannschaften", meinte 05-Coach Eulberg. "Wir haben uns aus dem Titelrennen verabschiedet", fügte Arminen-Trainer Behrends hinzu. Am Ende ein gerechtes Unentschieden in einem abwechslungsreichen Spiel, in dem beide Teams dicke Möglichkeiten zum Sieg besaßen. Die größte Chance hatte Arminia, als Grüns Schuss kurz vor Schluss von der Linie gekratzt wurde. Kurz zuvor langte Ari drei Mal hin - ohne Erfolg. Auf der anderen Seite mussten Dietrich (66.) und Smolka (77.) den Siegtreffer für Göttingen erzielen. Arminia machte in den ersten 30 Minuten "wahnsinnigen Druck", so Eulberg. Der 05-Trainer reagierte, brachte Heller für Muratovic. Die Göttinger plötzlich wie ausgewechselt, bestimmten das Spiel bis zur 80. Minuten. Arminia ist nun aus dem Rennen. Ob es Göttingen schafft, klärt sich wohl erst im letzten Spiel in Ihrhove. Die Göttinger Freude über das gute Spiel wurde aber getrübt durch den Abgang von Mark Barton. Er hat mit sofortiger Wirkung gekündigt. Ein Grund dafür sollen ausstehende Gehaltszahlungen sein. Helmut Anschütz
Bild, 21.05.2001
Das warŽs dann wohl für Arminia im Titelrennen. Nur 1:1 gegen Tabellenführer Göttingen, zwei Spieltage vor Schluss sind die Blauen fünf Punkte hinter dem Ersten. Arminias Trainer Rainer Behrends hoffte am Samstag auf zwei "blaue" Wunder: "Dass wir siegen und mein Lieblingsclub Schalke Meister wird." Klappte beides nicht. Arminia nur zu Beginn meisterlich: Teßmar-Flanke und Marko Schwabe erzielt im Strafraum gegen vier Mann die Führung (12.). Der Ausgleich nach tollem Freistoß für Göttingen: Dietrich lenkt aus 30 Metern an der Mauer rechts vorbei (32.). Danach viel Kampf und wenig Spiel bei Arminia. Torjäger Markus Erdmann mit Oberschenkel-Beschwerden geschwächt. Joker Zeki Ari scheitert mit drei Riesenchancen. Mirko Knörenschild (wechselt nach Hildesheim) fliegt mit Gelb-Rot runter. Ganz bitter: In der letzten Minute verballert Patrick Grün die letzte Aufstiegschance. Ex-Zweitligist Armia wohl auch weiterhin nur in der 4. Liga. Manager Rüdiger Uphoff verspricht: "Nächste Saison wollen wir endlich den Aufstieg packen."